Kokowääh - Blu-ray
Review
Kokowääh ist ein weiterer Film unter der Regie von Til
Schweiger, dessen Filme das Publikum in zwei Lager spaltet: Der
eine Teil liebt ihn, während er vom anderen gehasst wird. Dass die
Zahl der Anhänger dennoch groß ist beweist alleine die
Kinoauswertung, so besuchten schließlich um die 4,3 Millionen
Zuschauer den Film in den Lichtspielhäusern. Dabei sollte man aber
nicht den Fehler begehen, das aktuellste Schweiger Werk mit seinen
beiden letzten Erfolgsstreifen
Keinohrhasen und
Zweiohrkücken zu vergleichen, denn
stilistisch bewegt man sich hier auf anderem Terrain.
Story
Der wenig erfolgreiche Drehbuchautor
Henry befindet sich auf einem Tiefpunkt in seinem Leben. Doch
plötzlich bekommt er von seiner Exfreundin Katharina das Angebot
mit ihr deren Bestsellerroman für eine Verfilmung als Filmskript zu
adaptieren. Sein Glück scheint sich zum Besseren zu wenden, bis
eines Tages das kleine Mädchen Magdalena mit einem Brief vor seiner
Haustür steht. Ihre Mutter hat ihm eine Botschaft hinterlassen, die
besagt, dass er der leibliche Vater sei und er nun die nächste Zeit
für seine vermeintliche Tochter sorgen solle. Letztendlich muss er
sich die Frage stellen, was ihm wichtiger ist: Seine Karriere oder
seine Tochter?
Mit
Kokowääh hat Til Schweiger bewiesen, was ihm
am besten liegt: Leichte Unterhaltung mit Humor fürs Herz. Dabei
hat er sich mit seiner Tochter Emma eine herausragende Darstellerin
an die Seite gestellt, die viele Szenen ganz klar dominiert und das
nicht nur aufgrund ihres putzigen Wesens. Die kleine
Nachwuchsaktrice zeigt sich für ihr Alter sehr sicher, beherrscht
nebenbei auch Dramatik wie Zynismus und zeigt jetzt schon, dass aus
ihr mal eine ganz große Schauspielerin werden kann. Dabei wird hier
entgegen allen Unkenrufen zum Trotz kein Abklatsch von
Keinohrhasen oder
Zweiohrkücken geboten, im
Gegenteil, denn die Geschichte zeigt sich deutlich anspruchsvoller
und mit mehr Tiefgang.
Die einzelnen Charaktere werden glaubhaft dargestellt. Während
Drehbuchautor Henry mit der neuen Situation überfordert ist, muss
sich der vermeintliche Stiefvater die Frage stellen, wie er die
letzten acht Jahre in seinem Leben werten soll. Er sieht all die
Momente im Leben mit seiner Magdalena und stellt doch alles in
Frage. Dies wird vor allem durch den talentierten Schauspieler
Samuel Finzi sehr gut dargestellt, eine Rolle, mit der Schweiger
selbst wohl überfordert gewesen wäre. Doch neben dem dramatischen
Kern des Filmes gibt es dennoch genug Platz für Humor, der vor
allem dann zu Stande kommt, wenn man sich auf die Kennenlernphase
zwischen Magdalena und Henry konzentriert.
Gelegentliches Abdriften in den Slapstick Bereich (ich sage nur
Rührei!) ist dabei herzlich willkommen. Ausnahmsweise hat der
Wahl-Hamburger mal nicht ein Sammelsurium an Prominenz angesammelt,
sondern mehr wert auf überzeugende und großartig agierende
Schauspieler bis in die Nebenrollen gesetzt, auch wenn er nach wie
vor gerne gewisse Rollen, wie z.B. der Regisseur Rob Kaufmann sehr
stereotyp darstellt. Positiv fällt vor allem Jasmin Gerat auf, die
glaubhaft die Drehbuchautorin Katharina verkörpert und auch in
leidenschaftlicheren Szenen sehr authentisch wirkt. Als einzigen
Kritikpunkt muss man die von Meret Becker gespielte Mutter
Charlotte aufführen. Ihre Rolle hätte deutlich mehr Emotionalität
vertragen, vor allem wenn man den Hintergrund ihrer misslichen Lage
berücksichtigt. Allerdings fällt dies nicht sonderlich negativ ins
Gewicht. Schweiger hat mit
Kokowääh einen an sich
einfachen, aber dennoch charmanten Film geschaffen, der sowohl zum
Nachdenken animiert, aber dennoch sehr gut unterhält.
