Nobody ist der Grösste Blu-ray
ReviewNach den beiden enorm erfolgreichen „Trinity“-Filmen (
Die
rechte und die linke Hand des Teufels/
Vier Fäuste für ein Halleluja) mit
Bud Spencer und Terence Hill war klar, dass dieses Erfolgskonzept
in irgendeiner Form fortgeführt werden musste. Die Welle von
Westernkomödien italienischer Prägung erreichte Anfang der 1970er
Jahre ihren Höhepunkt. Selbst Ikonen des ernsthaften Italo-Westerns
wie Regisseur Sergio Leone partizipierten an diesem Trend. Leone
gilt gemeinhin als federführender „Schattenregisseur“ hinter
Mein Name ist Nobody, in dem
Terence Hill seine bekannte Rolle des schlitzohrigen Westernhelden
einfach unter anderem Namen und ohne seinen „dicken Kumpel“
fortführt. Stattdessen ist es der altehrwürdige Henry Fonda, der
gemeinsam mit Hill das Böse bekämpft. Die Generation der 30 bis 40
Jährigen ist mit diesen Filmen aufgewachsen und liebt sie bis zum
heutigen Tag. Auch wenn im Jahr 2013 sicherlich ein nicht
unerheblicher Nostalgiefaktor zum Tragen kommt. So auch bei
Nobody ist der Größte, der mit dem ersten
„Nobody“-Streifen nichts gemein hat.
Story:
Scheinbar zufällig fällt ein schlaftrunkener „Nobody“ (Hill) in
einem Westernkaff aus der Postkutsche. Nachdem er sich auf äußerst
eigentümliche Weise mit dem Revolverhelden Doc Foster (K. Kinski)
duelliert hat, verfolgt er seinen eigentlichen Plan. Nobody hat es
auf Major Cabot (P. McGoohan) abgesehen, der $ 300.000
unterschlagen hat, die eigentlich für die ansässigen Indianer
bestimmt waren. Nobody möchte nicht nur an die Kohle, sondern auch
den einheimischen Stämmen ihr Land wieder beschaffen. Bei diesem
gefährlichen Unterfangen kommt ihm sein Freund Lokomotive (R.
Charlebois) und die hübsche Lucy (Miou-Miou) zu Hilfe. Mit einem
ausgeklügelten Plan und jeder Menge Tricks und Kniffe nehmen es die
drei mit Cabot und seiner Kavallerie auf.
Übersetzt man den italienischen Originaltitel von
Nobody
ist der Größte ins Deutsche, bekommt man dabei so etwas
wie „Ein Genie, zwei Freunde und ein Idiot“ heraus. Schon dieser
Titel ist ein deutliches Zeichen dafür, dass es sich um eine
Parodie handelt, lehnt er sich doch offensichtlich dreist an Leones
Geniestreich „The good, the bad, the ugly“ („Zwei glorreiche
Halunken“) aus dem Jahr 1966 an. Auch Hills Rolle als gerissener
namenloser „Niemand“ nimmt sich Clint Eastwoods Paraderolle zum
Vorbild. Ein Genie muss man allerdings auch sein, um der
zerfahrenen Handlung zu folgen. Die Frage, wer gerade wen hinters
Licht führt oder übervorteilt, ist bei weitem keine Erfindung
neueren Datums. Man denke nur an die beiden „Fluch der Karibik“
Sequels. Auch im zweiten Nobody Film muss man höllisch aufpassen,
um nicht den Faden zu verlieren, denn der Titelheld scheint selbst
für sein eigenes Drehbuch zu gerissen. Steckt er jetzt wirklich in
der Patsche, oder ist das alles noch Teil des Plans? Diese Frage
stellt sich nicht nur der „Idiot“ Lokomotive von Zeit zu Zeit.
Wirklich durchschaubar ist das ganze Hin und Her auch für den
Zuschauer nicht. Was nichts an der Tatsache ändert, dass es nach
wie vor durchaus Spaß macht, Nobodys Unfug zu verfolgen. Zusätzlich
bekommt man immerhin eine der genialsten Eröffnungssequenzen der
Westerngeschichte geboten, in der ein einsamer Händler von sich
näherndem Hufgetrappel in den Wahnsinn getrieben wird.
