Bubba Ho-Tep (Neuauflage) Blu-ray
ReviewAus nicht immer vollkommen nachvollziehbaren Gründen, gelingt es
manchen Schauspielern nicht, in die erste Liga ihrer Zunft
aufzusteigen. Auch wenn ihre Fähigkeiten denen ihrer weltbekannten
Kollegen in nichts nachstehen, bleibt diese unsichtbare Grenze
zwischen Schattendasein und Ruhm unüberwindbar. Einer von ihnen ist
Bruce Campbell, auch wenn er Dank der Evil Dead Trilogie von einer
kleinen, aber treuen Fanschar als Kultstar verehrt wird. Mit der
trashigen Komödie
My Name is Bruce parodiert er
seinen Status als unumschränkter König des B bis Z-Films auf das
urkomischste. Doch neben vielen (zu Recht) in Vergessenheit
geratener Werke, spielte er auch in so mancher Perle mit. Eine
davon ist die völlig abgefahrene Horrorkomödie
Bubba
Ho-Tep aus dem Jahr 2002. Regie bei diesem Geheimtipp
führte der ebenfalls sträflich unterbewertete Don Coscarelli, dem
nach seinem fantastischen Debüt
Phantasm aus dem
Jahr 1979 leider nie mehr die Gelegenheit gegeben wurde, sein
Talent voll zu entfalten.
Story:
Elvis lebt! Was viele Fans schon lange vermuten, wird nun zur
Gewissheit. Der King des Rock `n’ Roll (Campbell) lebt seit Jahren
in einem Altenheim in der texanischen Provinz. Leider sehen seine
Mitbewohner und Pfleger in ihm nur einen schrulligen
Elvis-Imitator, der mit zunehmendem Alter den Bezug zur Realität
verloren hat. Doch Elvis ist nicht die einzige Berühmtheit der
Seniorenresidenz. John F. Kennedy (O. Davis) liegt gleich einige
Zimmer weiter. Dass er nun allerdings eher afroamerikanische Züge
trägt, erklärt sich relativ leicht durch ein perfides politisches
Komplott. Für einen beschaulichen Lebensabend haben sich die beiden
nicht mehr ganz so rüstigen Rentner allerdings das falsche Heim
ausgesucht. Denn es geschehen seltsame Dinge im Mud Creek Shady
Rest Convalescent Home. Nachts sind seltsame Geräusche auf den
Fluren zu hören und selbst für die Verhältnisse eines Altenheims
sterben ungewöhnlich viele Bewohner. Der King und der Ex-Präsident
ermitteln auf eigene Faust.
Der Bär, den uns Coscarelli und Campbell hier aufbinden wollen,
geht natürlich auf keine Kuhhaut. Nimmt man die Story als das was
sie ist, handelt es sich schlicht und einfach um ausgemachten
Blödsinn, den sich eigentlich nur 13jährige Teenager ausgedacht
haben können. Doch dieser Irrsinn ist so charmant und in gewisser
Weise tatsächlich „plausibel“ verpackt, dass man sich gerne darauf
einlässt und den gesunden Menschenverstand für gut 90 Minuten einen
guten Mann, bzw. eine gute Frau sein lässt. Bruce Campbells
schauspielerische Leistung ist einmal mehr hervorragend. Der Film
gönnt sich gerade zu Beginn viele ruhige Momente, in denen der King
lediglich in seinem Pflegebett liegt, in tiefer Melancholie
versinkt und sein Leben reflektiert. Dabei entwickelt sein
Charakter eine Tiefe, die vielen Big-Budget-Produktionen gut zu
Gesicht stehen würde. In diesem Zusammenhang muss man auch Don
Coscarelli als Drehbuchautor Respekt zollen. Wer sich von der
comichaften Horrorgeschichte nicht blenden lässt, wird das
wohldurchdachte Script zu schätzen wissen, welches seinen
Charakteren, seien sie auch noch so schillernd, ein fest
verankertes emotionales Fundament verleiht.
In seinen besten Momenten hinterfragt der Film das Verhältnis der
jungen Generation zu den älteren Menschen unserer Gesellschaft und
legt einige unangenehme Wahrheiten offen. Trotz eines reichen
Erfahrungsschatzes und wahrer Heldentaten, die die Senioren in
ihrem Leben vollbracht haben (Stichwort: Purple Heart), werden sie
von ihren Angehörigen ignoriert und von den Pflegern wie kleine
Kinder behandelt. Der Film bietet damit einige ernste Momente, die
in einem Werk dieser Art absolut überraschen. So ist
Bubba
Ho-Tep insgesamt auch weniger schreiend komisch, als
vielmehr skurril-subversiv. Gleichzeitig funktioniert der Film aber
auch problemlos als abgefahrene Horrorkomödie über zwei „alte
Knacker“, die es einfach noch einmal wissen wollen.
