Einfach hatten es die Coen-Brüder mit ihrem Gangster-Epos
Miller´s Crossing wahrhaftig nicht. Zur etwa
gleichen Zeit erschien neben Scorseses Mafiadrama
Goodfellas auch der letzte Teil der
Pate-Trilogie, womit zwei durch und durch hochkarätige Werke des
Genres gemeinsam mit
Miller's Crossing um die
Gunst der Zuschauer buhlten. Drehbuch, verantwortlicher Produzent
und Regisseur – all diese Funktionen übernahmen Joel und Ethan
Coen. Der hochkarätige Cast lässt keinen Zweifel offen, dass das
Geschwisterpaar mit ihrem Gangster-Epos zum Frontalangriff auf das
Genre bläst. Verpflichtet wurden unter anderen Gabriel Byrne
(
Der Mann in der eisernen Maske
(1998),
Dead Man (1995)), Marcia Gay Harden
(
Mystic River (2003),
Pollock (2000)) sowie Albert Finney (
Mord
im Orient-Express (1974),
Erin Brockovich (2000)) und John
Turturro (
Transformers 1-3 (2007-2011),
Monk (2004-2009)).
Story
Die Vereinigten Staaten von Amerika Ende der 1920er Jahre. Der
irische Gangsterboss Liam „Leo“ O´Bannon regiert eisern über die
gesamte Stadt. Örtliche Behörden wie die Polizei, aber auch der
Bürgermeister selbst stehen auf der Schmiergeldliste von „Leo“,
dessen Einfluss beinahe grenzenlos scheint. Der Denker hinter ihm
ist der ihm durch jahrzehntelange Freundschaft ergebene, ruhige und
stets nach außen cool beziehungsweise gelassen wirkende Tom Reagan.
Pikanterweise hat Tom hinterrücks ein Verhältnis mit Leos
zukünftiger Frau Verna. Deren Bruder Bernie wiederrum arbeitet als
Buchmacher und linkt des Öfteren den Ganoven Johnny Casper. Aus
Liebe zu Verna hält Leo schützend seine Hand über Bernie, Casper
ist von diesem Umstand selbstredend wenig begeistert und beschwört
einen Bandenkrieg herauf. Dies will Tom um jeden Preis vermeiden
und rät Leo zur Aufgabe von Bernie – ein Umstand, der bei seiner
heimlichen Geliebten alles andere als gut ankommt und ihn zwischen
die Fronten geraten lässt.
Miller´s Crossing ist beileibe kein Film für
Zwischendurch. Diesbezüglich sind nicht nur viel zu viele Personen
in den knapp zwei Stunden in die Vorkommnisse verwickelt, auch die
Zusammenhänge, beziehungsweise Gedankengänge der Coen-Brüder werden
einzig bei vollster Aufmerksamkeit ersichtlich. Einmal mehr typisch
für die Coen Brüder ist die teils komisch/sarkastische Verpackung
des doch ernsten Plottes. Es herrscht das Chaos in der Stadt, das
Prinzip heißt Auge-um-Auge. Die Polizei und der Bürgermeister
wechseln je nach Höhe der Bestechungsgelder die Seiten und
verhalten sich zu keiner Zeit loyal. Auch wenn Ehrlichkeit,
Charakter und Freundschaft teilweise hoch angesehen sind, so
vertraut letzten Endes kaum einer seinem Gegenüber. Zu viel steht
auf dem Spiel – meist das eigene Leben –, zeitlebens wird der
eigene Vorteil und die Gier nach Macht und Geld in den Vordergrund
geschoben. Inmitten der Machtspielchen und des andauernden Kampfes
nach Einfluss zwischen Leo und Casper steht die Figur des Tom,
welche von Gabriel Byrne extrem cool und abgeklärt verkörpert
wird.
