Mit der Kalibrierung der Grauskala und des Gammawertes ist man zwar
schon ein sehr gutes Stück näher an einem möglichst perfekten Bild,
ganz fertig ist man allerdings noch nicht. Es fehlt noch die
otimale Justierung des Farbraums. Darunter versteht man das
Farbspektrum, das der Fernseher anzeigt. Ganz zu Beginn sind wir in
den Einstellungen schon über den Punkt "Farbskala" beim VT50
gestolpert, die bei mir auf den Wert Rec. 709 eingestellt ist. Aber
warum eigentlich? Rec. 709 ist der Standard, der das darzustellende
Farbspektrum eines Fernsehers im HD-Betrieb definiert. Visualisiert
wird dieses Farbspektrum für gewöhnlich mit Hilfe eines
CIE-Diagrams. Das haben wir schon bei der Kalibrierung der
Grauskala benutzt, als es darum ging zu überprüfen, ob alle IRE
Werte am Weißpunkt D65 liegen.
Hier als Erinnerungsstütze noch einmal das Diagramm aus dem 1.
Post:
Nun wird dieses CIE-Diagram ein weiteres Mal interessant.
Allerdings (vorerst) nicht, was den Punkt D65 angeht. Jetzt ist das
Dreieck interessant, welches eben dem Farbraum Rec. 709 entspricht.
Alle Farben innerhalb dieser Triangel können vom Fernseher
dargestellt werden. Zwar gibt man dem Fernseher mit der Einstellung
"Rec. 709" vor, diesen Farbraum darzustellen. Aber das heißt leider
noch lange nicht, dass er das dann auch tatsächlich macht! Da jeder
Preset des VT50 (Normal, Kino, THX, etc.) andere Farbeinstellungen
nutzt, ist klar, dass es hier auf Anhieb keine Übereinstimmung mit
der Referenz geben kann.
Zum Beispiel sieht das CIE-Diagram im THX-Modus so aus:
Das graue Dreieck ist die Referenz, das weiße Dreieck entspricht
der Farbdarstellung im THX-Modus. Bereits bei diesem ab Werk schon
sehr gut eingestellten Preset wird eine deutliche Abweichung
besonders in Richtung Grün deutlich.
Auf den ersten Blick wird man nun vielleicht sagen: "Na ist doch
toll! Da werden ja sogar mehr Farben angezeigt, als es die Referenz
vorgibt." Das ist allerdings leider ein Trugschluss. Denn der
Fernseher orientiert seine Farbdarstellung immer am äußersten Punkt
des Dreiecks. Wenn, wie hier das Grün, nun zu sehr ins intensive
Grün hineinragt, dann wird die Gründarstellung INSGESAMT zu grün!
Und das hat dann mit einer realistischen Farbdarstellung nicht mehr
viel zu tun.
Noch deutlicher wird es im immer wieder beliebten Negativbeispiel,
dem Dynamik-Modus:
Hier laufen vor allem die Grün- und Gelbdarstellung aus dem
Ruder.
Die Aufgabe ist also klar: damit der Fernseher eine realistische
und naturgetreue Farbdarstellung gewährleisten kann, müssen beide
Dreiecke möglichst Deckungsgleich übereinander passen.
Genau zu diesem Zweck bietet der VT50 unter den erweiterten
Einstellungen den Punkt "Farbabgleich". Auf der ersten Ebene können
die Primärfarben Rot, Grün und Blau eingestellt werden, unter
"Detaileinstellungen" finden sich die Sekundärfarben Gelb, Zyan und
Purpur (=Magenta). Auch die Sekundärfarben finden sich im
CIE-Diagram wieder. Sie liegen jeweils auf den Schenkeln des
Dreiecks zwischen den Primärfarben.
Dank HCFR haben wir die Farben ganz genau im Blick: die Werte x, y
und Y sind nun entscheidend. Diese drei Werte können mit den für
jede Farbe verfügbaren Reglern "Farbton", "Sättigung" und
"Luminanz" am VT50 so eingestellt werden, dass sie den Normwerten
entsprechen. Diese finden sich in der Anleitung von
curtpalme.com.
Nach einiger Zeit des Herumprobierens sieht das Ergebnis dann
(hoffentlich) wie folgt aus:
Referenz und tatsächliche Einstellung liegen nahezu deckungsgleich
übereinander. Erst jetzt ist eine unverfälschte Farbdarstellung
gewährleistet.
Jetzt wird auch wieder unser Weißpunkt D65 interessant. Es fällt
nämlich auf, dass sich bei einer optimalen Farbdarstellung
sämtliche Verbindungslinien der gegenüberliegenden Farben genau an
diesem Punkt kreuzen. So muss es ein!
Inklusive der kalibrierten Grauskala sieht das Ganze dann wie folgt
aus:
Alle Werte treffen sich am magischen Punkt D65.
Damit ist alles getan, um das bestmögliche Bild aus dem VT50 heraus
zu holen. Jetzt darf sich der Fernseher "kalibriert" nennen.
;)
Der Vollständigkeit halber sind hier noch die Einstellungen, die
bei mir nötig waren, um dieses Ergebnis zu erhalten. Wie immer,
sind diese nicht wirklich übertragbar, geben aber vielleicht einen
Hinweis, wohin die Reise gehen könnte:
Primärfarben:
Farbton Rot: -7
Farbton Grün: -3
Farbton Blau: 1
Sättigung Rot: 10
Sättigung Grün: -3
Sättigung Blau: 0
Luminanz Rot: 3
Luminanz Grün: 20
Luminanz Blau: 5
Sekundärfarben:
Farbton Gelb: 13
Farbton Zyan: -22
Farbton Purpur: -9
Sättigung Gelb: -2
Sättigung Zyan: -2
Sättigung Purpur: 3
Luminanz Gelb: 4
Luminanz Zyan: -4
Luminanz Purpur: -3
Trotz dieses ganzen technischen Brimboriums sollte aber die
abschließende Prüfung der Bildqualität auch den eigenen Augen
überlassen werden. Zum Beispiel hatte ich nach der Kalibrierung
einen Rotstich im Schwarz, obwohl alle gemessenen Werte optimal
waren. Grund: ein zu hoch eingestellter Grauabgleich bei Rot. Ein
viel besseres Ergebnis (sprich: ohne Rotstich) konnte mit
ausgewogeneren Einstellungen beim Weiß/Grauabgleich erreicht
werden, den die Messgeräte genauso akzeptierten. Also: ab und zu
doch den eigenen Augen trauen.
Viel Spaß beim selber tüfteln. ;)