Frankenhooker - Verschraubt und genagelt Blu-ray
ReviewSeit die britische Schriftstellerin Mary Shelley im Jahr 1818 ihre
Geschichte über das tragische Leben und Wirken des Wissenschaftlers
Victor Frankenstein veröffentlichte, ist die Mär von der aus
Leichtenteilen zusammengesetzten Kreatur ein fester Bestandteil
unserer Kultur geworden. Dazu trugen natürlich nicht zuletzt die
klassischen Verfilmungen des Stoffs bei. Unvergessen die legendäre
Umsetzung aus dem Jahr 1931. Durch Boris Karloffs unnachahmliche
Darstellung entwickelte sich das Monster in Windeseile zu einer
Ikone der Filmgeschichte. Im Laufe der Jahrzehnte wurde das Thema,
mehr oder weniger erfolgreich, immer mal wieder aufgegriffen. Sogar
Robert De Niro verkörperte im Jahr 1994 die durch ungebremsten
wissenschaftlichen Ehrgeiz ins Leben gesetzte Kreatur. Vier Jahre
zuvor lieferte Regisseur und Drehbuchautor Frank Henenlotter seine
ganz eigene Interpretation der klassischen Erzählung.
Story:
Der Elektriker Jeffrey Franken und seine Verlobte Elisabeth sehen
eigentlich einer rosigen gemeinsamen Zukunft entgegen. Wäre da
nicht Elisabeths unglückliche Begegnung mit einem von Jeffrey
aufgemotzten Rasenmäher. Auf tragische Art und Weise häckselt sich
Jeffreys große Liebe auf einer bis dahin unbeschwerten Grillparty
ins Jenseits. Doch diesen bitteren Verlust will der talentierte
Bastler nicht akzeptieren. Jeffreys Leidenschaft für biologische
Experimente kommt ihm da gerade recht. Er fasst den ambitionierten
Plan, seine Verlobte wieder zum Leben zu erwecken. Da aber bis auf
ihren Kopf kein Körperteil unversehrt geblieben ist, macht sich
Jeffrey auf die Suche nach Ersatzteilen. Doch nicht nur der
Findungsprozess läuft gehörig aus dem Ruder, auch das Endergebnis
entspricht nicht wirklich Jeffreys Vorstellungen.
Für Horrorfans ist Regisseur Frank Henenlotter natürlich kein
Unbekannter. Im Jahr 1982 schuf er mit „Basket Case“ einen kleinen
Kultfilm des Genres, welcher sogar zwei Fortsetzungen nach sich
zog. Darüber hinaus ist Henenlotters filmische Vita überschaubar,
so dass neben dem ziemlich abgedrehten
Brain
Damage aus dem Jahr 1987 nur noch
Frankenhooker als nennenswerter Beitrag übrig
bleibt. Wie der Titel bereits andeutet, „Hooker“ heißt übersetzt
„Nutte“, ist hier dann auch keine ernsthafte Neuinterpretation der
klassischen Horrorgeschichte zu erwarten. Wo Mary Shelley noch vor
einem ungezügelten Forscherdrang warnte, verbreitet sich bei
Henenlotter lediglich ungezügelter Blödsinn. Allerdings auf eine
charmant trashige Art, so dass man den Film zwar von der ersten
Minute an in keiner Weise ernst nimmt, Jeffreys abstruse
Vorgehensweise aber dennoch amüsiert verfolgt. Dabei begegnen sich
die schauspielerischen Leistungen der Darsteller und die technische
Umsetzung der Spezialeffekte auf identisch absurdem Niveau.
Für heutige Verhältnisse erscheinen die Effekte, selbst für einen
Low-Budget-Film, ausgesprochen lächerlich. Dennoch merkt man zu
jeder Zeit, dass hier versucht wurde, das fehlende Budget durch
Herzblut und Kreativität zu ersetzen. So fliegen im Laufe des Films
dann auch einige abgetrennte Körperteile über den Bildschirm. Um
allerdings ein möglichst niedriges Rating zu bekommen, wurde auf
Blut und allzu heftige Effekte fast völlig verzichtet, was das
Ganze nicht eben glaubwürdiger macht. So ist es vor allem der
absurde Humor, durch den der Film in erster Linie punktet. Dabei
fallen die durchweg unterdurchschnittlichen Akteure nicht einmal
negativ ins Gewicht, sondern runden den durchweg trashigen
Charakter des Films konsequent ab. Man ist ebenfalls erstaunt, wie
viele nackte Tatsachen es in den Film geschafft haben. Da der Spaß
zu einem großen Teil im New Yorker Rotlichtviertel spielt, trägt
wenigstens das zur Glaubwürdigkeit bei. Trotz aller erkennbaren
Bemühungen ist
Frankenhooker letztlich weder Fisch
noch Fleisch, der höchstens für Nostalgiker und Freunde abseitiger
Unterhaltung weitab vom Mainstream interessant ist.
