PilotsEYE.tv - Frankfurt - Los Angeles
Für gewöhnlich ist die Tür zum Cockpit geschlossen und man kann
sich von seinem Sitz aus kaum vorstellen, was der Flugkapitän und
der (Senior) First Officer gerade für Aufgaben bewältigen. Man
lehnt sich zurück, hofft, dass der Flieger schnell zur Startbahn
rollt, Turbulenzen erspart bleiben und man pünktlich am Zielort
ankommt. Was hinter den Kulissen passieren muss, um diesen frommen
Wünsche nachzukommen, zeigt ein weiterer Film der erfolgreichen
PilotsEYE.tv Reihe. Der Zuschauer kann dem Piloten über die
Schulter schauen und erlebt dank insgesamt sechs Kameras das
Geschehen hautnah mit. Erleben Sie die Faszination Fliegen aus
einer völlig neuen Perspektive!
Story
Lufthansa-Flug Nummer 456 (LH 456) auf dem Weg von Frankfurt nach
Los Angeles. Es ist der 11. Januar 2010 als die Boeing 747-430 im
verschneiten Deutschland zum zehneinhalbstündigen Flug abhebt.
Kapitän Norbert Wölfe begrüßt die Passiere an Bord und erläutert im
späteren Verlauf, welche Städte sie auf ihrer Route überfliegen
werden. Nach seinen 38 Dienstjahren ist die Zeit gekommen, Abschied
vom Berufsalltag zu nehmen. Doch bevor für ihn der dritte
Lebensabschnitt beginnt, freut sich Norbert über seinen letzten
Flug zur Lieblings-Destination: Der US-amerikanischen Westküste.
Dabei führt die Route über Dublin, den Nordatlantik, Labrador und
Denver, von wo es vorbei an Las Vegas schließlich zum Zielflughafen
Los Angeles geht. Dank 200 km/h Rückenwind erreicht LH 456 diesen
bei schönstem Wetter sogar 20 Minuten früher als geplant. Nach
einem kurzen “Welcome in L.A.” mit beeindruckendem Ausblick über
die Stadt der Engel und einem Besuch im “Getty Museum”, tritt
Norbert und seine Crew am darauffolgenden Tag wieder die Heimreise
an.
PilotsEYE.tv - Los Angeles führt im bewährten Stil die Erfolgsserie
fort, setzt jedoch im Vergleich zu seinen Vorgängern neue Akzente.
Neben dem vor allem technischen Schwerpunkt, lässt Regisseur Thomas
Aigner diesmal die persönliche Geschichte von Lufthansa-Flottenchef
Norbert Wölfe und dem letzten Flug vor seiner Pensionierung
einfließen. Der Zuschauer baut eine größere emotionale Bindung zum
Film auf und der sonst eher schmale Fokus auf das technische
Geschehen im Cockpit erweitert sich merklich.
Auch die zahlreichen Erläuterungen der Crew-Mitglieder betreffend
der Flugroute, den Besonderheiten bei der Freigabe von Lufträumen,
dem Wetter sowie den unterschiedlichen Eigenschaften der Flughäfen,
ermöglicht es dem Laien, sich einfacher mit der anspruchsvollen
Thematik vertraut zu machen. Dazu steht auch eine optionale
Untertitelspur zur Verfügung, die Funksprüche, Befehle und weitere
Kommunikation aus der Fachsprache übersetzt.
Vielseitigkeit und Abwechslung wird auch beim neuesten Film der
PilotsEYE.tv Reihe großgeschrieben. Die bereits erwähnten sechs
Kameras ermöglichen einen abwechslungsreichen Schnitt, der neben
den Cockpit-shots auch großzügigen Raum für unzählige
Landschaftsaufnahmen schafft. Mal sind es die wunderschönen Bilder
beim Durchbrechen der Wolkendecke, mal ist es der Blick auf die
Rocky Mountains oder auch die klare Sicht auf Las Vegas. Bei der
Präsentation kommt ein wenig Retro-Feeling auf, denn einige der
Szenen werden als Split-Screens gezeigt und liefern so in kurzer
Zeit viele unterschiedliche Einstellungen. Obwohl man es zumindest
aus dem Cockpit nicht unbedingt erwarten würde, zeichnen sich diese
durch eine bemerkenswert entspannte Atmosphäre aus.
Norbert Wölfe und seine Crew sind die Ruhe selbst. Locker übergibt
der Kapitän mit “You have control” zeitweise die Kontrolle an
Senior First Officer Matthias Baur und widmet sich währenddessen
den Zuschauern, um Flugmanöver, technische Details oder persönliche
Geschichten sehr anschaulich zu erzählen. Unvergessen bleibt z.B.
folgendes Zitat: “Ich hab’ in der Regel keine Probleme wieder
einzuschlafen [in der ersten Nacht]. Manchmal les’ ich ‘n bisschen
oder guck’ ins amerikanische Fernsehen, das hilft mir besonders
schnell beim Einschlafen.” Auch beim kurzen Aufenthalt in L.A.
sorgt Norbert mit seinem unverwechselbaren Humor für großartige
Unterhaltung und lässt neben den Stadtimpressionen persönliche
Geschichten einfließen. Einzig der Aufenthalt in Los Angeles hätte
eindeutig länger ausfallen können, denn neben einem Besuch im Getty
Museum, einem Blick auf die Skyline und kurzen Sequenzen hätte man
sich als Zuschauer gewünscht, mehr über die größte Stadt in
Kalifornien zu erfahren.
