Der Regisseur John Waters gilt in seinem Metier als schwarzes
Schaf, der bei seinen frühen Werken nicht nur im Trash Genre
unterwegs war, sondern darüber hinaus sehr häufig mit der Zensur
kokettierte, provozierte und vor allem nur zu gerne bewusst, die
Grenze des guten Geschmacks überschritt. Dennoch gelten seine Filme
wie
Hairspray (dem darüber hinaus ein
Musical folgen sollte) und
Cry Baby als Kult.
Serial
Mom aus dem Jahr 1994 bedient sich ebenfalls dieser
Instrumente.
Story
Die Hausfrau Beverly Sutphin (K. Turner) lebt mit ihrem Mann Eugene
(S. Waterston), einem Zahnarzt sowie ihren Kindern Chip (M.
Lillard) und Misty (R. Lake) in einer kleinen Vorstadt in der Nähe
von Baltimore eine spießbürgerliche Idylle. Alles scheint perfekt
zu sein, doch Beverlys übertriebene Vorliebe für Moral und Sitte
geht nicht mit der Masse konform. Weicht jemand von ihren Regeln
ab, schreckt sie nicht einmal davor zurück, härtere Maßnahmen wie
Mord einzusetzen. Doch die Polizei kommt ihr auf die Schliche, so
dass es ihr zunehmend schwerer fällt, nicht ertappt zu
werden.
Im deutschsprachigen Raum war
Serial Mom bislang
lediglich über einen Österreich Import zweifelhaften Ursprungs
erhältlich, darüber hinaus nur im 4:3 Format. Somit ist nun nach
der VHS Veröffentlichung vor 19 Jahren, dieser Titel endlich wieder
offiziell für den Heimkino Markt käuflich zu erwerben. Regisseur
John Waters, der bei diesem Film wie gewohnt für das Drehbuch und
die Produktion verantwortlich war, ist sich keineswegs untreu
geworden, sondern hat für die damalige Zeit ein kontroverses Stück
abgeliefert. Dabei kommt das Grundgerüst der Geschichte lediglich
mit äußerst schwarzem Humor aus, der fast schon britisch angehaucht
ist. Gerade die feinen Nuancen am Rande sind es, die wieder einmal
bei vielen Zuschauen anecken dürften, wenn etwa der Hund seinem
Frauchen die Füße abschlecken soll oder ein Jugendlicher wild zu
einem Fetisch Video onaniert. Doch keine Angst, in heutigem
Verhältnis ist das noch „relativ“ harmlos, denn schließlich hat die
FSK den Film ab 16 Jahren freigegeben.
Logik sucht man indes häufig vergeblich. So dürfte sich manch ein
Zuschauer fragen, weswegen die Polizei die Morde nicht einfach mit
Fingerabdrücken belegt und somit die Schuld eindeutig beweist. Aber
das war keineswegs das Hauptanliegen von Waters, der dafür mehr
Wert auf seinen einzigartigen derben Humor legte und dabei ebenso
indirekt Kritik am Justizsystem der Vereinigten Staaten übt. Die
Hauptrolle ist mit Kathleen Turner (Auf der Jagd nach dem grünen
Diamanten) hervorragend besetzt. Die überspitzte Figur der Beverly
gibt sie sehr gut wieder und auch der leicht irre Blick passt
ausgezeichnet zur Darstellung. Die übrige Besetzung in Form von Sam
Waterston, Ricki Lake, Patricia Hearst oder Scott Morgan verblasst
mit ihrer Darbietung jedoch an ihrer Seite. Lediglich Matthew
Lillard (Scream – Schrei!) schafft es als Sohn und schräger Horror
Film Fan Akzente zu setzen.
Bildqualität
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis
1,85:1
Für einen 20 Jahre alten Film ist die Qualität wirklich
herausragend. Wie bereits erwähnt liegt das Bildformat nun endlich
im Original Ansichtsverhältnis von 1,85:1 vor. Wie üblich hat John
Waters mit 35mm Filmmaterial gedreht. Der körnige Look ist
jederzeit präsent, fällt aber so gut wie gar nicht negativ auf.
Zumindest ist die Schärfe nahezu durchgehend bei guter
Kantenschärfe sehr gut. Weiche Abschnitte bleiben in der
Minderheit. Stattdessen ist vor allem in Nahaufnahmen der
Detailgrad äußerst hoch, so dass feine Haare, Hautporen oder
Textilien sehr deutlich wiedergegeben werden. Die Farben sind
poppig kräftig und dennoch natürlich. Der Kontrast ist gut
eingestellt, könnte aber mitunter noch etwas kräftiger sein.
Bildfehler wie etwa Schmutz auf dem Master bleiben in der
Minderheit und tauchen nur sporadisch auf. Kompressionsspuren sind
hingegen keine festzustellen.
Tonqualität
Deutsch DTS 2.0, Englisch DTS-HD Master Audio 5.1, u.v.a.
Der deutsche Zuschauer muss sich mit einem komprimierten Stereoton
zufrieden geben, wohingegen der Originalton nicht nur verlustfrei,
sondern obendrein noch in Surround vorhanden ist. Somit ist mit
kaum räumlicher Atmosphäre zu rechnen. Immerhin ist die
Stereoseparation ganz gut ausgefallen, so dass wenigstens in der
Front für ein wenig akustische Abwechslung gesorgt wird. Darüber
hinaus ist die Klangwiedergabe auf dem Center recht präzise, so
dass die Dialoge ohne Zischlaute oder ähnliche Störgeräusche
natürlich und klar dargestellt werden. Der Hochtonbereich könnte
zwar noch gerne etwas präziser sein. Den Bässen mangelt es
grundsätzlich an Durchsetzungskraft. Davon abgesehen erfüllt die
Tonspur letztendlich ihren Zweck.
Ausstattung
Ein Wendecover ist immerhin vorhanden.
Fazit
In technischer Hinsicht ist diese Blu-ray lediglich für Fans des
Filmes interessant. Zumindest das Bild ist dem Alter entsprechend
sehr gut ausgefallen, auch wenn zu kaum einem Zeitpunkt
Referenzwerte erreicht werden. Der Ton liegt leider nur in Stereo
und komprimiert vor, ermöglicht aber wenigstens eine klare und
natürliche Dialogwiedergabe. Auf Bonusmaterial wurde leider
komplett verzichtet. Vor 20 Jahren war
Serial Mom
sicherlich ein kontroverser Film, der gemäß den Gepflogenheiten von
Regisseur John Waters die Zuschauer polarisierte. Aus heutiger
Sicht ist diese schwarze Komödie lediglich eine recht unterhaltsame
Produktion, die einige nette Ideen beinhaltet. Für Fans sicherlich
ein Pflichtkauf, wobei Anhänger schwarzen Humors ebenfalls ein Auge
riskieren dürfen. (sah)
Story 6
Bildqualität 8
Tonqualität 5
Ausstattung 4
Gesamt * 6
Kaufempfehlung 6 von 10
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Dali Vocal / Rear: Dali Zensor
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