Bildqualität:
-
Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 1,85:1, Auflösung
1080p
-
durchgängig leichte Verschmutzungen des Masters
erkennbar
-
selbst die Wechselmarkierungen der Filmrollen wurden nicht
entfernt
-
in einzelnen Szenen unterschwelliges Flackern
-
deutlich erkennbarer Filtereinsatz, wodurch Rauschen und
Filmkorn eliminiert wurden
-
keine HD-würdige Schärfe und Detailzeichnung
-
schwache Kontrastwerte
-
guter Schwarzwert, der aber nur selten gefordert wird
-
ausgewogene Farbgebung
-
es entsteht zu keiner Zeit ein plastischer Bildeindruck
Das Bild ist frei von groben Fehlern, HD-Feeling kommt aber zu
keiner Zeit auf.
Tonqualität:
-
Deutsch DTS-HD Master Audio 2.0
-
gutes Stereopanorama
-
Dialoge sind zu jeder Zeit verständlich
-
keine altersbedingten Mängel, wie Rauschen oder Zischlaute,
wahrnehmbar
-
formatbedingt bleiben sowohl die Surroundkanäle, als auch der
Subwoofer ohne Beschäftigung
-
durchschnittliche Dynamik
Die deutsche Tonspur wurde sauber aufbereitet, liegt aber leider
nur in Stereo vor, weshalb man hier kein akustisches Spektakel
erwarten darf.
Ausstattung:
-
Audiokommentar mit Frank Henenlotter (Regie) und
Jeffrey-Darsteller James Lorinz
-
Patty Mullen (Elisabeth) remembers Frankenhooker (SD, ca. 9
Minuten)
-
The Make-Up-Effects of Frankenhooker (SD, ca. 21
Minuten)
-
Jennifer Delora (eine der “Hookers”) remembers Frankenhooker
(SD, ca. 20 Minuten)
-
Trailer (HD, 4:3)
-
Photoscrapbook (SD; ca. 11 Minuten)
Der Audiokommentar mit Frank Henenlotter ist recht aufschlussreich,
in manchen Passagen aber auch ziemlich fahrig. Letztlich fällt das
Bonusmaterial üppiger aus, als man es von einem fast vergessenen
Low-Budget Film erwartet hätte. Durch die verschiedenen Features
erhält man einen guten Einblick in die Produktion.
Fazit:
Bild und Ton reißen fast schon erwartungsgemäß keine Bäume aus.
Beides entwickelt sich zwar nicht zum Ärgernis, entspricht aber
auch in keiner Weise den Anforderungen an das hochauflösende
Medium. Das Zusatzmaterial fällt erstaunlich umfangreich aus. Hier
bieten aktuellere Filme teilweise weniger Informationen.
Es ist durchaus erstaunlich, welche Filme durch eine
Veröffentlichung auf der blauen Scheibe der Vergessenheit entrissen
werden.
Frankenhooker ist in jeder Hinsicht
wahrlich kein Meisterwerk, selbst das Attribut „Kultfilm“ wäre hier
schon übertrieben. Für Horrorfans bietet der Film schlicht zu wenig
Horrorelemente, der Blutgehalt ist trotz einiger abgetrennter
Gliedmaßen erstaunlich gering, und die Effekte rufen heute nur noch
ein müdes Lächeln hervor. Wenn man sich aber darauf einstellt und
nichts weiter als einen absurd komischen, in jeder Hinsicht
billigen Frankenstein-Verschnitt erwartet, verbringt man mit dem
Streifen knapp anderthalb durchaus vergnügliche Stunden.
Kurzbewetungen:
Story: 5/10
Bild: 5/10
Ton: 5/10
Extras: 6/10
Gesamt*: 5/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 5/10
Die Kaufempfehlung der Frankenhooker
Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter
Berücksichtigung der Story berechnet.Testgeräte:
TV: Pioneer PDP-LX5090 (50“) (kalibriert)
BDP: Pioneer BDP-LX71
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)