Ridley Scott. Sein Name steht zumeist für Qualität und opulente Bilder. Der 80-jährige britische Ausnahmeregisseur hat im Laufe seiner Karriere bereits mehrfach sein Gespür für anspruchsvolle und ästhetische Werke wie zum Beispiel Alien, Gladiator, Blade Runner und Exodus – Götter und Könige bewiesen. Fernab von Außerirdischen und Sandalenträgern widmet er sich nun dem auf wahren Ereignissen basierenden Getty-Geiseldramas Alles Geld der Welt - Was ist der Preis für ein Leben? (Originaltitel: All the money in the world). Im Vertrieb des Münchner Independents Universum Film erscheint der Film im herkömmlichen HD Keep Case auf Blu-ray Disc und wird nun auf Herz und Nieren geprüft.
Story
Als Nachkomme des Getty Imperiums lebt der Teenager John Paul Getty III (Charlie Plummer) bereits in jungen Jahren ein ausschweifendes Leben. Allerdings findet seine Feierlaune ein jähes Ende, als er von der kalabrischen Mafia am 10. Juli 1973 mitten in Rom entführt wird. Mit einer Forderung von 17 Millionen Dollar wenden sich die Kidnapper an seinen Großvater, den Öl Tycoon Jean Paul Getty (Christopher Plummer), doch dieser denkt gar nicht daran auf das Ultimatum der Entführer einzugehen. Ganz anders sieht allerdings Johns Mutter Gail (M. Williams) die Situation, deren Besorgnis von Sekunde zu Sekunde wächst.
Als die Entführer schließlich einige Monate später einen Brief mit Johns abgeschnittenem Ohr und dem Versprechen ihn Scheibchenweise freizulassen, an die Familie schicken, versucht Johns Vater (A. Buchan) sein Möglichstes, um das Lösegeld zusammenzubekommen und schließlich entsendet Getty seinen Sicherheitsberater Fletcher Chase (M. Wahlberg) nach Italien, um vor Ort die Interessen der Familie zu wahren. Doch auch Chase wird schnell die Ernsthaftigkeit der Situation bewusst und so wird er bald schon zum engsten Verbündeten Gails und zu ihrer letzten Hoffnung, ihren Sohn jemals wieder lebend zu sehen ...
Vorangetrieben wird der recht moderate Thriller hauptsächlich vom Cast. Christopher Plummer (A Beautiful Mind) lässt uns glauben, er wäre wirklich dieser kaltherzige, von Macht und Geld zerfressene gierige Öl Tycoon der diese unerträgliche Schwere des Reichtums zu tragen hat. Michelle Williams (My Week With Marylin) glänzt als Pauls Mutter, die auch dann noch stark bleibt, selbst wenn eine Tragödie ihre Familie entzweit. Mark Wahlberg (Deepwater Horizon) fungiert hingegen recht eindimensional als ergebener Vermittler zwischen Getty Sr. und Gail Harris.
Ridley Scotts Rückkehr nach Rom, 18 Jahre nach Gladiator, lässt die Stadt in einem neuen Licht erstrahlen. Die großartigen Schauplätze wurden wieder einmal professionell von Scotts langjährigem Kameramann Dariusz Wolski eingefangen.
Die 132-minütige Entführungsgeschichte, die oft mit Rückblenden erzählt wird, weiß trotz einiger wenigen mühsamen Längen insgesamt zu überzeugen und vor allem zu unterhalten. Einen Action-Thriller sollte man aber nicht erwarten, da Ridley Scott klar das Drama und den Öl Tycoon Paul Getty in den Vordergrund rückt.
Was hat der starbesetzte Film nicht schon im Vorfeld für Schlagzeilen gesorgt. Unter anderem wegen eines Mannes, der letztendlich im Film gar nicht mitspielt. Die Rede ist natürlich von Kevin Spacey (House of Cards). Der 58-Jährige wurde nach den Belästigungsvorwürfen am Beginn der #MeToo-Bewegung aus dem bereits fertigen Film herausgeschnitten und durch den 88-Jährigen Christopher Plummer der auch gleich für seine Rolle eine Oscar Nominierung bekam, ersetzt. Das führte dazu, dass die bereits abgedrehten Spacey-Szenen nur wenige Wochen vor dem Kinostart innerhalb kürzester Zeit nachgedreht werden mussten.
Die neuen Dreharbeiten führten zur nächsten Negativ-Werbung des Films. Während Mark Wahlberg für seine Nachdrehs 1,5 Millionen Dollar als Gage bekam, waren es für seine Schauspielkollegin Michelle Williams, die dafür die gleiche Zeit investierte, lächerliche 1.000 Dollar. Nach einem medialen Shitstorm kündigte Wahlberg immerhin an, seine Gage an den „Time´s Up“ Fond zu spenden, der sich um die Gerichtskosten von Missbrauchsopfern kümmert.
