Geschrieben: 16 Mai 2013 17:22
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Michael Speier youtube.com/MichaelSpeier
Als Rob Schmidt im Jahre 2003 erstmals die kannibalistischen
Missgeburten auf die vom Weg abgekommenen Stadtmenschen los lies,
geschah das noch mit einem Höchstmaß an Spannung und einem
Mindestmaß an Brutalität. Natürlich waren die Handlungen von
Three-Fingers und seinen Spießgesellen Saw-Tooth und One-Eye alles
andere als menschenfreundlich, aber der erste Teil kam dennoch noch
mit einem blauen FSK-Siegel davon. In den folgenden Jahren
entstanden mehr oder weniger erfolgreiche Direct-To-DVD
(beziehungsweise Blu-Ray) Fortsetzungen, wobei sich die FSK bei
weitem nicht mehr so gnädig zeigte wie bei Teil 1.
Ab Teil Drei (Left For Dead) nahm dann Declan O’Brian auf dem
Regiestuhl Platz und ersann mit Teil Vier (Bloody Beginnings) die
Vorgeschichte der drei Irren. Dabei fiel vor allem auf, dass der
Goregehalt kontinuierlich anstieg, während Storyentwicklung und
Spannung mehr und mehr auf der Strecke blieben. Nun präsentiert
Declan O’Brian, der nebenbei auch noch für das Drehbuch
verantwortlich zeichnet, den Fünften Teil um die zahlreichen
Entleibungsaktionen der hinterwäldlerischen Inzestopfer, die
diesmal tatkräftige Unterstützung in Form von Horrorlegende Doug
„Pinhead“ Bradley bekommen.
Film (3/10):
Jedes Jahr findet in einem verschlafenen Nest in Virgina das
Mountain Man Festival statt, ein Fest, dass allerhand partylustiges
Volk anlockt. Gefeiert wird dabei der Jahrestag, an dem plötzlich
die gesamte Bevölkerung spurlos verschwand. Auch die Fünf
Protagonisten treibt es zu diesem Event am Abend vor Halloween,
doch kommt es anders als erhofft.
Denn bereits auf dem Weg zur Party überfahren sie einen
Landstreicher, der sogleich das Messer gegen die Jugendlichen
schwingt. Diese wehren sich natürlich, knüppeln den Mann nieder und
werden daraufhin prompt von der Polizei in Gewahrsam genommen.
Unglücklicherweise ist der Landstreicher der „Vater“ der drei
Irren, die aus den ersten Teilen der Serie bekannt sind, und die
wollen ihren Daddy umgehend aus dem Gefängnis holen. Im Rahmen
ihrer Befreiungsaktion werden dann zahlreiche Opfer verstümmelt,
gegrillt, gekocht, zersägt, ausgeweidet und ganz allgemein entleibt
– kurz: Es wird alles geboten, was Backwood-Slasher-Fans die
Freudentränen in die Augen treibt...
Im Prinzip läuft der Film nach dem gleichen Schema ab wie seine
Vorgänger, nur scheint der Regisseur diesmal die Intelligenz seines
Publikums noch niedriger einzuschätzen als die seiner
Hinterwäldler-Kannibalen. Die Dialoge strotzen nur so vor Dummheit
und sämtliche „Helden“ verhalten sich so dämlich, dass ihr Tod
durch die verschiedenen Fallen und Mordinstrumente der Mordbuben
fast schon als darwinistische Auslese angesehen werden kann. Es
fängt schon damit an, dass die Partyfreunde mit ihrem Wagen frontal
gegen einen Baum knallen (toller Soundeffekt!), wodurch die Story
überhaupt erst ins Laufen kommt. Dieser Crash hätte locker
ausgereicht, um sämtlichen Insassen den Garaus zu machen. Tut er
aber nicht, denn das Drehbuch hat noch einige weitere Dummheiten im
Gepäck. So werden die potentiellen Opfer von einer der unfähigsten
Polizistinnen der Filmgeschichte festgesetzt, die gleich beim
ersten Anzeichen von Gefahr Schrotflinten an die Fremden verteilt,
der einzige alkoholisierte Gefangene bekommt die Schlüssel zum
einzigen Fahrzeug, um im Nachbarort Hilfe zu holen...
Man mag einwenden, dass die Intelligenz des Zuschauers bei dieser
Art von Film ohnehin nicht allzu sehr gefordert wird und eine
schlüssige und nachvollziehbare Story nebensächlich ist, wenn der
Gewaltgrad stimmt und die Masken und Special-Effects gut sind. Dem
ist aber nicht so. Denn die entstellten Bösewichte sind bereits in
den ersten Minuten zu sehen, und das bei hellem Tageslicht.
