Im Jahr 2012 taucht Ridley Scott abermals ins Alien-Universum ein und füttert die neugierige Fangemeinde mit einem Prequel zum ersten Teil der Saga. Prometheus – Dunkle Zeichen liefert also die Vorgeschichte zu seinem eigenen Meilenstein.
Story
Im Jahr 2089 machen die beiden Archäologen Elisabeth Shaw (N. Rapace) und Charlie Holloway (L. Marshall-Green) bei einer Ausgrabung auf einer schottischen Insel eine erstaunliche Entdeckung. Sie finden uralte Höhlenmalereien, die ein Element enthalten, welches sie bereits bei anderen antiken Völkern entdeckt haben. Sie interpretieren diese Zeichnung als Abbild einer Sternenkonstellation, die 39 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Zu weit weg also, um schon in der Antike bekannt gewesen zu sein. Sie stellen daraufhin eine verwegene Theorie auf. Außerirdische Wesen müssen bereits in grauer Vorzeit die Erde besucht und die damaligen Zivilisationen in ihrer Entwicklung beeinflusst haben. Im uralten und steinreichen Industriellen Peter Wyland finden sie einen Finanzier, der ihnen und anderen Wissenschaftlern die Reise zum Planeten LV-223 finanziert, auf dem sie die Heimat der Außerirdischen vermuten. Ihre Expedition nimmt jedoch einen völlig unerwarteten Verlauf.
Prometheus ist nicht nur der Name des Raumschiffs, mit dem sich die Wissenschaftler auf ihre Reise ins Ungewisse begeben. Es ist auch der Name eines Titans aus der griechischen Mythologie, der den Göttern das Feuer stiehlt, um es den Menschen zu geben. In der christlichen Religion ist es Adam, der einen Apfel vom verbotenen Baum der Erkenntnis verspeist. Sei es nun das Feuer oder der Apfel. Beides steht bildhaft für die Bestrebungen des Menschen, über die eigenen Grenzen hinauszuwachsen. Diese Ambition sich immer weiter und weiter zu entwickeln, das Unbekannte zu erforschen und vielleicht sogar das Unmögliche möglich zu machen, ist die grundlegende Triebfeder der menschlichen Existenz. Letztlich geht es darum, Antworten auf die alles entscheidenden Fragen des Lebens zu finden. Woher kommen wir? Zu welchem Zweck existieren wir? Wohin gehen wir? Zumindest auf die ersten beiden Fragen hoffen die Wissenschaftler an Bord der Prometheus, eine Antwort zu finden. Denn sollte es sich wirklich bewahrheiten, dass uns Wesen von fremden Planeten bereits zu prähistorischen Zeiten besucht und vielleicht sogar in unserer Entwicklung beeinflusst haben, dann sollten sie die richtigen Ansprechpartner sein. Und tatsächlich übertreffen die Entdeckungen auf LV-223 sämtliche Erwartungen. Es stellt sich unter anderem heraus, dass es sich bei den zweieinhalb Meter großen, humanoiden Außerirdischen nicht nur um Besucher handelt.
Tatsächlich belegen Gentests, dass die gesamte Menschheit von diesen Wesen abstammt! Das verschiebt den Zeitrahmen natürlich nochmals um einige Millionen Jahre nach hinten und wirft zwangsläufig die Frage nach dem „Warum?“ auf. Die Antworten sind widersprüchlich und teilweise äußerst beunruhigend. Denn was die Menschen auf LV-223 darüber hinaus finden, hat mit einem paradiesischen Garten Eden nicht das Geringste gemein. Seltsame Behälter mit organischer Materie stapeln sich in riesigen Höhlen und Kammern. 2.000 Jahre alte Aufzeichnungen der „Erbauer“ belegen, dass sie mit dieser Ladung abermals zur Erde aufbrechen wollten. Doch kurz davor kam es offenbar zu einer unerwarteten Katastrophe, die allen Erbauern das Leben kostete. Was ist da bloß passiert? Prometheus gibt seinen Protagonisten, und damit auch dem Zuschauer, viele Fragen auf. Obwohl sich an Bord ausschließlich wissenschaftlich geschultes Personal befindet, agieren manche Mitglieder der Besatzung äußerst naiv und unglaubwürdig. So nähern sich die verirrten Kollegen Fifield und Millburn in geradezu grotesk leichtsinniger Art einem fremden Organismus, der noch dazu einen nicht unbedingt freundlichen Eindruck vermittelt. Auf der Erde würde man sich nicht einmal einem fremden Hund unvorsichtig nähern. Doch diese beiden kraulen, übertrieben ausgedrückt, ein unbekanntes, außerirdisches Tentakelwesen am Kinn. Kein sehr glaubwürdiges Verhalten. Allerdings letztlich notwendig, um die Handlung in die gewollte Richtung zu lenken. Denn selbstverständlich kommt ein Film, der im Alien-Universum spielt, nicht ohne eine erhebliche Portion Horror aus. Anstatt Antworten auf existentielle Fragen der Menschheit zu finden, ist die Besatzung der Prometheus bald ausschließlich damit beschäftigt, am Leben zu bleiben.
