Sieht man sich einige der aktuellen Horror-Film Veröffentlichungen
auf Blu-ray genauer an, so stellt man unweigerlich fest, dass viele
Werke meist unter B-Movie Niveau angesiedelt sind, es an
Ideenvielfalt mangelt und die Darsteller qualitativ nochmals
darunter zu finden sind. Fans des Genres dürfen allerdings erfreut
die Hände in die Höhe werfen, denn einer der Kulthits aus den 80er
Jahren,
Die Nacht der Vogelscheuche erscheint nun
endlich auch bei uns auf Blu-ray – in den USA kam der Film bereits
im Herbst/Winter 2011 auf den Markt.
Story
Grossansicht
Bubba ist 36 Jahre alt – rein vom Äußeren. Geistig ist er
zurückgeblieben und immer noch auf dem Stand eines zehnjährigen
Kindes. Am liebsten spielt er mit der kleinen Marylee auf der Wiese
nahe der Kleinstadt; Gemeinsam pflücken sie Blumen, sprechen
Gedichte auf und basteln. Doch eben diese Freundschaft ist vielen
in der kleinen Stadt ein Dorn im Auge; sie vermuten hinter Bubbas
geistiger Zurückgebliebenheit viel mehr eine Fassade sowie eine
pädophile Neigung. Eines Tages wird Marylee von einem Hund gebissen
und verletzt. Bubba bringt sie sofort zu ihren Eltern in Sicherheit
– diese glauben jedoch, dass er selbst ihrer Tochter etwas angetan
hat. Bubba flüchtet daraufhin nach Hause, während eine kleinen
Gruppe Männer rund um den Postboten Otis P. Hazelrigg ihn mit
Bluthunden bis zum Feld hinter seinem Wohnhaus verfolgt. Obwohl er
sich in der auf dem Feld stehenden Vogelscheuche versteckt,
entdeckt ihn die Gruppe und metzelt ihn hasserfüllt nieder. Bei der
anschließenden Gerichtsversammlung wird der Mob zwar
freigesprochen, doch irgendwer wird für die Tat büßen müssen.
Wie Eingangs bereits kurz angeschnitten, setzen viele der heutigen
Produktionen mehr auf ausartende Gewalt- und Blutszenen, als auf
die Ausarbeitung der Charaktere und der Geschichte. Genau diesen
Fehler begeht Regisseur und Romanschreiber Frank De Felitta nicht.
Da der Film als eine reine TV-Produktion ausgelegt war (Premiere
24.10.1981 auf CBS), musste man strikte Bedingungen einhalten.
Ansonsten wäre eventuell die Zensurmaschine angerollt und eine
andere Altersbeschränkung wäre die Folge gewesen. Daher wird der
Fokus vor allem auf die beiden Hauptprotagonisten Bubba sowie den
Briefträger gelegt. Ersterer wächst dem Publikum im Grunde von
Beginn ans Herz. Trotz seines erwachsenen Aussehens ist er immer
noch ein Kind und verhält sich dementsprechend. Für ihn ist es ganz
normal, den Tag mit Spielen zu verbringen – ebenso wie für seine
Freundin Marylee. Als Gegner wurde ihm der unsympathische
Möchtegern-Sheriff Postbote Hazelrigg entgegen gestellt. Für ihn
wiederrum ist der geistig zurückgebliebene Bubba lediglich ein
Unkraut, welches es auszurotten gilt. Daher kommt ihm der Vorfall
mit dem Hundebiss nur recht.
Bei der anschließenden Gerichtsverhandlung mogelt er sich aufgrund
seiner verschlagenen Art derartig geschickt durch, dass die Figur
perfekt für den darauffolgenden Racheakt wirksam platziert wird und
das Publikum doch recht eindeutig der Vogelscheuche die Daumen
drückt. Die atmosphärische Tiefe ist dabei durch die Bank enorm,
minutiös verfolgt man gespannt die Vorgänge am Bildschirm, als
Tatwaffen wird vor allem landwirtschaftliches Gerät
zweckentfremdet. Dabei wird zur rechten Zeit vom eigentlichen
Tötungsvorgang abgeblendet und somit der Phantasie des Zuschauers
überlassen. Die darstellerische Leistung ist durch die Bank
einwandfrei – für eine reine TV-Produktion sicherlich nicht
selbstverständlich. Dabei besticht vor allem die verschlagene und
hinterhältige Art Hazelriggs, gespielt von Charles Durning
(
Tootsie,
Der
Clou). Es besteht zu keiner Zeit ein Zweifel an
den Absichten des unsympathischen „Briefmarkenleckers“, außerdem
hält er nebenbei bis zum Schluss noch ein weiteres Geheimnis vor
allen anderen verborgen.
