Im Jahr 1987 schickte Regisseur John McTiernan eine Söldnergruppe rund um die steirische Eiche Arnold Schwarzenegger in den Dschungel, und ließ dann den Außerirdischen Predator auf die Gruppe los – und schuf damit ein kultiges Filmmonster, dass in der Zwischenzeit nicht nur 6 weitere Kinoauftritte hatte, sondern auch der Held zahlreicher Comicbücher wurde. Im August 2022 erschien dann mit Dan Trachtenbergs “Prey” der aktuelle Ableger der Filmreihe auf der Bildfläche und gelangte ohne große Kinoauswertung sogleich auf den Streamingdienst Hulu, beziehungsweise Disney+. Nachdem es zunächst nicht danach aussah, bringt Walt Disney Studios Home Entertainment den Film von 20th Century Studios im Vertrieb von LEONINE den Film nun doch als optisches Medium auf den Markt, und zwar sowohl als Blu-ray Disc, sowie als UHD/Blu-ray Combo im Keep Case, sowie in letzterer Version zusätzlich in Form eines limitierten Steelbooks auf den Markt. Was der Film zu bieten hat und wie sich die Discs in technischer Hinsicht schlägt klärt die nun folgende Rezension.
Story
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Nordamerika im Jahr 1719. Die junge Naru (A. Midthunder) ist stark, gerissen und äußerst selbstständig. Alles Dinge die bei einer Frau in ihrem Stamm der Komantschen kaum etwas zählen. Insbesondere die jungen Jäger ihres Stammes nehmen sie nicht wirklich ernst. Als Naru auf eine ungewöhnliche Bedrohung trifft, welche unglaubliche Fähigkeiten besitzt und Tod und Zerstörung in die Wälder ihres Stammes bringt, entschließt sie sich Widerstand zu leisten. Schon bald heißt es Kriegerin gegen Predator in einem blutigen Kampf zwischen Mensch und Alien ...
Die Handlung des Films ist 300 Jahre in der Vergangenheit angesiedelt und ursprünglich sollte der Bezug zum Predator und der damit verbundenen Filmreihe ein Geheimnis sein, dass jedoch bereits frühzeitig geleakt wurde und somit den Plan des Regisseurs zunichte machte. Die Heldin der Geschichte ist eine Komantschin, die sich gegen das damals bereits vorherrschende Patriachat auflehnt und im Alleingang den Kampf gegen einen Übermächtigen Gegner antritt. Das Geschlecht spielt dabei allerdings eine untergeordnete Rolle und im Kern geht es gegen den uralten Kampf von David gegen Goliath, was weder im Filmgeschäft im Allgemeinen noch innerhalb der Predator-Reihe im Speziellen eine Besonderheit darstellt, denn der Predator war und ist stets ein übermächtiger Gegner, der letztendlich von Einzelpersonen, die ihm eigentlich komplett unterlegen sind, besiegt wurde. Ob das auch hier gelingt, sei einmal dahingestellt (und es empfiehlt sich in dieser Hinsicht, auch den Nachspann anzusehen). Die Geschichte birgt objektiv betrachtet wirklich nicht viel Neues – und ist doch spannend und äußerst unterhaltsam.
Zum einen bieten Handlungsort und Handlungszeit zahlreiche Schauwerte, die den Film aus dem reinen, banalen Actioneinheitsbrei herausheben und einen gehörigen frischen Wind in das Franchise blasen. Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass als Protagonisten hier eine Gruppe indigener amerikanischer Ureinwohner ausgewählt wurde, wobei man den Anspruch hatte, die Comanchen und deren Lebensgewohnheiten, Jagdriten und ähnliches so realistisch wie möglich in Szene zu setzen. Dabei ist der Predator nicht der einzige Feind, denn die Gruppe und speziell die Heldin bekommt es obendrein mit einer Gruppe von rauen Trappern zu tun, die ihre eigenen Ziele verfolgen und abgesehen von der filmischen Fiktion eine echte Bedrohung für die damaligen Völker darstellte. Der Film ist damit also obendrein auch noch eine Abrechnung mit dem systematischen Ausbeuten und Abschlachten während der Eroberung der “Neuen Welt” und mit der starken weiblichen Figur, die sich gegen die Fesseln der Gesellschaft auflehnt und emanzipiert, ist der Film aktueller als jeder vorherige Teil der Reihe.
Bleibt natürlich die Frage, wie viel “Predator” steckt eigentlich in “Prey”, und diese Frage lässt sich leicht beantworten, denn der Film ist ein reinrassiges Prequel, welches nicht nur eine frühere Form des außerirdischen Kopfjägers zeigt, der zwar noch recht grob und archaisch ist (noch weitaus mehr als es je zuvor der Fall war), aber dennoch bereits über hoch technologisierte Waffen- und Tarnsysteme verfügt, denen die mit Axt und Bogen bewaffneten Helden eigentlich nichts entgegenzusetzen haben. Der finale Kampf zwischen der Heldin, die gegen den überlegenen Gegner nur mit Intelligenz und Ausdauer bestehen kann, erinnert dabei stark an den Originalfilm, und darüber hinaus werden zahlreiche Anspielungen und Zitate eingebracht, die gleichermaßen als Hommage wie als Easter Eggs funktionieren und die Fanherzen höherschlagen lassen. Es ist sogar so, dass “Prey” aus der Sicht des Rezensenten der beste Film der Reihe seit dem Originalfilm ist.
