Blu-ray Forum → Blu−ray Talk, Kino & Filme, TV−Serien, VoD & Gewinnspiele → Blu−ray & Kino Filmreviews → bluray−disc.de Reviews

Escape - Vermächtnis der Wikinger

Gestartet: 15 Mai 2013 07:37 - 0 Antworten


Veröffentlichung:
28.06.2013
Laufzeit:
82 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 15 Mai 2013 07:37

Michael Speier

Avatar Michael Speier

user-rank
Chefredakteur Filmreviews
Blu-ray Freak
fsk-geprueft
user verified
aktivitaet.png Aktivität:
 
Deutschland
Euskirchen
kommentar.png
Forenposts: 5.403
Clubposts: 159
seit 17.09.2009
anzahl.png
anzahl.png
anzahl.png
Bedankte sich 4835 mal.
Erhielt 8540 Danke für 3055 Beiträge
Michael Speier youtube.com/MichaelSpeier

Einleitung:

Der skandinavische Film hat in den letzten Jahren auch in Deutschland Fuß gefasst. In erster Linie sind es die Thriller wie etwa Stieg Larssons Millenium-Trilogie, oder knallharte Drogendramen wie die Pusher-Trilogie von Nicoas Winding Refn (Drive). Doch auch die historischen Filme aus dem hohem Norden wissen zu begeistern, wie etwa ARN – DER KREUZRITTER aus dem Jahr 2007. Nun präsentiert COLD PREY Regisseur Roar Uthaug ein Paradebeispiel an packender Unterhaltung vor dem Hintergrund des Mittelalterlichen Norwegens. Ein Drama, ein Thriller, ein Abenteuerfilm – und das ganze packend erzählt und gut inszeniert.

Film (6/10):

Norwegen im Jahre 1363.
Nachdem die Pest einen großen Teil der norwegischen Bevölkerung ausgelöscht hat, begibt sich die 19-jährige Signe mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder auf die Suche nach einem besseren Ort zum Leben. Unglücklicherweise wird die Familie von einer marodierenden Räuberbande überfallen, Signes Eltern werden, ebenso wie ihr Bruder, vor ihren Augen getötet. Den sicheren Tod vor Augen wird sie in letzter Sekunde von Dagmar, der Anführerin der Bande, verschont, denn Dagmars Tochter Frigg, die ebenso von der Bande entführt wurde, wünscht sich nichts sehnlicher als eine Schwester. Natürlich zieht das junge Mädchen auch die Aufmerksamkeit der männlichen Räuber auf sich, doch Dagmar kann eine versuchte Vergewaltigung gerade noch verhindern. Spätestens jetzt ist klar, dass Dagmar alles andere als eine schwache Frau ist. In einer Nacht- und Nebelaktion gelingt Frigg und Signe die Flucht, was Dagmar natürlich keineswegs dulden kann. Sie und ihre Mannen starten eine gnadenlose Hetzjagd, und hetzen die Beiden durch die norwegischen Wälder. Hilfe finden die Flüchtigen bei einem Einsiedler, der ihnen die ganze, tragisch-schreckliche Geschichte ihrer Häscherin offenbart...


Rar Uthaug versteht es vortrefflich die Jagd nach den beiden hilflosen Mädchen von Beginn an spannend und packend zu erzählen. Dabei gibt es immer wieder interessante Wendungen, die selbst den Charakter Dagmars in einem völlig anderen Licht dastehen lässt. Eine Trennung zwischen Gut und Böse gibt es in ESCAPE nicht, stattdessen sind die Einstellungen der einzelnen Parteien nachvollziehbar, wenn auch nicht unbedingt tolerierbar. Letztendlich breitet sich eine Sittengemälde einer Zeit voller Ungerechtigkeit und Bosheit vor dem Zuschauer aus, in der jeder einzelne Protagonist versucht zu überleben.
Die relativ kurze Laufzeit von 80 Minuten spielt dem Spannungsbogen in die Hände. Sehr viel länger wäre bei der relativ überschaubaren Story auch nicht drin gewesen. Zwar bietet die Handlung mit ihren Wendungen genügend Spielraum für Interpretationen oder weitere Nebenhandlungen, doch der Regisseur beschränkt sich in erster Linie auf die Hetzjagd nach den beiden Mädchen. Dass gerade der Schluss dabei ein wenig an PREDATOR erinnert, weil die Mädchen in einer weiteren Flucht keine Möglichkeit sehen, und sich statt dessen gegen ihre Häscher wenden, mag vielleicht ein wenig unglaubwürdig erscheinen, passt aber zu der rauen Zeit voller Gefahren, die der Regisseur dem Zuschauer darbietet.

