Savages - Extended Cut (2012) Blu-ray
ReviewWenn sich Oliver Stone ein neues Projekt an Land zieht, ist ihm die
Aufmerksamkeit der breiten Öffentlichkeit gewiss. Zu Recht, denn
der gebürtige New Yorker wurde in seiner langen Karriere immerhin
schon drei Mal mit dem Oscar ausgezeichnet. Als Regisseur für die
Anti-Kriegs-Meilensteine
Platoon und
Geboren am 4.
Juli, als Drehbuchautor für das Gefängnisdrama
Midnight
Express. Doch auch jenseits seiner
preisgekrönten Arbeiten stehen in Stones Vita einige bemerkenswerte
und vor allem unkonventionelle Werke. Mit
JFK – Tatort
Dallas rief er eines der größten amerikanischen Dramen in
das Bewusstsein seiner Landsleute und das der gesamten Welt zurück:
die Ermordung des in der Bevölkerung unglaublich beliebten John F.
Kennedys. Ein weiterer Film Stones, der seiner Zeit ein erhebliches
Echo erfuhr, ist natürlich
Natural Born
Killers, in dem gnadenlos die Sensationsgier
der amerikanischen Medien offengelegt wird. Oliver Stone darf man
also durchaus als Experten für typisch „amerikanische“ Themen
bezeichnen. Auch sein neuester Film
Savages folgt
dieser Tradition.
Story:
Chon (T. Kitsch), Ben (A. Johnson) und O (B. Lively) leben in
Südkalifornien ihren persönlichen amerikanischen Traum. Der
knallharte Kriegsveteran Chon und der sozial engagierte Gutmensch
Ben beliefern ihr Umfeld mit dem besten Haschisch, das es für Geld
zu kaufen gibt. Dadurch können sie sich ein unbeschwertes Leben
leisten, das sie mit der hübschen Blondine O teilen. Die heiße
Menage a troi erlebt einen unerwarteten Einschnitt, als sich das
mexikanische Drogenkartell um die skrupellose Anführerin Elena (S.
Hayek) in das Geschäft der beiden einkaufen möchte. Dass die
Mexikaner dabei nicht höflich „Bitte“ sagen versteht sich von
selbst. Chon und Ben werden unverhohlen eingeschüchtert. Als sie
sich dennoch weigern, auf das unmissverständliche Angebot
einzugehen, entführt Elenas Bluthund Lado (B. Del Toro) kurzerhand
O. Ben und Chon setzen fortan alles daran, ihre Freundin zu
befreien.
Für mexikanische Drogenkartelle ist die USA ein milliardenschwerer
Absatzmarkt. Während sich die konkurrierenden Organisationen
südlich der Grenze brutale Kämpfe mit zehntausenden Toten liefern,
überschwemmen sie die Vereinigten Staaten tonnenweise mit Drogen
aller Art. Der Kampf gegen den Drogenhandel ist damit eines der
schwerwiegendsten innenpolitischen Probleme, mit denen sich die
Regierung in Washington auseinander zu setzen hat. Somit ist es
nicht verwunderlich, dass sich Oliver Stone mit diesem Thema
beschäftigt, ist es doch in dieser speziellen Form ein typisch
amerikanisches. Typisch für Stone ist auch seine Herangehensweise.
Abermals ist es eine kleine Gruppe Menschen, die sich in einer
Situation wiederfinden, die sich ihrem Einfluss auf den ersten
Blick völlig zu entziehen scheint. Die Lawine der Ereignisse bricht
über die Protagonisten herein, die sie im wahrsten Sinn zu begraben
droht. Doch gegen alle Widerstände wachsen Ben und Chon über sich
selbst hinaus und nehmen den Kampf gegen das Kartell auf. Soweit
ist die Prämisse klar und äußerst vielversprechend. Doch was der
Oscar gekrönte Regisseur und Drehbuchautor daraus macht, ist eine
der größten Enttäuschungen des letzten Kinojahres.
Die Misere beginnt bereits bei der Wahl der Hauptdarsteller. Taylor
Kitsch hat bereits in
John Carter und
Battleship nachdrücklich unter
Beweis gestellt, dass ihm schlicht das nötige Charisma fehlt, um
eine Großproduktion zu tragen. Auch in
Savages
nimmt man ihm den kampferprobten Afghanistan- und Irakveteranen zu
keiner Zeit ab. Die aus der TV-Serie
Gossip Girl
bekannte Blake Lively bleibt ebenfalls völlig blass und vermag es
nicht, die Rolle als „Leading Lady“ auch nur ansatzweise
auszufüllen. Das gelingt leider auch nicht der immer noch
wunderschönen Salma Hayek. Die skrupellose Königin eines
Drogenkartells stellt man sich doch irgendwie anders vor.
Vielleicht die gravierendste Fehlbesetzung im ganzen Film. Wie man
einen üblen Schurken absolut überragend darstellt, beweist dagegen
Benicio Del Toro als gnadenloser Killer, der auch mal gerne zur
Kettensäge greift und Kontrahenten nach „Kartell-Style“ abserviert.
Ach ja, John Travolta spielt auch noch mit.
Seine Rolle beschränkt sich allerdings auf sporadische
Kurzauftritte als korrupter DEA-Agent. Nicht weiter erwähnenswert.
