Ein Film der definitiv en größeresPublikum verdient
Black Dynamite Blu-ray
Review
Gerade Parodien und Satiren haben es schwer und für jeden
gelungenen Versuch, z.B. Die Nackte Kanone, gibt es zahllose andere
Beispiele, die in Albernheit und Belanglosigkeit versinken (Date
Movie, 300 Parodie, etc.). Die Macher von Black Dynamite haben die
Latte gleich noch einmal höher gelegt, weil sie – wie der Titel
bereits andeutet – das Genre der Blaxploitation Filme durch den
Kakao ziehen – in Zeiten von Political Correctness kein
risikofreies Unterfangen. Dennoch: Shaft, Foxy Brown & Co
bekommen ihr Fett weg und die 70er Jahre feiern fröhliche
Wiederauferstehung.
Story
Der beste Mann, den die CIA je
hatte – Agent Black Dynamite mit der Lizenz zum Töten – hat sich
desillusioniert aus dem dreckigen Agentengeschäft zurückgezogen und
sorgt nun als schwarzer Robin Hood (Kampfstil Black Kung Fu) in
seinem Heimatviertel gelegentlich für Recht und Ordnung. Als sein
Bruder erschossen wird, nimmt Black Dynamite die Jagd nach dem
Täter auf, die Nunchakus in die Hände und prügelt sich durch Horden
von Gegnern auf der Suche nach dem Mörder. Schon bald vermutet er
Drogenhändler hinter der Tat, doch je näher er den Verantwortlichen
kommt, desto mehr entdeckt er, dass sein Bruder eine Randfigur in
einer sehr viel sinisteren Verschwörung war...
Black Dynamite ist vor allem eines: Saukomisch. Der auf 70er Jahre
getrimmte Look des Films, Afrofrisuren und Schlaghosen versetzt den
Zuschauer sofort (wieder) in die entsprechende Zeit. Der super
coole schwarze Shaft- , Jim Brown-, Bond-, Bruce Lee-Verschnitt ist
eine Hauptfigur, die perfekt den damaligen Zeitgeist mit Hilfe
einer Unmenge an Regieeinfällen wiederspiegelt und den
beabsichtigten 70er Jahre B-Movie Trash erzeugt. Zwar wirkt alles
trashig, ist aber wohl durchdacht und bis ins kleinste Details
stimmig. Selbst der größte Unsinn macht Spaß, weil die Schauspieler
das zwar ernst nehmen, aber nie in Klamauk abgleiten lassen. Allein
die Namen der Charaktere – unübersetzbar – lösen Lachanfälle aus.
Die wilde Jagd nach Verschwörern, das Bewahren von 6jährigen
Waisenkindern vor Heroin und sein wohl dosiert eingesetzter
Nunchaku fordern Black Dynamite zwar, aber er zeigt auch bei der
Konfrontation mit Richard Nixon keine Schwäche.
Ein Superheld größer als das Leben. Das wahre Wunder allerdings
ist, das sowohl Weiße wie Schwarze (und alle übrigen Rassen)
darüber lachen können. Obwohl die deutsche Synchronisation
teilweise dank guter Dialogregie wirklich gelungen ist, bleibt doch
so mancher Gag unübersetzbar und somit subversive Subtexte auf der
Strecke – Spaß macht der Film allerdings auch auf Deutsch.
Bildqualität
MPE4-AVC Codec, Vollbild (16:9
1,85:1), Auflösung 1920*1080p
Der Film eifert auch bei der Bildqualität realen Vorbildern nach.
Das Bild ist sehr grieselig und das deutliche Graining fast
durchweg sichtbar – ein Ergebnis der Verwendung von 16mm
Film.
Die BQ ist sehr schwierig zu bewerten, z.B. sind viele dunkle
Szenen absichtlich schlecht ausgeleuchtet, was zu sehr
inkonsistenten Eindrücken beim eigentlich sehr guten Schwarzwert
führt. Während die Farbpalette reduziert ist und mit warmen, satten
Farben sowie Sepia- und Brauntönen operiert, weist das Bild ab und
an einen Stich ins gelbliche und grünliche auf - das merkt man dann
auch an den eigentlich natürlichen Gesichtsfarben. Dennoch sind
Durchzeichnung und Texturierung des Bildes sehr gut und verstärken
den Eindruck, einen guten Transfer zu sehen. Dazu trägt auch bei,
dass keine Artefakte zu sehen oder Doppelkonturen festzustellen
sind.
Die Schärfe ist vor allem im Nahbereich sehr gut und produziert
viele Details. Im Fernbereich ist das nicht so - schon aufgrund des
verwendeten Film- bzw. Kameramaterials mangelt es an Schärfe und
Plastizität. Der Gesamteindruck ist folglich zwiespältig,
wirkliches HD Feeling stellt sich nur ganz selten ein. Das war
allerdings auch nicht beabsichtigt und liefe der Intention des
Films zuwider. Der Film ist so portiert worden, wie er auch im Kino
zu sehen war, somit liegt hier hervorragender Transfer vor, weil
das Bild genau den Eindruck hervorruft (70er Jahre Billig Trash),
den die Macher erzielen wollten.
