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Der Stadtneurotiker

Gestartet: 31 Jan 2012 12:47 - 1 Antworten


Veröffentlichung:
03.02.2012
Laufzeit:
93 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 31 Jan 2012 12:47

Patrick_Star

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Damals war vieles besser – so zumindest die landläufige Redensart bezogen auf vielerlei Dinge des Lebens. Teilweise trifft der Slogan auch im Filmsektor zu, und dort vor allem auf das Comedy-Genre. Nach der inzwischen 20. Auflage sprechender Tiere sowie diverser anderen durch die Jahre verhärteter Stereotypen bietet Hollywood in der Beziehung nicht mehr wirklich neue und innovative Kost. Das genaue Gegenteil trifft auf Der Stadtneurotiker zu, welcher im Jahr 1977 die Welt des Lachens ein Stück weit bis heute veränderte. Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller ist Woody Allen, an seiner Seite spielt seine damalige Lebensgefährtin Diane Keaton.

Story

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Der New Yorker Alvy Singer führt ein durch und durch von Neurosen geprägtes Leben. Aufgrund seiner Eigenheiten sind Beziehungen zum weiblichen Geschlecht meist problembehaftet. So beschäftigt sich der äußerst intelligente und als Komiker arbeitende Alvy fast ausschließlich mit dem Tod und ist durch und durch zynisch veranlagt. Mit dieser Art von „Humor“ beziehungsweise Lebensauffassung kommen nur die Wenigsten klar – so zum Beispiel Annie Hall. Diese lernt er zufällig bei einem Tennismatch kennen, worauf auf das erste Date bald die Beziehung folgt. Allerdings ist auch die Liebste nicht der einfachste Mensch und besitzt eine gänzlich andere Lebenseinstellung als Alvy, weshalb sich selbstredend Diskussionen und auch der ein oder andere Streit anbahnen.

Annie Hall – so der Originaltitel – ist mit Sicherheit eine der besten jemals gedrehten Komödien. Besonders hervorstechend/außergewöhnlich ist der verwendete Erzählstil, denn Der Stadtneurotiker besitzt aufgrund des massenhaften Einsatzes von Rückblenden und sogar Split-Screens keinen linearen Handlungsablauf, sondern springt zwischen Zeitebenen wild herum. Trotz dieser Eigenheit fällt das Folgen der eigentlichen Handlung aufgrund Allens genialem Regietalent durchwegs einfach. Alleine diese Tatsache macht den Film zu einem ganz besonderen Werk. Woody Allen spricht gleich zu Beginn die Zuschauer direkt an, worauf hin schnell klar wird, dass Alvy zwar nicht viel vom Leben hält, nichtsdestotrotz kommt es ihm viel zu kurz vor. Schon als Dreikäsehoch waren seine Äußerungen durch und durch sarkastisch und mit versteckten Pointen gespickt. Doch auch mit fortschreitendem Alter legte er diese Eigenheit nicht ab, sondern spann um sich herum ein immer komplizierteres Netz aus Wörtern, unterschwelligen Botschaften und satirischen Einzeilern, womit er sich stets perfekt verteidigen konnte. Daher verwundert es wenig, dass Alvy laut eigenen Aussagen bereits seit 15 Jahren einen Psychotherapeuten in Anspruch nimmt – denn nur diesem kann er seine innersten Gedanken und Gefühle darlegen.

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In der bösen Welt außerhalb der Praxis hingegen verschweigt und bedeckt er sein Innerstes, selbst Annie lässt er nicht völlig an sich heran. Sein Gegenpart im Film, Diane Keaton a la Annie Hall ist in dieser Beziehung nur bedingt anders, die Abwehrmechanismen sind grundsätzlich dieselben, allerdings anders ausgeprägt. So ist sie eine durch und durch optimistische Person und setzt sich im Gegensatz zu Alvy kaum mit dem Tod auseinander. Aber auch sie gibt ihre geheimsten Gedanken und Wünsche nur selten Preis, hat jedoch ebenso Marotten wie der obligatorische Joint vor dem Sex, um sowohl zu entspannen, als auch überhaupt erst Stimmung zu kommen. Diese Zutaten klingen auf den ersten Blick nicht wie der ultimative Stoff für eine geniale Komödie, doch Woody Allens Genie ist es zu verdanken, dass die Figuren stets einen großen Sympathiebonus von Seiten der Zuschauer erhalten. Trotz des Raunzens, trotz des Zynismus und des daraus deutlich hervorgehenden Neides für Mitmenschen, die im Leben mehr erreicht haben als sie selbst, strahlen die einzelnen Protagonisten eine komplett gegensätzliche Art der Freundlichkeit aus beziehungsweise versprühen dieses „Die muss man einfach mögen“ – Gefühl. Daher ist es auch wenig überraschend, dass Der Stadtneurotiker insgesamt vier Oscars und viel Lob der Kritiker und Filmfans gewinnen konnte und bis heute als eine der besten Woody-Allen Filme gilt.

