Another Earth (CineProject) Blu-ray
Review
Es gibt Filme, die mit großem Budget gedreht
werden, aber deren Handlung nichtssagend und überflüssig
daherkommt. Dann gibt es allerdings wiederum Filme, die mit
geringen Geldmitteln gigantische Bildsprache und
interpretationsreiche, niveauvolle Geschichten erzählen, wie z.B.
Another Earth. Regisseur Mika Cahill (auch die
Kamera, Schnitt und Drehbuch) hat es geschafft mit gerade mal
200.000 US-Dollar, sein neustes Werk abzudrehen. Zusammen mit
Hauptdarstellerin Brit Marling entstand ein Film, der mit wenig
Mitteln viel erreicht.
Story
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Die junge Astrophysikstudentin Rhoda Williams ist abgelenkt, fährt
in ein entgegenkommendes Auto und tötet dabei die Fahrerin und
deren Sohn. Der Beifahrer überlebt nur schwer verletzt. Nach
verbüßter Gefängnisstrafe bricht sie ihr Studium jedoch ab und
arbeitet als Hausmeisterin. Nach einiger Zeit nimmt sie Kontakt mit
dem Überlebenden auf und kümmert sich um ihn. Doch dann bekommt sie
die Chance, zur zweiten Erde zu reisen, um ein neues Leben zu
beginnen.
Die emotionale Ebene steht bei
Another Earth stark
im Vordergrund. Zu Beginn ist Rhoda, gespielt von Brit Marling,
noch unbeschwert und leichtsinnig. Nach dem Unfall erkennt sie
aber, was sie angerichtet hat. Von der Schuld innerlich zerrissen,
weiß sie nicht, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Die
darstellerische Leistung ist wahrlich großartig. Zusammen mit
William Mapother, der in seiner Rolle ebenfalls sehr glaubwürdig
ist, wird in dieser Geschichte das rührende Drama dieser beiden
geschundenen Seelen in den Mittelpunkt gestellt. Das Thema der
zweiten Erde ist reine Rahmenhandlung und wird nur sporadisch
nebenbei erwähnt. Etwaige physikalische Auswirkungen
(Anziehungskraft, Umlaufbahnen, etc.) werden gar vollständig
ignoriert, sind aber eigentlich auch gar nicht essentiell wichtig.
Wo sich beide Handlungen verknüpfen ist die universelle Frage „Was
wäre, wenn...“. Was wäre, wenn sie nicht den Unfall verursacht
hätte? Wenn sie zur zweiten Erde fliegen würde? Oder wenn sie dort
ihrem zweiten Ich begegnen würde?
Die philosophischen Interpretationsmöglichkeiten sind mannigfaltig.
In der Psychologie wird das Thema Parallelwelt gelegentlich dazu
verwendet, um Traumata besser verarbeiten zu können. Dabei stellt
diese eine Art Ersatzrealität dar, die zur Flucht vor der
Wirklichkeit dienen soll und zum Eskapismus führt. Cahill war es
bei
Another Earth zumindest sehr wichtig, die
Emotionen seiner Darsteller in deutlicher Bildsprache auszudrücken.
Damit unterstreicht er wesentlich die ohnehin schon gefühlsbetonte
Handlung und drängt den Zuschauer quasi zum Voyeurismus der
Schicksale seiner beiden Figuren.
Grossansicht
Nahezu komplett ohne Special Effects auszukommen ist wahrlich eine
Kunst, vor allem wenn dennoch der Film dabei spannend und
unterhaltsam bleibt. Freilich sind obendrein einige wenige Längen
vorhanden, die sind allerdings notwendig, damit die Seele des
Zuschauers das bisher Gesehene erst einmal verarbeiten kann.
Nichtsdestotrotz gebührt Mike Cahill und Brit Marling für dieses
ambitionierte Werk großer Respekt, nicht nur für ihren Idealismus,
sondern auch für die Tatsache, mit minimalen Mitteln das Maximum
auszuschöpfen.