Tonqualität
Na also, es geht doch: Black Dynamite kommt sowohl mit deutscher,
als auch englischer DTS HD-MA 5.1 Spur. Der Sound ist hervorragend.
Die Effekte sind in den aufwändigeren Actionszenen, Schusswechseln
und Nunchaku Kämpfen kraftvoll, scharf und knackig. Dort kommt
Surroundgefühl auf, obwohl die Audiospur recht frontlastig
ausgefallen ist. Daher sind Dialoge immer verständlich und in der
deutschen Tonspur nochmals etwas in den Vordergrund gerückt worden;
ein Zuviel an Räumlichkeit sollte man aber nicht erwarten.
Vor allem die Musikwiedergabe des 70er Jahre Soundtracks ist eine
Klasse für sich. Dieser überzeugt mit sehr ausgewogener,
dynamischer und natürlicher Wiedergabe. Das gilt nicht nur für die
Technik, auch inhaltlich begeistert der Soundtrack Musikliebhaber
und -kenner mit einigen Perlen und produziert so manchen Lacher.
Der Soundtrack erweckt den beabsichtigten 70er Jahre Billigeindruck
und parodiert ihn gleichzeitig – das ist teilweise großartig
gelungen und absolut Oscar reif – nicht dass ein solcher Film
jemals nominiert werden würde.
Bassattacken, bzw. Subwoofergetöse vermisst man hier nicht, da der
Sound auch so in den Action- bzw. Kampfszenen klasse ist. Obwohl
hier kein audiophiles Klangfeuerwerk gezündet wird, darf man sich
über eine hervorragende Audiospur freuen, die mit bestechender
Natürlichkeit und hoher Dynamik besticht.
Ausstattung
Die Zusatzausstattung dieses
Blu-ray Release ist fast perfekt. Die schiere Masse an Deleted
Scenes, Berichte vom Comic Con, alternate Endings, Gag Reels und
Berichte zu den Dreharbeiten lässt nicht nur vom Umfang her keine
Wünsche offen, sondern steigert den Spaßfaktor durch tollen
Unterhaltungswert, auch nach dem Schauen des Films nochmals
deutlich und sorgt für echtes Vergnügen. Hier heißt es, auf
Entdeckungsreise zu gehen – es lohnt sich.
Der Kommentar von Regisseur Sanders, Barry Minns (Co-Autor) und
Michael Jai White, ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch
lehrreich, da man sowohl auf die Originalvorlagen der Parodie
eingeht, als auch die technischen Herausforderungen beim Drehen,
Schneiden und Vertonen des Films thematisiert. Andere Beiträge
beziehen den Cast mit ein und thematisieren die Entwicklung der
Charaktere, oder gehen tiefer auf das Blaxpoitatioin Genre ein.
Nahezu alle Beiträge sind in HD, abgerundet wird das Ganze durch
eine Unmenge an Deleted, Extended und Additional Scenes (SD) und
interessantem BD-Live Content - die Ausstattung erzielt eine klare
9 Punkte Wertung.
Fazit
Die technischen Qualitäten des Black Dynamite Releases überzeugen.
Zwar erzielt das Bild naturgemäß keine Höchstnoten, da es der
Intention der Filmemacher widerspräche, sich sowohl optisch wie
inhaltlich an die Genrevorbilder anzulehnen, ist aber dennoch ein
gelungener Transfer des Ausgangsmaterials. Der Film ist sicher
nicht jedermanns Sache.
Die Parodie wendet sich an ein Publikum, das mit Begriffen wie Jim
Brown, Shaft und Pam Grier (Foxy Brown) etwas anfangen kann und
sich weder von den gezeigten Afro-Frisuren, noch vom 70er Jahre
Soundtrack in die Flucht schlagen lässt. Eine hervorragende
Parodie, die sich nicht zu ernst nimmt, aber eben auch nicht in
debilen Humor oder Billigklamauk abrutscht und schon jetzt das Zeug
hat, demnächst Kultstatus zu besitzen. Ein absolutes Must Have für
Filmfans, die über den Tellerrand des modernen 08/15 Kinos
hinausschauen und das geeignete Material für eine feuchtfröhliche
Herrenrunde – Lachsalven sind garantiert.
Gesamtwertung:
Story
9P
Bild 7P
Audio
9P
Extras
9P
Kaufempfehlung:
9/10
Equipment:
TV: Sharp Aquos 46"
LCD, 100 Hz, 24p
AV-Receiver: Marantz SR5003
Lautsprecher: Teufel Theater 80
"America is the only country that went from
barberism to capitalism without civilization in between." - Oscar
Wilde