Im Jahr 1996 brachte Regisseur Joe Pytka den Animations-Realfilm-Mix „Space Jam“ in die Kinos und schuf damit einen zwar banalen, aber zumindest unterhaltsamen Film für die ganze Familie, der sich über die Jahre hinweg einen gewissen Kultstatus erarbeitete. Nun folgt mit „Space Jam: A new Legacy“ eine Quasi-Fortsetzung, die man genauso gut auch als Quasi-Remake oder Quasi-Neustart ansehen könnte. Was der Film zu bieten hat, und wie sich die Blu-ray Disc aus dem Hause Warner in technischer Hinsicht schlägt, klärt die nun folgende Rezension.
Story
Eigentlich hätte sich Basketballlegende LeBron James (L. James) den Ausflug mit seinem Sohn Darius (C. J. Wright) etwas harmonischer vorgestellt, doch will es dem Sportass einfach nicht gelingen, seinen Spross von seiner Leidenschaft für den Sport zu überzeugen, was einmal mehr in einem heftigen Streit mündet. Noch bevor die beiden eine Chance auf eine Versöhnung haben, werden sie von der geheimnisvollen KI AI-G Rhythm (D. Cheadle) in eine sehr merkwürdige Welt entführt. LeBrons einzige Chance dieser durchgeknallten Welt sicher zu entkommen, ist der Gewinn eines Basketballspiels gegen AI-Gs eigenes Team, die Goon Squad, doch diese wird von seinem eigenen Sohn angeführt, und die Regeln richten sich keineswegs nach einem echten Basketballspiel, sondern nach einem von Darius programmierten Computerspiel. Zwar kann auch LeBron ein Team zusammenstellen, dass er aus dem gesamten Fundus von Warner Brothers zusammenstellen kann, doch fällt die Wahl auf Bugs Bunny, Duffy Duck die übrigen Looney Tunes...
Nüchtern betrachtet muss man zugeben, dass schon der Originalfilm aus dem Jahr 1996 nicht viel mehr als eine witzige Nummernrevue der Warner-Toons, gepaart mit „echten“ Schauspielern, in dieser Hinsicht aber äußerst unterhaltsam war. Das trifft auch auf die Neuauflage zu, nur ist dieser derart überladen, dass man sich häufig fragt, was das Ganze überhaupt soll. Zumindest hatte der alte Film einen gewissen Charme, Herz und eine gewisse Unschuld, die dem neuen, komplett durchstrukturierten und von vorne bis hinten gefälligen und vorhersehbaren Film leider komplett abgeht. Und leider hat LeBron James auch keineswegs die Ausstrahlung eines Michael Jordan.
Dafür schmeißt der Film alles in einem Topf, an dem Warner die Rechte hat, was zu einem kunterbunten Potpourri führt, in dem man selbst bei mehrmaligem Anschauen immer wieder etwas Neues entdeckt. Das ist gerade für Film- und Serienfreunde sehr unterhaltsam und kurzweilig, aber besonders für jüngere Zuschauer, welche die eigentliche Zielgruppe darstellen und mit vielen der gezeigten Figuren wenig bis überhaupt nichts anfangen können, auch sehr anstrengend und schlichtweg zu viel des Guten. Trotzdem ist gerade diese Menge an Referenzen, Querverweisen, Figuren und Score-Fetzen eine große Freude für eingefleischte Filmfreaks.
Die eigentliche Handlung ist dabei eher Zierwerk, und es bleibt auch die Frage, warum der Film überhaupt „Space Jam“ heißt – was vermutlich der Tatsache geschuldet sein dürfte, dass man aus der Bekanntheit des Originalfilms Profit schlagen wollte. Ohne Aliens macht der Titel allerdings wenig Sinn. Dafür hat der Film einen Sinn für brachialen, übertriebenen, kurz gesagt „Verrückten“ Humor, aber das steckt im Begriff „Looney Tunes“ ja quasi schon mit drin, und so ist der Name schlichtweg Programm. Schön sind die Momente, in denen sich der Film selbst auf die Schippe nimmt und zeigt, dass er sich nicht zu ernst nimmt. Unterm Strich lässt sich also sagen, dass dieser Film zwar unterhält, aber erstens anstrengend albern und zweitens banal blöd ist und keinen interessanten Inhalt besitzt. Dafür ist aber der Spaßfaktor entsprechend hoch, und auch wenn das Finale arg vorhersehbar ist, macht das Ganze dennoch auf eine gewisse Art eine Menge Spaß. „Space Jam – A new Legacy“ ist zwar kein guter Film, aber eine wundervoll abgedrehte Ansammlung von witzigen Szenen, in denen man sich als Geek völlig verlieren kann.