Wer den Film aufmerksam verfolgt, dem wird vielleicht auffallen, dass in Prometheus nicht vom allseits bekannten Planeten LV-426 die Rede ist, auf dem sich die Nostromo den fremden Parasiten eingefangen hat, und Ripley gegen die Alien-Queen kämpft. Wir befinden uns hier auf LV-223! Für das Verständnis des Films ist dieser kleine, aber feine Unterschied entscheidend. Denn wer sich Prometheus lediglich mit dem diffusen Vorwissen nähert, dass es sich hier um die Vorgeschichte zu „Alien“ handelt, dürfte am Ende des Films leicht verwirrt den Fernseher ausschalten. Diesen Unterschied hätte das Drehbuch fairerweise deutlicher herausstellen müssen. Darüber hinaus glänzt Prometheus, wie zu erwarten war, mit optischer Opulenz. H. R. Giger wurde abermals in die visuelle Umsetzung eingebunden. Bis auf Noomi Rapace als Lisbeth Shaw und Michael Fassbender als Android David-8 bleiben alle Darsteller unter ihren Möglichkeiten. Das gilt auch für Charlize Theron als stocksteife Missionsleiterin Meredith Vickers. Das Drehbuch verweigert den meisten Protagonisten schlicht eine erwähnenswerte charakterliche Vertiefung. Trotz dieser Mängel ist Prometheus der Science-Fiction-Trip des Jahres, der auf einfache Antworten verzichtet und dem Zuschauer im Nachgang viel Material zum Grübeln und Spekulieren hinterlässt. Eine angenehme Abwechslung zur konfektionierten Massenware Marke Hollywood.
Bildqualität
- Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 2,40:1 Auflösung 1080p
- ausgezeichneter Schärfegrad mit überragender Detailauflösung
- die Tiefenschärfe kommt nur selten zur Geltung, da geschlossene Räume überwiegen
- ausgewogene Kontraste
- natürliche Farbgebung, wobei Grautöne überwiegen
- transparenter Schwarzwert, könnte aber satter sein
- gute Plastizität
- kein Filmkorn erkennbar, Film wurde komplett digital gedreht
- recht helles Bild, für einen Horrorfilm ungewöhnlich
- auf ausgeprägte Stilmittel wurde verzichtet
Bild 3D
- Videocodec MVC, Ansichtsverhältnis 2,40:1, Auflösung 1080p
- gute räumliche Staffelung der Tiefenebenen
- Tiefenwirkung könnte teilweise stärker ausgeprägt sein
- keine auffälligen Pop-Outs
- insgesamt ist das Bild im Vergleich zur 2D-Fassung deutlich dunkler
- Schwarzwert bleibt dennoch transparent und verschluckt nur in den dunkelsten Ecken Details
- Farbtreue bleibt erhalten
- seltenes, minimales Clouding auf den verwendeten Testgeräten
Tonqualität
- Deutsch DTS 5.1
- ausgezeichnete Dynamik
- Surroundkanäle werden permanent in das Geschehen eingebunden
- differenzierte und gut im Raum platzierte Surroundeffekte
- Subwoofer arbeitet präzise und wuchtig
- Dialoge sind stets verständlich
- das komplette akustische Spektrum wird realistisch abgebildet
Ausstattung
- Audiokommentar mit Regisseur und Produzent Ridley Scott
- Audiokommentar mit den Drehbuchautoren Jon Spaihts und Damon Lindeloff
- Entfernte und alternative Szenen (14 Stk.)
- The Peter Wyland Files
- Mobile App für Android und iOS Smartphones und Tablets, synchronisierbar mit dem laufenden Film für erweiterten Bonusinhalt
- Die Entstehung von Prometheus – Making Of (ca. 220 Min.)
- Produktionsarchiv (Konzept Zeichnungen, Clips und Trailer)
Fazit
Aus technischer Sicht gibt es keinen Grund für übermäßige Kritik. Das 2D-Bild ist hervorragend, während der 3D-Transfer zwar ansehnlich, aber ohne echte Höhepunkte daher kommt. Der englische Originalton spielt ohne Abstriche in der Referenzliga. Die Sonderausstattung folgt in Umfang und Qualität der Alien Anthology. Hier sollte jeder interessierte Fan fündig werden.
Warum heißt das Prequel zur Alien-Saga nicht zum Beispiel „Alien – Prevolution“? Ganz einfach, weil die Aliens, wie wir sie seit Jahrzehnten kennen, hier kaum eine Rolle spielen. Vielmehr stellt Scott den mysteriösen „Space-Jockey“ aus seinem ersten Teil ins Zentrum und verknüpft nichts weniger als das Schicksal der Menschheit mit dieser Rasse hochentwickelter Außerirdischer. Damit spielt er teils geschickt mit den Erwartungen des Publikums. Andererseits muss man auch einige wenig intelligente Handlungsweisen der Protagonisten akzeptieren, die den Spaß am Film aber nur leicht trüben. Auch nach dem Abspann wird man noch lange über unbeantwortete Fragen und offenen Enden nachdenken und spekulieren. Eine Fortsetzung ist daher unvermeidlich und absolut erwünscht. Bis dahin heißt es: Vorhang zu und (fast) alle Fragen offen. (ml)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
BDP: Panasonic DMP-BDT500
AVR: Pioneer SC-LX81
Boxen: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)