Da meine Eltern ut Nüss (aus Neuss) stammen, wird bei uns Karneval richtig GROSS geschrieben, auch wenn wir zwischenzeitlich nahezu alle in der norddeutschen Flachebene leben, wo man Jecken und Kappessonntagszug vergeblich sucht. Einmal waren wir zum Faslam in der Lüneburger Heide, einmal zur LILABE in Hamburg aber für unsere frohsinnigen Herzen reicht das nicht. Seit ich denken kann, sippt sich die Family am Rosenmontag im Häuschen meiner Eltern in Neumünster zusammen und dann "Hoch die Tassen!". Natürlich nicht in Sonntagsanzug und Abschlussballkleidchen sondern saisongerecht mit passender Verkleidung. Da wird schon die Anreise und der lautstarke Einmarsch in die verkehrsberuhigte Wohnstraße zur Party, besonders bei so schönen Mottos (oder heißen die Motti) wie "Fischköppe", "Sackdudler", "Lottofee" oder in diesem Jahr "Brexit". Am lustigsten aber war der "Star Wars"-Zug vor ein paar Jahren. Im Jahr zuvor wurde am Morgen des Aschermittwochs das neue Motto bestimmt und die Kostüme ausgelost. Dass unser Vater noch vor der Auslosung Darth Vader für sich annektierte, stieß anfänglich bei allen Kerlen auf vehemente Ablehnung. Die wich jedoch im Nullkommanix einer jolenden Begeisterung, als die Dame des Hauses in den Lostopf gegriffen hatte und Ihr "Zwangskostüm" preis gab! Meine Mutter ist - trotz aller Verkleidungsbegeisterung - immer darauf bedacht, auch kostümiert stets eine gewisse Eleganz und Schönheit auszustrahlen. Mit ihrer Figur, ihren langen bliónden Haaren und den Designerkleidern könnte sie auch heute noch problemlos als etwas ältere Schwester von Claudia Schiffer durchgehen. Umso unglaublicher war dann seinerzeit ihre Verwandlung zum nächsten Rosenmontagsmarsch durch das Wohnidyll Neumünster und ich bin mir sicher, sie schämte sich zu Tode, so von den ganzen Nachbarn gesehen zu werden. Auf ihrem kleinen Loszettel stand in fetten Buchstaben: "JABBA THE HUTT"!
21.03.2018 um 09:35
von Eurex2004
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