Iron Maiden - En Vivo! (Live in Santiago de
Chile) Blu-ray Review
Iron Maiden durchleben in ihrer Karriere momentan einen zweiten
Frühling. Ihr letztes Album "The Final Frontier" stieg zum
Verkaufsbeginn gleich in 28 Ländern auf Platz 1 in den Charts ein
(darunter Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien); in
den U.S.A. erreichte man immerhin den sehr respektablen 4. Platz.
Ihr Song "El Dorado" gewann einen Grammy in der Kategorie beste
Metal Performance und in kürzester Zeit ernteten die Jungs um Steve
Harris mehrere Gold- und Platin Alben. Bei der anschließenden Tour
erreichte man bei 66 Konzerten mehr als zwei Millionen Zuschauer.
Also Grund genug, ein weiteres Live-Album zu veröffentlichen, das
dieses Mal den Titel En Vivo! trägt.
Story
Bereits mit ihrer letzten Veröffentlichung Flight 666 überschlugen
sich die Meinungen sowohl der Fans als auch der Kritiker, zumal die
dazu gehörige Setlist als sagenhaft bezeichnet werden darf. Doch
auch mit neuem Album im Gepäck können Iron Maiden ihre Fans
durchaus überzeugen.
Aufgenommen wurde das Konzert mit 22 HD Kameras (plus einer
fliegenden OctoCam) am 10. April 2011 vor über 50.000 frenetischen
Zuschauern im Estadio Nacional in Santiago de Chile.
Südamerikanische Fans sind ja für ihre selbstlose und
temperamentvolle Leidenschaft bekannt, was auch während des
Konzertes deutlich wird, da sowohl alte, als auch neue Songs
lauthals mitgesungen werden.
Eröffnet wird der Reigen mit dem Titelsong des neuen Albums „The
Final Frontier“, nahtlos gefolgt von der digitalen Vorabsingle „El
Dorado“, bevor mit „2 Minutes to Midnight“ der erste Klassiker
folgt. Abgesehen von weiteren aktuellen Stücken wie „The Talisman“
oder „When the Wild Wind blows“ ist auffallend, dass die Jungs
erstaunlich oft auf Songs der Alben nach der Reunion im Jahre 1999
zurückgreifen, wie „Dance of Death“ oder „The Wickerman“ und „Blood
Brothers“. Dadurch gerät die Stimmung jedoch nicht ins Schwanken,
im Gegenteil: Gerade letztgenannter entpuppt sich wieder einmal zu
einer Mitgröhl Hymne par excellence. Das kann nur noch mit „Fear of
the Dark“ getoppt werden, wenn 50.000 Südamerikaner lauthals
mitsingen. Wahnsinn!
Grossansicht
Die begeisterte Stimmung des Publikums schwappt schnell auf Iron
Maiden selbst über. Die Band war sichtlich verdammt gut drauf;
„Hallowed be thy Name“ und „Running Free“ wurden in den letzten
Jahren nicht mehr so energetisch dargeboten. Auffallend ist, dass
im Vergleich zu früheren Konzerten die Briten deutlich auf Gimmicks
verzichtet haben, aber keine Angst, die Standards sind nach wie vor
enthalten. Das bedeutet im Klartext: Bei „The Evil that Men do“ hat
der Walking Eddie seinen Auftritt, bei „The Trooper“ schlüpft
Sänger Bruce Dickinson in seine Brigade Uniform und bei „The Number
of the Beast“ thront wieder einmal der Leibhaftige auf den
Bühnenaufbauten im Hintergrund. Was vergessen? Ach ja:
Obligatorisch darf auch der Big Eddie beim Konzerthöhepunkt „Iron
Maiden“ nicht fehlen, ebenso wenig wie die individuell abgestimmten
Backdrops.
Bildqualität
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis 1,85:1
Der Blu-ray Transfer kann sich sehen lassen. Die Schärfe ist sehr
gut mit wunderbarer Detailzeichnung. Für
Konzertaufnahmenverhältnisse ist nur sehr schwaches Bildrauschen in
kurzen Augenblicken zu erkennen. Nur selten und kaum auffallend
macht sich leichtes Posterizing (z.B. nach dem Solopart von „2
Minutes to Midnight") sowie schwaches Banding (kurz vor dem Schluss
von "The Trooper") bemerkbar. Der Schwarzwert ist herausragend. Die
stellenweise hektischen Schnitte sowie der Splitscreen sind
gewöhnungsbedürftig, stellen aber ein interessantes Feature dar.
