Martin Scorsese, wer ist dieser Mann?
Für viele gilt er als einer der ganz großen im Filmgeschäft, als
einer der einflussreichsten Regisseure.
Seinen Filmen sieht man seine Vorlieben an. Gepaart mit Intelligenz
sind sie fast immer dreckig, oft düster, sehr spannend, meist
blutig und auch brutal und dabei doch niemals dumpf und/oder
einfallslos.
Und dieser Herr soll nun einen familientauglichen Film zaubern,
basierend auf dem Kinderbuch „Die Entdeckung des Hugo Cabret“ von
Brian Selznick?
Ich glaube man verrät nicht zuviel, wenn man sagt, der Altmeister
vermag zu überraschen - und das gleich auf mehreren Ebenen.
Sein diesjähriger Oskar Konkurrent The Artist könnte man auch
abseits der Hollywood Veranstaltung und fernab des Kampfes um die
höchsten Einspielergebnisse, als ein Gegenüber betiteln, der
gewisse Parallelen aufweist.
Muss man sich bei The Artist der längst verloren geganenen Magie
des Stummfilms und dem damit verbundenen "anders" sein hingeben
können, so muß man sich auch bei Hugo Cabret auf ein fantasievollen
Film einlassen, ganz weit weg von häusergroßen Robotern,
superintelligenten, starken Aktionhelden, und fremden fabelartigen
Planeten und dessen Wesen.
Wie bei einer Achterbahnfahrt wird der Zuschauer nämlich in den
Bann des in 3D-gedrehten Films gezogen.
Und so beginnt auch alles mit einer Fahrt.
Hinweg und hindurch das winterliche Paris der früheren 1930
Jahre.
Opulente, aufpolierte Bilder in Hochglanz, bunt und farbenfroh mit
höchster Detailvielfalt in eindrucksvollen Nahaufnahmen und langen,
atmosphärischen Einstellungen bei denen die Übersicht jedoch nie
verloren geht, sind Programm und machen die Kulisse absolut
sehenswert.
Der Zauber liegt sofort spürbar in der Luft, ähnlich wie damals
beim jungen Harry Potter in der Winkelgasse, baut der Film aber
eine völlig eigene, magische Welt auf, die man gesehen haben
muß.
Die Fahrt führt einen zum Pariser Bahnhof, dem Zuhause von Hugo
Cabret, einem 12-jährige Waisenjungen.
Zwischen Maschinenräumen und den vielen kleinen Einkaufsläden lebt
er auf dem Dachboden hinter der großen Bahnhofsuhr. Statt zur
Schule zu gehen, wird Hugo von seinem Onkel gezwungen dessen Arbeit
zu übernehmen und täglich alle Bahnhofsuhren aufzuziehen. Dabei
muss er sich immer wieder vor dem strengen Bahnhofspolizisten in
Acht nehmen.
Hugos einzige Erinnerungsstücke an seinen Vater sind ein Notizbuch
und ein kaputter Roboter.
Als der Besitzer eines Spielwarengeschäfts das Notizbuch in die
Hände bekommt und es verbrennen will, hilft dessen Nichte Isabelle
Hugo bei der Suche nach dem Notizbuch.
Sie besitzt auch einen Schlüssel, der Hugos Roboter zum Leben
erwecken kann.
Bald kommen die Zwei einem Geheimnis auf die Spur, welches das
Leben aller Beteiligten verändern wird.
Nachdem man sich etwas über zwei Stunden dieser fantastischen
Geschichte hingegeben hat, mag man am Ende sicher vieles aber nicht
alles.
Eben ein Mittelding, welches bei mir aber (diesesmal) funktioniert
und auch gereicht hat.
Auf der einen Seite hat man eine nostalgische Liebeserklärung an
das Kino und eine Hommage an den Stummfilm.
Ein optisches Meisterwerk, sympathisch, zauberhaft und emotional
und einem 3D so wie es immer sein sollte.
Alles untermalt mit einem passenden Soundtrack.
Die Nebendarsteller sind allesamt toll.
Auf der anderen Seite erscheint vieles irgendwie distanziert.
Man findet viele Klischees und das Drehbuch konstruiert viele
Szenen einfach zu vorhersehbar um wirklich innovativ zu sein.
Der Hauptdarsteller hat das Frodo Syndrom, große Augen gehen immer.
Das muß man mögen, oder eben nicht.
Die Dramaturgie ist oftmals unglücklich gewählt und bremst den Film
dann doch einen Hauch zu oft aus was auch durch die Länge natürlich
nochmals unterstützt wird.
Der Regie fehlt es an Leichtigkeit, denn Magie kann man auch mit
der neusten Technik nicht ganz ausgleichen.
Trotzdem ist Hugo Cabret ein Gesamtkunstwerk!
Ob Kinder und Jugendliche das verstehen, kann man aber
bezweifeln.
Vielleicht mehr ein Märchen für Erwachsene, das man als Cineast,
wie alt man auch sein möge, gesehen haben sollte.
Story: 7/10
3D Bild: 9/10
Ton: 7/10
8 von 10 und damit definitiv eine Empfehlung!
Noch kurz ein paar Worte zum technischen:
Sowohl auf einem 3D-Beamer wie auch auf einem 60er 3D-TV kommt das
Bild fehlerfrei rüber.
Kein Rauschen, Ruckeln oder Überschärfung, keine 3D probleme wie
ghosting wahrnehmbar.
Der Ton ist sehr kraftvoll und raumfüllend. Die Dialoge sind
jederzeit gut verständlich.
In allen Bereichen wirklich sehr zufriedenstellend (US-Version).
...ɟdoʞ ɯǝp ɟnɐ ʇɥǝʇs ʇlǝʍ
ǝuıǝɯ...
Klug ist, wer nur die Hälfte von dem glaubt,
was gedruckt ist - weise, wer weiß, welche.