So gut wie nie sind seine kompletten Gedankengänge erkenntlich, das
Ziel seiner Handlungen oftmals in einem Nebel aus Intrigen, Taktik
und absichtlicher Verwirrung verborgen. Generell darf nicht
unerwähnt bleiben, dass neben der im Grunde einfachen Story, welche
von den Coens in bester Manier verformt, beziehungsweise in sich
verdrillt wird, die Darsteller das letzte Tüpfelchen auf dem
i-Punkt sind. Die Leistung ist generell durch die Bank und während
jeder Szene exzellent, die Mimik und Gestik nahezu perfekt. In
Korrelation mit den hervorragenden Kulissen, welche mit viel Prunk
und Erstklassigkeit aufwarten und der vortrefflichen Filmmusik
entsteht so ein rundum brillantes Meisterwerk, dass Vergleiche zum
Paten und anderen Genregrößen nicht zu scheuen braucht. Ein
besonderes Hauptaugenmerkt wurde ebenfalls auf die Miteinbeziehung
von Hüten und der damit verbundenen emotionellen Ausdruckskraft
gelegt. Toms neutralem Blick zum Trotz bleibt dem Zuschauer
aufgrund der Kameraführung und dem von Szene zu Szene variiertem
Sitz der Kopfbedeckung kaum eine Gefühlsregung verborgen. Dass
Qualität nicht immer vom Markt angenommen wird, ist kaum
anderweitig ersichtlicher. Dem Budget von zirka 14 Millionen
US-Dollar stehen lediglich 5 Millionen US-Dollar auf der
Einnahmeseite gegenüber. Finanziell gesehen ein Flop, handwerklich
ein Meisterwerk ohne Schwächen.
Bildqualität
-
MPEG4/AVC Codec, 1080p – 23,976fps, Ansichtsverhältnis 1,85:1 /
16:9
-
Transfer ist qualitativen Schwankungen unterworfen
-
Durchzeichnung meist nur auf mittelmäßigem Niveau, Texturen
beinahe durchgängig matschig (z.B. die Szenen im Wald)
-
Schärfegrad nur selten wirklich zufriedenstellend – generell ist
das Bild recht weich
-
vereinzelt Verunreinigungen sichtbar
-
Schwarzwert ebenso inkonstant – die Skala reicht von gut bis
mangelhaft
-
Farben in den gelben Bereich verschoben, leicht
gedämpft
-
während der gesamten Laufzeit leichtes Hintergrundrauschen
Insgesamt ist der Transfer in Ordnung – nicht mehr, nicht weniger.
Das dunkel gehaltene Bild unterstützt die Atomsphäre sehr gut,
leider sind erhebliche qualitative Schwankungen auszumachen.
Tonqualität
-
Deutsch DTS 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1
-
ausgezeichnete Dialogverständlichkeit
-
Räumlichkeit kaum ausgeprägt, immerhin wird die komplette Front
bespielt, inklusive einiger Stereoeffekte
-
englischer Track deutlich räumlicher, Nebengeräusche wie
Straßenlärm oder Vogelgezwitscher bei weitem besser
ausgeprägt
-
Dynamik der deutschen Spur nur Mittelmaß
-
exzellente Filmmusik
-
kein Rauschen oder Knacksen auszumachen
Wie so oft ist der Originalton eine ganze Klasse besser als der
hiesige Track. Dies betrifft nicht nur die Einbindung der hinteren
Lautsprecher, auch die Dynamik, beziehungsweise die Abmischung der
Stimmen ist homogener.
Ausstattung
Alle Extras liegen in SD vor. Interessant ist besonders der erste
Punkt – die Entstehung des Werkes. Das zirka viertelstündige
Making-Of bringt dem Zuseher nicht nur den Film an sich näher,
sondern macht auch auf Aspekte wie Kameraführung und Objektivwahl
aufmerksam. Insgesamt durchschnittliche Kost.
Fazit
Die technische Wertung hinterlässt nur einen bedingt
zufriedenstellenden Eindruck. Der deutsche Track ist solide, gegen
die Abmischung des Originaltones ist jedoch kein Kraut gewachsen.
Der Bildtransfer ist qualitativ inkonsistent, wodurch die Qualität
permanent schwankt. Die Extras sind leider allesamt in SD und nur
bedingt umfangreich.
Miller´s Crossing war, ist
und bleibt eines der Meisterwerke im Gangster-Genre. Den Film einer
bestimmten Kategorie zuzuordnen, ist alles andere als leicht und
gelingt nur bedingt. Zu facettenreich haben die Coen-Brüder die
Charaktere und Story angelegt, als dass ein Genre zur
Kategorisierung genügen würde. Schwarzer Humor, verdrehte Handlung,
Brutalität sowie ständige Wendungen lassen zu keiner Zeit auch nur
den kleinsten Hauch von Langeweile aufkommen. Trotz der etwas
schwachen Technik sollte dieses Werk in keiner Filmsammlung
fehlen.
Story 10/10
Bild 6/10
Ton 6/10
Extras 4/10
Testgeräte
Epson TW 4400 LPE (kalibriert) / 110“ Gammalux
Pioneer VSX 920-K
Boxen: Braun M15 + Teufel M 550 FCR (Front) / Teufel Dipol M 550
(Rear) / 2x Teufel M 5500 SW (Sub)
HTPC