Bildqualität
Das Bild punktet mit einer hohen, aber nicht übertriebenen Schärfe, einer guten Feindetailwiedergabe und vor allem mit satten, leuchtenden Farben, die vor allem innerhalb der Server- und Comicwelt vollends zur Geltung kommen. Trotzdem bleibt das Bild farbtechnisch sehr natürlich. Gut gelungen sind auch die Animationen der bekannten Comicfiguren, die, sobald sie zum „leben erwachen“ sehr gut und realistisch aussehen, und dennoch ihren Cartoon-Charme behalten – etwas, was man von vielen TV-Formaten wie etwa der neuen „Biene Maja“, der neuen „Heidi“ oder dem neuen „Wickie“ nur bedingt behaupten kann. Der Kontrast ist ebenfalls sehr gut eingestellt und sorgt für eine hohe Plastizität. Der Schwarzwert kann genauso überzeugen, und somit ist das Bild der Blu-ray Disc nah an der Referenz.
Tonqualität
Der deutsche Ton liegt, ebenso wie der französische, der italienische, der spanische und zahlreiche andere Sprachfassungen, wie von Warner gewohnt lediglich in Dolby Digital 5.1 vor, was zwar ein wenig ärgerlich ist, aber inzwischen müssten wir uns eigentlich ja schon daran gewöhnt haben. Immerhin bekommen wir gut verständliche Dialoge, rockige Musik und satte Subwoofereinsätze zu hören, und über einem Mangel an direktionalen Surroundeffekten kann man sich ebenfalls nicht beschweren. Der englische Originalton hingegen liegt in Dolby Atmos vor und ist dem deutschen (und allen anderen Sprachfassungen) deutlich überlegen was die Abmischung, Dynamik und Feindetailwiedergabe angeht. Zudem ist der Ton in allen Sprachfassungen sehr leise auf die Disc gepresst worden, aber auch das sind wir inzwischen leider gewöhnt. Die deutsche Synchronfassung entstand unter der Regie und nach einem Dialogbuch von Sven Hasper bei der Interopa Film GmbH in Berlin und setzt auf viele bekannte und beliebte Sprecher wie Peter Flechtner, Tim Sander, Sven Plate, Palina Rojinski, Sascha Rotermund, Rainer Doering, Kai Taschner und Santiago Ziesmer. Über LeBron James hören wir Björn Schalla und Antagonist Don Cheadle wird, wie üblich, von Dietmar Wunder synchronisiert.
Ausstattung
- Erstes Viertel: Los geht`s (7:36 Minuten)
- Zweites Viertel: Teamwork (7:49 Minuten)
- Drittes Viertel: Nicht von dieser Welt (8:09 Minuten)
- Viertes Viertel: Voll krass (7:08 Minuten)
- 5 Nicht verwendete Szenen (7:38 Minuten)
Das Bonusmaterial besteht aus vier kurzweiligen Making-Of-Features, welche wie ein Basketballspiel in 4/4 eingeteilt sind, und sich jeweils unterschiedlichen Aspekten der Produktion widmen. Dabei liegt das Hauptaugenmerk freilich darauf immer wieder zu sagen, wie cool und lässig alles ist, wie toll der Film geworden ist, und wie sehr man sich freut, endlich die Fortsetzung auf den Weg gebracht zu haben. Darüber hinaus bekommen wir noch 5 nicht verwendete Szenen zu sehen. Ein Wendecover gibt es leider nicht.
Fazit
Technisch liefert die blaue Scheibe von Warner Home Entertainment ab, keine Frage. Satte Farben, hohe Schärfe, ein fantastisches Bild. Auch akustisch gibt es nichts zu maulen, und das Bonusmaterial erlaubt einen kleinen aber kurzweiligen Blick hinter die Kulissen. Inhaltlich hingegen ist der Film eine Enttäuschung. Zwar ist er vollgestopft mit Gags und Anspielungen auf alles, an dem Warner die Rechte besitzt, aber all das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es den Machern an Ideen und Innovationen fehlte. Eine sinnlose aber immerhin unterhaltsame Nummernrevue wie das Original, nur hatte dieses noch das „gewisse Etwas“, das dem neuen Film leider fehlt. Schade.
(Michael Speier)
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