Runaway Girl hört im Original auf den Namen Hick und stammt aus der gleichnamigen Buchvorlage der Autorin Andrea Portes. Seine Premiere feierte der Independentfilm bereits 2011 auf Filmfestival in Toronto. Wirklich bekannt ist der Streifen zwar bis heute nicht, kann sich dafür aber mit einem umso populäreren Cast brüsten. Mit Chloë Grace Moretz (Kick Ass), Blake Lively (Savages), Juliette Lewis (Hangover 2), Eddie Redmayne (Les Misérables) und Alec Baldwin (Departed- Unter Feinden) stehen zumindest schon einmal beachtenswerte Schauspieler hinter dem Projekt.
Story
Das junge Mädchen Luli McMullen lebt im amerikanischen Nebraska der 70er Jahre unter den widrigsten Umständen. In der Schule wird sie nur als Bar-Baby beschimpft, was in Anbetracht der alkoholabhängigen Eltern gar nicht mal von Ungefähr kommt. Selbst ihren dreizehnten Geburtstag verbringt das verschüchterte Kind in einer heruntergekommenen Bar. Wenigstens befinden sich nicht nur nutzlose Dinge unter den Geschenken. An dem 45 Smith & Wesson Revolver, ein Geschenk von ihrem Vater, findet sie Gefallen. Als dann jedoch die Mutter mit einem reichen Schnösel durchbrennt und sich der Vater daraufhin ebenfalls ohne ein einziges Wort zu verlieren vom Acker macht, fallen endlich die metaphorischen Schuppen von Lulis Augen. In diesem Schweinestall, das sie Heim nennt, will Luli nicht mehr bleiben und macht sich mit ihrem Revolver im Gepäck auf den Weg nach Las Vegas, Amerikas Spielplatz in der Wüste. Dabei macht Luli Bekanntschaft mit einem mysteriösen Cowboy, den sie so schnell nicht mehr loswird.
Dass sich hinter dem Gesicht von Chloë Grace Moretz, dem süßen Mädchen mit dem Schmollmund, eine gewalttätige Braut versteckt, wissen ihre Fans seit der Comicadaption Kick- Ass nur allzu gut. Gleich danach bewies die Jungschauspielerin im Vampir-Remake Let me in, dass sie selbst als zartbesaitetes Mädchen eine bitterböse, blutbefleckte Seite an sich hat. In Runaway Girl könnte die Ausgangssituation keine bessere sein, um genau dieses Verruchte so richtig schön aus ihr herauszukitzeln. Schließlich kann doch eigentlich nichts Gutes dabei herauskommen, wenn ein Revolver auf dem Geschenketisch eines 13-jährigen Mädchens landet, das zu allem Übel nicht einmal Liebe oder Fürsorge erfährt. Der versoffene Vater, die Rabenmutter und eine Müllhalde als Heim sollten das Fass doch eigentlich zum überlaufen bringen und der wortwörtliche Startschuss für einen rauen badass-Streifen sein. Das Western- Flair versprühende Nebraska eignet sich da ganz nebenbei auch noch als perfekte Kulisse.
Doch was geboten wird, ist etwas ganz anderes. Der vielversprechende Anfang entführt den Zuschauer zunächst in eine heruntergekommene Bar, in dessen Mitte von versoffenen Hinterwäldlern sich dieses verschüchterte Mädchen mit dem unglücklichen Namen Luli befindet. Hier will niemand freiwillig leben und schon gar nicht aufwachsen. Da ist Lulis Entscheidung Auszubüchsen, nur eine logische Konsequenz. Doch was passiert eigentlich, wenn ein kleines Mädchen mit einer Knarre in der Tasche quer durch die USA trampt? In Runaway Girl führt das jedenfalls zu Nichts, außer zu unnötigen Dialogen. Es will nicht einmal Spannung aufkommen, wenn Luli in das Auto eines zwielichtigen Cowboys (E. Redmayne) steigt oder mit der Trickbetrügerin Glenda (B. Lively) loszieht. Nach der ersten Hälfte des Films macht sich dann schließlich die traurige Befürchtung breit, dass alle guten Chancen, den Plot interessant zu gestalten, schon vorübergezogen sind. Stattdessen füllt sich die Handlung mit scheinbar wahllos herbeigeführten Charakteren, deren Handeln nicht sehr viel Sinn ergibt und den Zuschauer nur verwirrt vor dem Bildschirm schmoren lässt. Daraus resultierende Konsequenzen, die ein Sinn hinter dem Dargebotenem erklären, gibt es schlicht nicht.
Bindung zu den ohnehin blassen Charakteren baut sich so jedenfalls nicht auf. Erst nach vielen belanglosen, dahingeplätscherten Minuten entpuppt sich das Durcheinander als weinerliches Psycho- Drama, dem jegliche Spannung oder Dramatik fehlt. Da hilft auch die tolle Performance der süßen Chloë Grace Moretz nicht mehr viel, die während der gesamten Laufzeit leider nur im schüchternen Kindchenschema-Modus verweilt. Selbst die wunderbare Kameraarbeit oder der stimmungsvolle Soundtrack können die Fehler des schwachen Drehbuchs nicht mehr ausbügeln. Als wäre das nicht schon ärgerlich genug, wird auf diese Weise auch noch der interessante Cast verheizt. Schade, denn neben Moretz machen auch Blake Lively, Eddie Redmayne und Alec Baldwin eine vielversprechende Figur.
Bildqualität
- Video-Codec: MPEG-4/AVC, 1920x1080p, Ansichtsverhältnis 2.40:1
- auf dem Bild liegt ein deutlicher Braunton
- gelungene Durchzeichnung in dunklen Aufnahmen
- teils klar gezeichnete Konturen, teils weiche Einstellung
- Nahaufnahmen mit hervorragender Detailschärfe
- leichte Körnung
Tonqualität
- Deutsch: DTS-HD Master Audio 7.1, Englisch: DTS-HD Master Audio 7.1
- dominante Dialoge
- unaufdringlicher Raumklang
- dynamische Tonspuren mit sauberen Tiefen
Ausstattung
Hier gibt’s nichts zu sehen, bis auf einen Green Band und Red Band Trailer des Films.
Fazit
Sunfilm Entertainment setzt den potentiellen Käufern eine technisch gelungene Blu-ray vor die Nase. Das Bild besitzt einen atmosphärischen Filter, besticht aber vor allem wegen seiner qualitativ hervorragenden Nahaufnahmen. Akustisch gefällt die Liebe fürs Detail, wodurch eine angenehme und natürliche Wiedergabe zustande kommt. Dafür enttäuschen die Extras auf ganzer Linie, weil außer Trailer schlicht keine vorhanden sind. Runaway Girl ist von der handwerklichen Umsetzung, über den Cast, bis hin zum Soundtrack äußerst hochwertig. Bis hier hin also alles noch wunderbar. Dieser tolle Eindruck wird von dem elend langweiligen Drehbuch allerdings komplett zerstört. Was bleibt ist eine zusammenhanglose Aneinanderreihung verschiedener Handlungsfetzen, die zu Nichts führen. (mwo)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Philips 37 PFL 8404 H
BDP: LG BP 620
AVR: Onkyo TX-SR508
Boxen: Teufel Concept R2