Geschrieben: 24 Mai 2013 18:01
Chefredakteur Filmreviews
Blu-ray Freak
Aktivität:
Forenposts: 5.403
Clubposts: 159
seit 17.09.2009
Bedankte sich 4835 mal.
Erhielt 8540 Danke für 3055 Beiträge
Michael Speier youtube.com/MichaelSpeier
Story: 7/10
Bildqualität: 7/10
Tonqualität: 7/10
Ausstattung: 1/10
Einleitung:
In Yakuza-Kreisen wird bei besonderen Anlässen ein Sushi-Buffet auf
dem nackten Körper einer Frau angerichtet, wobei die äußeren
Schichten langweilige Standartkost bieten, und – je näher man den
erogenen Zonen kommt – die Speisen nach und nach ausgefallener und
exotischer werden.
Der Allrounder Kern Saxton (Regie/Drehbuch/Produzent/Cutter)
versammelt nun eine ganze Reihe illustrer Gestallten um ein solches
Buffet, um sie die Auswirkungen eines missglückten Juwelenraubs
besprechen zu lassen.
Was sich hinter dem verbirgt, was auf den ersten Blick wie ein
Quentin-Tarantino-Klon anmutet, soll an dieser Stelle ausführlich
besprochen werden.
Story:
Vor Sechs Jahren verübten die Gangster Fish, Max, Francis, Crow und
Duke einen Juwelenraub, der gründlich in die Hose ging.
Der Fahrer wurde getötet, der Frischling Fish ging in den Knast,
die Beute war spurlos verschwunden.
Nun, sechs Jahre Später, versammelt Gangsterboss Duke (Tony Todd)
seine ehemaligen Kollegen um sich, um Fish, der gerade wegen guter
Führung entlassen wurde, zur Rede zu stellen. Schließlich war er
für die geraubte Beute verantwortlich, und seine Komplizen sind
sehr am Verbleib der Juwelen interessiert.
Und sie sind auch durchaus bereit, alles in ihrer Macht stehende zu
tun, um den vermeintlichen Verräter zum Reden zu bringen, alles vor
den Augen des lebenden Sushi-Tabletts, das inmitten des Raumes
unbeweglich daliegt, gezwungen die Eskalation der Lage wortlos zu
verfolgen.
Der Film weckt starke Erinnerungen an Quentin Tarantinos Debütfilm
Reservoir Dogs. Ein missglückter Raubzug, Schuldzuweisungen, sich
an die Gurgel gehende Gangster.
Auch ein vermeintlicher Polizeispitzel darf in der Gleichung nicht
fehlen, und die Kammerspielartige Inszenierung ist bei einem
derartigen Plot obligatorisch.
Was fehlt ist die Genialität, mit der Tarantino sein Erstlingswerk
ausstattete, und auch die Darsteller erreichen nicht ganz die Güte,
die Tarantino aus seinen Mannen herauskitzelte.
Stattdessen präsentiert uns Kern Saxton einen düsteren
Gangsterthriller, der die Gewaltspriale von Szene zu Szene weiter
anzieht und über massenweise hassenswerter Charaktere verfügt,
denen man allen ein unschönes Ende wünscht.
Allen voran dem aufgequollenen Mark Hamill, der eine Performance
abliefert, die nicht weiter von seiner Paraderolle als Luke
Skywalker entfernt sein könnte. Tuckig und einfach nur Ekel
erregend spielt er den Gangster Crow, der bei seinen Verhören gerne
auf die Methoden der Zahnmedizin zurückgreift.
Aber Dental-Phobiker brauchen keine Angst zu haben – ganz so
explizit wie bei Oldboy sind die Szenen dann auch wieder
nicht.
Zwar sind die Folterszenen, von denen es im Film mehr als genug
gibt, gut in Szene gesetzt – insbesondere das Special-Make-Up des
derangierten Körpers des vermeintlichen Verräters ist ganz gut
gelungen – allerdings entfalten diese nicht die Intensität die
nötig gewesen wäre, um so richtig unter die Haut zu gehen.
Das liegt zu einem Großteil an Noah Hathaway (Atreyu aus Die
unendliche Geschichte), dem man den Leidenden nicht ganz abkaufen
möchte. Die etwas schwache Synchronisation an den entsprechenden
Stellen sorgt leider noch zusätzlich dafür, dass der Film an Fahrt
verliert.
