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Das größte Problem was ich mit Episode 7 habe
ist, dass es mehr ein Remake von A New Hope ist als eine
Fortsetzung. Es werden zu viele Handlungsstränge, Szenen und
Figurenkonstellationen aus dem ersten Teil übernommen und wieder
recyclet (die neue Superwaffe, Master und Apprentice Beziehung,
Cantina-Szene, familiäre Geflechte von Gut und Böse, wichtige
Botschaft innerhalb eines Droiden, die letztendliche Zerstörung der
Superwaffe und und und). Was bei Jurrassic World schon genervt hat,
ist hier zwar kein Genickbrecher, aber es macht deutlich wie wenig
Mut Kasdan und Abrams in eine eigene Fortführung der Geschichte
hatten. Sicherlich liegt das zum Teil auch an dem immensen
Erfolgsdruck seitens Disney, aber mir wurde hier zu sehr auf Nummer
sicher gegangen.
Eine weitere Befürchtung meinerseits war der frequente Einsatz von
Humor und One-Linern. Das nimmt dem Film und der Handlung einfach
ihr Drama und ihre Ernsthaftigkeit. Da wurde sich leider zu sehr an
anderen erfolgreichen Blockbustern wie dem MCU, Terminator Genisys,
Transformers etc. orientiert. Star Wars war immer ein Universum,
was sich sehr ernst genommen hat und nur selten Humor eingestreut
hat (Episode 1 mal ausgenommen). Sicherlich hab ich nichts gegen
ein paar Lacher, aber wenn im Angesicht von Gefahr immer noch ein
lustiger Spruch fällt, nimmt es die Spannung aus der Action.
Des Weiteren hätte ich gerne mehr über manche Figuren erfahren, was
man dem Film aber auch positiv auslegen kann. Sicherlich gibt es
noch zwei Teile in dem das nachgeholt werden kann, jedoch wirkte
mancher Charakter recht reingequetscht. Captain Phasma voran hatte
absolut keine Relevanz: Sie taucht ungefähr 3 mal auf und darf 4
unbedeutende Sätze sprechen, die auch jeder Statist hätte
übernehmen können. Warum Mrs. Christie deshalb extra Interviews im
Vorfeld gibt, verwirrt nur unsere Erwartungen an die Figur. Maz
Kanata ist auch so eine Figur. Sie wird als bedeutende Piratin des
Universums eingeführt, die auch eine Menge zu wissen scheint. Außer
Stichworte geben darf sie leider auch nicht. Warum gerade sie über
Luke's Lichtschwert verfügt und warum sie soviel weiß, bleibt uns
der Film schuldig. Mit Max von Sydow hat man auch ein bekanntes
Gesicht für eine total unbedeutende Rolle verwendet. Genauso bleibt
vieles von Kylo Rens Werdegang zu dunklen Seite im Verborgenen. Die
Antwort, er hätte zuviel von Anakin in seinem Blut, wirkt da zu
beliebig und ausredenhaft. Außerdem macht es mir die
Originaltrilogie ein wenig kaputt, weil ich nun weiß, dass Hans und
Leias Beziehung etwas Schlimmes hervorbringen wird. Das Skript
setzt also mal wieder auf eine Familientragödie, was die
Eigenständigkeit vermissen lässt. Ich hatte eine auf Handlung
gehofft, die losgelöst von den vorherigen Teilen bestehen kann. Der
Satz von Mark Hamill aus dem Comic Con Behind-the-Scenes
"Everythings has changed, but nothing's changed" fasst es
eigentlich sehr gut zusammen.
Allgemein hatte der Film leider viel zu wenig Überraschungen parat.
Wer sich etwas mit der Vorberichterstattung und den Trailern
auseinandergesetzt hatte, bekommt genau den Film, den er sich schon
ausgemalt hat. Die einzige Überraschung ist, dass Rey die Person
ist, die für die Macht empfänglich ist und nicht Finn. Da haben
Trailer, Presseberichte und Filmposter bewusst falsche Erwartungen
suggeriert, sodass Disney tatsächlich noch eine Überraschung für
den Fan in der Hinterhand hatte. Han Solos Tod, die Bedeutung von
BB-8 (der übrigens nur großartig ist), das Verschwinden von Luke,
das Zusammentreffung von Finn und Rey mit der Resistence konnte man
leider zu einfach vorher erahnen. Die Handlung ist mMn also der
Schwachpunkt von The Force Awakens.
Dennoch muss gesagt werden, dass ich eine tolle Zeit im Kino hatte
und ich mich eigentlich nie gelangweilt habe. Das liegt zum einen
daran, dass Abrams erkannt hat, dass Star Wars durch seine Figuren
und Schicksale getragen wird. Der Cast ist wirklich super und trägt
die meisten Szenen (ich hatte zuvor noch Skepsis gegenüber Ridley
und Boyega). Ich fieberte wirklich mit ihnen mit und kann es kaum
erwarten wie es weitergeht. Für Episode VIII erhoffe ich mir aber
eine Weiterführung und Vertiefung von angedeuteten Storylines und
Charakteren.
Zum Anderen liefert der Film auf technischer Seite das
Rund-um-sorglos-Paket ab: Viele detailverliebte Modelle und Masken,
schöne reale Schauplätze, gute Kamera und Schnitt, eine absolut
starke Soundkulisse und nicht zuletzt das Wiedersehen mit vielen
bereits Bekanntem. Abrams inszeniert jedes Auftreten von bekannten
Figuren und Fahrzeugen wie ein kleiner Magic Moment (Millenium
Falcon, Han und Chewie, C3PO und R2D2, Leia, Sternenzerstörer und
und und). Das hat sogar mehr Emotionalität bei mir hervorgerufen
als Hans Ableben!
Die Action orientiert sich glücklicherweise nicht an aktuellen
Zerstörungsorgien wie Marvel und Transformers und kommt erfrischend
geerdet daher. Selbst die Lichtschwertduelle sind nicht so ein
wildes Herumgefuchtel wie in Episode 1-3 und setzen auf Realismus
und Spannung. Man erkennt tatsächlich Reys uneleganten Umgang mit
dieser ihr noch neuen Waffe. So wird noch Spielraum für ihren
steigenden Umgang mit der Macht gelassen. Gut gemacht, Abrams
:thumb: Ich hätte auch gerne noch ein paar Dogfights (warum Poe der
beste Pilot der Galaxie ist, wird leider in nur einer kleinen
Sequenz verdeutlicht) und Shootouts vertragen können.