Geschrieben: 27 Juli 2011 13:51
The Rite - Das Ritual
Review
Sobald ein Film sich mit der
Materie Teufelsaustreibung befasst, wird unweigerlich der Film
Der
Exorzist als Referenz zum Vergleich
herangezogen. Dabei haben es die Neuinterpretationen jedes Mal
schwer, sich mit dem Meisterwerk von William Friedkin aus dem Jahr
1973 zu messen, da vor allem in Punkto Atmosphäre und Authentizität
Abstriche gemacht werden müssen. Und in der Tat gibt es seither nur
sehr wenige Filmemacher, die sich diesem Inhalt widmen; mit mehr
oder minder zufriedenstellendem Ergebnis. Dennoch wagt sich
Regisseur Mikael Håfström mit The Rite – Das
Ritual ebenfalls an dieses Thema heran, wobei das Drehbuch
stark auf dem Buch „Die Schule der Exorzisten: Eine Reportage“ von
Matt Baglio basiert.
Story
Der Priesteranwärter Michael Kovak
bemerkt gegen Ende seiner Ausbildung, dass er nicht mehr den
nötigen Glauben besitzt, um das Amt nach der Weihe ausüben zu
können. Dennoch wird er nach Rom geschickt, um an einem
Exorzismusseminar teilzunehmen, wo er schließlich auch Pater Lucas
zugeteilt wird, ein berüchtigter Teufelsaustreiber, der ihm die
Materie in der Praxis vermitteln soll. Zunächst hat Michael noch
seine Zweifel, aber als er in den Exorsimus-Sitzungen immer mehr
mit dem Übernatürlichen konfrontiert wird und dabei auch
Verbindungen zu Geschehnissen aus seiner persönlichen Vergangenheit
geknüpft werden, beginnt er langsam zu erahnen, mit was er es
wirklich zu tun hat.
Regisseur Mikael Håfström begeht
mit The Rite – Das Ritual erst gar nicht den
Fehler, schnöde bei Der Exorzist
abzukupfern. Dabei kommt ihm vor
allem zu Gute, dass er auch deutliche dramatische Elemente mit
einfließen lässt, die dem Film eine besondere, eigenständige Note
verleihen. So werden vor allem die Zweifel von Michael Kovak sehr
gut in Szene gesetzt, aber auch die Verletzbarkeit des Menschen an
sich, auch wenn er noch so stark erscheint. Dessen Darsteller Colin
O’Donoghue erweist sich hierbei als vielversprechender Nachwuchs,
der seine Rolle glaubhaft und authentisch darstellt. Dem gegenüber
steht Altmeister Anthony Hopkins, dessen Charakter stellenweise
auch gerne mal eine Prise Humor mit einfließen lässt, wenn auch der
schwarzen und zynischen Sorte. Selbstverständlich wird der
Charaktermime alleine schon durch seine Anwesenheit in den
Mittelpunkt gestellt, doch gelingt es sowohl Regisseur Håfström als
auch den übrigen Darstellern eine ausgewogene Mischung entstehen zu
lassen.
Erfreulicherweise beschränkt sich
die Geschichte dabei nicht allein auf das Thema Exorzismus. Zwar
wird diesem große Aufmerksamkeit gewidmet, aber hinter The
Rite – Das Ritual steckt noch viel mehr. So steht auf der
einen Seite der zweifelgeplagte Priesteranwärter, der mit seiner
Vergangenheit ringt und skeptisch in die Zukunft blickt. Auf der
anderen Seite der alterfahrene Teufelsaustreiber, der dennoch seine
Schwächen hat.
Die Story baut sich zunächst
langsam auf und wirkt stellenweise zu Beginn noch relativ
unspektakulär, gewinnt dann aber schnell an Fahrt und schafft es,
die erzeugte Spannung auch bis zum Schluss zu halten. Die
Schockmomente wurden hier dezent aber passend und sehr gut
eingesetzt, zumal sie zu keinem Zeitpunkt ein Gefühl von
Deplatzierung oder Überladenheit geben. Håfström gelingt es, den
Film schön in der Spur zu halten und vereint sehr gut die oben
genannten Elemente des Thrillers, Horrors und Dramas, wobei gerade
die Anteile von Letzterem The Rite – Das Ritual
deutlich von dem Gros an Filmen dieses Genres abhebt. Vergleiche
mit Der
Exorzist hinken somit gewaltig, wobei etwaige
Parallelen mit einem Augenzwinkern im Film von Anthony Hopkins als
Pater Lucas in einem Satz aufgegriffen wurden.
