Westworld
Story 8
Bild 7
Ton 4
Extras 4
Gesamt 5
Bevor Michael Crichton mit seinem Bestseller Jurassic Park
endgültig als Schriftsteller ins Rampenlicht trat, sorgte er in den
1970ern mit der Verfilmung seines eigenen Drehbuchs
Westworld für Furore. Der gesellschaftskritische
Science-Fiction-Film mündete in einer Fortsetzung sowie einer
kurzlebigen TV-Serie. Genau 40 Jahre nach dem Debüt des Kinofilms,
veröffentlicht Warner Bros.
Westworld nun erstmals
in Deutschland auf Blu-ray.
Story
In der Zukunft suchen die Menschen in großen Freizeitparks mit der
Bezeichnung „Delos“ Zerstreuung. Mit heutigen Vergnügungsparks
haben jene Einrichtungen aber kaum etwas gemeinsam. Vielmehr
schlüpfen dort alle Besucher in eine von ihnen selbst gewählte
Rolle: römischer Kaiser, Ritter oder Revolverheld – nur die
Fantasie und der Geldbeutel setzen die Grenze. Dabei interagieren
die Gäste mit Androiden, die ihrem Willen unterworfen sind. Die
Gäste könnten die Androiden verletzen und sogar zerstören oder sich
aber den Robotern in dekadenten Orgien hingeben. Die Androiden
selbst sind programmiert, den Gästen nichts zuleide zu tun. Eines
Tages kommt es allerdings zu einer technischen Störung und die
Androiden laufen plötzlich Amok...
Westworld folgt im Grunde einer klassischen
Science-Fiction-Prämisse: Was geschieht, wenn der menschliche
Fortschritt aus dem Ruder läuft? Drehbuchautor und Regisseur
Michael Crichton thematisiert dabei die Vergnügungssucht der
Menschen, welche den Besuchern der Westworld letzten Endes zum
Verhängnis wird. Die Protagonisten spielen Richard Benjamin und
James Brolin, während Yul Brynner den eiskalten
Androiden-Revolverhelden mimt. Aus dessen Darstellung dürften auch
James Cameron und Arnold Scharzenegger sicher manche Inspiration
für den Terminator gezogen haben.
Westworld ist
aber auch dafür bekannt, der erste Film zu sein, in dem digitale
Spezialeffekte zum Einsatz kommen. Um die Perspektive des Androiden
darzustellen, hat man Filmmaterial digital eingescannt und gezielt
verpixelt. Für die 1970er war dies ein beeindruckender Effekt, den
man vorher noch nie in einem Film gesehen hatte.
Westworld funktioniert als Gesellschaftssatire und
regt auch heute, in Zeiten von Reality-TV, immer noch zum
Nachdenken an. Die Mankos des Films sind vielleicht auch den
veränderten Sehgewohnheiten der heutigen Zuschauer geschuldet. So
wirkt Crichtons erster Kinofilm anfangs recht zäh und schwankt in
der Atmosphäre sehr. Der Anfang ist beispielsweise fast schon
komödiantisch und widmet sich ganz der bissigen Satire, während der
Film spätestens ab der Bedrohung durch den abtrünnigen Androiden
deutlich ernster und spannender wird. Derlei Unausgewogenheiten
sind allerdings typisch für viele Filme der 1970er Jahre und tun
der Qualität von
Westworld im Großen und Ganzen
keinen Abbruch.
Wer auch
Jurassic Park mag und Crichtons
frühe Faszination mit Themenparks nacherleben möchte, findet mit
dem Genre-Klassiker
Westworld das richtige Futter.
Bis heute hat der Film im Science-Fiction-Genre seine Spuren
hinterlassen und wurde beispielsweise auch schon in
Die Simpsons parodiert. Jedem, der
auf kritische aber trotzdem spannende Science Fiction steht, sei
Westworld daher wärmstens ans Herz gelegt.
Bildqualität
-
Videocodec MPEG4-AVC, Ansichtsverhältnis 2,40:1, Auflösung
1080p
-
stets präsentes, aber nie aufdringliches Filmkorn
-
generell solide Schwarzwerte, manchmal leichter Detailverlust in
dunklen Bereichen
-
gute Schärfe und angesichts des Alters sogar sehr guter
Detailgrad
-
kräftige, natürliche Farbgebung
Westworld sieht man sein Alter von 40 Jahren nur
stellenweise an. So schleichen sich vereinzelt etwas weichere
Aufnahmen ein und in dunklen Bildbereichen kommt es hin und wieder
zu leichten Detailverlusten. Davon abgesehen macht das Bild
angesichts des Alters eine runde Figur. Speziell in Nahaufnahmen
erkennt man jede Pore in Yul Brynners Gesicht. Fans des
Sci-Fi-Films können mit der visuellen Umsetzung also absolut
zufrieden sein.
