Geschrieben: 15 Juli 2011 16:57
Seit dem Marktstart der Blu-ray und
den damit verbundenen Vorteilen in Sachen Bild- und Tonqualität
warten viele Filmbegeisterte nicht nur auf aktuell produzierte
Blockbuster, sondern auch auf eine qualitativ verbesserte
Neuerscheinung vieler Klassiker auf dem High Definition Medium.
Betrachtet man das Genre der Western genauer, so ist deutlich zu
erkennen, dass die zu Beginn der blauen Disc weit aufklaffende
Lücke der noch nicht erschienenen und sehnsüchtig erwarteten Filme
sich langsam aber sicher schließt. Nachdem erst vor kurzem mit
„Spiel mir das Lied vom Tod" und „True Grit (1969)" zwei Klassiker
veröffentlicht wurden, veröffentlicht Paramount Home Entertainment
mit „Rio Lobo" einen weiteren Genrebekannten.
Inhalt
Der amerikanische Bürgerkrieg ist im
vollen Gange. Als konföderierte Soldaten bereits zum vierten Mal
einen Goldtransport der Union überfallen und mit dem Geld das Weite
suchen, macht sich Colonel Cord McNally und sein Zug auf die Suche
nach seiner Kriegskasse und den Räubern. Durch Glück kann er die
beiden Anführer der Konföderierten stellen und verhaften. Aufgrund
des exzellenten Informationsstandes der Südstaatler liegt die
Vermutung nahe, dass ein Verräter in McNallys Reihen zu finden ist.
Beide Gefangene versprechen ihn zu informieren, sollten sie die
namenlosen Informanten nochmals antreffen. Nach dem Kriegsende
erhält McNally plötzlich eine Nachricht aus Rio Lobo bezüglich der
Sichtung einer der Denunzianten. Zusammen mit den beiden ehemaligen
und inzwischen zu Freunden gewordenen Konföderierten-Soldaten
beginnt die Jagd.
Gemeinsam mit „Rio Bravo" und „El
Dorado" bilden die drei Werke gemeinsam die Rio-Bravo Trilogie,
welche alle unter dem Regisseur Howard Hawks (u.a. Scarface, Red
River) entstanden. Gemeinhin wird „Rio Lobo" aus dem Jahr 1970 als
der qualitativ und inhaltich Schlechteste der drei Western
angesehen und war gleichzeitig auch Hawks´ letzter Film, ehe er
sieben Jahre später verstarb. „Rio Lobo" kämpft vor allem mit zwei
kleinen „Problemen". Insbesondere die zweite Filmhälfte ähnelt dem
Erstlingswerk der Trilogie, „Rio Bravo", in vielen Belangen. Wieder
einmal verschanzt man sich im Gefängnis beziehungsweise im
Sherif-Büro, auch das anschließende Gefecht könnte beinahe eine 1:1
Kopie des Vorgängers sein. Hier wurde doch einiges an Potenzial
verschenkt, denn überraschende Wendungen oder generell eine etwas
differenziertere Herangehensweise sucht man vergeblich. An dieser
Stelle gleichwohl positiv zu erwähnen ist der gleich zu Beginn
stattfindende Überfall auf den Goldtransport, welcher
erfreulicherweise nicht im 08/15 Schema abläuft und durchaus
actionreich und aufwendig inszeniert wurde.
Der zweite etwas negativ zu wertende
Aspekt ist die ein wenig schwache Besetzung abseits des Dukes.
Wurde Wayne in „Rio Bravo" beziehungsweise „El Dorado" von großen
Schauspielern wie Dean Martin, Ricky Nelson Walter Brennan oder
Robert Mitchum und James Caan gut unterstützt, steht ihm dieses Mal
einzig Jack Elam tatkräftig zur Seite. Der restliche Cast geht ein
wenig im Wüstensand verloren und hinterlässt nur einen bedingt
tiefen Eindruck respektive wirkt neben Waynes Spiel geringfügig
verloren. Hervorzuheben sind jedoch die optisch äußert
ansprechenden weiblichen Darstellerinnen, allen voran die hübsche
Brasilianerin Jennifer O´Neill. Diese war ganz nebenbei erwähnt im
realen Leben satte neun Mal verheiratet. Sherry Lansing, welche
später sogar bis zur Position der Präsidentin von Paramount
Pictures aufstieg, verkörpert durchaus körperbetont die aufreizende
Amelita mexikanischer Herkunft. Schauspielerisch zwar nicht
allerhöchste Kost, immerhin übersteigen die Rollen die
Standarddarstellung der reinen Lustobjekte oder Bardamen bei
weitem. Mutig und entschlossen stehen sie den Männern zur Seite,
greifen in Schießereien ein und stehen durchaus ihre Frau.
Humoristische Einlagen sind im Gegensatz zum ein Jahr früher
erschienenen „True Grit" deutlich rarer gesät, andererseits an den
richtigen Stellen platziert und ringen dem Zuschauer doch den einen
oder anderen Schmunzler ab. Im Endeffekt ist trotz der genannten
Kritikpunkte „Rio Lobo" ein sehr guter Vertreter seines Genres,
wenngleich es ein wenig an Eigenständigkeit fehlt.
Bild
Technik: VC1-Codec, 1080p –
23,976fps, Ansichtsverhältnis 1,78 : 1 – 16:9
Schärfe nur
Mittelmaß
Immer
wieder leichte Verunreinigungen
Flache
Farbgebung und Kontrast
Schwarzwert in Ordnung, teilweise
allerdings nicht satt genug
Durchzeichnung ebenfalls nur
durchschnittlich
In
hellen Bildabschnitten (Himmel) sehr oft
Rauschen
Korn
leicht bis mittelmäßig stark vertreten – jedoch niemals
störend
Während einiger Szenen
Fokussierungsfehler
Im Vergleich mit dem erst kürzlich
erschienenen „True Grit" zieht Rio Lobo knapp den Kürzeren.