Bildqualität
-
Codec: VC-1, Auflösung
1920x1080p, Ansichtsverhältnis 2.35:1
-
Filmkörnung kaum
sichtbar
-
düsteres Bild als
Stilmittel
-
kräftiger
Schwarzwert
-
natürliche
Farben
-
tendenziell schwache
Durchzeichnung
-
sehr gute Kantenschärfe und
Detailzeichnung
-
gute
Gesamtbildschärfe
-
sehr geringes
Bildrauschen
Trotz des dunklen Gesamteindrucks
wurde das im Film hervorragend als Stilmittel eingesetzt und
erzeugt vor allem bei den Panoramaaufnahmen eine bedrückende
Atmosphäre. Es werden natürliche Farben und ein kräftiger
Schwarzwert geboten, die das Bild sehr realistisch darstellen. Die
Schärfe schwankt zwischen gut bis sehr gut, bei der nur in wenigen
Szenen eine leichte Weichzeichnung oder Körnung festzustellen
ist.
Tonqualität
-
Deutsch DD 5.1, Englisch DTS-HD
MA 5.1 u.w.m.
-
kein deutscher
HD-Sound
-
gut akzentuierte
Surroundeffekte
-
dynamische
Abmischung
-
dezente aber kräftige
Subwoofereinsätze
-
hervorragender Score
Dialogverständlichkeit auch in
Szenen mit vielen Umgebungsgeräuschen
Leider ist die deutsche
Synchronisation lediglich in Dolby Digital 5.1 vorhanden, während
das englische Original in DTS-HD MA 5.1 vorliegt. Dennoch hat man
das Beste herausgeholt und bietet einen sehr dynamischen und
kraftvollen Klang, bei dem auch der Subwoofer gut gefordert wird.
Die Surroundkanäle weisen eine realistische Klangkulisse mit
direktionaler Abmischung von Effekten auf. Die Dialoge sind
jederzeit klar verständlich und sind nur in wenigen Ausnahmen mit
lautem Score und Effekteinsatz ein wenig schlechter zu vernehmen.
Die musikalische Untermalung von Alex Heffes (State of Play –
Stand der Dinge, Der letzte König
von Schottland) verleiht dem Film eine
zusätzliche düstere Stimmung.
Ausstattung
-
The Rite - Das Ritual: Ein
Soldat Gottes (6:40 Min) in HD
-
Alternatives Ende (1:41 Min) in
HD
-
Nicht verwendete Szenen (12:39
Min) in HD
-
kein Wendecover
Leider ist das enthaltene
Bonusmaterial sehr mager ausgefallen. Lediglich ein kurzes Special
zum Thema Exorzismus, ein alternatives Ende sowie nicht verwendete
Szenen haben es auf die Blu-ray geschafft. Erfreulicherweise sind
diese wenigstens allesamt in HD enthalten, wobei bei den entfernten
Szenen dennoch die Bildqualität zu wünschen übrig lässt. Während
die Deleted Scenes noch sehr umfangreich ausgefallen sind, fasst
sich das Special The Rite - Das Ritual: Ein Soldat
Gottes“ sehr kurz und bietet keinen umfangreichen Einblick in Bezug
auf Teufelsaustreibung. Unterm Strich bei einem Film dieser
Thematik definitiv zu wenig. Da hätte man mehr herausholen
können.
Fazit
Technisch wurde The Rite –
Das Ritual eine adäquate Blu-ray Umsetzung verpasst, mal
abgesehen von der Tatsache, dass die deutsche Synchronspur
lediglich, wie von Warner gewohnt, in Dolby Digital 5.1 vorliegt.
Diese ist aber dennoch kraftvolle und dynamische abgemischt. Das
Bild ist zwar aus Stilmittelzwecken düster gehalten, beinhaltet
aber eine anschauliche Schärfe mit natürlichen Farben. Die Extras
sind sehr kurz geraten, liegen aber immerhin komplett im HD-Format
vor. Interessante Zusatzinformationen werden kaum
geboten.
