Das bekannteste Beispiel für einen Film, der gleichzeitig von zwei Regisseuren gedreht wurde, dürfte wohl Matrix sein, bei dem die Brüder Wachowski gemeinsam hinter der Kamera standen. Ebenfalls bekannt sind die Coen-Brüder, die 2008 für No Country for Old Men sogar den Regie-Oscar bekamen. Nicht verwandt sind hingegen James Mather und Stephen St. Leger. Was die beiden allerdings nicht davon abgehalten hat, bei dem in Frankreich gedrehten Action-Film Lockout die Regie zu übernehmen.
Story
Das Jahr 2079: Der Ex-Agent Snow (G. Pearce) wird eines Verbrechens überführt, das er nicht begangen hat, und soll dafür 30 Jahre ins Gefängnis. Er soll auf die Gefängnis-Raumstation MS One gebracht werden, auf der fast 500 Schwerverbrecher in Dämmerschlaf gehalten werden. Allerdings kommt es auf MS One zu einem Zwischenfall, bei dem alle Gefangenen aus der Stasis ausbrechen und die Tochter des Präsidenten (M. Grace) als Geisel nehmen. Snow erhält das Angebot, dass er frei kommt, wenn er die Präsidententochter aus den Klauen der Verbrecher befrei.
Man ersetzte eine Gefängnis-Insel durch eine entsprechende Raumstation und den Präsidenten durch die Tochter des Präsidenten. Schon wird aus dem Carpenter-Klassiker Die Klapperschlange ein Sci-Fi-Actioner namens Lockout. Besonders innovativ ist die Story aus der Feder von Luc Besson rund um den verurteilten Verbrecher, dem die Freiheit für die Durchführung einer Rettungsaktion angeboten wird, also nicht gerade. Diese simple Geschichte ist aber im Grunde sowieso nur Staffage für eine Guy Pearce One-Man-Show. Und in der Tat sorgt der charismatische Schauspieler dann auch dafür, dass Lockout durchaus seine gelungenen Momente hat. Neben diversen coolen One-Linern (im Grunde bestehen praktisch alle Dialoge ausschließlich aus One-Linern), die immer wieder zum Schmunzeln gut sind, überzeugt zumeist die Action, die ansprechenden inszeniert und ausreichend intensiv ist. Dazu ist der Film mit knappen 90 Minuten angenehm kurz und das Erzähltempo durchgehend sehr hoch. Wer einen geradlinigen Sci-Fi-Actioner mit coolen Sprüchen und netter Action sehen möchte, dürfte also durchaus Gefallen an „Lockout“ finden. Allerdings sollte man vorher sein Gehirn ausschalten und sich während des Films über die Logik nicht allzu viele Gedanken machen.
Warum überwältigen die unbewaffneten Gefangen mal locker die schwer bewaffneten Wächter? Warum soll nur ein einziger Mann zur Rettung der Geisel in die Raumstation eindringen? Warum wird ein waghalsiger und verlustbringender Großangriff gegen MS One gestartet, anstatt einfach eine Atombombe Richtung Station zu schicken? Warum verhält sich die zu rettende Frau in jeder Situation genauso strunzblöd, wie das zu erwarten war? Das sind nur ein paar der vielen offenen Fragen, auf die der Film wohl auch gar keine Antwort geben möchte. Am Ende versucht der Film, dem Ganzen durch Rückblenden und einer mehr als vorhersehbaren „Story-Wendung“ mehr Bedeutung beizumessen, als es das zuvor Gesehene verdient gehabt hätte. Dadurch passen die letzten zehn Minuten leider überhaupt nicht zum Rest des Films. Ebenso wenig wie eine kurze Verfolgungsjagd am Anfang, die aufgrund der in dieser Szene ziemlich miesen CGI-Effekte einfach nur billig und eher peinlich wirkt. Generell entsprechen die Computeranimationen leider nicht immer dem aktuellen Stand der Technik. Ebenso peinlich sind übrigens die Gefängnisinsassen, die mühelos jedes noch so ausgelutschte Klischee erfüllen. Auch wenn Lockout dank des teilweise ordentlichen Unterhaltungspotenzials kein wirkliches Ärgernis darstellt, ist er doch ein gutes Stück von einem wirklich sehenswerten Film entfernt.
Bildqualität
- AVC-Codec, Ansichtsverhältnis 2,40:1, 1920x1080p
- komplett digital gefilmtes Bild mit hervorragender Tiefenschärfe
- Nahaufnahmen sind ebenfalls superscharf und enorm detailreich
- ein paar CGI-Aufnahmen wirken deutlich weicher als der Rest des Films
- generell sehr dunkle Farbgebung mit einigen herausstechenden Elementen (orange Sträflingsklammotten) und immer natürlichen Hautfarben
- optimaler Schwarzwert und ausgezeichneter Kontrast sorgen für visuell tolle Schattenspiele
- es sind keine Bildfehler oder Kompressionsprobleme sichtbar
Tonqualität
- deutsche und englische DTS-HD MA 5.1 Tonspur
- in Bezug auf die Sound-Qualität sind die beiden Tonspuren vergleichbar, auch wenn die Originalstimme von Guy Pearce deutlich passender ist
- präzise und enorm detailreiche Wiedergabe des ausgeklügelten Sounddesigns
- weitreichende Surround-Atmosphäre durch permanente Nutzung aller vorhandenen Lautsprecher
- tolle Gesamtdynamik, die den ruhigen Momenten ebenso zur Geltung verhilft wie den Actionsequenzen, die mit brachialer Soundgewalt daherkommen
- häufige Nutzung des Subwoofers mit präzisem, trockenem und knallhartem Bass
- Dialoge sind perfekt verständlich
- der Soundrack des Films ist wenig spektakulär, passt aber zum Inhalt und ist gut abgemischt
Ausstattung
- kurzes Making-Of einer Special-Effekt-Sequenz (4 Minuten) - französisch mit deutschen Untertiteln
- zwei weitere nette Features (13 Minuten) über die Stunts und das Production Design
- insgesamt vier durchschnittliche Interviews mit Darstellern und einem der Regisseure (26 Minuten)
- überflüssige Interview-Outakes (4 Minuten) sowie eine herausgeschnittene Szene (1 Minute) und ein „alternatives“ Ende, das diesen Namen kaum verdient (2 Minuten)
- Filmtrailer
- alle Extras in HD
- bis auf das französischsprachige Extra sind alle Features in Englisch und ohne Untertitel
Fazit
Bild und Ton vom feinsten bekommt der Heimkinobesitzer geliefert, wenn er sich die Blu-ray von Lockout ins Laufwerk legt. Das messerscharfe, kontrastreiche Bild verdient sich, ebenso wie der detaillierte und dynamische deutsche HD-Ton, ein ausdrückliches Lob. Mit hochwertigen Extras hingegen geizt der Film. Wirklich sehenswert ist so gut wie kein Bonus-Feature. Lockout geht als Film in Ordnung, wenn man auf der Suche nach einem kurzweiligen Sci-Fi-Actionstreifen mit netten Sprüchen, coolem Hauptdarsteller und ohne großen Anspruch ist. In diesem Fall macht der Film dank seines hohen Tempos durchaus Spaß. Ein „Must See“ ist Lockout aber nicht. Ganz im Gegensatz zum thematisch ähnlich gelagerten, aber qualitativ um Welten besseren Klassiker Die Klapperschlange. (jos)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
Beamer: Epson EHTW 9000
BDP: Panasonic BDT110EG 3D
AVR: Onkyo608
Boxen: Teufel System 5 THX Select