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Miller´s Crossing

Gestartet: 29 Juli 2011 12:58 - 7 Antworten


Veröffentlichung:
12.08.2011
Laufzeit:
115 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 29 Juli 2011 12:58

Patrick_Star

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Einfach hatten es die Coen-Brüder mit ihrem Gangster-Epos Miller´s Crossing wahrhaftig nicht. Zur etwa gleichen Zeit erschien neben Scorseses Mafiadrama Goodfellas auch der letzte Teil der Pate-Trilogie, womit zwei durch und durch hochkarätige Werke des Genres gemeinsam mit Miller's Crossing um die Gunst der Zuschauer buhlten. Drehbuch, verantwortlicher Produzent und Regisseur – all diese Funktionen übernahmen Joel und Ethan Coen. Der hochkarätige Cast lässt keinen Zweifel offen, dass das Geschwisterpaar mit ihrem Gangster-Epos zum Frontalangriff auf das Genre bläst. Verpflichtet wurden unter anderen Gabriel Byrne (Der Mann in der eisernen Maske (1998), Dead Man (1995)), Marcia Gay Harden (Mystic River (2003), Pollock (2000)) sowie Albert Finney (Mord im Orient-Express (1974), Erin Brockovich (2000)) und John Turturro (Transformers 1-3 (2007-2011), Monk (2004-2009)).

Story

Die Vereinigten Staaten von Amerika Ende der 1920er Jahre. Der irische Gangsterboss Liam „Leo“ O´Bannon regiert eisern über die gesamte Stadt. Örtliche Behörden wie die Polizei, aber auch der Bürgermeister selbst stehen auf der Schmiergeldliste von „Leo“, dessen Einfluss beinahe grenzenlos scheint. Der Denker hinter ihm ist der ihm durch jahrzehntelange Freundschaft ergebene, ruhige und stets nach außen cool beziehungsweise gelassen wirkende Tom Reagan. Pikanterweise hat Tom hinterrücks ein Verhältnis mit Leos zukünftiger Frau Verna. Deren Bruder Bernie wiederrum arbeitet als Buchmacher und linkt des Öfteren den Ganoven Johnny Casper. Aus Liebe zu Verna hält Leo schützend seine Hand über Bernie, Casper ist von diesem Umstand selbstredend wenig begeistert und beschwört einen Bandenkrieg herauf. Dies will Tom um jeden Preis vermeiden und rät Leo zur Aufgabe von Bernie – ein Umstand, der bei seiner heimlichen Geliebten alles andere als gut ankommt und ihn zwischen die Fronten geraten lässt.

Miller´s Crossing ist beileibe kein Film für Zwischendurch. Diesbezüglich sind nicht nur viel zu viele Personen in den knapp zwei Stunden in die Vorkommnisse verwickelt, auch die Zusammenhänge, beziehungsweise Gedankengänge der Coen-Brüder werden einzig bei vollster Aufmerksamkeit ersichtlich. Einmal mehr typisch für die Coen Brüder ist die teils komisch/sarkastische Verpackung des doch ernsten Plottes. Es herrscht das Chaos in der Stadt, das Prinzip heißt Auge-um-Auge. Die Polizei und der Bürgermeister wechseln je nach Höhe der Bestechungsgelder die Seiten und verhalten sich zu keiner Zeit loyal. Auch wenn Ehrlichkeit, Charakter und Freundschaft teilweise hoch angesehen sind, so vertraut letzten Endes kaum einer seinem Gegenüber. Zu viel steht auf dem Spiel – meist das eigene Leben –, zeitlebens wird der eigene Vorteil und die Gier nach Macht und Geld in den Vordergrund geschoben. Inmitten der Machtspielchen und des andauernden Kampfes nach Einfluss zwischen Leo und Casper steht die Figur des Tom, welche von Gabriel Byrne extrem cool und abgeklärt verkörpert wird.