Wie gewohnt ist die Lichtshow ausgezeichnet und betont erstklassig
die einzelnen Songs.
Tonqualität
Englisch DTS-HD Master Audio 5.1, Englisch PCM 2.0, Englisch Dolby
Digital 5.1 Der Käufer bekommt sogleich drei verschiedene Tonspuren
zur Auswahl. Weswegen allerdings eine Dolby Digital 5.1 Spur
enthalten ist, bleibt fraglich, denn diese kann keineswegs mit
ihren verlustfreien Kollegen mithalten. Am empfehlenswertesten ist
definitiv die DTS-HD Master Audio 5.1 Variante, zum einen da die
Atmosphäre bei dieser um einiges authentischer und lebhafter ist,
zum anderen da die Abmischung bedeutend homogener erscheint. Im
Vergleich zu Flight 666 klingt En Vivo! indes ein wenig roher, ohne
dabei zu sehr an Qualität einzubüßen. Nichtsdestotrotz: Der
Bassdrum fehlt es ein wenig an Kick und auch die Bässe an sich
könnten noch ein wenig kräftiger sein. Zudem ist Bruce Dicksinsons
Stimme nicht so klar wie sonst und läuft Gefahr, an der Wand an
Instrumenten unterzugehen. Diese sind aber dennoch klar und
deutlich differenzierbar, was erneut beim dreistimmigen
Zwischenspiel von "The Trooper" auffällt. Produzent Kevin Shirley
hat mit seinem Mix jedoch nicht wie gewohnt ausgezeichnete Arbeit
geleistet, das gab es schon deutlich besser.
Ausstattung
Bei den Extras (komplett in HD und mit Untertitel) gibt es wie
gewohnt nur Erstklassiges. Neben dem „Satellite 15 - The Final
Frontier” Directors Cut Video, ist noch ein Making of dazu sowie
das Konzert Video Intro zur Show vorhanden. Der Höhepunkt ist
allerdings ganz klar die knapp anderthalb stündige Dokumentation
„Behind the Beast“, bei dem Iron Maiden Einblicke in die Logistik
einer Tour gewähren und den dritten Ableger der Tour von Moskau bis
Florida abdecken. Dabei kommt nicht nur die Band selbst zu Wort,
sondern auch viele Crew Mitglieder wie Alt-Tourmanager Dickie Bell,
Soundtechniker Doug Hall, Roadie und Keyboarder Michael Kenney,
Tourleiter Ian Day oder Photograph John McMurtrie, die einige
interessante, aber auch witzige Anekdoten zum Besten geben.
Erfreulich, dass zur musikalischen Untermalung nicht die üblichen
Standards verwendet wurden, sondern mit Songs wie „Genghis Khan“,
„To Tame a Land“, „Mother Russia“, „The Nomad“ oder „Childhoods
End“ auch mal einige verkannte Perlen berücksichtigt wurden. Das
FSK Logo ist auf dem Cover lediglich aufgeklebt und kann mühelos
abgezogen werden.
Fazit
Die technische Seite der Blu-ray überzeugt nicht völlig. Während
das Bild für Konzertverhältnisse wirklich sehr gut ausgefallen ist
und in Bezug auf Schärfe und Farben auftrumpft kann, schwächelt der
Ton ein wenig und liefert nicht, was man von Kevin Shirley
eigentlich gewohnt ist. Immerhin entschädigen die Extras erheblich
für dieses Manko, wobei vor allem die Doku sehr zu empfehlen ist.
Die Herren Ulrich und Hetfield müssen wohl endgültig eingestehen,
dass Iron Maiden nach wie vor die größte Metalband des Planeten
bleiben. Dies machen die Briten mit ihrer neusten Blu-ray En Vivo!
nochmal deutlich. Fans sollten sich diese Veröffentlichung auf
keinen Fall entgehen lassen. Abschließend bleibt nur noch eines zu
sagen: Up the Irons! (sah)
Story: 10/10
Bildqualität: 9/10
Tonqualität: 7/10
Ausstattung: 7/10
Gesamt: 8/10
Kaufempfehlung: 9/10
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Sony BDP-S490
AV-Receiver: Denon
AVR-1312
Lautsprecher: Magnat