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Strafpark

Gestartet: 06 Aug 2012 12:51 - 2 Antworten


Veröffentlichung:
12.07.2012
Laufzeit:
88 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 06 Aug 2012 12:51

Patrick_Star

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Viele Filme dienen rein dem Unterhaltungszweck – oft etwas abwertend „Popcorn-Kino“ genannt. Meist ausgestattet mit üppigen Budgets sind in diesem Genre Spezialeffekte und jede Menge Action das Hauptaugenmerk. Dem entgegen stehen viele vielleicht nicht ganz alltägliche Kleinproduktionen, die ebenso auf politische wie gesellschaftliche Probleme aufmerksam machen wollen und zum Nachdenken anregen. Strafpark (Originaltitel Punishment Park) ist ganz klar ein Vertreter der letzten Kategorie und vielleicht einer der aufsehenerregendsten Filme, die je in den USA gedreht wurden. Mit einem Mini-Budget von USD 66.000 zuzüglich USD 25.000 für den 35mm Transfer, produzierte der Brite Peter Watkins („The War Game“) ein Meisterwerk, welches Jahrzehnte nach der Geburt (1971) mehr zutrifft als jemals zuvor.

Story
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Anfang der siebziger Jahre ist nicht nur der Vietnam-Krieg völlig aus dem Ruder gelaufen, auch innerhalb der vereinigten Staaten herrscht das Chaos. Nach dem Kent-State-Massaker, ruft Präsident Nixon den Ausnahmezustand aus und lässt jedes widrige Element der Gesellschaft sofort verhaften. Die Polizei sowie Nationalgarde besitzen die völlige Gewalt, die Fernsehanstalten dienen der Regierung als Propagandainstrument. Aufkeimende Proteste gegen den Krieg und die Unterdrückung weiterer Teile der Bevölkerung werden brutal niedergeschlagen, die verhafteten Bürger vor Schnelltribunalen praktisch verteidigungslos zu immensen Haftstrafen verurteilt. Dabei kann zwischen Jahren im Gefängnis oder aber drei Tage im Strafpark gewählt werden. In letzterem müssen die Verurteilten innerhalb von drei Tagen ohne Wasser und Nahrungsmittel über 50 Meilen durch die Wüste wandern, um einen Zielpunkt – die amerikanische Flagge – zu erreichen. Dabei werden sie zusätzlich von Männern der Polizei sowie Soldaten verfolgt und gehetzt.

Endlich erscheint Punishment Park im Zuge der KinoKontrovers-Reihe auf Blu-ray. Als die Pseudo-Dokumentation damals in den Kinos gezeigt wurde, war der Aufschrei auch in der Presse enorm. Die Wellen schlugen derartig hoch, dass viele Lichtspielhausbesitzer den Film wieder aus dem Programm nahmen. Insofern fristete der Film seitdem eher ein Schattendasein und war in den USA sogar verboten; maximal Studenten bekamen ihn in vereinzelten Vorlesungen auf der Universität zu Gesicht. Zur damaligen Zeit war es für die Bevölkerung der USA teils widerlich, wie ihr Land von Peter Watkins sprichwörtlich in den Dreck gezogen wurde. Daran hat sich auch in der heutigen Zeit wenig geändert. Genau deshalb ist Strafpark trotz seines Alters von rund 40 Jahren aktueller denn je. Einige der extrem schlechten Kritiken der damaligen Zeit wurden später zurückgenommen, heute darf das Werk als eine der wichtigsten filmischen Beträge der 70er angesehen werden.

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Die Darsteller – allesamt Laien und zum ersten Mal vor einer Kamera – liefern eine einwandfreie und intensive Performance ab. Diese wirkt derartig real und authentisch, dass einem bei der Vorstellung in so einem Land leben zu müssen glatt ein Klos im Hals stecken bleibt. Dabei wird während der gesamten Laufzeit stets zwischen zwei Gruppen gewechselt. Die eine versucht gerade die heiße Wüste zu durchqueren, die andere muss sich vor einem Tribunal – welches stark an die Volksgerichtshöfe im Deutschen Reich erinnert – mehr oder minder verteidigen. Menschenrechte, Grundrechte odereinfach das Recht auf einen fairen Prozess, all diese Dinge werden von der Regierung „zum Schutz“ der Bevölkerung oder besser gesagt der Oberschicht mit Füßen getreten. Und da auch die Polizei sowie Armee zu den Patriziern und Besserverdienern zählen, haben Proteste der Armen und Arbeiter keine Chance. Alles in allem zeichnete Peter Watkins Anfang vor 40 Jahren ein Bild von der Welt, welchem wir uns immer weiter annähern.