Bildqualität
-
VC1 Codec, 1080p – 23,976fps, Ansichtsverhältnis 1,33:1 –
16:9
-
zu Beginn recht starkes Hintergrundrauschen sichtbar –
verringert sich jedoch nach den ersten Minuten spürbar
-
einzig Aufnahmen in völliger Dunkelheit rauschen während der
übrigen Laufzeit stärker
-
Schärfe und Durchzeichnung gut, vor allem Aufnahmen auf der
Wiese zeigen, dass Details wie Grashalme oder Blumen ebenso
sichtbar sind wie Hautporen während Close-Ups
-
exzellenter Schwarzwert – kein Blackcrushing
-
Plastizität teilweise etwas mau
-
sehr guter Kontrast, natürliche Farbgebung
Der Transfer des zirka 30 Jahre alten Films ist wirklich gut
gelungen. Die Farbgebung ist wunderbar natürlich gehalten, die
Farben gut gesättigt und klar. Während Nachtszenen besticht vor
allem der ausgezeichnete Schwarzwert, der Details zum Glück nicht
verschluckt. Klarerweise sind manchmal kleinere Unschärfen sowie
Schwächen in der Durchzeichnung zu erkennen, für eine TV-Produktion
jedoch ist das Gebotene wirklich lobenswert.
Tonqualität
-
Deutsch LPCM 2.0, Englisch LPCM 5.1
-
gute Dialogverständlichkeit
-
ständiges leichtes Hintergrundrauschen
-
englischer Track deutlich ausgewogener und klarer, ohne Rauschen
sowie eine bessere Verteilung einzelner Geräusche auf die gesamte
Front
-
Räumlichkeit der 5.1 Spur sehr spärlich
Allzu viel sollte man nicht erwarten, aufgrund der starken
Dialoglastigkeit des Films fallen die etwas in die Jahre gekommenen
Tracks nicht übermäßig negativ auf. Leider sind vereinzelte
Abschnitte nicht synchronisiert, deutsche Untertitel vermisst man
ebenfalls. Dazu kommt, dass die Dialoge in Englisch recht schwer zu
verstehen sind.
Ausstattung
Leider sind alle Extras nur in Englisch gehalten, auf deutsche
Untertitel muss man ebenfalls verzichten. Da die Sprecher teilweise
etwas nuscheln, muss man leider ständig ganz genau aufpassen, um
verwertbare Informationen zu erhaschen. Zu empfehlen ist an dieser
Stelle vor allem der Audiokommentar, in welchem Regisseur und
Drehbuchautor viele interessante Details ausplaudern.
Fazit
Grossansicht
Auf der technischen Seite überzeugt vor allem der Bildtransfer.
Dieser ist wahrlich gut gelungen und zeigt die Vogelscheuche in
einer noch nie dagewesen Qualität. Beim Ton müssen zwar Abstriche
gemacht werden, aber man sollte dabei eben nicht vergessen, wofür
der Film damals produziert wurde – nämlich fürs Fernsehen. Leider
kommen die Extras ohne Untertitel daher, weshalb man ohne gute
Englischkenntnisse wirklich Mühe hat, den Sprechern zu folgen.
Die Nacht der Vogelscheuche ist wahrlich ein
großartiger Film. Die Ausarbeitung der einzelnen Charaktere ist
hervorragend gelungen, die Darsteller leisten ebenso einwandfreie
Arbeit. Insofern sollten nicht nur Genrefans zugreifen, sondern
auch alle anderen in jedem Fall einen Blick wagen.
Story 8/10
Bild 8/10
Ton 5/10
Extras 5/10
Overall 7/10
Testgeräte
TV: Epson TW 4400 LPE (kalibriert)
AVR: Pioneer SC¬LX75
Boxen: 8.2 System ¬ Braun M15, Teufel M550 ,
Teufel Dipol M550, Teufel M620 FCR,
Teufel M 5500 SW
HTPC