Die Qual der Wahl (2012) Blu-ray
Review
In keinem Land der Welt wurden bereits dermaßen viele Filme über
Wahlkämpfe produziert wie in den Vereinigten Staaten.
Swing Vote,
The Ides of March - Tage des
Verrats oder
Das Weiße Haus sieht
schwarz – die Liste ließe sich endlos weiter führen. Nun
reiht sich die Komödie
Die Qual der Wahl in dieses
Sub-Genre ein.
Story
Der Kongressabgeordnete von North Carolina Cam Brady (W. Ferrell)
wird trotz zahlreicher Skandale immer wieder gewählt, da sich
bislang kein Kontrahent hat aufstellen lassen. Das ändert sich aber
schlagartig, als sich plötzlich der unbekannte Familienvater Marty
Higgins (Z. Galifianakis) zur Wahl stellt. Unterstützt von zwei
zahlungskräftigen Großindustriellen, die ihre eigenen Pläne mit ihm
haben, ist das eine ernstzunehmende Bedrohung für Cam. So ist es
kein Wunder, das bald eine Schlammschlacht mit unfairen Mitteln
beginnt.
Gleich zu Beginn wird deutlich, welches Niveau Regisseur Jay Roach
(Austin Powers Filmreihe) mit
Die Qual der Wahl
anvisiert hat. So wird der Zuschauer bereits in der Eröffnungsszene
mit zwiespältigem Humor unterhalb der Gürtellinie konfrontiert. Das
muss aber an und für sich nicht verkehrt sein, da Filme wie
American Pie, Hangover oder Superbad bewiesen haben, dass auch
diese Formel aufgehen kann. Doch bei dem vorliegenden Werk
erscheint dieser Aspekt zu übertrieben und schießt häufig über sein
Ziel hinaus. Obendrein kommen viele Späße trotz Zielfokussierung im
Lendenbereich nicht über den Status „nett“ hinaus und sind nach
einer gewissen Weile einfach nur albern, langweilig und kindisch.
Weniger wäre mehr gewesen.
Doch es gibt kein Schatten ohne Licht und so sind auch einige Ideen
wirklich stark ausgefallen. Vor allem wenn Roach mit der Handlung
in die sozialkritische Ecke geht, spielt er seine vollen Stärken
aus. Dabei werden so manche echten Fehden zwischen Politikern aufs
Korn genommen, wenn z.B. ein selbstgeschriebenes Kinderbuch aus dem
Kindergarten als kommunistisches Manifest bezeichnet wird. Ein
wenig mehr davon und weniger Infantilität hätten der Handlung nicht
geschadet. Denn gerade die polit-satirischen Seiten bei
Die
Qual der Wahl sorgen erst recht für gereizte Bauchmuskeln.
Da bleibt kein Auge trocken. Schade nur, dass diese starken Ideen
nicht durchgehend im Film platziert wurden und dafür zu oft den
platten Witzen und Slapstick-artigen Szenen weichen mussten.
Trotzdem hat der Film seine Anhänger gefunden, konnte er an den
Kinokassen doch erstaunlicherweise über 100 Millionen US-Dollar
einspielen.
Will Ferrell (
Alles muss raus) spielt seine Rolle
gewohnt vertrottelt und stark überspitzt, was aber auch bewusst
eingesetzt wurde. Jedoch dürfte gerade das nicht jeden Geschmack
treffen. Der
Hangover Star Zach Galifianakis (der
ohne buschigen Vollbart kaum wiederzuerkennen ist) zeigt sich
hingegen wie in seinen bisherigen Rollen souverän mit einem Hang
zur Exzentrik. John Lithgow (
Dexter) und Dan Aykroyd
(
Ghostbusters) agieren hervorragend
als die fiesen Gebrüder Motch, während Brian Cox (
R.E.D. – Älter, Härter, Besser)
völlig unterfordert nahezu einen Statistenstatus einnimmt.
Lediglich Jason Sudeikis (
Kill the Boss) zeigt sich
recht unauffällig und spielt leider nicht seine Fähigkeiten
aus.
