Willkommen im Süden2008 sorgte die Filmkomödie
Willkommen bei den Sch’tis für
reichlich Umsatz an den Kinokassen. Dieser kam bei seinen
französischen Besuchern sogar so gut an, dass er sich nun als
erfolgreichster französischer Kinofilm aller Zeiten betiteln darf.
Wie es bei erfolgreichen Filmen eben so üblich ist, lässt ein
Remake in der Regel nicht lange auf sich warten. Auch in diesem
Fall ist es nicht anders. 2010, gerade mal zwei Jahre später legte
Regisseur Luca Miniero mit einer italienischen Fassung namens
Willkommen im Süden nach. Wer nun aber von einer
lieblosen Kopie ausgeht, der irrt.
GrossansichtStory
Alberto Colombo arbeitet als Angestellter bei der Post in der
norditalienischen Provinz. So ganz zufrieden ist er mit seinem öden
Joballtag allerdings nicht. Darum versucht er mit allen Mitteln ins
wunderschöne Mailand versetzt zu werden. Selbst vor einer
vorgetäuschten Behinderung, mit der er seinen Traum verwirklichen
könnte, schreckt er nicht zurück. Die Täuschung fliegt allerdings
auf und zieht ernste Konsequenzen nach sich. Alberto wird in den
Süden strafversetzt. Eine völlig andere Welt, die laut Klischees
von Mafiosi und Kriminalität beherrscht wird, in der sich Müll auf
den Straßen türmt und dessen gesprochener Dialekt nicht auszuhalten
ist. Zu seinem großen Überraschen stellt Alberto allerdings fest,
dass der Süden alles andere als ein Albtraum ist. Stattdessen
findet er sich in einem kleinen Paradies wieder, in dem lauter
liebenswerte Menschen leben. Für den Strafversetzten beginnt ein
zweites Leben im Exil, dessen Schönheit er seinen Angehörigen
zuhause im Norden verschweigt. Die Ruhe hält allerdings nicht lange
an, denn seine krankhaft ängstliche Frau fasst einen Entschluss:
Sie besucht ihren Gatten im angeblich elenden Süden.
Dass es sich bei
Willkommen im Süden um ein Remake
des Films
Willkommen bei den Sch’tis handelt,
lässt sich schon anhand des sehr ähnlichen, fast schon
einfallslosen Titels erkennen. Eine Parallele ist jedoch nicht nur
hier auffällig. Auch die Story und einige Handlungselemente
erinnern unweigerlich an den französischen Vorreiter. Was aber
besonders ins Auge sticht sind zahlreiche Gags, die von den Sch'tis
scheinbar unverändert übernommen wurden. Ein gutes Beispiel hierfür
ist die berühmte Restaurant-Szene, die wirklich identisch mit dem
Original ist. Kurz gesagt ist alles, was schon beim französischen
Original gut angekommen ist, auch wieder hier vertreten. Das lässt
sich damit erklären, dass Sch'ti- Schöpfer Dany Boon am Drehbuch
„Willkommen im Süden“ mitwirkte.
Glücklicherweise bedient sich
Willkommen im Süden
jedoch nicht nur an fremden Ideen, sondern packt noch eine ganze
Menge eigene Gags in seine Handlung, die um einiges amüsanter
ausfallen. Überhaupt besitzen sowohl Story als auch Charaktere viel
mehr Charme und Tiefe, als es beim Original der Fall ist. In Luca
Minieros italienischer Fassung bleibt die Dialekt-Problematik
außerdem nur im Hintergrund. Dafür wird der total unterschiedliche
Lebensstil der Nord- und Süditaliener auf komödiantische Art und
Weise natürlich völlig übertrieben dargestellt. Während im Norden
nämlich alles seinen geregelten Gang geht, sieht man es im Süden
mit der Genauigkeit nicht so eng, sonder lebt ganz entspannt vor
sich hin.
Neben dem toll umgesetzten Plot, punktet
Willkommen im
Süden außerdem noch mit seiner wunderschönen Umgebung, die
den urigsten Vorstellungen über Italiens Landschaft gerecht wird.
Schon beim Anblick des paradiesischen Örtchens Santa Maria di
Castellabate verspürt man den Drang nach Urlaub. Ebenfalls
großartig ist der italienische Cast. Jede einzelne Figur wird
glaubhaft verkörpert und besitzt einen individuellen, liebenswerten
Charme. Die Schauspieler versprühen einfach dieses ganz eigene
Temperament, wie es nur Italiener besitzen. Dies merkt man ganz
besonders an Hauptfigur Volpe (A. Siani), der von Rick Kavanian
synchronisiert wird.
Bildqualität
Video-Codec: MPEG-4/AVC, 1920x1080p, Ansichtsverhältnis:
2.35:1
Dass sich der Film in einer südländischen Provinz abspielt sieht
man nicht nur der Umgebung an, sondern auch an der stilistischen
Umsetzung des Bildes. Durch eine natürliche Farbgebung, die von
einem dezentem Braunton geprägt ist, kommen dem Zuschauer beim
Anblick sofort Sommer, Sonne und Urlaub in den Sinn. Was einem hier
an Farbenvielfalt geboten wird ist ein wahrer Augenschmaus. Der
Himmel und das Meer erstrahlen in einem kräftigen blau. Die schier
unendlichen grünen Weiten machen einen ebenso tollen Eindruck.
