Eigentlich hatte die britische Heavy Metal Legende Judas Priest
bereits die Segel gestrichen und wollten nach einer Abschiedstour
verdient in Rente gehen. Nach kurzer Zeit hat man sich aber um
entschieden und lediglich festgestellt, dass man nach der Epitaph
World Tour nur etwas kürzer treten wolle und noch mindestens ein
Album veröffentlichen will. Vorerst gibt es aber von besagter Tour
mit Judas Priest – Epitaph eine komplette Konzertaufnahme auf
Blu-ray zu begutachten.
Story
1969 von Alan Atkins (Gesang), K. K. Downing (Gitarre), Ian Hill
(Bass) und John Ellis (Schlagzeug) ursprünglich als Blues Band
gegründet, nahm die Musik bald rockigere Züge an. Doch dauerte es
fünf Jahre, bis mit „Rocka Rolla“ das Debutalbum folgte. Von da an
ging es auf der Karriereleiter steil bergauf. Spätestens mit
Erscheinen des Alltime Klassikers „British Steel“ im Jahr 1980 war
die Band in der ganzen Welt bekannt. Es folgten weitere Alben und
Tourneen, bis Frontmann Rob Halford nach der 1990er Scheibe
„Painkiller“ ausstieg und für einige Jahre dem Interimssänger Tim
Owens Platz machte, bevor er 2004 wieder zurückkehrte. Nach den
beiden weiteren Veröffentlichungen „Angel of Retribution“ und
„Nostradamus“ verließ dann Gitarrist und Gründungsmitglied K.K.
Downing die Formation. Er wurde durch den Briten Richie Faulkner
ersetzt, mit dem man ebenfalls am 26. Mai 2012 im Hammersmith
Apollo in London auftrat. Dort wurde an einem Abend das komplette
Konzert für die Veröffentlichung Judas Priest – Epitaph
aufgezeichnet.
Man merkt mittlerweile deutlich, dass der Großteil der Band längst
die 60 Jahre überschritten hat (Gitarrist Glenn Tipton geht sogar
auf die 70 zu), denn so agil wie in der Vergangenheit präsentiert
sich das Quintett längst nicht mehr. Lediglich Neuzugang Faulkner
sticht in der Hinsicht positiv heraus, wobei man den Senioren
immerhin attestieren muss, dass sie wahrlich ihr Bestes geben. Vor
allem Frontmann Rob Halford zeigt sich recht limitiert auf der
Bühne und steht oftmals wie angewurzelt da. Zumindest verharrt er
nicht mehr so oft wie früher über dem Teleprompter, was bei diesen
Aufnahmen wirklich ausgezeichnet kaschiert wurde. Da die Band somit
nur wenig fürs Auge bietet, wird das mit einer fulminanten
Lichtshow und massig Pyro- und Laser Effekte wieder
wettgemacht.
Die Setlist gleicht nahezu einer Best of Zusammenstellung der
beliebtesten Judas Priest Songs. Wie in den letzten Jahren gewohnt,
wurde erneut auf Stücke der beiden Alben mit Tim Owens verzichtet.
Das stört aber keineswegs, da die insgesamt 22 gebotenen Songs wohl
keinen Fan enttäuschen. Neben solchen Standards wie „Victim of
Changes“, „Turbo Lover“, „Beyond the Realms of Death“, „Hell Bent
for Leather“, „You´ve got another Thing coming” oder dem Klassiker
schlechthin “Breaking the Law” (das komplett von den Fans gesungen
wurde) wurden mit „Judas Rising” oder “Prophecy” auch einige
Nummern neueren Datums zum Besten gegeben. Klar, dass ebenfalls der
Fleetwood Mac Coversong „The Green Manalishi (with the Two-pronged
Crown)” nicht fehlen darf. Bei dem schnelleren Stück “Painkiller”
merkt man auch die stimmliche Limitierung von Halford, da er die
ganz hohen Passagen entweder geschickt umgeht oder nicht korrekt
trifft. Das Publikum stört das jedoch wenig und feiert den Fünfer
auf der Bühne frenetisch ab. Bei der Zugabe wird das geniale Intro
„The Hellion“ leider nur vom Band abgespielt, bevor mit „Electric
Eye“ die erste Zugabe folgt. Zwar müssen Fans auf Meilensteine wie
„Freewheel Burning“, „Screaming for Vengeance“ oder „United“
verzichten, aber immerhin befindet sich keine einzige Schwachstelle
in der vorgestellten Setlist.
