The Flowers of War Blu-ray Review
Bereits vor dem zweiten Weltkrieg gab es weltweit eine Menge
internationaler Konflikte, wie beispielsweise der zweite
Japanisch-Chinesische Krieg von 1937 bis 1945. Ein besonders
grausamer Zwischenfall war das Massaker von Nanking, bei dem über
einen Zeitraum von fast sieben Wochen insgesamt 200.000 Zivilisten
und Kriegsgefangene bestialisch ermordet, sowie zirka 20.000
Mädchen und Frauen vergewaltigt wurden.
Story
Während des zweiten Japanisch-Chinesische Krieg erobern die Japaner
im Dezember 1937 die Stadt Nanking. Der US-amerikanische Bestatter
John Miller (C. Bale), der dort eingesetzt wird, muss dem
stattfindenden Massaker tatenlos zusehen. Als sich ihm jedoch eine
Gruppe Frauen anvertraut, sieht er es als seine Aufgabe an, sie vor
den unbarmherzigen Invasoren zu beschützen und flieht mit ihnen in
eine Kirche. Die Soldaten kommen ihnen auf die Schliche, so dass
sie sich aus der Stadt schleichen müssen. Das ist aber leichter
gesagt als getan, denn die Truppen des Feindes sind überall.
Der Film basiert weniger auf wahren Begebenheiten als vielmehr auf
dem Roman
13 Flowers of Nanjing der chinesischen Autorin
Geling Yan. Hauptdarsteller Christian Bale verschlägt es 24 Jahre
nach seinem Kinodurchbruch mit
Das Reich der Sonne, mit
The Flowers of War erneut nach China. Regie führte
der renommierte Filmemacher Zhang Yimou, der bereits mit dem Epos
Hero sowie House of Flying Daggers internationale Bekanntheit
erlangte. Mit 94 Millionen US-Dollar Budget wurde
The
Flowers of War zugleich die insgesamt teuerste chinesische
Filmproduktion, die leider an den weltweiten Kinokassen floppte und
nur in seinem Heimatland ein großer Erfolg wurde.
Grund könnte mitunter der epische, nach westlichem Standard
langatmige Erzählcharakter sein. Yimou lässt sich eine Menge Zeit,
die Handlung und die einzelnen Charaktere zu entwickeln. Mitunter
werden ebenfalls kleine Anekdoten eingestreut, die für manch einen
überflüssig erscheinen, aber letztendlich für die emotionale Seite
der Geschichte essentiell sind. Die Bildsprache ist dabei ein
weiterer wichtiger Bestandteil des Films, denn diese ist oft sehr
beeindruckend ausgefallen. Nahezu schon poetisch werden sowohl die
kleinen kulturellen Kriege zwischen den Klosterschülerinnen und den
Prostituierten in Szene gesetzt, wie auch der übergreifende
Konflikt zwischen China und Japan. Die einzelnen Kampfszenen sind
zeitweilig sehr drastisch und authentisch. Zahlreiche
Kriegsszenarien erinnern nicht selten in ihrer expliziten
Darstellung an
Soldat James Ryan. Gerade das Drama
um die misshandelten Frauen im damals stattfindenden Massaker wird
in
The Flowers of War erschreckend authentisch
gezeigt, so dass der Zuschauer unweigerlich mitleidet. Dessen
ungeachtet war es dem Regisseur immens wichtig, dass trotz den
Gräueltaten immer noch die menschliche Seite, also die Seele, Liebe
und Opferbereitschaft im Vordergrund stehen, was ihm ausgezeichnet
gelungen ist.
Das einzige Manko ist, abgesehen vom leichten Pathos die Tatsache,
dass Christian Bale (
The Dark Knight Rises) nicht so
recht in das Gesamtbild passen will, allerdings aufgrund seines
gewohnt herausragenden Schauspiels dennoch seine
Daseinsberechtigung hat. Auf einer Augenhöhe liegt da die
Nachwuchsschauspielerin Ni Ni, die in ihrer Rolle als Yu Mo nicht
nur dem männlichen Zuschauer die Augen verdreht, sondern darüber
hinaus für ein Kinodebut eine beachtliche Leistung hinlegt.
