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Die Wand

Gestartet: 11 Mai 2013 09:04 - 1 Antworten


Veröffentlichung:
16.05.2013
Laufzeit:
108 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 11 Mai 2013 09:04

Michael Speier

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Einleitung:

Spätestens seit Peter Jackson mit seiner HERR-DER-RINGE-TRILOGIE anschaulich bewiesen hat, dass es unverfilmbare Bücher nicht gibt, scheinen gerade solche Werke eine geradezu magische Anziehungskraft auf Filmemacher auszuüben. Nach DAS PARFÜM und CLOUD ATLAS wagte sich nun Julian Pölsler, erneut ein deutschsprachiger Regisseur, an die Verfilmung des als unverfilmbar geltenden Romans von Marlen Haushofer „Die Wand“ aus dem Jahre 1963.
Abgesehen von der mutmaßlichen Unverfilmbarkeit des Stoffes stand die Frage im Raum, ob ein Film, der sich mit der Vereinsamung einer Stadtfrau, die sich plötzlich alleine in den Bergen befindet, überhaupt interessant genug für eine filmische Aufarbeitung sein könnte.
Hier ist die Antwort.


Film (9/10):

Eine Frau (Martina Gedeck) zieht übers Wochenende mit einem befreundeten Ehepaar in eine Waldhütte in Österreich. Während das Ehepaar einen Ausflug macht, bleibt die Frau mit dem Hund Luchs auf der Hütte, und bemerkt erst am nächsten Morgen, dass das Ehepaar noch nicht zurück ist. Sie begibt sich auf die Suche nach den Freunden, doch stößt mitten auf dem Weg auf eine unsichtbare Wand, von welcher sie offenbar vollkommen umgeben ist. Auf der anderen Seite der Wand sieht sie einige Menschen, die scheinbar zu Statuen erstarrt sind. Sind sie tot? Ist die Frau tot? Was ist passiert?
Anfangs noch ungläubig, beginnt sie im Laufe der Zeit, sich mit ihrem Schicksal abzufinden und beginnt, ihre Lebensgeschichte, ihre Sorgen und Ängste, zu Papier zu bringen...


Zugegeben, der Film, der lediglich eine einzige Darstellerin in den Bergen zeigt, umgeben von einer unsichtbaren Wand – das klingt im ersten Moment nicht gerade nach Spannung.
Aber da irrt man sich gewaltig. Der Regisseur versteht er vortrefflich, den Zuschauer an den Ängsten, der Verzweiflung und letztendlich an der Resignation seiner überzeugenden Hauptdarstellerin teilhaben zu lassen. So stellt sich irgendwann nicht mehr die Frage, was es mit der Wand auf sich hat. Statt dessen rückt immer mehr und mehr das reine Überleben, das Abfinden mit der Situation in den Fokus des Betrachters. Ein Ausbruch aus dieser in sich geschlossenen Welt scheint aussichtslos, letztendlich spielt es aber auch gar keine Rolle mehr.
Ein eindringlicher Film, der gezielt mit den Ängsten der Menschen vor der Vereinsamung spielt, und einen letztendlich nachdenklich zurücklässt.
Denn der Film präsentiert keinen Schluss, keine Auflösung und kein Happy-End. Vielmehr endet er damit, dass die Protagonistin kein Papier mehr hat, auf dem sie ihre Gedanken protokollieren könnte. Alles weitere bleibt dem Zuschauer selbst überlassen, wenn er nach knappen zwei Stunden dieses unglaublich gut inszenierte Filmerlebnis beendet.


Bild (9/10):

- Bildformat: 2.35:1 (Letterbox)
- Klare, natürliche Bilder in phantstischer Schärfe
- Schnelle Bewegungen ziehen leicht nach
- Schwärze verschluckt Details