Bildqualität
  • MPEG4/AVC Codec, 23,976fps, Ansichtsverhältnis 1,33:1 – 16:9

  • immer wieder Verschmutzungen sichtbar

  • grobes Filmkorn (wurde auf 16mm gefilmt) – die natürliche Struktur wurde jedoch glücklicherweise nicht durch nachträgliche Filter verändert

  • flacher Kontrast mit wenig gesättigten Farben unterstreichen den dokumentarischen Charakter

  • Schärfegrad und Durchzeichnung im Großen und Ganzen auf gutem DVD-Niveau

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Strafpark sieht besonders auf Leinwänden nicht sonderlich schmackhaft aus. Besonders die erste Einstellung über die Wüste lässt nichts Gutes erahnen. Insgesamt bewegt man sich auf DVD-Niveau, wobei es auch bessere Shots gibt – besonders Close-Ups zeigen immer wieder auch kleinere Details wie Falten oder Haare. Ebenso sollte das geringe Budget sowie das Alter des Films nichts vergessen werden – insofern ist der Transfer kein Highlight, aber in jedem Fall in Ordnung.


Tonqualität
  • Deutsch dts-HD MA 5.1, Englisch dts-HD MA 2.0

  • überraschend breite Bühne

  • immer wieder direktionale- und Stereo- Effekte (zum Beispiel die Überflüge der Kampfflugzeuge)

  • sehr gute Dialogverständlichkeit

  • präzise Abbildung auch nebensächlicher Geräusche

  • kein Hintergrundrauschen

  • etwas schwache Dynamik

Tontechnisch sieht die Sache schon ganz anders aus. Der deutsche 5.1-Mix überzeugt nicht nur durch seine Klarheit, sondern vor allem durch die räumlichen Effekte und die gute Abbildung der Dialoge.


Ausstattung
  • Video-Einführung durch Peter Watkins

  • Kurzfilme

  • Audiokommentar von Dr. Gomez

  • Englisches Presseheft

  • Trailer

  • Booklet mit Essays zum Film

Neben der äußerst interessanten Videoeinführung ist vor allem das Booklet sehr gut gelungen. Auf 34 Seiten erfährt man nicht nur mehr über die Hintergründe zum Dreh selber, sondern vor allem auch die Ereignisse in den USA, als der Film veröffentlicht wurde. Insofern sollte man sich der Lektüre in jedem Fall widmen.
Fazit

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Wie so oft sind die bildtechnischen Möglichkeiten für eine Low-Budget Produktion, welche auch noch ein nicht zu verachtendes Alter aufweist, stark begrenzt. Insofern hat man dem Transfer seine Natürlichkeit belassen, weshalb in Zeiten von Bildhighlights Strafpark eher wie ein Urgestein des Films wirkt. Man sollte daher bei einem Kauf seine Erwartungen stark zurückschrauben, es muss jedoch auch deutlich angemerkt werden, dass das Bild dem Werk einen tollen und authentischen Doku-Look verpasst und im Grunde viel besser passt als ein Hochglanzbild. Auf tonaler Seite gibt es kaum einen Grund zum Klagen. Die Extras fallen üppig und vor allem richtig informativ aus. Punishment Park ist mit Sicherheit ein viel zu wenig beachtetes Prachtstück der Filmgeschichte und trifft trotz seines Alters ganz besonders in der heutigen Zeit mehr denn je zu. Viele der vernichtenden Kritiken vor allem aus dem amerikanischen Raum zeigen doch recht deutlich auf, in welches Wespennest Peter Watkins gestochen hat und wie teilweise fernab der Realität die Ansichten der Amerikaner damals waren und teilweise heute noch sind.

Story 10/10
Bild 4/10
Ton 8/10
Extras 10/10
Overall 9/10

Testgeräte

TV: Epson TW 4400 LPE (kalibriert)
AVR: 8.2 Braun M15 (L,R), RM7 (C),
RM5 (FH, Surrounds), Teufel M620 FCR (SB)
Teufel M5500 SW (Sub)
HTPC
#2
Geschrieben: 06 Aug 2012 12:57

Jason-X

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zwar toll geschrieben, klingt aber nicht nach einem Film, der was für mich wäre :)
#3
Geschrieben: 06 Aug 2012 18:24

Kuro77

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Klingt interessant. Mal wieder ein Film, von dem ich noch nie was gehört habe. ;)

Danke fürs Review, Matthes. :cool:


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