Bildqualität
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis
1,85:1
Das Bild liegt im 16:9 freundlichen Ansichtsverhältnis von 1,85:1
vor. Bereits nach kurzer Zeit ist die herausragende Qualität der
optischen Darbietung zu erkennen, die sich vor allem bei der
Schärfe bemerkbar macht. Kein Wunder, denn
Die Qual der
Wahl wurden komplett mit digitalen HD Kameras gedreht. Die
Darstellung ist sehr detailreich und gibt viele Feinheiten wie
Haare oder Hautkonturen sehr akkurat wieder. Doppelkonturen sind
hingegen erfreulicherweise keine ersichtlich. Die Farben sind
kräftig und natürlich, wobei der Kontrast häufig etwas übersättigt
erscheint, was sich aber nicht sonderlich negativ auswirkt. Dafür
ist der Schwarzwert schön satt und das bei guter Durchzeichnung,
die kaum Details im Dunkel verschluckt. Das bei digital
aufgenommenem Material typische Rauschen reduziert sich auf ein
Minimum. Kompressionsspuren sind nicht vorhanden.
Tonqualität
Deutsch Dolby Digital 5.1, Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
Üblicherweise sind die Dolby Digital 5.1 Spuren aus dem Hause
Warner bei weitem nicht so schlecht wie ihr Ruf, aber bei dieser
Blu-ray wird wirklich nichts Besonderes geboten. So ist der Ton
sehr frontlastig ausgefallen. Zwar sind hin und wieder auch
sämtliche Kanäle im Einsatz, vor allem bei größeren Menschenmengen
oder generell beim Score, aber das bleibt in der Minderheit.
Zumindest ist die Abmischung recht natürlich bei guter Dynamik. Die
Bass-Wiedergabe ist ordentlich (gerade bei Musikeinsatz), lässt
aber noch Raum nach oben. Allerdings ist bei einem Film diesen
Genres nur selten mehr zu erwarten. Dafür sind die Dialoge
jederzeit klar und deutlich zu verstehen. Insgesamt entspricht der
Ton dem besseren Durchschnitt, aber da gab es – auch innerhalb des
Genres – schon weitaus besseres.
Ausstattung
-
Dialog-Montage (HD; 4:23 min.)
-
Entfernte Szenen & Alternatives Ende (HD; 15:44
min.)
-
Verpatzte Szenen (HD; 3:31 min.)
Beim Bonusmaterial wurde unerfreulicherweise geknausert. Immerhin
gibt es die Möglichkeit vorzugsweise zwischen der Kino- und der
Extended Cut Fassung zu wählen, wobei letztgenannter sogar komplett
deutsch synchronisiert wurde. Als filmbezogene Extras gibt es noch
eine Dialog-Montage, die einige Improvisationen von Farrell und
Galifianakis zeigt, einige entfernte und (weniger lustige)
verpatzte Szenen, wie auch ein alternatives Ende. Ein Wendecover
ist nicht vorhanden.
Fazit
Für eine Komödie ist der technische Aspekt dieser Blu-ray sehr
zufriedenstellend. Das Bild übertrifft sogar die Erwartungen und
schrappt mit einer herausragenden Schärfe und kräftigen Farben nur
knapp an der Bestmarke vorbei. Da schafft es die frontlastige
deutsche Dolby Digital 5.1 Spur nicht so ganz mitzuhalten, zumal
mehr Präsenz der Bässe nicht unpassend gewesen wäre. Das
Bonusmaterial ist quantitativ bestenfalls Standard, liegt aber
zumindest komplett in HD vor. Der satirische Grundgedanke von
Die Qual der Wahl, die mitunter sehr schmutzigen
und fragwürdigen Wahlkampagnen in den U.S.A. mal gehörig auf die
Schippe zu nehmen, ist wirklich gut und wird häufig schön pointiert
in die Kritik genommen. Dagegen trüben einige langweilige und
infantile Gags den vermeintlich positiven Eindruck deutlich. Fans
der beiden Hauptdarsteller können dennoch bedenkenlos zugreifen,
denn die sind in ihren Rollen voll in ihrem Element und sorgen für
gute Unterhaltung. (sah)
Story: 6/10
Bildqualität: 9/10
Tonqualität: 7/10
Ausstattung: 3/10
Gesamt: 6/10
Kaufempfehlung: 6/10
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Zensor Vocal / Rear: Dali
Zensor 1