Michael Crichton war nicht nur Doktor der Medizin und Dozent an einer biologischen Fakultät; der Tausendsassa war auch hochkreativ. Das Multitalent brachte mehrere Drehbücher hervor. Als Regisseur setzte er mit Westworld (mit dem legendären Yul Brynner als Gunslinger), Koma (mit dem sehr jungen Michael Douglas) und Runaway – Spinnen des Todes (mit Tom Selleck mal anders als in Magnum und dem Bassisten der Rockband Kiss Gene Simmons als Schurken) einige wohlgelittene Genre-Klassiker in Szene. Als Schriftsteller verfasste Crichton hauptsächlich Tech-Thriller, die trotz der eingehenden technischen und wissenschaftlichen Schilderungen ungemein spannend und fesselnd geschrieben sind. Auch als Schreiberling feierte er große Erfolge; seine insgesamt 26 Romane wurden millionenfach aufgelegt und waren die Grundlage für weitere Drehbücher, von deren Verfilmungen einer zu einem der erfolgreichsten Filme der Filmgeschichte wurde: Jurassic Park konnte an den Kinokassen über 900 Millionen Dollar einspielen. Leider verstarb Michael Crichton recht früh 2008 mit 66 Jahren an einem Krebsleiden. Mit Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All hat sich Robert Wise 1971 des ersten Romans Crichtons angenommen und filmisch umgesetzt. Wise, ohnehin eine Größe Hollywoods seiner Zeit, war bereits im Science Fiction-Genre versiert: Zehn Jahre früher drehte er den legendären Der Tag, an dem die Erde stillstand und Ende der Siebziger den ersten Star Trek, seinerzeit natürlich noch mit der Originalbesetzung.
Story
In der Wüste nahe des winzigen Örtchens Piedmont in New Mexico geht eine Raumsonde nieder. Als die Sonde geborgen werden soll, verstirbt unter mysteriösen Umständen zunächst das Bergungsteam. Ein weiteres Team, bestehend aus Wissenschaftlern, stellt fest, dass zudem alle Bewohner des Örtchens gestorben sind; eine irgendwie geartete Kontamination liegt nahe. Nur zwei Menschen, ein Baby und ein Alkoholiker, überleben aus ungeklärter Ursache. Sofort wird das Programm „Steppenbrand“ gestartet: Vier Wissenschaftler (A. Hill, J. Olsen, D. Wayne, K. Reid) untersuchen die Sonde in einer geheimen unterirdischen, als landwirtschaftliches Forschungsprojekt getarnten Einrichtung, und entdecken einen geheimnisvollen Organismus. Um zu verhindern, dass dieser Organismus austritt und eine Pandemie auslöst, verfügt das Labor über einen atomaren Selbstzerstörungsmechanismus.
Also machen sich die Wissenschaftler an die Arbeit, denn die Zeit drängt: Die Lebensform wächst mit rasanter Geschwindigkeit.
Robert Wise hat dem Erstling des späteren Erfolgsschriftstellers in jeder Hinsicht Rechnung getragen: In kühlen und technisch-sachlichen Bildern zeigt der Regisseur in einer kurzen Einleitung das Grauen, das die Lebensform in dem kleinen Städtchen angerichtet hat, um den weitaus größeren Teil des Films in die Forschungseinrichtung zu verlegen. Diese war für die damalige Zeit außerordentlich futuristisch gestaltet und zeigte, das erste Mal in einem Film, ein dreidimensionales Modell besagter Forschungseinrichtung (natürlich fototechnisch getrickst, nicht als CGI). Nach heutigen Maßstäben wirkt die Inszenierung recht schlicht und verzichtet auf jegliche Effekthascherei mit Ausnahme der „musikalischen“ Untermalung, verliert aber dadurch nicht an Wirkung.
Der Film unterstreicht in jeder Sekunde, dass der Forschungsdrang der Menschheit oft über die möglichen Folgen hinweg sieht, auch wenn die Konsequenzen noch so groß sein mögen; und dass, beeinflusst durch den seinerzeit sich auf seinem Höhepunkt befindlichen Kalten Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion, jegliche Forschung damals auf die Schaffung noch effizienterer Waffen abzielte. Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All ist somit ein kühler, hoch spannender Tech-Thriller, gleichzeitig aber auch ein Mahnmal der damaligen Zeit gegen atomar-biologisches Wettrüsten.
Bildqualität
- Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All wurde mit Panavision Split Kameras auf 35 mm-Negativ gebannt
- auf Blu-ray liegt der Film im Ansichtsverhältnis 2,35:1 in 1080p/24 vor
- das Alter des Films (von 1971) ist selten deutlich sichtbar
- in vielen Close Ups und in den vielen Laborszenen oftmals verblüffende Schärfe; Poren und manchmal einzelne Haare sind sichtbar
- Außenaufnahmen in mittleren Ebenen mit wenigen leichten Unschärfen; in Hintergründen detailarm und teils verrauscht
- Außenaufnahmen bei Nacht ohne Details und mit eigenwilliger Farbgebung
- Kontrast und Schwarzwert sind ausgewogen, die Farbgebung wirkt manchmal ausgewaschen
Tonqualität
- der deutsche Ton liegt in Stereo vor
- zu jeder Zeit gute Dialogverständlichkeit
- überraschend laute, voluminöse Abmischung
- ausschließlich frontlastiges Geschehen
Ausstattung
Die Veröffentlichung wurde mit einer knappen Stunde an Boni ausgestattet. Alle Extras liegen in SD vor und sind Deutsch untertitelt.
- Making Of 30:04
- Porträt von Michael Crichton 12:24
- Bildergalerie 9:58
- Englischer Trailer
- Deutscher Trailer
Fazit
Audiovisuell kann die Umsetzung von Robert Wises Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All“ überzeugen. Vor allem beim visuellen Transfer des immerhin 43 Jahre alten Quellmaterials wurde zum Teil Erstaunliches geleistet. Die Nah- und Laboraufnahmen sind oft von verblüffender Schärfe und tollem Detailreichtum. Die Masse der Außenaufnahmen und alle Nachteinstellungen indes können das Alter der Aufnahmen nicht verheimlichen. Der Sound ist außerordentlich voluminös, zum Teil sehr laut und eben nur Stereo; das Tunen mit Surroundaufpolierern wie Dolby ProLogic IIx oder Neo:6 verhilft hier nur zu marginal besseren Ergebnissen. Der Regisseur hat mit seiner Inszenierung der literarischen Grundlage Crichtons in jeder Hinsicht Rechnung getragen: Die kühle Tech-Sprache des Schriftstellers spiegelt sich in jedem Bild des Films wieder. The Andromeda – Strain ist ein Spiegelbild des allgemeinen Stimmungsbildes der (amerikanischen) Bevölkerung und zeigt die Angst, von Büro- und Technokraten in einen dritten Weltkrieg, ausgetragen mit atomaren, biologischen und chemischen Waffen hineingezogen zu werden. Der Film könnte aber für Liebhaber des modernen (Science Fiction)-Films durch sein Storytelling und seine Bildsprache ohne plakative Effekte möglicherweise langatmig und unspannend wirken. (pl)
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