Bildqualität
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Das Bild der Blu-ray Disc liegt im Ansichtsverhältnis von 2,39:1 vor und kratzt szenenweise stark an der Referenz für das Medium. Die Schärfe bewegt sich dabei auf einem guten bis sehr guten Niveau und liefert gegenüber dem Stream bereits deutlichen Zugewinn in puncto Kleinstdetailwiedergabe. Farbtechnisch dominieren genretypisch und der Handlungszeit und dem Schauplatzt entsprechend erdige Brauntöne, die dennoch weitestgehend natürlich aussehen. Da fällt das neonfarbene Blut des Predators extrem auf und setzt Akzente. Der Kontrast ist ebenfalls gut eingestellt und bildet tiefes, dunkles Schwarz ab, wobei es dennoch nicht an der Durchzeichnung mangelt. Einziges Manko ist, dass sich in dunkleren Bereichen hie und da Kompressionsartefakte und ein leichtes Bildrauschen bemerkbar machen, aber diese “Ausfälle” sind eher selten und trüben den Filmgenuss, wenn überhaupt, nur marginal.
Bild 4k UHD
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Die UHD Scheibe verfügt über HDR10 und kann hier insbesondere in puncto Kontrastierung punkten, während die Farben weitestgehend identisch zum Blu-ray Äquivalent bleiben. Die Schärfe wurde erwartungsgemäß ein wenig gesteigert und punktet vor allem bei Kleinstdetails in der Landschaft und in Nahaufnahmen, allerdings lieferte die Blu-ray Disc hier schon so gute Werte, dass der Unterschied gerade bei kleineren Diagonalen nur wenig auffällt und mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen ist. Allerdings gibt es hier keine nennenswerten Artefakte mehr und auch die Farbübergänge sind besser aufgelöst, während das Bildrauschen fast vollständig verschwunden ist. Das Bild ist allgemein auch ein wenig dunkler, was in diesem Fall aber nicht negativ auffällt, sondern dem Bild mehr Tiefe und Plastizität, kurz: mehr Dynamik verleiht.
Tonqualität
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Der deutsche Ton liegt zwar gegenüber dem Originalton, der auf der Blu-ray Disc in dts-HD Master Audio 7.1 und auf der UHD sogar in Dolby Atmos enthalten ist, zwar “nur” in Dolby Digital vor, klingt aber deutlich besser und dynamischer, als man vielleicht befürchten würde. Tatsächlich ist der deutsche Ton sogar ausgesprochen gut ausgefallen und punktet mit einer enormen Räumlichkeit in nahezu allen Szenen, einer beachtlichen Dynamik und einer sauberen Dialogverständlichkeit. Der Schauplatz gibt derweil zahlreiche Möglichkeiten für eine umfassende Klangkulisse, die tonal auch perfekt umgesetzt wurde. Bei der Jagd und dem Verstecken vor dem Jäger sorgt der Predator mit seinem typischen Klackgeräusch für Gänsehaut. Selbst der Subwoofer kommt in einem begrenzten Umfang zum Einsatz und sorgt für ordentlich “Rumms”. Die musikalische Untermalung von Komponistin Sarah Schachner sorgt überdies für wohlklingende Akzente. Die deutsche Synchronfassung entstand unter der Regie von Tobias Meister und nach einem Dialogbuch von Klaus Bickert bei der lyuno-SDI Group Germany GmbH in Berlin und klingt ausgesprochen gut. Noch authentischer wird es nur, wenn man auf die Comanche-Sprachfassung schaltet, die dann sozusagen das i-Tüpfelchen für den Film ist.
Ausstattung
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- Audiokommentar
- Making of (12:17 Minuten)
- Diskussionsrunde mit Cast und Crew (29:01 Minuten)
- 3 Entfernte Szenen (4:58 Minuten)
Neben einem interessanten und informativen Audiokommentar mit Dan Trachtenberg, Amber Midthunder, Jeff Cutter und Angela M. Catanzaro enthält die Blu-ray Disc noch ein knappes „Making Of“, eine Diskussionsrunde mit Cast und Crew sowie 3 entfernte Szenen, die sich optional mit einem Audiokommentar von Regisseur Dan Trachtenberg abspielen lassen. Alles in allem erlaubt das Bonuspaket damit einen kleinen Einblick in die Entstehung des Films und erläutert ein paar Hintergründe, wobei hier insbesondere auf die Darstellung des Comanche eingegangen wird.
Fazit
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Der Film macht bildtechnische eine verdammt gute Figur und kann sowohl auf Blu-ray als auch auf UHD-Disc fast vollends überzeugen und ist dem Stream damit erfreulicherweise hoch überlegen. Das gleiche gilt auch für den Ton, der trotz Dolby Digital Codierung verdammt gut klingt und den Film zu einem echten Erlebnis macht. Wer mehr über die Hintergründe wissen möchte, der wird im Bonusmaterial fündig, in welchem wir zum einen einen kleinen Einblick in die Produktion gewährt bekommen und zum anderen dem Regisseur bei seinen Ausführungen während des Films lauschen dürfen, sofern wir das möchten. Der Film erzählt eine alte Geschichte in neuen, spannenden Bildern, die uns in eine wilde Zeit entführen, in welcher ein noch recht wilder und doch hochentwickelter Predator in altbekannter Brachialität wütet und gegen eine Jägerin antritt, die sich gegen die Fesseln der Gesellschaft auflehnt und “ihren Mann” steht. “Prey” ist mehr als nur ein weiterer Aufguss des beliebten Franchise – er ist der beste Teil der Predator-Reihe, seit dem Originalfilm mit Schwarzenegger.
(Michael Speier)
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