Bildqualität
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis 1,85:1
Das Bild liegt im Ansichtsverhältnis 1,85:1 vor. Auch wenn 1080p
die wiedergegebene Auflösung ist, gedreht wurde lediglich mit Sony
EX3 Kameras in 720p. Das ist deutlich anzumerken, da das Bild des
Öfteren mit mangelnder Schärfe zu kämpfen hat. Wirklich viele
HD-Momente gibt es nicht, obgleich stellenweise eine gute
Detailzeichnung zu erkennen ist. Häufig ist die Darstellung sehr
weich, oft mit voller Absicht, denn Cahill hat bewusst viele
Stilmittel wie beispielsweise auch Farbfilter eingesetzt, was die
Tristesse der Handlung noch stärker betonen soll. Die Sättigung ist
aufgrunddessen generell ein wenig schwächer. Vereinzelt ist ein
starkes Bildrauschen zu erkennen, wobei das Graining ansonsten eher
schwach bis mittelstark ausfällt.
Tonqualität
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Deutsch DTS 5.1, Englisch DTS-HD Master Audio 5.1, Französisch DTS
5.1, Spanisch DTS 5.1, Italienisch DTS 5.1 Der Ton liegt lediglich
in Englisch verlustfrei in DTS-HD Master Audio 5.1 vor. Die
deutsche Synchronisation wurde komprimiert in DTS 5.1 auf die
Blu-ray gepackt. Da der Film generell sehr dialoglastig ausgefallen
ist, fällt dies jedoch nicht sonderlich negativ auf. Bei der häufig
präsenten Musik beweist der Subwoofer was in ihm steckt. Die
hinteren Kanäle werden selbst bei Score Einspielungen eher
unauffällig eingesetzt. Der Hauptaustragungsort ist die Front; eine
Stereospur hätte vollauf genügt. Die Dynamik ist gut, könnte aber
noch ein wenig lebendiger sein, wo sich bei der englischen
Originalspur ein schwacher Vorteil bemerkbar macht. Das Wichtigste
bei diesem Film: Die Dialoge sind konsequent sehr gut verständlich.
Bemerkenswert ist der herausragende, atmosphärische Soundtrack der
Band Fall on Your Sword, der ausgezeichnet zur Handlung
passt.
Ausstattung
Beim Bonusmaterial werden zahlreiche Zusatzinformationen zum Film
geboten, leider aber nur in relativ kurzer Spielzeit. Den Großteil
machen die sieben gelöschten Szenen (in HD) aus. Interessant ist
das Featurette „Unterhaltung über die Entstehung des Films“ (in HD)
bei der Mike Cahill und Brit Marling miteinander über die Umstände
der Dreharbeiten und das knappe Budget disputieren.
Wissenschaftlich wird es mit " Die wissenschaftlichen Hintergründe"
(in HD,) bei dem sich das kreative Team mit Astrophysiker Dr.
Richard Berendzen zusammengesetzt hat und sich über
Paralleluniversen unterhält. Das Musikvideo (in HD) der Band Fall
On Your Sword zum Titelsong "The First Time I Saw Jupiter" ist ganz
nett, allerdings in Zeiten von zahlreichen Streamingseiten wie
youtube oder myvideo überflüssig. Der Original Kinotrailer zum Film
ist darüber hinaus ebenfalls vorhanden. Drei weitere Featurettes
von der US-Version, bei der sowohl Regisseur und beide
Hauptdarsteller Details zu ihrer Arbeit erzählen, fehlen
unverständlicherweise. Ein Wendecover gehört leider nicht zur
Standardausrüstung.
Fazit
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Der Blu-ray Transfer wird wahre HD-Puristen nicht zufriedenstellen.
Rein technisch betrachtet ist das Bild reiner Durchschnitt. Der Ton
präsentiert sich zwar etwas besser, ist aber sehr dialoglastig
ausgefallen. Die Extras sind sowohl in HD und SD enthalten und
offerieren einige interessante Fakten zur Entstehung und zum
Hintergrund des Films. Trotz geringem Budget haben Mike Cahill und
Brit Marling mit
Another Earth ein tiefgreifendes
Thema aufgegriffen, das in diesem Schauspiel wirklich großartig
umgesetzt wurde. Die seelische Zerrüttung der Charaktere wurde von
den beiden Hauptdarstellern ausgezeichnet in Szene gesetzt, so dass
der titelgebende Aspekt der zweiten Erde nahezu in den Hintergrund
rückt. Ein Drama, das sich auf die Basis reduziert und Fans dieses
Genres das Herz höher schlagen lässt. (sah)
Story: 8/10
Bildqualität: 5/10
Tonqualität: 7/10
Ausstattung: 4/10
Gesamt: 5/10
Kaufempfehlung: 6/10
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Sony BDP-S490
AV-Receiver: Denon
AVR-1312
Lautsprecher: Magnat