Bildqualität
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis
1,78:1
Das Konzert wurde komplett mit digitalen Kameras aufgenommen.
Demzufolge ist die optische Darstellung nahezu fehlerfrei. Sogar
die üblichen Kontrastprobleme oder digitales Rauschen sucht man
vergeblich. Die Farben sind – die Farbfilter der Scheinwerfer
berücksichtigend – sehr natürlich und außerordentlich kräftig. Der
Kontrast ist mitunter jedoch ein wenig zu stark eingestellt, da in
manchen sehr dunklen Abschnitten es zu Problemen bei der
Durchzeichnung kommt und manche Feinheiten im Schwarz untergehen.
Abgesehen davon ist das Bild tadellos. Der Detailgrad ist konstant
sehr hoch und gibt sämtliche Details sehr scharf wieder. Selbst bei
Aufnahmen aus der Ferne sind die Gesichter der Bandmitglieder noch
ausgezeichnet zu erkennen. Aufgelockert durch einige stimmungsvolle
Effekte verfehlt das Bild nur knapp die Höchstnote.
Tonqualität
Englisch LPCM 2.0, Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
Der Ton liegt wie bei Konzertaufnahmen nicht unüblich sowohl in
kompressionsfreiem Stereo als auch in DTS-HD Master Audio 5.1 vor.
Generell ist die übermächtige Bassdrum von Scott Travis sehr
dominant und häufig sogar störend, so dass beim Einsatz von
Tieftönern oder Subwoofern mitunter eine vorübergehende Korrektur
am AV-Receiver notwendig ist. Obendrein ist die Durchzeichnung
nicht immer klar, so dass der Bass von Ian Hill manchmal in der
Soundwand untergeht. Die zwei-stimmigen Leadgitarren von Tipton und
Faulkner sind immer ausgezeichnet und differenziert herauszuhören.
Die Abmischung ist sehr kräftig ausgefallen. Manch einer würde
sagen „typisch Heavy Metal“ eben. Dennoch ist die Dynamik solide
und weitreichend. Auf Overdubs wurde verzichtet.
Ausstattung
Auf Bonusmaterial muss leider verzichtet werden, da sich auf der
Disc lediglich das Konzert befindet. Fan-freundlich ist das auf
keinen Fall, da sicherlich die meisten wohl mit einigen Backstage
Aufnahmen oder gar Interviews mit einigen Bandmitgliedern gerechnet
haben. Das Booklet tröstet da keineswegs darüber hinweg. Setzen –
Sechs bzw. in diesem Fall 0 Punkte!
Fazit
In technischer Hinsicht gibt es kaum etwas bei dieser Blu-ray zu
beanstanden. Auch trotz einiger Probleme bei der Durchzeichnung ist
das Bild hervorragend ausgefallen und liefert kräftige Farben sowie
einen konstant ausgezeichnet hohen Detailgrad. Der Ton ist mitunter
etwas basslastig, erweist sich aber als kräftig und bis auf wenige
Ausnahmen klar. Extras sind leider keine vorhanden. Totgesagte
leben länger und obwohl die britische Heavy Metal Formation Judas
Priest bereits ihre Auflösung bekannt gab, stellt die
Konzertaufnahme Judas Priest - Epitaph (zu deutsch
„Gedenkinschrift“) keineswegs das letzte Lebenszeichen da. Trotz
der Tatsache, dass die Band in die Jahre gekommen ist, wird ein wie
gewohnt herausragendes Konzert geboten, an dem sich manche Newcomer
noch eine Scheibe abschneiden können. Fans werden definitiv nicht
enttäuscht sein. (sah)
Story 8
Bildqualität 9
Tonqualität 8
Ausstattung 0
Gesamt * 6
Kaufempfehlung 7 von 10
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Dali Vocal / Rear: Dali Zensor
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