Schutzengel, Til Schweiger
Mit seinen RomCom's KeinOhrHasen und ZweiOhrKüken lockte Schweiger
Millionen in die Kinos und feierte riesige Erfolge. Nach
gelegentlichen Abstechern ins Actiongenre als Schauspieler
(Boll-Trash Far Cry, das gibt Ärger oder die drei Musketiere)
brachte er mit 'Schutzengel' seinen ersten Actionfilm als Regisseur
in die Kinos, bei dem er auch als Hauptdarsteller fungierte. Mit
dabei sind namenhafte Schauspieler wie Moritz Bleibtreu, Karoline
Schuch, Hannah Herzsprung, Oliver Korittke oder Heiner
Lauterbach.
Die junge Nina, die von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gegeben
wird, wird Zeugin eines Mordes, ausgeübt von Waffenproduzenten- und
Exporteur Thomas Backer, der schon lange im Visier der Behörden
ist. Als dieser das Mädchen als Bedrohung sieht, will er sie an die
Seite schaffen lassen. Der ehemalige Soldat Max Fischer, nun beim
Personenschutz, wird damit beauftragt sie zu beschützen. Als durch
einen Informanten bei der Polizei das versteck verraten wird, kommt
es zur blutigen Auseinandersetzung bei der Max und Nina entkommen
können und fortan auf der Flucht sind. Solange, bis Thomas Backer
als Täter verhaftet wurde, ist das Mädchen nirgendwo sicher.
Til Schweiger hat als Regisseur sicherlich einige Talente welche
sein meist eher limitiertes Schauspiel doch deutlich übertreffen.
Als Beispiel waren seine 'Hasen'-Filme zwar kitschig und auch mit
einigen Klischee's versehen, dabei handwerklich durchaus gut
inszeniert. Auch hier macht Schweiger bei der Regie vieles richtig.
Die Actionszenen können sich meist sehen lassen und stehen
internationalen Actionern oft in nichts nach, auch wenn Schweiger
meines Erachtens nach zu oft auf Zeitlupen setzt, was gerade bei
der ersten, großen Actionszene nervtötend endet. Das kreischen
seiner Tochter kommt dazu und es wird echt vor die Wand gefahren.
Nichtdestotrotz vermag Schweiger seine Darsteller oft gut in Szene
zu setzen, auch wenn die Dialoge meist sowas von holprig und
unfreiwillig komisch geschrieben sind.
Moritz Bleibtreu reißt mit seiner Performance im Film einiges raus
und ist neben den Actionszenen eines der Highlights im Film. Die
Chemie zwischen ihm und den beiden Schweigers stimmt, was dem Film
in den gemeinsamen Szenen sehr gut tut. Auch Til und Tochter Luna
harmonieren sehr gut, doch macht sich oft bemerkbar das die Kurze
einfach keine Schauspielerin ist, vor allem in emotionalen, ruhigen
Momenten wirkt es oft nicht glaubwürdig. Das Problem haben die
meisten Figuren im Film, bzw. die Darsteller. Man nimmt ihnen ihre
Rollen nicht ab, was durch die schlecht geschriebenen Dialoge
teilweise noch verstärkt wird.
Auch einige Kamerafahrten- und Einstellungen wirken sehr seltsam,
sonderbar und teils unpassend. Bei Actionszenen hat man dafür immer
einen guten Überblick aber gerade das 'Treffen am Bahnhof' wirkt
irgendwie Amateurhaft, um ein Beispiel für Filmkenner zu nennen.
Die Entwicklung der Figuren ist oft sehr holprig und schwierig
nachzuvollziehen, da wie oben erwähnt Dialoge und Spiel oft nicht
Hand in Hand gehen. Auch hier punktet Bleibtreu am meisten, neben
Schweiger. Trotzdem wirkt es beim Rest oft nicht so als gäbe es
eine Entwicklung oder nennenswerte Eigenschaften welche eine Figur
'besonders' machen.
Schweiger hat von der Regie her gute Arbeit geleistet und auch die
Geschichte an sich ist nicht schlecht, lässt aber viel zu viel
Potenzial liegen da die Dialoge teilweise unterirdisch geschrieben
und viele Figuren absolut unglaubwürdig dargestellt sind. Oft
verkommt der Film daher zu einer unfreiwilligen Komödie. Die
Kameraarbeit sowie die Drehorte sind meistens gut, wobei ersteres
1, 2 Ausfälle hat, wie ich bereits erwähnt habe. Die Charaktere
sind zwar sympathisch aber viel zu schablonenhaft dargestellt. Man
hat die Good-Guys und den Bösewicht, was als Beschreibung reichen
würde da es keinen Grauzonen gibt, die sie besonders machen würden.
Gut ist gut, böse ist böse. Schweiger verpasst es hier interessante
Charaktere zu schaffen und die Geschichte glaubwürdig umzusetzen.
Immer hin machen die Actionszenen und Bleibtreu Spaß, der das Beste
aus seiner ebenfalls nicht stark geschriebenen Rolle
rausholt.
4/10