Das gesamte schriftstellerische Schaffen von Stephen King umfasst derzeit mehr als 40 Romane und über 100 Kurzgeschichten. Seit Brian DePalma 1976 die erste King-Verfilmung Carrie – Des Satans jüngste Tochter auf die Leinwand brachte, wurden zahlreiche seiner Geschichten verfilmt – mit zugegebenermaßen wechselhaftem Erfolg. Es gab absolut herausragende Verfilmungen wie etwa The Green Mile oder Die Verurteilten, welcher seit 2008 die imdb-Liste der besten Filme aller Zeiten anführt, und es gab weniger gute Verfilmungen, deren Titel so vielfältig sind, dass sie an dieser Stelle nicht genannt werden sollen. 2003 brachte Lawrence Kasdan Dreamcatcher auf die Leinwand. Diesen Film bringt Warner Home Entertainment nun in Deutschland auf Blu-ray heraus, und wir werfen einen Blick auf diesen Titel und seine Veröffentlichung.
Story
Die vier Jugendfreunde Henry (T. Jane), Biber (J. Lee), Jonesy (D.Lewis) und Pete (T. Olyphant) treffen sich einmal im Jahr in einer Jagdhütte, um sich an alte Zeiten zu erinnern. Damals retteten sie den geistig zurückgebliebenen Duddits (D. Wahlberg) vor ein paar Schlägern, woraufhin dieser die Freunde mit einer Art telepathischer Kraft ausstattete. Der Ausflug bekommt allerdings eine schreckliche Wendung, als plötzlich ein schwer kranker Einsiedler in der Hütte auftaucht.
Der Film basiert auf dem Roman Duddits und gehört sicherlich zu den besseren Verfilmungen von Stephen-King-Geschichten. Wer jemals einen Roman vom „King-Of-Horror“ gelesen hat, kennt dessen Vorgehensweise, gerade die Figuren seiner Geschichten sehr detailliert und menschlich zu beschreiben. Das Band der Freundschaft steht dabei ebenfalls fast immer im Mittelpunkt, vor allem Jugendfreundschaften, die sich über die Jahre hinweg entwickeln und letztendlich das Böse, das in die Welt einzudringen versucht, in die Knie zu zwingen vermag. Das Böse erscheint in Dreamcatcher zunächst in Form einer mysteriösen Krankheit, welche ein Einsiedler in die Gruppe der nun erwachsenen Jugendfreunde hineinträgt. Schnell wird jedoch klar, dass es sich hier um sehr viel mehr handelt, als die eingangs angenommene Magenverstimmung, denn erstens scheidet der Fremde recht spektakulär aus dem Leben, und zweitens hat die Armee unter der Leitung des zwielichtigen Colonels Curtis (Morgan Freeman) das Waldgebiet bereits großräumig abgeriegelt, nachdem die Tiere dieses bereits zuvor fluchtartig verließen. Der Film bietet eine ganze Reihe interessanter Wendungen, welche den Zuschauer über die doch recht ansehnliche Laufzeit von mehr als zwei Stunden hinweg vollends und beinahe ganz ohne Längen zu unterhalten vermag. Dabei entsteht ein sehr gelungener Genre-Mix, der Elemente der Komödie mit Horror, Drama, Science-Fiction und Fantasy zu einem gelungenen filmischen Ganzen vermengt. Vor allem am Anfang wähnt der Zuschauer sich noch in einer lockeren Komödie, was nicht zuletzt durch den großartigen Komiker Jason Lee auch voll und ganz funktioniert. Allerdings schlägt die entspanne Stimmung mit dem Eintreffen des Bösen schnell um. Zartbesaitete Zuschauer sollten hier schon gewarnt werden, dass Kasdan im weiteren Verlauf der Handlung nicht mit Ekel- und Splatterszenen geizt, die auch aus heutiger Sicht noch mehr als ansehnlich sind, in ihrer teils drastischen Darstellung jedoch den einen oder anderen abschrecken mögen.