So gut wie nie sind seine kompletten Gedankengänge erkenntlich, das Ziel seiner Handlungen oftmals in einem Nebel aus Intrigen, Taktik und absichtlicher Verwirrung verborgen. Generell darf nicht unerwähnt bleiben, dass neben der im Grunde einfachen Story, welche von den Coens in bester Manier verformt, beziehungsweise in sich verdrillt wird, die Darsteller das letzte Tüpfelchen auf dem i-Punkt sind. Die Leistung ist generell durch die Bank und während jeder Szene exzellent, die Mimik und Gestik nahezu perfekt. In Korrelation mit den hervorragenden Kulissen, welche mit viel Prunk und Erstklassigkeit aufwarten und der vortrefflichen Filmmusik entsteht so ein rundum brillantes Meisterwerk, dass Vergleiche zum Paten und anderen Genregrößen nicht zu scheuen braucht. Ein besonderes Hauptaugenmerkt wurde ebenfalls auf die Miteinbeziehung von Hüten und der damit verbundenen emotionellen Ausdruckskraft gelegt. Toms neutralem Blick zum Trotz bleibt dem Zuschauer aufgrund der Kameraführung und dem von Szene zu Szene variiertem Sitz der Kopfbedeckung kaum eine Gefühlsregung verborgen. Dass Qualität nicht immer vom Markt angenommen wird, ist kaum anderweitig ersichtlicher. Dem Budget von zirka 14 Millionen US-Dollar stehen lediglich 5 Millionen US-Dollar auf der Einnahmeseite gegenüber. Finanziell gesehen ein Flop, handwerklich ein Meisterwerk ohne Schwächen.


Bildqualität
  • MPEG4/AVC Codec, 1080p – 23,976fps, Ansichtsverhältnis 1,85:1 / 16:9

  • Transfer ist qualitativen Schwankungen unterworfen

  • Durchzeichnung meist nur auf mittelmäßigem Niveau, Texturen beinahe durchgängig matschig (z.B. die Szenen im Wald)

  • Schärfegrad nur selten wirklich zufriedenstellend – generell ist das Bild recht weich

  • vereinzelt Verunreinigungen sichtbar

  • Schwarzwert ebenso inkonstant – die Skala reicht von gut bis mangelhaft

  • Farben in den gelben Bereich verschoben, leicht gedämpft

  • während der gesamten Laufzeit leichtes Hintergrundrauschen

Insgesamt ist der Transfer in Ordnung – nicht mehr, nicht weniger. Das dunkel gehaltene Bild unterstützt die Atomsphäre sehr gut, leider sind erhebliche qualitative Schwankungen auszumachen.


Tonqualität
  • Deutsch DTS 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1

  • ausgezeichnete Dialogverständlichkeit

  • Räumlichkeit kaum ausgeprägt, immerhin wird die komplette Front bespielt, inklusive einiger Stereoeffekte

  • englischer Track deutlich räumlicher, Nebengeräusche wie Straßenlärm oder Vogelgezwitscher bei weitem besser ausgeprägt

  • Dynamik der deutschen Spur nur Mittelmaß

  • exzellente Filmmusik

  • kein Rauschen oder Knacksen auszumachen

Wie so oft ist der Originalton eine ganze Klasse besser als der hiesige Track. Dies betrifft nicht nur die Einbindung der hinteren Lautsprecher, auch die Dynamik, beziehungsweise die Abmischung der Stimmen ist homogener.

Ausstattung
  • Entstehung von Miller´s Crossing

  • Interviews

  • Kinotrailer

  • Bildergallerie

Alle Extras liegen in SD vor. Interessant ist besonders der erste Punkt – die Entstehung des Werkes. Das zirka viertelstündige Making-Of bringt dem Zuseher nicht nur den Film an sich näher, sondern macht auch auf Aspekte wie Kameraführung und Objektivwahl aufmerksam. Insgesamt durchschnittliche Kost.
Fazit

Die technische Wertung hinterlässt nur einen bedingt zufriedenstellenden Eindruck. Der deutsche Track ist solide, gegen die Abmischung des Originaltones ist jedoch kein Kraut gewachsen. Der Bildtransfer ist qualitativ inkonsistent, wodurch die Qualität permanent schwankt. Die Extras sind leider allesamt in SD und nur bedingt umfangreich. Miller´s Crossing war, ist und bleibt eines der Meisterwerke im Gangster-Genre. Den Film einer bestimmten Kategorie zuzuordnen, ist alles andere als leicht und gelingt nur bedingt. Zu facettenreich haben die Coen-Brüder die Charaktere und Story angelegt, als dass ein Genre zur Kategorisierung genügen würde. Schwarzer Humor, verdrehte Handlung, Brutalität sowie ständige Wendungen lassen zu keiner Zeit auch nur den kleinsten Hauch von Langeweile aufkommen. Trotz der etwas schwachen Technik sollte dieses Werk in keiner Filmsammlung fehlen.