Die größtenteils hierzulande unbekannten Darsteller spielen überzeugend. Insbesondere Ingrid Bols Berdal, die dem ein oder anderen als Hexe in HENSEL & GRETEL – HEXENJÄGER aufgefallen sein dürfte, spielt ihre Rolle als äußerst resolute Anführerin mehr als glaubhaft – man kauft ihr sowohl das toughte Flintenweib, als auch die verletzliche Mutter ab. Dabei beweist sie als Anführerin der Räuberbande Mut zur Hässlichkeit. Aber auch die beiden Newcomerinen Isabel Christine Andreasen und Milla Olin als Flüchtige „Töchter“ geben eine überaus starke Leistung zum Besten, wodurch der Film zusätzlich an Intensität gewinnt.
Lediglich der Sinn des deutschen Untertitels „Vermächtnis der Wikinger“ ergibt nicht den geringsten Sinn. Denn von Wikingern fehlt in diesem Film jede Spur.


Bild (6/10):

- Bildformat: 2.39:1 (16:9 Letterbox) in 1920x1080p Auflösung
- Unscharfes Bild, Details sind kaum zu erkennen
- Schnelle Bewegungen ziehen nach.

Das Bild zeigt sich leider alles andere als im schicken Gewand. Die Farben sind grau und trist, wirken häufig unterkühlt – was allerdings gut zur Handlung und zur Gegend passt. Die Tundra ist nun mal nicht allzu farbenfroh. Leider sind die Bilder an sich verwaschen und unscharf, wodurch die Haut der Darsteller zuweilen wächsern wirkt. Details sind bestenfalls in extremen Nahaufnahmen zu erkennen und in den häufig aufkommenden Schwarzflächen zeigen sie sich überhaupt nicht mehr. Bei Bewegungen und Kameraschwenks zieht das Bild nach.


Ton (7/10):

- Deutsch DTS-HDM 5.1
- Norwegisch DTS-HDM 5.1
- Wuchtiger Soundtrack
- Gute Signalortung

Der Soundtrack kommt wuchtig und mit schönen Bässen daher und verteilt sich wunderbar im ganzen Raum. Spielerisch unterstreicht er hervorragend die Spannung der Verfolgungsjagd.
Hin und wieder gibt es auch ein paar Hintergrundgeräusche, und auch heran sausende Pfeile und ähnliches, lassen sich mühelos orten. Allerdings sind solche Szenen rar gesät, und man wünscht sich einfach ein bisschen mehr. Die Stimmen hingegen bleiben stets klar verständlich und werden auch von lauteren Passagen des Soundtracks nicht übertönt.


Extras (3/10)

- 6 Entfallene Szenen (05:28 Minuten)
- Outtakes (01:49 Minuten)
- Die Spezialeffekte (02:32 Minuten)

In Punkto Extras wird der Titel leider keinen Blumentopf gewinnen. Ein paar zu Recht entfallene Szenen, ein paar ganz lustige Outtakes und ein kurzes Featurette über die Spezialeffekte, dass allerdings völlig unkommentierte Bilder im Vorher/Nachher Verfahren präsentiert Zwar ganz nett, aber nicht wirklich informativ. Obendrauf gibt es noch die obligatorischen Trailer. Zumindest sind sämtliche Extras Untertitelt, wofür man an dieser Stelle mal ein Lob aussprechen sollte.


Fazit:

Bild und Ton bewegen sich auf dem Niveau einer gut produzierten Fernsehproduktion, was für einen Kinofilm allerdings zu wenig ist. Das Bild ist häufig unscharf, zu kontrastarm und Details zeigen sich kaum. Der Ton hingegen kommt wuchtig und bassvoll zur Geltung, die Signalortung funktioniert einwandfrei, und der Sondtrack weiß durchaus zu gefallen.


Die Story ist zwar ein wenig dünn, schafft es aber mühelos über die kurze Laufzeit von 80 Minuten lang zu fesseln. Vor allem die glaubhaften Darsteller verleihen dem Film einen Mehrwert, der Fans von Mittelalterfilmen durchaus gefallen wird. Wikinger gibt es allerdings nicht, und auch das Bonusmaterial hätte durchaus üppiger ausfallen dürfen.


Beitrag Kommentieren

Noch 380 Zeichen

Blu-ray Forum → Blu−ray Talk, Kino & Filme, TV−Serien, VoD & Gewinnspiele → Blu−ray & Kino Filmreviews → bluray−disc.de Reviews

Es sind 106 Benutzer und 618 Gäste online.