Tonqualität
-
Deutsch (Dolby Digital 1.0), Englisch (DTS-HD Master Audio 5.1),
uvm.
-
deutsche Synchronisation klingt stellenweise sehr
dumpf
-
die Musik ist zu laut abgemischt und übertönt teilweise die
Effekte
-
aufgrund der Mono-Spur natürlich keinerlei
Räumlichkeit
-
Originalton profitiert enorm vom verlustfreien Mix
Die deutsche Mono-Abmischung kann das Alter
Westworlds leider nicht verhehlen: Besonders die
Stimmen hören sich arg angestaubt an. Leider ist die Abmischung
zudem insgesamt etwas unausgewogen, denn nicht nur die
Synchronsprecher, auch die Musik ist im Verhältnis zu den
Umgebungsgeräuschen deutlich zu laut geraten. Hier gibt sich der
Originalton viel ausgewogener und ordnet gerade die Musik aus der
Feder Fred Karlins weitaus angemessener ins Klangbild ein.
Ausstattung
Die Extras liegen komplett in Standardauflösung vor. Zunächst wäre
da ein rund dreiminütiger US-Kinotrailer zum Film. Außerdem ist der
Pilotfilm, der damals rasch wieder eingestampften
Westworld-Fernsehserie von 1980 (ca. 48 Min.),
enthalten. Als Kuriosität ist dieses Extra sehenswert, es fällt
aber nicht schwer zu erkennen, warum die Serie bereits nach fünf
Folgen eingestellt wurde. So hat man die technologische Bedrohung
durch einen Wissenschaftler ersetzt, der die Roboter nun selbst zur
Übernahme der Gesellschaft missbrauchen möchte. Zuletzt ist noch
ein Retro-Making-Of (ca. 9 Min.) enthalten, in dem sich auch Autor
/ Regisseur Michael Crichton sowie die Schauspieler Yul Brynner und
Richard Benjamin zu Wort melden.
Fazit
Westworld weiß visuell durchaus zu überzeugen: Die
kleinen Mankos bei den Schwarzwerten und einigen etwas weicheren
Aufnahmen verzeiht man angesichts des sehr guten Zustandes des
Masters und Warners wirklich guten Transfers allzu gerne. Während
der Originalton diese Qualität hält, kann man die deutsche
Mono-Abmischung als gerade noch zweckmäßig abhaken. Auch das
Extrapaket fällt etwas mager aus, enthält aber immerhin den
kompletten Pilotfilm der TV-Serie Beyond Westworld von 1980.
Michael Crichtons erster Kinofilm, bei dem er sein eigenes Drehbuch
umgesetzt hat, weist viele Gemeinsamkeiten zu Steven Spielbergs
späterer Adaption von Crichtons „Jurassic Park“ auf. So geht es
auch hier um einen Vergnügungspark, in dem die menschliche Technik
schließlich zu unverhofften Konsequenzen führt. Das Ergebnis ist
ein immer noch aktueller und unterhaltsamer
Science-Fiction-Klassiker, den man sich als Genre-Liebhaber auch
2013 gut zu Gemüte führen kann. Typisch für die 1970er ist der Film
zwar anfangs etwas langatmig und kann sich manchmal nicht recht
zwischen satirischen Elementen und ernsthafter Sci-Fi entscheiden,
trotzdem wirft
Westworld viele
gesellschaftskritische Fragen auf, über die man auch nach dem
Ansehen noch nachdenkt. Für Science-Fiction-Freunde, aber auch Fans
von Crichtons späterem Werk
Jurassic Park, ist Westworld daher
ein sicherer Kauftipp. (anw)
Kaufempfehlung7 von 10
Die Kaufempfehlung der Westworld Blu-ray wird anhand der
technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story
berechnet.
Testgeräte
TV: Panasonic TX-P65VT50E
BDP: Panasonic DMP-BDT310EG
AVR: Onkyo TX SR 606
Boxen: Heco Victa 5.1 Komplett-Set