Bildqualität
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung 1920x1080p, Ansichtsverhältnis 1,78:1
Das Bild liegt im heimkinofreundlichen Vollbildformat 1,78:1 vor.
Der HD-Transfer wurde sehr gut umgesetzt und sorgt für eine
außerordentliche Bildschärfe mit einer zufriedenstellenden
Detailzeichnung. Die Farben wirken natürlich mit gelegentlichem
Einsatz von Filtern. Die Sättigung der einzelnen Farbwerte ist gut.
Das Kontrastvolumen wurde komplett ausgeschöpft, wobei manche
Außenaufnahmen leider ein wenig zu hell ausgefallen sind. Dessen
ungeachtet muss man bei der Durchzeichnung keine nennenswerten
Abstriche machen. Der Schwarzwert bietet als Ergänzung ein
kräftiges Schwarz. Während des Films ist die ganze Zeit über ein
deutliches Graining zu erkennen, das ist aber nicht wirklich
störend. Nur manche Szenen bietet ein stärkeres Bildrauschen.
Tonqualität
Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
Erfreulicherweise liegt die Tonspur im verlustfreien DTS-HD Master
Audio 5.1 Format vor. Diese bietet sowohl eine sehr gute
Dialogwiedergabe als auch gute Surroundeindrücke. Die
Rear-Lautsprecher werden hierbei allerdings nicht sehr oft für
Umgebungsgeräusche angesteuert, wobei trotzdem ein authentischer
Raumklang erzeugt wird. Der Sound wurde sehr dynamisch mit
außerordentlichen Subwoofereinsätzen abgemischt, die zwar sehr
druckvoll aber nicht übersteuert und wummernd eingesetzt werden.
Generell wurde sehr viel Musik im Film eingebettet. Diese sind aber
sehr gut auf die Geschichte abgestimmt und unterstützen die
Atmosphäre sehr gut. Die einzelnen Stücke werden optimal räumlich
wiedergegeben und bestätigen den positiven Eindruck.
Ausstattung
Die Blu-ray enthält zahlreiche Zusatzinformationen zum Film. Neben
dem interessanten Audiokommentar mit Til und Emma Schweiger, gibt
es noch zahlreiche längere und kürzere Specials und Featurettes,
bei der u.a. das informative Making of (sowohl zum Film als auch
zum Soundtrack), der Team Film sowie der Beitrag „Emma & Til“
sogar in HD enthalten sind. Der Rest liegt allerdings leider nur in
SD vor, bietet aber ungeachtet dessen, einen sehr guten Einblick
hinter die Kulissen. Die Deleted Scenes sind ganz ok, wurden aber
zu Recht aus dem Film entfernt. Durch Videoclips zu drei
Musikstücken, Trailern sowie einer Fotogalerie wird das
Bonusmaterial sehr gut abgerundet. Als Extraschmankerl wird von
Warner obendrauf sogar ein Wendecover geboten.
Fazit
Auf technischer Seite bewegt man sich bei dieser Blu-ray auf sehr
hohem Niveau. Das Bild hat aufgrund des Einsatzes von Stilmitteln
knapp die Referenzklasse verpasst, denn Schärfe und Kontrast sind
sehr gut. Der Ton ist ebenfalls mehr als ordentlich ausgefallen und
lässt kaum Wünsche offen. Es wird zahlreiches und sehr
interessantes Bonusmaterial geboten, dass das Komplettpaket sehr
gut komplettiert.
Über den Film kann man sich streiten. Dem einen oder anderen wird
er sicherlich zu seicht sein. Nichtsdestotrotz wird eine
herausragende Geschichte mit sehr guten Dialogen sowie viel Witz
und Charme geboten. Im Gegensatz zu Schweigers letzten beiden
Erfolgswerken mit Töchterchen Emma fließt hier aber deutlich mehr
Dramatik in die Geschichte mit ein, die dem Film aber sehr gut zu
Gesicht steht.
Kokowääh bietet dabei sowohl
Elemente zum Lachen, Weinen als auch Nachdenken und somit eine
perfekte Unterhaltung für die ganze Familie.
Story: 8/10
Bildqualität: 8/10
Tonqualität: 8/10
Ausstattung: 7/10
Gesamt: 8/10
Kaufempfehlung:
8/10
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Panasonic
DMP-BD30
AV-Receiver:
Denon AVR-1602
Lautsprecher: Magnat