Zitat:
Doch kann man, denn in Deinem Review ist von
einem einschränkenden Wörtchen wie 'vermutlich' nichts zu
lesen
Im Review steht aber auch nicht, dass Sucker-Punch-Fans automatisch
Chauvis sind :-). Da steht lediglich, dass der Film aus meiner
Sicht für Zuschauer mit Fokus auf Charakterentwicklung und Handlung
sowie gender-sensible Menschen nichts ist. Daraus lässt sich für
mich nicht folgern, dass jeder, der den Film mag umgekehrt
automatisch ein Macho ist.
Beispielsweise teilst du nun die Welt in Schwarz und Weiß auf: Wer
Sucker Punch doof findet, soll automatisch gender-sensibel sein,
wer ihn nmag, dem wird das automatisch abgesprochen. Ich seh da
erstmal sowieso weit mehr als zwei Gruppen und auch viele
Zwischenstufen. Außerdem müsste man nach deiner Logik dann auch
schließen, dass der Film automatisch für alle etwas ist, die nicht
gender-sensibel sind -was sicherlich auch falsch wäre, da bestimmt
viele den Film blöd finden, die gleichzeitig auch keinerlei
Gender-Sensibilität aufweisen.
Zitat:
Wenn man ein True Grit-Review mit den Worten
beschließt, "Wer mit Western nicht viel anfangen kann, dem ist
dieser Film nicht zu empfehlen.", dann resümiert der Leser
zweifellos, dass es sich bei betreffendem Film offensichtlich um
einen Streifen für Westernfans handelt
Falsch, diese Aussage sagt nicht, dass alle die den Film mögen
automatisch Western-Fans sind ;-). Du machst aus meiner
ausschließenden Aussage (Ausgrenzung einer gewissen Zielgruppe)
automatisch eine Reduzierung der vorhandenen Zielgruppe auf eine
der ausgeschlossenen Klientel genau polar gegenüberstehende Gruppe,
was eine sehr freie Interpretation ist. Ich habe die Zielgruppe des
Filmes in keinster Weise beschrieben, sondern nur gesagt, wem der
Film aus meiner Sicht vermutlich nicht gefällt. Über diejenigen,
denen er gefällt, sage ich gar nichts und definiere auch keinen
potentiellen Adressatenkreis :-).
Zitat:
ch verweise gern nochmal auf den vorgehaltenen
Spiegel. Durch diese enorme Übersteigerung der Klischees mit denen
Snyder hier spielt, entfremdet er diese von sich selbst und
versucht so zum Nachdenken anzuregen
Auch da kommt es auf die Art der Inszenierung an. Sonst kann man
das auf alles beziehen: Verallgemeinert man das, wäre auch ein
Rollenspiel-Porno gesellschaftskritisch, weil er die Entwertung und
Omnipräsenz menschlicher Sexualität karikiert. Nur weil ich mich
voll in die Klischees schmeiße, ist lange keine kritische
Aufarbeitung erreicht. Sonst wäre auch manches B-Movie ein
Musterbeispiel für filmerischen Anspruch. Synder stellt Klischees
dar, da sind wir uns einig. Die Reflexion fehlt in meinen Augen
aber gänzlich.
Auch eine wirkliche Entfremdung findet nicht statt, im Gegenteil
liefert er genau das ab, was man erwartet und was naheliegend und
eben gerade nicht überraschend ist: Knapp bekleidete, glatt
geschminkte Frauen, die in martialischer Inszenierung charakterlos
und teilweise fast schon dümmlich durch CGI-Landschaften stolpern,
dass sowohl die anderen Charaktere als auch der Zuschauer ein
bißchen was nettes fürs Auge bekommen und sich zeitgleich an etwas
Action im Videogame-Still weiden können.
Das Snyder sich dabei gewisser inszenatorischer Kniffe bedient, wie
mehrerer Erzählebenen, ist weder neu noch in meinen Augen besonders
gelungen. Das ist aber sicher ein Punkt über den man sich streiten
kann. Die Erzählebenen sind aber ohnehin nur die formale Ebene und
haben noch nichts mit dem Inhalt an sich zu tun.
Rein von der Erzählstruktur her ist Sucker Punch dank seiner
Erzählebenen durchaus vielschichtiger aufgebaut als manch anderer
Film. Meiner Meinung nach nutzt das dem Film aber wegen seiner
(vorischtig gesprochen) befremdlichen Inhalte wenig. Auch ist mir
persönlich die Vernetzung und Darstellung der einzelnen Ebenen zu
holprig - aber das ist eben wirklich Geschmacksfrage.
Das kann man natürlich alles drehen und wenden: Du bist von dem
Film extrem begeistert, für mich ist es ein aufgeblasenes B-Movie
mit (wie gesagt laut Snyder unabsichtlich) frauenfeindlicher Moral.
Ich verstehe wie gesagt, was du und andere an dem Film mögen und
respektiere auch die Gedanken, die ihr euch um den Film macht - bin
auch offen für neue und andere Gedankengänge. Bisher habe ich aber
nichts gelesen, was meine Meinung oder meine Argumentation aus
meiner subjektiven (!!!) Sicht entkräften würde, sondern habe im
Grunde nur indirekte Bestätigungen gefunden.