Selbst an den malerischen Gassen des kleinen Örtchens Santa Maria
di Castellabate kann man sich kaum sattsehen.
Die Schärfe ist in allen Bereich sehr gut bis gut gelungen,
weswegen das Bild auch enorm plastisch wirkt. Die Nahaufnahmen
punkten mit einer detailreichen Durchzeichnung. Nur selten sind
leichte Unschärfen sowie ein leichtes Grießeln auszumachen.
Insgesamt macht die Videospur einen ausgewogenen Eindruck, bei dem
ernsthafte Mängel nicht auszumachen sind.
Tonqualität
Deutsch DTS-HD HR 5.1, Italienisch DTS-HD HR 5.1
Im Bereich Ton überrascht die Komödie enorm! Die deutsche und
italienische Tonspur erfüllen mit ihrer DTS-HD Konvertierung nicht
nur die Anforderungen für ein schönes Klangbild, auch die
technische Umsetzung ist hier bravourös gemeistert. Eigentlich sind
dialoglastige Filme, wie Komödien oder Dramen eher relativ
unspektakulär hinsichtlich des Sounds. Nicht so in diesem Fall. Die
Tonspuren sind perfekt auf die Rundumkanäle abgemischt, sodass
praktisch die ganze Zeit ein räumlicher Klang gegeben ist. Jedes
noch so feine Detail lässt sich genau heraushören und einwandfrei
orten.
Sei es das beruhigende Meeresrauschen, Vögel oder einfach nur ein
paar Menschen, die sich in einem kleinen Gässchen unterhalten.
Schon allein an der Wiedergabe der Tonspur lässt sich eine genau
Vorstellung über die jeweilige Situation abgeben, ohne dabei
unbedingt auf das Bild angewiesen zu sein. Alles klingt so
authentisch, dass man meinen könnte selbst mitten im Geschehen zu
sein. Am Ende des Films zeigen schließlich noch kräftige Bässe,
dass selbst der Subwoofer nicht zu kurz kommt. Die Übersetzung des
italienischen Dialekts ins deutsche ist zudem gut gelungen. Auch
Nicht-Italiener können die Komik der Sprachunterschiede zwischen
Nord- und Süditaliens daher gut nachvollziehen und vor allem
mitlachen.
Ausstattung
Rund 30 Minuten Bonusmaterial liegen auf der Blu-ray bereit, die
durchaus sehenswert sind. Unter dem Punkt „Backstage- Hinter den
Kulissen“ erhält man ausführliche Informationen zu den Drehtagen
und dem Cast. Die Schauspieler sprechen über ihre Rollen und die
Techniker erzählen über ihre Arbeit am Set. Ein Interview mit
Regisseur Luca Miniero ist auch vorhanden. Das ganze ist mit vielen
kleinen Gags und witzigen Sprüchen der Schauspieler geschmückt,
weshalb die zwanzig Minuten auch einen gewissen Unterhaltungsfaktor
besitzen. Des Weiteren spricht Rick Kavanian, der den
Hauptcharakter Volpe synchronisiert, über seinen Job als
Synchronsprecher. Ganz typisch für Kavanian ist natürlich seine
witzige Art, die er auch hier mit einbringt. Schließlich gibt es
noch Darstellerinfos in Form von kurzen Texten zu lesen.
Fazit
Eine Blu-ray für alle Sinne: Die Bild- Qualität ist im besseren
Durchschnitt anzusiedeln. Besonders die kräftige aber dennoch
natürliche Farbgebung der bunten Naturwelt Süditaliens ist ein
wahrer Augenschmaus. Kleinere Mängel, wie leichte Unschärfen oder
etwas Grießeln kommen zwar vor, sind letztendlich aber kaum der
Rede wert. Auch die Ohren werden verwöhnt. Die Soundkulisse beider
Tonspuren klingen extrem voluminös und authentisch. Das Klangbild
ist zudem perfekt ausgewogen. Eine Handvoll unterhaltender Extras
in HD vervollständigen die Blu-ray aus technischer Sicht nahezu
perfekt.
Willkommen bei den Sch'tis oder
Willkommen im Süden? Eindeutig Letzteres! Dieser
Film gehört zu den seltenen Ausnahmen, bei denen sich das Remake
besser schlägt als das Original. Neben einigen kopierten
Handlungselementen bietet der italienische Film auch sehr viel
eigene Ideen, unter denen sich sogar der ein oder andere
Schenkelklopfer verbirgt. Die Schauspieler wissen zudem auf ihre
ganz eigene Art und Weise, von sich zu überzeugen. Insgesamt eine
sehr nette Komödie, die für viel Heiterkeit im Heimkino sorgen
dürfte.
Story-------> 8/10
Bildquali----> 8/10
Tonquali---> 10/10
Extras-----> 6/10