Bildqualität
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis
2,35:1
Beim Betrachten des Films fällt vor allem die atemberaubende und
sehr stimmungsvolle Kameraarbeit des Oscar nominierten Zhao
Xiaoding (für House of Flying Daggers) auf. Der Chinese hat
sämtliche Szenen nahezu perfekt in Szene gesetzt und teils
innovative Techniken verwendet. Die Panoramen von Nanking sind
einfach nur fantastisch. Da ist es sehr von Vorteil, dass die
technische Umsetzung mitspielt und dank hervorragender Grundschärfe
und solider Farbwiedergabe ein fast schon einwandfreies Bild
darstellt. Vor allem in Nahaufnahmen macht sich eine gute
Plastizität bemerkbar. Die Farben wurden stilmittelbedingt
angepasst, was aber ausgezeichnet zur Atmosphäre des Films passt.
Generell arbeitet Yimou gerne mit Kontrasten. So sind in der
ansonsten monotonen erdigen Kriegslandschaft häufig sämtliche
Bestandteile Fragment artig vertreten. Beispiele hierfür sind die
umherwirbelnden Textilteile oder aber wenn das Licht durch die
bunten Kirchenfester scheint. Einziges wirkliches Manko ist das
vereinzelt stärkere Filmkorn, das mitunter etwas unruhig
erscheint.
Tonqualität
Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1, Original Ton DTS-HD Master Audio
5.1
Bereits in der Eröffnungsszene wird das Heimkino akustisch zum
Schlachtfeld verwandelt. Nahezu durchgehend sind sämtliche
Lautsprecher bei hervorragender Direktionalität und solider Dynamik
im Einsatz. An allen Ecken und Enden sind Schüsse, Feuer,
bröckelnde Mauersteine oder Schreie zu hören. Selbst in ruhigen
Szenen in der Kirche sind noch leise Hintergrundgeräusche oder
Musik aus den hinteren Kanälen zu vernehmen. Bei
Granateneinschlägen macht sich gleichfalls der kräftige und
prägnante Bass bemerkbar. Doch auch im lauteren Getöse sind die
Dialoge immer gut zu verstehen. Die wunderbar atmosphärische und
stimmungsvolle Filmmusik von Qigang Chen passt sich ausgezeichnet
den entsprechenden Szenen an.
Ausstattung
Langsam verkommt es zur Mode, dass bei Veröffentlichungen im
deutsch-sprachigen Raum sämtliche Extras der internationalen
Fassungen fehlen oder nur ein verschwindend geringer Teil davon
vorhanden ist. Während die US-Fassung ein mehrteiliges, über
anderthalb stündiges Featurette namens Behind the Scenes of
The Flowers of War zur Produktion, den
Dreharbeiten oder den Darstellern beinhaltet, gibt es auf der
hiesigen Version lediglich zwei knappe Interviews, die bei der
Berlinale aufgenommen wurden. Schade, denn gerade bei einem
epischen Film wie diesem, der obendrein auf historischen
Begebenheiten basiert, wäre wesentlich mehr drin gewesen.
Fazit
In technischer Hinsicht hätte die Blu-ray kaum besser ausfallen
können. Das Farbenspiel wird adäquat wiedergegeben und ebenso in
Bezug auf die Schärfe bekommt der Zuschauer einen hohen Detailgrad
geboten. Die kräftige und natürliche Abmischung überzeugt mit
nahezu durchgehend vorhandener Surroundkulisse. Lediglich die
Dynamik hätte gerne noch etwas prägnanter sein dürfen. Beim
Bonusmaterial muss der Zuschauer leider auf das umfangreiche
Featurette der US-Fassung verzichten und bekommt als Ersatz
lediglich zwei kurze Interviews.
The Flowers of
War ist keineswegs mit einem Kriegsdrama nach westlichen
Maßstäben zu vergleichen. Wo in den abendländischen Produktionen
mehr Wert auf Action gelegt wird, sieht Regisseur Zhang Yimou seine
Prioritäten in den zwischenmenschlichen Beziehungen und der
visuellen Darstellung, ohne dabei spektakuläre Schlachtszenarien zu
vernachlässigen. Neben einem gewohnt grandiosen Christian Bale ist
es die Newcomerin Ni Ni, welche die Blicke, nicht nur in optischer
Hinsicht, auf sich zieht. (sah)
Story 8
Bildqualität 9
Tonqualität 9
Ausstattung 2
Gesamt * 7
Kaufempfehlung 7 von 10
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Dali Vocal / Rear: Dali Zensor
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