Bild
Ausgestattet ist der Blu-ray Transfer mit einem MPEG-2 kodierten
Bild bei einer Auflösung von 1080i50 und einem Seitenverhältnis von
1.78:1. Bei der Bewertung der Bildqualität ist klar, dass man
natürlich nicht von Hollywood-Standards ausgehen kann, sondern
allein schon aus Platzgründen bei der Produktion auf kompakte
HDV/HD-Cam Kameras zurückgegriffen wird. Im Rahmen dieser
Möglichkeiten, erfüllt der digitale Transfer voll und ganz seine
dokumentarische Funktion. Vor allem bei den Cockpit-shots sind alle
Knöpfe, Hebel und Beschriftungen perfekt zu lesen und lassen keine
Unschärfen zu. Bei vereinzelten Landschaftsaufnahmen oder
ungünstigen Lichtverhältnissen ist verstärktes Rauschen
festzustellen, welches sich jedoch zu keinem Zeitpunkt störend
auswirkt. Das Kontrastverhältnis ist sehr ausgewogen und ermöglicht
einen soliden Schwarzwert. Natürlich fallen auch die Farben aus,
die insbesondere bei den Außenaufnahmen kräftig und strahlend
erscheinen. Dabei bleiben beispielsweise die schönen Impressionen
in Los Angeles in Erinnerung, die in warme, stimmungsvolle Farben
der kalifornischen Sonne getaucht sind. Auf technischer Seite gibt
es bei genauem Hinsehen leider zusätzlich einen Punkt Abzug durch
leichte Kompressionsartefakte, wofür der schon etwas in die Jahre
gekommene MPEG-2 Codec in Kombination mit einer relativ niedrigen
Datenrate verantwortlich ist.
Ton
Der Ton, ebenso wie der Audiokommentar, liegt in Dolby Digital 2.0
vor, bei einer Datenrate von 224 kbps. Die wohl wichtigste Aufgabe
der Audiospur ist in diesem Fall gute Verständlichkeit. Dazu tragen
separate Mikrofone für die gesamte Crew und eine saubere Abmischung
maßgeblich bei. Trotz Nebengeräuschen sind alle Stimmen und Dialoge
daher sehr gut zu verstehen. Auch die Durchsagen des Kapitäns an
die Passagiere sind nun gut zu hören, was in den vergangenen Folgen
nicht immer der Fall ist. Gelungen ist auch der entspannte Score
aus Chill-Out und Jazz, der bestens mit den faszinierenden
Luftbildern harmoniert.
Ausstattung
• Gratulation der Kollegen (10 min, 1080i)
• Trailer (3 min, 1080i)
• Audiokommentar des Kapitäns
Es gibt insgesamt nur 10 Minuten Bonus-Material, aber dafür lohnen
sich diese umso mehr. Einige von Norberts Kollegen beglückwünschen
ihn zu seiner erfolgreich abgeschlossenen Karriere. Eintönige
Lobeshymnen findet man vergeblich, denn stattdessen sorgen lyrische
Dichtungen für herzerfrischende Momente – Stefan Frenz (Supervisor
Tower Frankfurt a.M.) beweist großes Talent! Außerdem befindet sich
ein dreiminütiger Trailer auf der Disc sowie eine zweite Tonspur,
die einen zusätzlichen Audiokommentar des Flugkapitäns Norbert
Wölfe beinhaltet. Auch wenn es sehr unterhaltsame zehn Minuten
sind, fallen die Extras recht knapp aus und lassen Luft nach
oben.
Fazit
Technisch erfüllt der Transfer seinen Zweck und dokumentiert
detailgetreu alle Geschehnisse auf HDV Niveau. Dank guten
Kontrasten und natürlichen Farben ist die Bildqualität sehr
ausgewogen. Dem kann auch stellenweises Rauschen keinen Abbruch
tun, lediglich leichte Kompressionsartefakte beim MPEG-2 Codec sind
bei genauem Hinsehen vereinzelt festzustellen. Beim Sound überzeugt
die Dolby Digital Stereo-Tonspur insbesondere bei
Sprachverständlichkeit durch eine feine Abmischung.
Wann hat man schon mal die Gelegenheit, während des Flugs, dem
Piloten über die Schulter zu schauen und dazu noch umfassende
Erklärungen zu bekommen? PilotsEYE.tv macht es möglich und spricht
dabei die volle Bandbreite von Fliegereibegeisterten bis
Hobby-Piloten an. Im neuesten Film der Reihe fließt neben dem
fachlichen Schwerpunkt auch die persönliche Geschichte von
Lufthansa-Flottenchef Norbert Wölfe mit ein, was den Flug nach Los
Angeles äußerst lebendig und abwechslungsreich gestaltet. Sehr
empfehlenswert!
Story: 8/10
Bildqualität: 7/10
Tonqualität: 7/10
Ausstattung: 6/10
Gesamt: 7/10
Kaufempfehlung: 7/10
Testgeräte
Projektor: Mitsubishi HC-6000
BD-Player: PlayStation 3
AV: Denon AVR-4308
LS: B&W 704
Screenshots (Um zur vollen Auflösung zu gelangen,
einfach auf die Vorschau klicken)