Hier erkennt man ohne Zweifel die Handschrift Sergio Leones, auch
wenn er einmal mehr nicht selbst Regie führt. Ein weiterer
Pluspunkt ist ohne Frage die hochklassige Besetzung. Abgesehen von
Terence Hill, über dessen Leistungen man kein weiteres Wort
verlieren muss, stehen unter anderem Patrick McGoohan
(
Nummer 6), Raimund
Der Seewolf Harmstorf, der es
später in
Sie nannten ihn Mücke auch mit Bud
Spencer zu tun bekam, und kein geringerer als Klaus Kinski vor der
Kamera. Wobei das Duell zwischen Doc Foster und Nobody keinen
Einfluss auf die weitere Handlung besitzt. Man könnte es auch
schlicht als überflüssig bezeichnen. Abgerundet wird die also nicht
ganz perfekte Spaghetti-Western Parodie vom erstklassigen
Soundtracks Ennio Morricones. Die-Hard Fans des Spencer/Hill Kanons
sei gesagt, dass es sich bei der vorliegenden Blu-ray um die
kompletteste Fassung handelt, die bisher im deutschsprachigen Raum
offiziell veröffentlicht wurde. Sowohl die Bordellszene, als auch
der original Schluss mit Adler und Nobody vor beeindruckender
Prärielandschaft sind vorhanden. Puristen werden dennoch die eine
oder andere fehlende Sekunde vermissen.
Bildqualität:
Technik: Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 2,35:1,
Auflösung 1080p
Der Bildtransfer präsentiert sich in wechselhaftem Gewand.
Überwiegend wurde das Ausgangsmaterial gut restauriert. In diesen
Szenen ist das Bild scharf und gut durchzeichnet. Die allgemeine
Farbtemperatur wurde deutlich korrigiert, so dass sich eine recht
ausgewogene Kolorierung ergibt. Die Kontrastwerte bieten in diesen
Szenen ebenfalls keinen Anlass zur Kritik. Natürliches Filmkorn ist
jedoch nicht vorhanden. Das Bild wirkt unnatürlich glatt, was auf
den Einsatz digitaler Hilfsmittel schließen lässt. Übermäßig
störend ist das aber nicht. Dem gegenüber schleichen sich immer
wieder Szenen in den Film, die qualitativ abfallen. Hier zeigen
sich deutliche Unschärfen. Kontraste neigen zum Überstrahlen.
Altersbedingte Schäden am Master und ein unruhiger Bildstand sind
ebenso zu bemängeln wie blasse Farben. Diese Bildqualität ist Fans
aus diversen TV-Ausstrahlungen nur allzu vertraut. Der Schwarzwert
spielt allgemein keine Rolle.
Tonqualität:
Deutsch DTS-HD Master Audio 2.0 Mono
Die deutsche Tonspur wurde ansprechend aufbereitet. Altersbedingte
Schäden oder Störgeräusche sind kaum zu vernehmen. Teilweise sind
Zischlaute hörbar. Der Kodierung ist es geschuldete, dass sich die
Akustik uneingeschränkt auf die Frontkanäle konzentriert. Die
Dialoge sind zu jeder Zeit verständlich. Hauptsächlich bei
Schießereien offenbart sich eine gut ausgeprägte Dynamik. Wenn man
das Alter in Betracht zieht, gibt es an der deutschen Tonspur nicht
viel auszusetzen. Den Subwoofer darf man allerdings ohne Reue eine
Pause gönnen und abschalten. An manchen Stellen tritt die
Nachsynchronisation einiger Szenen deutlich hervor.
Ausstattung:
Das Bonusmaterial hält sich in engen Grenzen. Sehenswert ist das
kurze Interview mit Terence Hill aber trotzdem. Hier geht er unter
anderem auf seine Entscheidung ein, nicht in amerikanischen
Actionfilmen mitzuspielen. Die beiden Trailer beinhalten eine vom
Film stark abweichende Synchronisation. Die Extras liegen in HD
vor.
Fazit:
Man könnte fast meinen das Wort „durchwachsen“ wurde für diese
Blu-ray erfunden. Der Bildtransfer schwankt von sauber restauriert
bis VHS-Niveau. Der deutsche Ton erfüllt seinen Zweck. Immerhin
sind hier kaum altersbedingte Schwächen vorhanden. Das
Bonusmaterial ist kaum der Rede wert. Durchwachsen ist auch der
Film.
Nobody ist der Größte wartet mit einer ziemlich
konfusen Handlung auf, der man nur schwer zu folgen vermag. Wer
gerade wen übers Ohr haut erschließt sich nicht immer. Darüber
hinaus sind einige Szenen schlicht überflüssig, da sie nichts zur
eigentlichen Handlung beitragen. Trotzdem, für Fans ist natürlich
auch der zweite „Nobody“ Pflichtprogramm, da er alle Zutaten
bereithält, die einen Westernklamauk jener Tage erfolgreich
machten. Nur eine Frage wird wohl für immer ungeklärt bleiben:
Warum hängen in Major Cabots Büro Fahnen der Europäischen Union und
der DDR?
Kurzbewertungen:
Story: 6/10
Bild: 6/10
Ton: 5/10
Extras: 3/10
Gesamt*: 5/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 5/10
Die Kaufempfehlung der Nobody ist der
Grösste Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter
Berücksichtigung der Story berechnet.Testgeräte:
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
BDP: Panasonic DMP-BDT500
Ton: Pioneer SC-LX81, 2x Trigon Dwarf II
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)