Nichts desto Trotz bietet Sushi Girl spannende Unterhaltung mit
einem wahren Aufgebot an Genrestars. Neben Jeff Fahey, Michael Bien
und Danny „Machete“ Trejo wirkt noch der Japaner Sonny Chiba in
einer Gastrolle mit, der Tarantino-Fans sicherlich ein Begriff sein
dürfte.
Großartige Überraschungen bietet der Streifen zwar nicht, erzählt
dafür aber geradlinig und ohne große Umschweife seine Geschichte,
und hält sich nicht mit unnötigen Nebenhandlungen auf. Der
inflationäre Umgang mit Schimpfworten und die expliziten
Folterszenen wirken fast ein bisschen, als müsse man dem Film auf
Teufel-Komm-Raus Schauwerte bescheren, die in dieser Art eigentlich
nicht nötig gewesen wären. Schließlich verfügt der Streifen über
eine ganz akzeptable Story, und auch das Ende des Films kommt
einigermaßen überraschen daher und sorgt für einen tollen
Aha-Effekt.
Um mit Tarantino mitzuhalten fehlt es dem Film allerdings ein wenig
an Originalität, welche die Werke des Großmeisters
auszeichnet.
Bild:
- Bildformat: 2.35:1 (16:9 Letterbox) in 1920x1080p Auflösung
- Überwiegend gute Schärfe
- Schwarzflächen leicht gräulich
Das Bild ist dem aktuellen Stand der Technik angemessen. Zwar sind
die Schwarzflächen leicht gräulich, verschlucken dafür aber kaum
Details. Die Detailschärfe, gerade bei Nahaufnahmen ist gut bis
sehr gut, während Weitwinkelaufnahmen leicht verwaschen und
schwammig wirken. Hin und wieder zieht das Bild leicht nach, was
aber so selten vorkommt, dass es nicht weiter ins Gewicht
fällt.
Während die Haupthandlung in düsteren, rötlichen Farben daherkommt,
wurden die Rückblenden mit Farbfiltern und überhöhter Belichtung
entfremdet und verfügen über leichtes Filmkorn, was sie vom
Haupthandlungszeitraum differenziert.
Ton:
- Deutsch DTS-HDM 5.1
- Englisch DTS-HDM 5.1
- Gute Signalortung
- Schöner Raumklang
Der Ton bietet einen schönen Raumklang mit hervorragender
Signalortung. Soundeffekte wie Regen oder Gespräche, die nicht
gerade auf dem Bildschirm stattfinden, kommen gemeinsam mit dem
atmosphärisch dichten Score aus den Rearboxen und vermitteln ein
tolles Mittendrin-Gefühl. Die Dialoge bleiben überwiegend klar
verständlich, zumindest in der deutschen Synchronisation, die in
den emotionalen Szenen ruhig etwas brachialer hätte ausfallen
dürfen.
Beim Originalton machen sich leider die Nachteile einer solchen
Inszenierung bemerkbar, weil das ein oder andere Dialogfragment nur
schwer verständlich ist und einfach untergeht.
Gegen Ende bekommt auch der Subwoofer ein wenig zu tun, wenn etwa
Schüsse abgefeuert werden oder Autos während der Rückblenden
ineinander krachen. Allgemein hält er sich aber ansonsten diskret
zurück, was bei einem dialoglastigen Film wie diesem nicht weiter
verwunderlich ist.
Ausstattung:
- Originaltrailer (Deutsch & Englisch)
- Trailershow
Im Bonussektor verbergen sich lediglich der Originalkinotrailer und
ein paar Programmhinweise, die nicht der Rede wert sind. Eigentlich
schade, hätte man doch bei einem Film mit solchem Staraufgebot
etwas mehr erwartet.
Fazit:
Das Bild ist in stimmigen Farben und guter Schärfe gehalten,
während der Ton das äußerste aus dem Film herausholt, ohne dabei
großartige Highlights zu bieten. Dem Genre ist beides jedoch
absolut angemessen und vermittelt ein rundes Gesamtbild.
Der Film selbst ist eine Mischung aus Kopie und Hommage an Filme
wie Reservoir Dogs, ohne jedoch die Genialität des Originals zu
erreichen. Spannend und mitreißend ist er dennoch und bietet sogar
ein ziemlich ausgefuchstes Ende, das für die eine oder andere
Überraschung sorgt. Zudem gibt es haufenweise gealterter Stars zu
bewundern, die jeweils eine ganz anständige Performance zum Besten
geben. Tarantino-Fans können bedenkenlos zugreifen. (ms)