Das größte Problem des Films ist, dass es ihm nicht gelingt, seine
drei Helden als Sympathieträger zu etablieren. Im Gegenteil, vor
allem Chon und O schließt man zu keiner Zeit ins Herz. Zu
oberflächlich bleibt ihre Charakterzeichnung, zu wenig Erdung
erfährt ihre hedonistische Lebensweise. Dass es Stone auch anders
kann, bewies er nicht zuletzt mit
Natural Born
Killers, bei dem man sich ein ums andere Mal
dabei ertappte, mit den beiden offensichtlich geisteskranken
Killern Mickey und Mallory mitzufiebern. Auch die Story als Ganzes
vermittelt dem Zuschauer keine einzige neue Erkenntnis. Elendig
lange 140 Minuten wartet man mit zunehmender Verzweiflung auf den
einen entscheidenden Twist, auf die Überraschung, wenigstens auf
irgendetwas Ungewöhnliches. Doch nichts dergleichen passiert.
Konsequent vorhersehbar plätschert die immerhin recht brutale
Handlung ihrem Finale, nein, ihren beiden Finalen entgegen, die dem
Film endgültig den letzten Rest Glaubwürdigkeit rauben. Man fühlt
sich als Zuschauer sogar geradezu veräppelt. Scheinbar konnte sich
Stone nicht entscheiden, wie er den Film enden lassen sollte.
Lachhaft. Einen Bonus-Minuspunkt bekommt der Film im Übrigen für
die unverantwortliche Verharmlosung der „leichten“ Droge Marihuana.
Neben dem widerwärtigen „Coolnessfaktor“, der hier unterschwellig
immer mitschwingt, wird sie sogar als Schmerz linderndes Mittel für
Krebspatienten beworben. Abstoßend und in dieser Form nicht zu
akzeptieren. Nicht die gezeigte Gewalt ist jugendgefährdend,
sondern dieser leichtfertige und unreflektierte Umgang mit
gefährlichen Einstiegsdrogen. In dieser Hinsicht völlig zu Recht,
wurde der Film in Deutschland erst „Ab 18“ freigegeben.
Bildqualität:
-
Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 2,40:1, Auflösung
1080p
-
extrem gute Detailzeichnung bis in den Bildhintergrund
-
steile Kontrastwerte
-
übersättigte, intensive Farben
-
beides als Stilmittel zu werten
-
teilweise deutlich präsentes Filmkorn
-
solider Schwarzwert
-
keine transferbedingten Bildfehler festzustellen
Stone arbeitet beim Bildtransfer mit einigen gelungen Stilmitteln,
die eine intensive, fiebrige, teils unwirkliche Atmosphäre
erzeugen. Einer der wenigen positiven Aspekte des Films.
Tonqualität:
-
Deutsch DTS 5.1
-
sehr gute Dialogverständlichkeit
-
fein differenziertes Stereopanorama
-
präzise Detailabbildung auf den Frontkanälen
-
zurückhaltende, wenig dominante Surroundeffekte
-
Subwoofer kommt kaum zum Einsatz
-
ausgezeichnete Dynamik
Die Tonspur bleibt in den Grenzen der veralteten Codierung.
Trotzdem liegt hier eine saubere und ansprechende Abmischung vor,
die kaum Grund zu übermäßiger Kritik liefert.
Ausstattung:
-
Unveröffentlichte Szenen (ca. 16 Min., HD)
-
Eiskalte Wilde – Making Of (ca. 34 Min., HD)
Die unveröffentlichten Szenen sind recht interessant, hätten
teilweise sogar zur charakterlichen Vertiefung der Protagonisten
beigetragen können. Das Making-Of liefert einige interessante
Einblicke in die Produktion, bleibt insgesamt aber eher
oberflächlich.
Fazit:
Technisch bewegt sich die vorliegende Blu-ray auf durchweg hohem
Niveau. Der deutschen Tonspur hätte eine hochauflösende Abmischung
allerdings gut zu Gesicht gestanden. Aber darauf wird man bei
Universal wohl bis zum Sankt Nimmerleinstag warten können. Das
Bonusmaterial gestaltet sich für eine aktuelle Produktion recht
mager.
Vor allem wenn man
Savages mit früheren Filmen aus
Oliver Stones Lebenslauf vergleicht, ist es nahezu erschreckend,
wie wenig sein aktuelles Werk dem Vergleich standhält.
Savages ist kurz gesagt einfach schlecht. Das
beginnt bei fast durchgängig fehlbesetzten Schauspielern, denen
jegliches Charisma abgeht und deren Rollen nur oberflächlich
charakterisiert werden. Vor allem Taylor Kitsch wurde gewogen und
einmal mehr für zu leicht befunden. Die prätentiöse Handlung könnte
auch aus einem B-Actionfilm stammen, wo sie dem Zuschauer zu liebe
allerdings in 90 statt 140 Minuten erzählt worden wäre. Nein, in
dieser Verfassung muss man sich um den ehemaligen Meisterregisseur
Oliver Stone tatsächlich große Sorgen machen.
Kurzbewertungen:
Story: 5/10
Bild: 9/10
Ton: 8/10
Extras: 4/10
Gesamt*: 7/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 6/10
Die Kaufempfehlung der Savages
Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter
Berücksichtigung der Story berechnet.Testgeräte:
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
BDP: Panasonic DMP-BDT500
Ton: Pioneer SC-LX81, 2x Trigon Dwarf II
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)