Bildqualität

Technik: MPEG4/AVC Codec, 1080p – 23,976fps, Ansichtsverhältnis 1,85:1 – 16:9 Über 30 Jahre sind seit der Verfilmung ins Land gezogen, teilweise sieht man diese dem Film auch an. Die Durchzeichnung ist teilweise nicht besonders, ebenso ist der Schärfegrad nicht mit neuen Produktionen zu vergleichen – das betrifft sowohl Nahaufnahmen, aber auch Panoramashots. Zum Glück hat MGM jedoch nur sanft Hand angelegt. Die Folge daraus ist ein überaus natürlicher Transfer, der trotz der oben geäußerten Kritikpunkte gut geworden ist. Vergleichbar ist dies mit dem erst kürzlich erschienenen Blues Brothers, wo ebenfalls auf aggressive Filtereinsätze verzichtet wurden. So sind erfreulicherweise weder Nachschärfungen zu erkennen, noch die Anwendung von Anti-Rauschfiltern. Dies hat zur Folge, dass die natürliche Kornstruktur zwar teilweise stärker ausgeprägt ist, dies aber durchwegs gut zum Film passt. Die Farbgebung ist dem Zynismus Woody Allens angepasst eher trist, knallige Farben sind die Ausnahme, der Schwarzwert ist sehr gut (teilweise jedoch Blackcrushing).

Tonqualität

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Technik: Deutsch DTS 2.0 , Englisch DTS-HD MA 2.0 Selten ist bei einem auf die Effekte bezogen eher unspektakulären Film der Unterschied zwischen Synchronisation und O-Ton derart eklatant, wie bei Annie Hall. So ist der englische Track sehr klar und besticht mit einer einwandfreien und gut verständlichen Dialogwiedergabe. Und genau bei diesem für das Genre wichtigen Punkt schneidet die DTS-Spur maximal mittelmäßig ab. So sind deutlich weniger Umgebungsgeräusche im allgemeinen Stadttrubel zu hören, der Track generell sehr dumpf und die Dialoge teilweise immer wieder vernuschelt. Wechselt man während dieser Szenen auf den englischen Track, ist der Unterschied sehr deutlich zu vernehmen. Insofern sollte man sich nicht zu viel erwarten oder schlicht und einfach den Film im O-Ton genießen.

Ausstattung

Bis auf den Kinotrailer sind keine Extras vorhanden.

Fazit

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Der Bildtransfer leistet sich zwar aufgrund des Alters ein paar Schwächen, bleibt dafür aber im Vergleich mit solch malträtierten Transfers wie jener von Beverly Hills Cop wunderbar natürlich und punktet genau dadurch. Die deutsche Synchro ist leider nicht sonderlich geglückt, es fehlt vor allem an Klarheit und Präzision. An Extras ist leider nur der Trailer vorhanden.
Annie Hall schafft es auf einmalige Weise, selbst einfachste Situationen humoristisch derart ausgeklügelt zu präsentieren, dass man aus dem Lachen beinahe nicht mehr herauskommt. Schade ist in diesem Zusammenhang lediglich die Tatsache, dass der Film nach rund 90 Minuten schon wieder vorbei ist.

Story 10/10
Bild 7/10
Ton 5/10
Extras 1/10
Overall 7/10

Testgeräte
TV: Epson TW 4400 LPE (kalibriert)
AVR: Pioneer SC¬LX75
Boxen: 8.2 System ¬ Braun M15, Teufel M550 ,
Teufel Dipol M550, Teufel M620 FCR,
Teufel M 5500 SW
HTPC
#2
Geschrieben: 31 Jan 2012 18:34

meine wenigkeit

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Danke für das schöne Review.
Klasse, dass auch dieser Klassiker nun endlich BD vorliegt. Auch wenn ein Upgrade hier aufgrund der geringen Möglichkeiten bei Bild und Ton vermutlich eher weniger sinnvoll sein wird ...mal kucken, vielleicht zur Vervollständigung der Sammlung ;)


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