Mit Planet Terror steuerte Kult-Regisseur Robert Rodriguez seinen Teil zum gemeinsamen Grindhouse-Projekt mit seinem Kumpel Quentin Tarantino bei, der sich für Death Proof verantwortlich zeichnete. Rodriguez gelingt es dabei um Einiges besser, den Stil des Exploitation-Kinos der 70er einzufangen, sowohl optisch, als auch dramaturgisch. Seine volle Wirkung entfaltet aber auch ‚Planet Terror’ nur im Zusammenspiel mit dem Tarantino-Part und den dazugehörigen Fake-Trailern, welche das volle Grindhouse-Erlebnis erst greifbar machen und beide Filme verbinden.
Fans des Genres wird bereits an dieser Stelle empfohlen, auf die Veröffentlichung der Grindhouse-Box zu warten, die hoffentlich das Double-Feature in der passenden Form präsentieren wird. Wer bis dato noch nichts mit Themen wie Grindhouse, „Double Feature“, „Exploitation“ und „Sexploitation“ etwas anfangen konnte, der wird vermutlich auch Planet Terror nichts abgewinnen können. Für Fans gepflegter B-Movie-Kost, humorvoller Zombie-Splatter-Action und für Trashfanatiker ist dieser Film aber auf jeden Fall einen Blick wert, Kultfaktor eingeschlossen.
Story
Auf einer abgelegenen US-Militärbasis versucht Lt. Muldoon (Bruce Willis) mit seinen Soldaten in den Besitz eines Giftgases zu gelangen, dessen Wirkung sie im Afghanistan-Einsatz zu spüren bekamen: sie mutieren zu Zombies, wenn sie nicht regelmäßig das Gas inhalieren. Der Einsatz schlägt jedoch fehl und das Gas wird unkontrolliert freigesetzt. Den Menschen in der Umgebung, die mit dem Gas kontaminiert werden, ist nun nicht mehr zu helfen.
Derweil ist Go-Go-Tänzerin Cherry (Rose McGowan) auf dem absteigenden Ast. Nachdem sie ihren letzten Job hingeschmissen hat, trifft sie in einem abgewrackten Steak-House auf ihren Ex-Freund El Wray (Freddy Rodríguez), der sie nach Hause begleiten soll. Unterwegs werden sie aber von Zombies angegriffen. Zusammen mit einigen anderen Bewohnern beginnt nun der Kampf um das nackte Überleben.
Robert Rodriguez serviert uns mit ‚Planet Terror’ eine bunte Schlachtplatte obskurer Ideen und Charaktere. Das Genre erfindet er dabei nicht neu, will er aber auch gar nicht. Zu direkt sind hierfür die Zitate an die Größen des Themen-Kinos. Was nicht heißen soll, dass auf neue Ideen gänzlich verzichtet wird. Wer meint, bisher schon jede Form der Zombie-Zerstückelung gesehen zu haben, wird schnell eines Besseren belehrt. Cherry’s M16-Beinprothese genießt schon jetzt Kultstatus, auch wenn sie wohl nie den Ruhm von Ashs Kettensägenarm aus „Evil Dead“ erreichen wird.
Der Plot ist dabei von der ersten Minute an unterhaltsam und vor allem humorvoll. Logiklöcher werden gekonnt mit stilistischen Mitteln (z.B. Filmriss) umschifft. Herrliche Erinnerungen an die Kinoerlebnisse aus den 70ern werden dabei wach. Man merkt in jeder Szene des Films, welchen Spaß Robert Rodriguez an diesem Projekt hatte. Fans der Grindhouse-Regisseure werden auch einige alte Bekannte wie z.B. Sheriff Earl McGraw und Tarantinos Self-Made-Zigaretten-Marke ‚Red Apple’ wiederfinden. Nach Filmen wie „From Dusk Till Dawn“ und „Sin City“ ist Planet Terror ein weiterer Meilenstein in der Filmographie des Ausnahme-Regisseurs Rodriguez.
Bildqualität
Setzte Tarantino für sein ‚Machwerk’ noch auf herkömmliche Filmkameras, ist Robert Rodriguez bereits in der Zukunft angekommen. Der mit einer SONY HDCam gedrehte Film überzeugt trotz des künstlichen ‚Ageing’. Was bei jedem anderen Film zu herber Abwertung führen würde, ist hier stilistisches Mittel, ohne dabei die HD-Herkunft des Quellmaterials zu verleugnen.