Story 10/10
Bild 6/10
Ton 6/10
Extras 4/10

Testgeräte
Epson TW 4400 LPE (kalibriert) / 110“ Gammalux
Pioneer VSX 920-K
Boxen: Braun M15 + Teufel M 550 FCR (Front) / Teufel Dipol M 550 (Rear) / 2x Teufel M 5500 SW (Sub)
HTPC
#2
Geschrieben: 01 Aug 2011 16:21

Breiti

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Ein absolutes Meisterwerk in einer passenden Review treffend geschrieben.

Ich wundere mich immer wieder, wie wenige Filmfreunde dieses grandiose Gangster Epos kennen, obwohl dies einer der besten Streifen der Coens ist
"America is the only country that went from barberism to capitalism without civilization in between." - Oscar Wilde

#3
Geschrieben: 02 Aug 2011 04:56

Schnitzi76

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Zitat:
Zitat von Breiti
Ein absolutes Meisterwerk in einer passenden Review treffend geschrieben.

Ich wundere mich immer wieder, wie wenige Filmfreunde dieses grandiose Gangster Epos kennen, obwohl dies einer der besten Streifen der Coens ist

So wie zum Beispiel meiner Einer!
Millers Crossing - was'n das?! So in etwas mein Gedankengang beim lesen des
Thread-Titels... Liegt aber wohl auch daran das ich mit
Gangster-Filmen generell nix anzufangen weiß - mit einer Ausnahme:
The Untouchables...

Bin jetzt aber neugierig geworden und werd mir den mal ansehen!
Thx for that!
...sum...sum...sum...
#4
Geschrieben: 02 Aug 2011 06:10

Gast

Ein grandioser Film von den Coen-Brüdern und mit unter anderem Gabriel Byrne hervorragend besetzt.
Kaum zu glauben, dass es Leute gibt die diesen Film nicht kennen.
***Unbedingt ändern (für all jene, die den Film nicht kennen!)***
#5
Geschrieben: 02 Aug 2011 10:49

Nescobar-a-Lop-Lop

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Super geschriebenes Review zu einem Super Film der meiner Meinung nach mit der Beste der Coen Brüder ist. Ist eigentlich schon verwunderlich wieviele Leute den Film nicht kennen. Naja ist halt kein Hirnausschalt-Blockbuster. Nur ein wenig schade das der Transfer nicht so gelungen ist. Da überlege ich es mir lieber zweimal ob ich meine DVD ersetze (aber wie ich mich kenne wird der bei nem günstigen Preis dann doch ersetzt,wie immer.....).
Trotzdem Danke für das Review. Bleibt zu hoffen das du einigen Leuten den Film damit schmackhaft machen kannst. Verdient hat er es alle mal....
#6
Geschrieben: 03 Aug 2011 19:00

Globox

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Ich hatte den Film bisher nur vom Namen her gekannt, doch mit deinem aufschlussreichen Review werde ich diese Wissenslücke schließen. :)
#7
Geschrieben: 05 Aug 2011 17:02

Gandalf123

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Dein wie immer sehr guter Review hat mich neugierig auf den Film gemacht. Werde ihn mir zumindest mal ausleihen und wenn er so gut ist wie du sagst, wird er auch gekauft.

#8
Geschrieben: 05 Aug 2011 17:03

danmarino

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Sehr schönes Review.:thumb:
Den Film an sich fand ich höchstens Durchschnitt,bin wohl einer der Wenigen,die das so sehen.:o:pray::rofl:
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„Die meisten Regisseure machen Filme mit ihren Augen. Ich mache Filme mit meinen Eiern.“
Alejandro Jodorowsky


Wir wollen nicht traurig sein, dass du nicht mehr bei uns bist,
sondern froh, dass es dich für uns gab.
In Memory of Frida Sedler 16.10.1939-11.06.2011


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