Alles Geld der Welt - Was ist der Preis für ein Leben? ist nicht perfekt, doch der Starregisseur hat es eben immer noch drauf. Wer auf spannend erzählte Dramen gepaart mit wunderschön gefilmten Schauplätzen steht, liegt auch mit Ridley Scotts neuestem Werk genau richtig.
Bildqualität
Das im MPEG-4 / AVC codierte 1080p Bild wird im Ansichtsverhältnis 2.35:1 präsentiert. Zuerst einmal das Positive: der Schärfewert weiß durchgehend zu überzeugen und liefert durchgehend sehr gute Werte ab. Jede Hautpore und selbst die Struktur der Textilien auf den Kleidungsstücken der Protagonisten ist gut zu erkennen.
Allerdings wurde auf der hier vorliegenden Review-Disc von Universum Film scheinbar beim Transfer geschlampt. Und das nicht zu wenig, denn der Kontrast wurde massiv übersteuert. Das hat zur Folge, dass Gesichter oftmals entweder ganz weiß bzw. viel zu dunkel und unkenntlich erscheinen. Auch über enormen Detailverlust in hellen und dunklen Bereichen, sowie der daraus resultierenden falschen Farbsaturierung kann man leider nicht wohlwollend hinwegsehen. Der originale Kinotrailer wies gänzlich andere Farben auf, als die auf dieser Disc verwendeten.
Ob ein Disc-Austausch oder dergleichen seitens Universum Film stattfinden wird, konnte bis zum Redaktionsschluss leider noch nicht festgestellt werden.
UPDATE: Lt. Rücksprache mit dem Product Manager Spielfilm (Universum Film GmbH), wurden die DVDs und Blu-Rays einer Prüfung unterzogen. Dabei wurde festgestellt, dass die Discs keinen Fehler beinhalten und der starke Kontrast gewollt sei, um die düstere Atmosphäre der damaligen Zeit, in der der Film spielt, zu unterstreichen.
Dennoch unterscheidet sich das Bild auf der Blu-Ray stark vom Original Trailer, der ebenfalls auf der Disc enthalten ist.
Ob nun der überhöhte Kontrast so gewollt ist oder auch nicht, ändert nichts an der Tatsache, dass der Film mit enormen Detailverlusten zu kämpfen hat. Vielleicht empfinden aber auch andere Menschen das Bild klasse, so wie es ist? Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden…
Tonqualität
- Deutsch DTS-HD MA 5.1
- Englisch DTS-HD MA 5.1
Ausstattung
Die HD Extras wurden auf der Disc in drei Gruppen gestaffelt und in kleinen Häppchen á 3 bis 5 Minuten präsentiert:
- Extras Deutsch: Making of, Bildergalerie und drei deutsche Trailer
- Extras Original: Deleted Scenes, B-Roll, Ridley Scott: Crafting a historical Thriller, Hostages to fortune the cast, Recast, Reshot, Reclaimed, Red Carpet, Premieren-Interviews und drei englische Originaltrailer
- Interviews (á 3 Minuten): Michelle Williams, Christopher Plummer, Mark Wahlberg, Charlie Plummer (nicht verwandt mit Christopher!), Charlie Shotwell, Romain Duris, Timothy Hutton, Ridley Scott
Fazit
Auf technischer Seite ist der Film schwer zu bewerten, denn zu einer im Prinzip tollen Grundschärfe gesellt sich in dieser Version leider ein, vermutlich durch den Transfer, völlig überhöhter Kontrast, der nicht nur Details in hellen und dunklen Szenen verschluckt, sondern auch noch die Farbsaturierung extrem verfälscht. Somit entstehen leider unansehnliche Bilder, die Regisseur Ridley Scott und Kameramann Dariusz Wolski so sicherlich nicht haben wollten. Da hilft auch der gut abgemischte Ton nichts mehr.
Ridley Scott versteht es trotz einiger unnötigen Längen noch immer, interessante Geschichten vor wunderschöner Kulisse zu erzählen und liefert mit Alles Geld der Welt - Was ist der Preis für ein Leben? ein handwerklich solides Entführungsdrama ab. Besonders Christopher Plummer und Michelle Williams legen eine schauspielerische Glanzleistung ab, die man zumindest einmal gesehen haben sollte.
(Alexander Gabler)
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Kaufempfehlung
Testgeräte
TV: Sony KD-55 XD 8577
Player: Sony UBP X-800
AV-Receiver: Denon AVR X-1000
Lautsprecher: Teufel Motiv 6 (5.1)