Durch die grundverschiedenen Charakterzüge der einzelnen Jugendfreunde dürfte auch beinahe jeder Zuschauer zumindest eine Figur finden, mit der er sich identifizieren kann. Dadurch, dass der Zuschauer lange Zeit im Dunklen tappt und grundsätzlich nur wenig mehr als die Helden der Handlung weiß, fällt auch eine Identifikation mit den Protagonisten recht leicht. Dabei lässt der Film sich erfreulich viel Zeit, die einzelnen Charaktere einzuführen. Jeder der namhaften Darsteller liefert eine tolle Performance ab und erfüllt seine Rolle mit Leben. Einzig Morgan Freeman als eiskalter Einsatzleiter der Armee bleibt ein wenig zu freundlich, zumindest im Vergleich mit der Romanvorlage. Dennoch ist auch seine Darstellung absolut überzeugend. Der Film bietet derweil eine gute Umsetzung des Romans, auch wenn einige – teils handlungsrelevante – Szenen in der Verfilmung unter den Tisch fielen, was angesichts der Romanlänge von nicht ganz 800 Seiten freilich unvermeidlich war. Besonders passend sind dabei jene Szenen umgesetzt, die „im Kopf“ der Protagonisten spielen. Diese eigentlich als unverfilmbar geltenden Szenen wurden von Kasdan bildlich gut dargestellt, auch wenn ein gewisses Mitdenken seitens des Zuschauers hier unbedingt erforderlich ist. Lediglich das Ende, welches dann doch erheblich von der Vorlage abweicht und den Roman-Titelgebenden Duddids – der im Film leider viel zu kurz kommt – von einer völlig anderen Seite zeigt, wirkt ein kleinwenig konstruiert. Aber das mag man angesichts des ansonsten sehr gelungenen Films gerne in Kauf nehmen.
Bildqualität
- gute, aber ausbaufähige Schärfe
- stabile Farben mit leichtem Rotstich
- Schwarzwert tendiert stellenweise ins gräuliche
- gut eingestellter Kontrast
- stets leichtes Filmkorn
- keinerlei Fehler, Störungen oder Verschmutzungen sichtbar
Tonqualität
- hervorragende Dialogverständlichkeit mit klaren Dialogen
- gut Ausbalancierte deutsche Tonspur mit vielen Surround- und Schockeffekten, wobei sich leider nicht jeder Effekt genau orten lässt
- gezielter Einsatz des Subwoofers
- großartiger, stimmungsvoller Soundtrack mit hoher Dynamik
Ausstattung
- DreamWriter – Ein Interview mit Stephen King (7:27 Minuten)
- DreamMakers – Eine Reise durch die Produktion (18:54 Minuten)
- DreamWeavers – Die visuellen Effekt von Dreamcatcher (8:15 Minuten)
- Dreamcatcher – Der Albtraum beginnt (17:03 Minuten)
- 7 Nicht verwendete Szenen (18:32 Minuten)
- USA-Kinoteaser
Fazit
Bild und Ton dieses Katalogtitels sind erstaunlich gut, was umso erfreulicher ist, da wir auch durchaus anderes gewohnt sind. Das Bild sieht frisch und scharf aus und ist lediglich ein wenig rotstichig. Der Sound ist ebenfalls gut gelungen und kann durchaus überzeugen. Insgesamt ist diese Blu-ray um Längen besser, als die bereits seit Längerem erhältliche DVD, die angesichts dieser wirklich anständigen Veröffentlichung ohne Bedenken ausgetauscht werden kann. Die Extras sind umfangreich und informativ, auch wenn es sich hierbei überwiegend um älteres Material handelt. Der Film gehört zu den besseren Verfilmungen einer King-Geschichte und besticht durch einen interessanten Genremix, tolle Darsteller und eine dichte Atmosphäre. Auch Splatter-Fans kommen voll auf ihre Kosten. Ein wirklich gelungenes Stück Unterhaltungskino, welches man sich nicht entgehen lassen sollte. (ms)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Panasonic TX-L42ETW60
BDP-System: Sony BDV-E370 5.1 3D Blu-ray Heimkinosystem