Bildqualität:
Technik: Videocodec VC-1, Ansichtsverhältnis 1,85:1, Auflösung
1080p
Obwohl es sich hier um eine Neuauflage des Films handelt, sind am
Bildtransfer im Vergleich zur Erstauflage keine Verbesserungen
festzustellen. Das Bild ist und bleibt unterdurchschnittlich. Zu
keiner Zeit gibt es HD-würdige Einstellungen zu sehen. Besonders in
dunklen Szenen tritt deutliches Rauschen zu Tage, das auch in
vielen hellen Passagen zum Tragen kommt. Nahaufnahmen offenbaren
Mängel in der Detailzeichnung. Teilweise ist dies allerdings auch
beabsichtigt, um einige Unzulänglichkeiten in Elvis’ Make-up zu
kaschieren, wie Coscarelli im Audiokommentar zugibt. Echte
Tiefenschärfe ist zu keiner Zeit vorhanden. Zusammen mit schlechten
Kontrastwerten und wenig differenzierten Farben entsteht ein
matschiger Gesamteindruck, der nur sehr selten über DVD-Niveau
hinausreicht. Der Schwarzwert ist über weite Strecken in Ordnung,
da Details meist gut sichtbar bleiben.
Tonqualität:
Technik: Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
Im Gegensatz zum Bildtransfer zeigt sich der Ton auf der Höhe der
Zeit. Dialoge sind zu jeder Zeit gut verständlich. Auf die
Frontkanäle legt sich ein gut abgemischtes Stereopanorama. Obwohl
der Film hauptsächlich aus Dialogen besteht und auf Grund des
niedrigen Budgets kein Geld für aufwändige Effekte zur Verfügung
stand, entwickelt sich dennoch eine gut aufgelöste Räumlichkeit,
die einige differenzierte Surroundeffekte bietet. So erklingt
beispielsweise das Summen des im Zimmer herumfliegenden
Riesenkäfers aus allen Kanälen. In dramatischen Sequenzen offenbart
sich eine ansprechende Dynamik. Auch der wunderbar melancholische
Soundtrack profitiert von der überdurchschnittlichen Tonspur.
Ausstattung:
Neben einem 2minütigen Vorwort von Bruce Campbell und einem Trailer
in Standard Definition, erschöpft sich das Zusatzmaterial in zwei
Audiokommentaren. So geben Don Coscarelli und Bruce Campbell einige
interessante Hintergründe zum Produktionsprozess preis. Etwas
launiger geht es dann beim zweiten Kommentar zu, denn es wurden
weder Kosten noch Mühen gescheut, um den „King“ höchstpersönlich
vor das Mikrophon zu setzen! Leider blieb dadurch scheinbar kein
Geld mehr übrig, um ein einfaches Hauptmenü auf die Beine zu
stellen. Die Einstellungen und das Zusatzmaterial sind lediglich
während des laufenden Films über die Popup-Menu Taste der
Fernbedienung zu erreichen.
Fazit:
Technisch vermag nur die Tonspur aktuellen Standards zu genügen.
Das Bild präsentiert sich zu keiner Zeit HD-würdig. Nennenswerte
Extras sind nicht vorhanden. Wer Näheres zum Film erfahren möchte,
muss mit einem (ernst gemeinten) Audiokommentar Vorlieb
nehmen.
Bubba Ho-Tep ist oberflächlich betrachtet eine
irrwitzige Horrorkomödie, die mittlerweile Kultstatus genießt. Man
muss es gesehen haben, um zu glauben, wie Elvis Presley, John F.
Kennedy und eine altägyptische Mumie in einem texanischen Altenheim
zusammen treffen. Blickt man etwas tiefer, offenbaren sich
allerdings auch einige ernste, wahrhaftige Momente, durch die vor
allem Bruce Campbell seinem Charakter eine erstaunliche Tiefe
verleiht. Sein melancholisches Schauspiel ist es dann auch, das den
Film vom reinen Klamauk abhebt und den alternden King in eine
dreidimensionale Person verwandelt. Eine Qualität, die viele Filme
mit weit höherem Budget vergeblich für sich in Anspruch
nehmen.
Kurzbewertungen:
Story: 8/10
Bild: 5/10
Ton: 8/10
Extras: 4/10
Gesamt*: 6/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 7/10
Die Kaufempfehlung der Bubba Ho-Tep
Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter
Berücksichtigung der Story berechnet.Testgeräte:
TV: Pioneer PDP-LX5090 (50“) (kalibriert)
BDP: Pioneer BDP-LX71
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Teufel M-500 (Surround)