Der schmale Grat (CineProject) Blu-ray
ReviewKaum ein anderer lebender Filmemacher genießt in Hollywood einen
ähnlich legendären Ruf wie Terrence Malick. Da ist es umso
erstaunlicher, dass er bis zum heutigen Tag lediglich bei sechs
Spielfilmen Regie führte. Grund dafür sind teils jahrzehntelange
Unterbrechungen, in denen er keinen Film drehte. Sein legendärer
Status gründet auf Malicks ersten beiden Filmen, dem Gangsterdrama
Badlands – Zerschossene Träume (1973) sowie der
Dreiecksgeschichte
In der Glut des Südens (1978).
Badlands inspirierte viele Jahre später Oliver
Stone und Quentin Tarantino zu ihrer Killergroteske
Natural Born Killers,
während
In der Glut des Südens vor allem durch
seine außergewöhnliche Fotografie auffällt. Die Außenaufnahmen
wurden hier während des Sonnenauf- bzw. -untergangs gefilmt.
Ähnlich wie Stanley Kubrick bei
Barry Lyndon verzichtete
Malick dabei ebenfalls auf künstliche Lichtquellen, was die
Dreharbeiten teilweise auf eine Zeitspanne von lediglich 30 Minuten
pro Tag beschränkte. Auch der Kriegsfilm
Der schmale
Grat, der nun auf Blu-ray vorliegt, enthält viele
Markenzeichen des Ausnahmeregisseurs.
Story:
Im Jahr 1942 ist der Pazifikkrieg in vollem Gange. Es ist der
Vorabend der Invasion von Guadalcanal, einer strategisch wichtigen
Insel nördlich von Australien, auf der die japanischen Streitkräfte
einen Flugplatz unterhalten. Auch die C(harlie)-Kompanie der
US-Infanterie bereitet sich auf die Invasion der Insel vor. Die
Stimmung an Bord des Transportschiffs ist geprägt von Unsicherheit
und nackter Angst. Niemand weiß genau, was die Soldaten auf dem
kleinen, tropischen Eiland erwartet. Nur eines ist sicher:
Guadalcanal muss um jeden Preis erobert werden. Oberbefehlshaber
der Operation ist der unbarmherzige Colonel Tall (N. Nolte), der
sich von einem schnellen Sieg nichts anderes als persönlichen Ruhm
erhofft. Captain Staros (E. Koteas) dagegen geht das Wohl seiner
Männer über alles. Ein Konflikt zwischen ihm und dem Colonel
scheint unausweichlich, denn der Feind leistet erbitterten
Widerstand.
Die Thematik selbst ist nur zu gut bekannt und unterscheidet sich
kaum von anderen Kriegsfilmen. Doch wie jeder große Regisseur, der
bisher einen Kriegsfilm inszeniert hat, so drückt auch Terrence
Malick dem Genre seinen ganz eigenen Stempel auf. Die Grauen des
von Menschenhand entfesselten Krieges stellt der Regisseur einer
gleichermaßen wunderschönen wie gleichgültigen Natur gegenüber, die
die allgegenwärtige Zerstörung nahezu gleichmütig über sich ergehen
lässt. In Worte gefasst wird dieses innere Spannungsfeld des Films
von dem einfachen Soldaten Private Witt (J. Caviezel), der im
weiteren Verlauf immer wieder über die Motivationen des Menschen
und seinen Platz innerhalb der Natur reflektiert und auf diese
Weise die Wurzel des Bösen ergründen will. Somit erhält der Film
einen tiefgründigen, philosophischen Überbau, der in krassem
Gegensatz zu dem allgegenwärtigen Grauen steht, das sich auf den
Schlachtfeldern zuträgt.
Diesen intellektuellen und zutiefst humanistischen Ansatz kleidet
Malick in geradezu poetische Bildkompositionen, durch die sich
viele seiner Filme auszeichnen. So glaubt man zeitweise eher einer
Naturdokumentation zu folgen. Auch filmt Malick wieder viele Szenen
während der einzigartigen Lichtverhältnisse der „Magic Hour“. Doch
auch der verlustreiche Kampf gegen einen nahezu unsichtbaren Feind
kommt nicht zu kurz. Mit der Kamera immer hart am Mann, zeigt er
die dramatische Erstürmung eines Hügelkamms aus nächster Nähe. Das
Terrain aus hohem Grasland bildet dazu eine faszinierende
Kulisse.