Das Bild zeigt sich auf wirklich hervorragendem Niveau. Wunderschöne Landschaftsaufnahamen in gestochen scharfen Bildern. Grüne Wiesen, glasklares Wasser, funkelnder Schnee, und alles in natürlichen Farben, die einem das Gefühl geben, selbst vor Ort zu sein. Gerade die Panoramaaufnahmen der Berge sind einfach atemberaubend.
Aber auch in Nahaufnahmen weiß das Bild durchaus zu überzeugen. Einzelne Härchen, die Struktur der Kleidung und die Maserung der Holzdielen, alles in ausgezeichneter Schärfe und mit hoher Detailfülle.
Die langen Kameraeinstellungen und langsamen Kamerafahrten, sowie die Momentaufnahmen der unbeweglichen Außenwelt, bieten einen Detailreichtum, wie man ihn sich besser kaum wünschen kann. Lediglich die wenigen Szenen mit schnellen Bewegungen seitens der Protagonistin ziehen ein wenig nach, und der Schwarzwert, gerade bei Aufnahmen bei Nacht, ist so dominant, dass er einige Details verschluckt. Dies kann aber auch durchaus so gewollt sein, um den Blick des Zuschauers auf das Wesentliche, das Noch-Zu-Sehende, zu fokussieren. Alles in allem ist das Bild schlicht und ergreifend phantastisch!


Ton (9/10):

- Deutsch DTS-HD MA 5.1
- Deutsche Hörfilmfassung DD 2.0
- Klar verständlicher Monolog
- Schöner Raumklang

Der Regisseur versteht es vortrefflich, die Angst und Beklommenheit seiner Zuschauer durch tiefe, brummende Laute zu schüren, während er in den übrigen Szenen eine wundervolle Klangkulisse präsentiert, die dem Bild in jeder Hinsicht ebenbürtig ist.
Dabei zeigt sich der Ton äußerst stimmig. Gerade bei Außenaufnahmen bietet er einen wunderschönen Raumklang voller Naturgeräusche: Wind, Regen, zirpende Grillen – aber auch knackendes Holz im Kamin, knarrende Dielen oder das Schnurren der Katze sind ganz klar zu vernehmen.
Einzig auf großartige Soundeffekte wartet man vergeblich. Lediglich die Berührung der unsichtbaren Wand lässt den Subwoofer minimal erklingen, wobei das Geräusch stark an das Schwenken eines Laserschwertes aus den Star-Wars-Filmen erinnert.
Diese Momente und die Szene, in welcher der Wagen der Frau gegen die unsichtbare Wand knallt, brechen aus dem ansonsten harmonischen Klangteppich aus.
Die sparsam eingesetzte Streichmusik klingt ebenfalls klar und sauber, und auch der Monolog der Protagonistin aus dem Off erlaubt sich keine Fehler. Auch die Hörfilmfassung für Blinde liefert klar verständliche Beschreibungen des Gesehenen, und macht dieses cineastische Kleinod auch für Sehbehinderte erlebbar.


Extras (8/10):

- Interview mit Martina Gedeck (14:56 Minuten)
- Interview mit Julian Pölsler (13:33 Minuten)
- Featurette von der Deutschland-Premiere (06:21 Minuten)

Neben den höchst interessanten Interviews mit Regisseur und Hauptdarstellerin, in denen beide separat detailliert auf die Produktion und die Hintergründe der Verfilmung und der Figur eingehen, gibt es noch ein paar schöne Bilder von der Premiere zu sehen. Auch hier geben beide ein paar Statements auf dem roten Teppich ab. Ein Audiokommentar fehlt.
Des Weiteren beinhaltet die Blu-Ray eine Hörfilmfassung für Sehbehinderte in der die gezeigten Bilder für Blinde beschrieben werden. Zusätzlich gibt es natürlich auch Untertitel für Hörbehinderte, wodurch der Film wirklich für jeden erlebbar wird .
Eine obligatorische Trailershow rundet die Extras ab.


Fazit:

Die Wand ist ein rundum gelungenes Stück Arthouse-Kino, ein cineastisches Kleinod das in wundervollen Bildern die Vereinsamung der Protagonistin zeigt. Dabei ist die Blu-Ray technisch auf ganz hohem Niveau. Bild und Ton präsentieren sich nahezu ohne Schwächen, wobei man natürlich vergeblich auf große Effekte wartet.
Für Liebhaber des ruhigen, melancholischen Films ist DIE WAND ein wundervolles Meisterwerk mit einer überzeugenden Darstellerin, die einen nachdenklich, wenn nicht gar verstört zurücklässt. Ausgesprochen sehenswert
#2
Geschrieben: 13 Mai 2013 20:52

Gamma Ray

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Super...Danke für´s Review!
Stand ich heute in der Theke vor, war mir aber unschlüssig ihn mitzunehmen. Das hat sich soeben geändert.^^ :)


Zombie Sig2.jpg


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