Auch wenn The Rite – Das
Ritual deutlich das Klientel von Der
Exorzist anspricht, besitzt die Geschichte dank
ihrer dramatischen Elemente genug Eigenständigkeit. Denn wenn man
den mächtigen Schatten des Vergleichswerkes mal wegdenkt, kommt
diese neue Adaption der Teufelsaustreibungsgeschichten doch noch am
ehesten an diesen heran. Hauptdarsteller Colin O’Donoghue liefert
eine überzeugende Leistung ab. Zwar ist die Geschichte durchaus
berechenbar, doch baut sie ausreichend Spannung und Atmosphäre auf,
so dass man auch trotz des langweiligeren Einstieges den Film
positiv in Erinnerung behält.
Story: 8/10
Bildqualität: 8/10
Tonqualität: 8/10
Ausstattung: 4/10
Gesamt: 7/10
Kaufempfehlung: 7/10
Testgeräte
TV: Toshiba 47Z3030D
Player: Panasonic
DMP-BD30
AV-Receiver: Denon
AVR-1602
Lautsprecher: Magnat
Geschrieben: 27 Juli 2011 14:04
Kommentar Mod
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Mediabooks:
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Bedankte sich 26044 mal.
Erhielt 30224 Danke für 13665 Beiträge
Sawasdee1983 ist im Urlaub
Sehr gute und sehr interessant zu lesene Review. Bin bei dem Film
irgendwie immer noch hin und her gerissen, da mir persönlich der
Exorzist nicht gefallen hat. Weiß immer noch nicht so recht ob ich
da nun nen Blick reinwerfen soll, eigentlich gefällt mir jetzt z.B.
Anthony Hopkins als Schauspieler immer sehr gut, aber das Thema
widerrum weniger. :confused:
MfG Pierre
Sawasdee1983
Kommentar-Mod, Forenmoderation
Serienbereich
Geschrieben: 27 Juli 2011 15:32
Blu-ray Papst
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Blu-ray Filme:
Steelbooks:
1
Mediabooks:
2
Bedankte sich 1975 mal.
Erhielt 2349 Danke für 752 Beiträge
Sehr guter Einstand! :thumb:
Der Film ist aber wohl nichts für mich.
Geschrieben: 27 Juli 2011 15:38
Mir hat der Film garnicht gefallen.
Für den Inhalt gibt es 3 Punkte von mir.
Aber ein schön geschriebenes Review.
Geschrieben: 27 Juli 2011 16:15
Schwarzseher
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flash77 chillt im FlashplexX
Tolles Review - dem ich mich zu 100% anschließen kann!
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(7.2.2)
Geschrieben: 27 Juli 2011 16:30
Ich bin mir sicher, dass der Film die Gemüter teilen wird, einem
Teil wird er Gefallen, vor allem wenn man ihn nicht im Schatten von
"DEr Exorzist" betrachtet und ein Teil wird ihn langweilig und
belanglos finden
Typischer Film der Marke "Love it or hate it"
Geschrieben: 27 Juli 2011 16:54
Schwarzseher
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Bedankte sich 6340 mal.
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flash77 chillt im FlashplexX
Wer Exorzusmusfilme mag, der ist hier schon gut bedient... wenn man
mit solchen Filmen generell nichts anfangen kann, dann sollte man
lieber die Finger von lassen!
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(7.2.2)
Geschrieben: 27 Juli 2011 17:31
Serientäter
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Kann mich Kuro nur anschliessen!
Bin noch am überlegen, ob ich zuerst leihen, oder doch gleich
kaufen soll.
Geschrieben: 27 Juli 2011 22:55
Zitat:
Zitat von flash77
Wer Exorzusmusfilme mag, der ist hier schon gut bedient... wenn man
mit solchen Filmen generell nichts anfangen kann, dann sollte man
lieber die Finger von lassen!
Das trifft es ebenfalls sehr gut auf den Punkt :thumb:
Geschrieben: 01 Aug 2011 16:15
Guter Einstand, auch wenn der Film wohl nichts für mich ist. Danke
fürs Review
"America is the only country that went from
barberism to capitalism without civilization in between." - Oscar
Wilde