Hauptproblem ist die nur mittelmäßige Durchzeichnung und der nicht
immer zufriedenstellende Schärfegrad. Ganz vereinzelt sind Shots
gar nur DVD Niveau. Trotzdem im Vergleich zur DVD vor allem für
Besitzer großer Diagonalen ein gutes Upgrade.
Ton
Technik: Deutsch DTS-HD MA 1.0,
Englisch DTS-HD MA 5.1 bzw. 2.0
Keine
altersbedingten Mängel wie Aussetzer oder Knacken
feststellbar
Einwandfreie Dialogverständlichkeit
zu jeder Zeit
Aufgrund des 1.0 Tracks natürlich
keine Räumlichkeit
Kaum
Dynamik
Der deutsche Track ist lediglich auf
DVD Niveau und verliert gegen das englische Pendant in jeder
Disziplin. Nicht nur die Dynamik ist auf einem gänzlich anderen
Niveau, auch die Filmmusik kommt deutlich besser zur Geltung und
vermittelt dadurch auch ein großes Plus an Atmosphäre. Auch in
Sachen Präzision und Volumen ist der anglosächsische Track weit
voraus.
Extras
Leider sind auf der Blu-ray keine
Extras vorhanden.
Fazit
An der technischen Front herrscht
doch ein wenig Ernüchterung. Das Bild ist zwar in Ordnung, vom
„Schwarzen Falken" oder „How the west was won" ist man jedoch
meilenweit entfernt. Immerhin hat man seitens Paramount auf
übertriebene Filtereinsätze verzichtet, wodurch der Transfer zwar
einige Mankos besitzt, jedoch keinen künstlichen Touch erhält. Die
Tonspur ist vor allem zum O-Ton enttäuschend und bietet lediglich
Klassiker-Standardkost. Ein Upmix wäre nicht zwingend notwendig
gewesen, ein paar nette Stereoeffekte wie im Originalton plus das
Mehr an Dynamik hätten allerdings nicht geschadet. Extras fehlen
leider zur Gänze.
Mit „Rio Lobo" schließt Howard Hawks
seine Westerntrilogie zwar nicht besonders glorreich, aber solide
ab. Im direkten Vergleich mit dem herausragenden „Rio Bravo",
welcher bis heute als einer der erfolgreichsten Western aller
Zeiten gilt, verliert „Rio Lobo" zwar doch recht deutlich, bleibt
nichtsdestotrotz ein toller Western mit einigen witzigen Einlagen,
wilden Schusswechsel und einem einmal mehr toll agierenden John
Wayne. Somit ergeht trotz der technischen Mängel für Fans des
Genres eine Kaufempfehlung mit Einschränkung. Besitzer der DVD und
von großen Flats beziehungsweise Projektoren werden sich über die
gestiegene Bildqualität sicherlich freuen, alle anderen sollten
zuerst mittels der Leihversion vorfühlen.
Story 8/10
Bild 6/10
Ton 4/10
Extras –Equipment:
Epson TW 4400 LPE (kalibriert) / 110"
Gammalux
Pioneer VSX 920-K
Boxen: Braun M15 + Teufel M 550 FCR
(Front) / Teufel Dipol M 550 (Rear) / 2x Teufel M 5500 SW
(Sub)
HTPC
Geschrieben: 15 Juli 2011 19:35
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Serientäter
Blu-ray Profi
Aktivität:
Wieder ein sehr schöner Review! Der Kritik zum Filminhalt kann ich
voll und ganz zustimmen. Ich würde sogar nur 7/10 vergeben. Zu Bild
und Ton kann ich nichts sagen, da ich den Film "nur" als DVD
besitze.
Geschrieben: 16 Juli 2011 10:27
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Blu-ray Guru
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Bedankte sich 27967 mal.
Erhielt 33289 Danke für 14304 Beiträge
Sawasdee1983 ist im Urlaub
Sehr tolle Review, habe den Film auch auf BD und kann in allen
Belangen zustimmen, nur hätte ich beim Film eher 9 Punkte gegeben,
aber nur weil sich der Anfang etwas zog, aber dann der Film richtig
cool war und ja bin ein großer John Wayne Fan. Vom Bild her ist
z.B. Big Jake einen Tick besser.
MfG Pierre
Sawasdee1983
Kommentar-Mod, Forenmoderation
Serienbereich
Geschrieben: 17 Juli 2011 19:04
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Blu-ray Starter
Aktivität:
Very well written Review! :)
Schade, dass auf technischer Seite, vor allem bei der Bildqualität
nicht mehr drin gewesen ist. Dennoch werde ich mir diesen Klassiker
unbedingt auf Blu-ray zulegen.
Geschrieben: 17 Juli 2011 19:48
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Steeljunkie Extreme
Blu-ray Sammler
Aktivität:
Super Review...vielen Dank dafür!!!!
Gruß Thomas
Legends may sleep - but they never
die!!
Als Gott mich schuf stand der Teufel im
Stillgestanden!!
Geschrieben: 21 Juli 2011 04:24
Gutes Review, als John Wayne Fan werde ich ihn mir zulegen, obwohl
er nicht zu seinen besten Filmen zählt
"America is the only country that went from
barberism to capitalism without civilization in between." - Oscar
Wilde