Natürlich weiß der Fan der Reihe inzwischen ohnehin wie die
„Monster“ aussehen, nur erkennt man diesmal gleich beim ersten
Blick, dass es sich um (schlechtgemachte) Masken handelt. Da hilft
es auch nicht, dass der Film nach der ersten halben Stunde
überwiegend im Dunklen spielt. Was im ersten Teil noch gruselig und
beängstigend war, wirkt in diesem fünften Aufguss nur noch
lächerlich.
Was nun die schauspielerischen Leistung angeht, so kann man
lediglich Doug Bradley lobend erwähnen, der hier den „Vater“ der
Hinterwäldler halbwegs glaubhaft rüberbringt. Aus seiner Zelle
heraus spielt er herrlich diabolisch, geheimnisvoll und bedrohlich,
dass eigentlich nur noch die Nadeln in seinem Kopf fehlen. Das
seine Rolle, wie der Rest des Films auch, in keinerlei Kontext zu
den Vorgängerfilmen steht, fällt bei dem unglaublich dummen
Drehbuch dann auch nicht mehr weiter ins Gewicht.
ACTHUNG:
Die in Deutschland erhältliche FSK-18 Version ist um gute 2 ½
Minuten gekürzt.
Fakt ist, dass der Gewaltgrad hier ganz ordentlich ist, man jede
Menge zu sehen bekommt, und die Version zu Recht ab 18 Jahren
freigegeben ist. Gorehounds dürften zufrieden sein, obwohl
natürlich nur die Uncut-Version so richtig befriedigen wird – was
den Film dann aber letztendlich auch nicht besser macht.
Bild (7/10):
- Bildformat: 1,78:1 (16:9 Vollbild) in 1920x1080p Auflösung
- Allgemeine Unschärfe
- Guter Schwarzwert
Dem Bild sieht man das geringe Budget des Films leider an, zeigt es
sich doch ganz allgemein unscharf, Details wie Hautporen und
ähnliches sind nicht zu erkennen, was allerdings den schlechten
Gummimasken und handwerklich teilweise misslungenen Effekten zu
Gute kommt. Die Farben sind kräftig und satt, gerade in der ersten
halben Stunde, und bei Szenen, in denen Feuer zum Einsatz kommt.
Der Kontrast ist etwas zu hoch, und teilweise hat man das Gefühl,
eine Seifenoper im Fernsehen zu sehen. Die Schwarzflächen, die
einen Großteil des Filmes dominieren, sind satt und sauber, und man
kann durchaus noch Konturen darin erkennen.
Ton (6/10):
- Deutsch DTS-HD 5.1
- Englisch DTS-HD 5.1
Der Ton ist nichts besonderes, bietet aber hin und wieder einen
ganz anständigen Wumms, vor allem dann, wenn die Bässe und
plötzlichen Lautstärkespitzen die Schockeffekte unterstreichen.
Signalortung und Raumklang sind selten, dann aber ganz akkurat
umgesetzt.
Der Soundtrack hält sich zurück und überlagert niemals die Dialoge,
was angesichts der Dämlichkeit mancher Sätze allerdings fast schon
als Nachteil gewertet werden muss.
Extras (5/10)
- Hinterwäldler-Morde (06:43 Minuten)
- Ein Tag im Tod (05:26 Minuten)
- Videotagebuch des Regisseurs (08:19 Minuten)
- Trailer
Die Extras gehen soweit in Ordnung. Man bekommt ein paar Einblicke
in die Dreharbeiten, bekommt die sehenswertesten Momente des Films
(die Morde) genauer erklärt und es gibt die obligatorischen
Trailer. Das ist zwar nicht viel, aber viel mehr ist bei einem Film
dieser Größenordnung auch nicht zu erwarten.
Fazit:
Technisch bekommt der Slasher-Fan hier eine ordentlich gemachte
Blu-Ray in die Hand, die zwar keine Freudenschreie auslösen wird,
sich andrerseits aber auch keine großen Fehler erlaubt.
Audiotechnisch bekommt man leichte Kost, hin und wieder gibt es ein
paar Spitzen, das war’s. Beim Bild sieht es ähnlich aus. Helle,
satte Farben, hoher Kontrast, allerdings wirkt alles sehr, sehr
billig. Der Schärfegrad ist dabei relativ gering, was den
schlechteren Effekten in die Hände spielt.
Der Film selbst ist an Dämlichkeit kaum zu übertreffen, bietet aber
selbst in der gekürzten Fassung noch allerlei Schauwerte, die dem
Slasherfan gefallen dürften. Fans der Reihe, die von den vorherigen
Filmen noch nicht abgeschreckt worden sind, können auch diesmal
getrost zugreifen. Einen wirklichen Schrecken erzeugt nur das Ende,
denn das lässt die Hintertür für eine unvermeidbare Fortsetzung
sperrangelweit offen.