Digital eingefügte Verschmutzungen, Farbverläufe und Verfremdungen schaffen eine zum Film passende, einzigartige Atmosphäre, welche diesem Film auch wesentlich besser steht als die in Death Proof. Hinzu gesellt sich deutliches Graining. Der Film profitiert im Übrigen von der Darstellung im Format 1,78:1. Besitzer von 16:9-Geräten freuen sich über die volle Bildschirmausnutzung. Die VC-1-Codierung ist tadellos und überzeugt durch eine konstant hohe Datenrate. Die Schärfe- und Kontrastwerte sind weitestgehend überzogen, reihen sich aber nahtlos in das optische Gesamtkonzept ein. Rodriguez ist es damit gelungen, das Projekt Grindhouse stilistisch passend umzusetzen. Wer hier ein fehlerfreies Bild wie bei Disney-Produktionen erwartet, sieht definitiv den falschen Film.
Tonqualität
Wer seinen Freunden mal so richtiges HD-Surround-Feeling präsentierten möchte, ist bei ‚Planet Terror’ genau an der richtigen Adresse. Bereits das Menü lässt den Zuhörer gebannt im Hörraum sitzen, um die prächtige Soundkulisse zu genießen. Ein prachtvoller Einstieg in ein auch ansonsten überzeugendes Klangbild. Die DTS-HD 5.1 MasterAudio-Tracks in Deutsch und Englisch, halten den hohen Erwartungen Stand. Das Ergebnis ist hervorragend.
Feinste Klangeffekte paaren sich mit druckvollen Bässen und einem Score, der dauerhaft in Erinnerung bleibt. Ob das schmatzende Geräusch von zerplatzenden Zombies oder kleinste Umgebungsgeräusche, der Zuschauer ist stets mitten im Geschehen. Dialoge bleiben selbst bei den heftigsten Gefechten immer noch klar verständlich.
Ausstattung
Fangen wir beim Positiven an: dem stilvoll im 70er-Jahre-Look kreierten Menü, passend unterlegt mit dem schon oben hoch gelobten Score.
Leider war’s das dann auch schon. Denn den Rest des Bonusmaterials kann man getrost abhaken. Außer einem kurzen Einblick in die Entstehung der visuellen Effekte des Films in der „10-Minuten-Filmschule“, stehen lediglich 5 kurze Featuretten zum Cast zur Auswahl, begleitet von einem nicht sehr umfangreichen BD-Live-Part und ein paar Trailern. Dass alle Beiträge, bis auf zwei Trailer, nicht in HD vorliegen, trübt das Gesamtbild noch mehr. Sogar der Grindhouse-Trailer zu Death Proof hat es nur in SD-Qualität auf die Blu-ray geschafft. Wo aber sind die ‚Grindhouse’-Extras geblieben, wo der Verweis auf Death Proof?
Hoffen wir, dass sich Senator bei der Veröffentlichung der Grindhouse-Box für das Bonusmaterial mehr Mühe geben wird, auch wenn wir in Deutschland wohl auf die Trailer „Werewolf Woman of the SS“, „Thanksgiving“ und „Don’t“ für immer verzichten müssen. Fans werden diesbezüglich natürlich im Internet fündig.
Fazit
Planet Terror macht einfach nur Spaß. Wo Tarantino in Death Proof die Geduld und Aufmerksamkeit der Zuschauer durch unnötige Längen strapaziert, gibt Rodriguez von der ersten Minute an Vollgas. Dadurch entfaltet der Film seine Wirkung auch beim B-Movie unkundigem Betrachter. Die eingefügten Stilmittel passen dabei hervorragend zum Filmerlebnis.
Dass es sich bei der vorliegenden Fassung mal wieder nur um eine geschnittene Version handelt, ist sehr bedauerlich. Zwar ist ‚Planet Terror’ im Grindhouse-Modus nur ca. 80 Minuten lang, hier aber, losgerissen vom Double-Feature-Motiv, schaden die Schnitte dem Gesamteindruck nachhaltig.
Dennoch, Bild und Ton geben Anlass zur Freude. Wer sich wieder mal fühlen möchte, wie in einem Bahnhofskino der 70er, der sollte sich Planet Terror nicht entgehen lassen. (aw)