Da
Der schmale Grat der erste Film Malicks seit 20
Jahren ist, wollten sich viele Stars diese Gelegenheit offenbar
nicht entgehen lassen, so dass der Zuschauer hier viele bekannte
Gesichter wieder erkennt. Der Film profitiert von seiner
hochkarätigen Besetzung ungemein. Nick Nolte als fanatischer
Einpeitscher liefert hier eine brillante Vorstellung ab. Aber auch
Sean Penn, der hier das rationale Gegenstück zu dem träumerischen
Witt bildet oder Elias Koteas als umsichtiger Captain, verleihen
ihren Rollen eine bemerkenswerte Tiefe.
Bildqualität:
Technik: Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 2,35:1,
Auflösung 1080p
Der Bildtransfer ist überaus gelungen. Vor allem die extrem gute
Tiefenschärfe begeistert von der ersten Minute. Auch in
Nahaufnahmen offenbart sich eine exzellente Detailzeichnung, die
nur selten von minimalen Unschärfen gestört wird. Die Farben
bleiben zu jeder Zeit natürlich und liefern in Verbindung mit guten
Kontrastwerten einen plastischen Gesamteindruck. Das Filmkorn
bleibt erhalten, drängt sich aber nie unangenehm in den
Vordergrund. In einigen wenigen Szenen ist der Schwarzwert nicht
ganz auf der Höhe und zeigt nur ein dunkles Grau. Darüber hinaus
wird der Bildtransfer der anspruchsvollen Fotografie immer
gerecht.
Tonqualität:
Technik: Deutsch DTS 5.1
Besonders auf den Frontkanälen bietet der Film zu jeder Zeit ein
gut differenziertes Stereopanorama. Die Surroundkanäle werden
hauptsächlich während der Kampfszenen einbezogen. Dann entsteht ein
guter Rundumklang, der den Zuhörer voll in das Geschehen
einbezieht. Die Dialoge sind auch in diesen Szenen jederzeit sehr
gut verständlich. Der Subwoofer wird ebenfalls durchgängig
angesprochen und trägt damit zu einer guten Dynamik bei. Natürlich
ist es nicht nur unter thematischen Aspekten verlockend, den Film
mit der Spielberg/Hanks-Produktion
The
Pacific zu vergleichen. Hier werden der
vorliegenden Tonspur, besonders was Dynamik, Druck und fein
differenzierte Details angeht, allerdings schnell ihre Grenzen
aufgezeigt.
Ausstattung:
Die Zusatzausstattung präsentiert sich erfreulich umfangreich.
Neben einem Audiokommentar mit Productiondesigner Jack Fisk,
Produzent Grant Hill und Kameramann John Toll, gehen drei ca.
20minütige Features auf einzelne Aspekte des Films ein. Es kommen
die Darsteller zu Wort, es wird die Schnittarbeit näher beleuchtet,
und Komponist Hans Zimmer gibt Einblicke in die Entstehung des
meist träumerischen bis sakralen Soundtracks. Vervollständigt
werden die Extras von acht entfallenen Szenen, einem Trailer und
fünf original Wochenschauen aus den 1940er Jahren, die die Invasion
von Guadalcanal thematisieren. Sehr interessant! Alle Extras liegen
in High Definition vor.
Fazit:
Aus technischer Sicht liefert Fox hier eine gelungene
Veröffentlichung ab. Bis auf wenige kleine Schwächen ist der
Bildtransfer erstklassig. Auch der Ton wird den Anforderungen eines
Kriegsfilms gerecht, ohne dabei allerdings zu irgendeiner Zeit
Referenzwerte zu erreichen. Die Extras geben einen informativen und
fundierten Einblick in die Produktionsphase des Films. Leider kommt
der öffentlichkeitsscheue Regisseur nicht zu Wort.
Terrence Malick verfolgt mit seinem Kriegsfilm einen ungewöhnlichen
Ansatz. Philosophisch und poetisch zugleich, reflektiert der Film
die Stellung des Menschen innerhalb der Schöpfung und hinterfragt
dabei die Einflussmöglichkeiten des Einzelnen auf das eigene
Schicksal. Die Antworten auf diese Fragen bleiben allerdings dem
Zuschauer überlassen. So ist
Der schmale Grat dann
auch kein gradliniger Kriegsfilm im eigentlichen Sinn. Freunde
aufwändig inszenierter Kriegsaction kommen aber dennoch voll auf
ihre Kosten. Darüber hinaus erreicht die Anzahl der Stars hier
beinahe Kompaniestärke, was dem Film einen zusätzlichen Reiz
verleiht.
Kurzbewertungen:
Story: 9/10
Bild: 9/10
Ton: 8/10
Extras: 7/10
Gesamt*: 8/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 9/10
Die Kaufempfehlung der Der schmale
Grat Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter
Berücksichtigung der Story berechnet.Testgeräte:
TV: Pioneer PDP-LX5090 (50“) (kalibriert)
BDP: Pioneer BDP-LX71
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W (Main), Teufel (Surround)