Bulletproof Gangster (OT: Kill the Irishman) -
Review
Wenn es um Mafia Filme geht, kommt man an Meisterwerken wie
Der Pate,
Es war einmal in Amerika und
Goodfellas nicht vorbei. Obwohl es natürlich
nicht ganz fair ist, Bulletproof Gangster (im Original: Kill the
Irishman) mit diesen Filmen zu vergleichen, sind die Erwartungen an
den Newcomer hoch, denn die wahre Geschichte um Danny Greene
verspricht, spannend und dramatisch zu werden. Ist Regisseur und
Drehbuchautor Jonathan Hensleigh die Umsetzung trotz Low Budget
Produktion gelungen oder sollte man sich anderen Mobster Streifen
zuwenden?
Story
Aufgewachsen als irisches Waisenkind, hatte es Danny Greene (R.
Stevenson) nicht leicht in seiner Kindheit. Doch dank eines hohen
Maßes an Disziplin und seiner unkonventionellen Art ist es ihm
gelungen, den zuvor amtierenden Präsidenten der
Hafenarbeitergewerkschaft an den Docks von Cleveland, vom Thron zu
stoßen. Bei seinem Führungsstil überschreitet Greene jedoch die
Grenzen der Legalität und wird in zahlreichen Punkten, wie
Erpressung und Diebstahl angeklagt. Nur dank eines Deals mit dem
FBI, diese regelmäßig mit Informationen über das organisierte
Verbrechen im Norden Ohios zu versorgen, bleiben Greene zehn Jahre
Gefängnis erspart. Als Danny einen Job als Schuldeneintreiber bei
Kredithai Shondor Birns (C. Walken) annimmt, gerät er immer tiefer
in die Kreise der Unterwelt und wird damit Teil der Mafia, die
bereits seit Jahrzehnten die Stadt fest im Griff hat. Nach
unzähligen Aufträgen, kommt es zwischen Danny Greene und der Mafia
zu stetig größeren Auseinandersetzungen. Greene wird damit zur
Zielscheibe der Mafia, was in den 70er Jahren schließlich zu
brutalen Revierkämpfen führte und Cleveland zu einem
Kriegsschauplatz gemacht hat.
Die Entscheidung, den irisch-englischen Schauspieler Ray Stevenson
für die Darstellung von Danny Greene zu besetzen, war definitiv
eine sehr gute. Zum einen gelingt es Stevenson hervorragend, den
irischen Stolz und taffe Durchsetzungskraft glaubhaft zu verkörpern
und zum anderen ist es gleichzeitig eine sympathische Wirkung, die
der Zuschauer empfindet. Denn Danny Greene ist kein plumper
Gangster, der blind den Aufträgen der Mafia nachkommt, sondern
seinen eigenen Idealen und Vorstellungen folgt. Somit ist der
spätere Krieg zwischen Greene und der Mafia eine logische
Konsequenz daraus. Bulletproof Gangster zeichnet sich durch eine
sehr gradlinige und weitgehend schnörkellose Handlung aus. Das
trägt zwar zu einer guten Verständlichkeit bei, lässt aber bei
einer Laufzeit von nur 106 Minuten wenig Raum, die Charaktere im
Detail besser vorzustellen. Die Handlungsabschnitte reihen sich zu
schnell aneinander und gehen zu wenig auf Hintergründe der
Protagonisten selbst ein. Insbesondere Christopher Walken ist in
seiner Rolle zu kurz präsent und kratzt dadurch zu sehr an der
Oberfläche. Schließlich ist er einer der Schlüsselfiguren, die
Danny Greene dazu veranlasst, sich gegen die Machenschaften der
Mafia aufzulehnen.
Wenn man sich jedoch etwas von der Vorstellung ausgeprägter
Charakterstudien löst, erwarten einen interessante und bewegende
Einblicke in die wahren Begebenheiten der Mafia-Szene der 70er
Jahre in Cleveland. Dabei kommt zu keinem Zeitpunkt auch nur der
Anflug von Langeweile auf, denn neben Action Szenen, die sich
verstärkt im letzten Drittel des Films in Form von unzähligen
Autobomben-Explosionen ereignen, unterstützt historisches
Archivmaterial, wie die Szene der Festnahme von Danny Greene, den
geschichtsträchtigen Hintergrund. Weniger authentisch erscheinen
dagegen die eingesetzten CGI-Effekte, wie Explosionen. Ohne genau
hinsehen zu müssen, wird Feuer innerhalb von deutlich sichtbaren
Abgrenzungen gehalten und sieht dementsprechend so aus, als wenn
eine Ebene über dem Auto brennt und nicht der Wagen selbst. Auch
bei komplexen Strukturen wie Haaren, sind Greenscreen Hintergründe
leicht erkennbar. Da es sich um eine Low-Budget-Produktion handelt,
sind diese Abstriche bei den Special Effects allerdings
nachvollziehbar. Insgesamt bietet Bulletproof Gangster
bemerkenswerten Stoff, der vor allem durch die großartigen
Leistungen von Ray Stevenson, Vincent D'Onofrio und Christopher
Walken überzeugt. Um sich mit den Mobster Klassikern messen zu
können, fehlt es hingegen noch am Drehbuch. Die Gedankengänge der
Protagonisten müssten dazu noch besser nachvollziehbar sein und die
Übergänge der Handlungsstränge sollten noch flüssiger werden, so
dass der Film nachhaltiger im Gedächtnis bleibt.
Bild
Universal Pictures Home Entertainment stattet den Blu-ray Transfer
mit einem VC-1 kodierten Bild bei einer Auflösung von 1080p/24p und
einem Seitenverhältnis von 1.78:1 aus. Aus technischer Sicht gibt
es bei der Bildqualität kaum etwas zu bemängeln. Ein sehr hoher
Schärfegrad, exzellente Kontraste und gut gesättigte Farben
vermitteln erstklassigen HD Genuss. Da mit digitalen Kameras
gedreht wurde, ist kein Filmkorn im klassischen Sinne zu finden,
lediglich sehr dezentes digitales Rauschen legt sich über einzelne
Szenen. Anzeichen von deutlicher Rauschreduktion oder künstlicher
Kantenschärfung sind nicht festzustellen, ebenso wenig sind
Kompressionsartefakte zu finden.
Obwohl bei der Bearbeitung Wert auf eine erdige Farbabstimmung und
guten Schwarzwert gelegt wurde, sieht man dem Bild sofort an, dass
die Optik nicht in die 60er und 70er Jahre passt. Dazu fehlt es vor
allem an Tiefenschärfe und einem rauen, härteren Look. Zu
Autobomben und Mafia-Übergriffen passt einfach kein weiches,
blitzeblank-super-poliertes Erscheinungsbild. Mit entsprechenden
Stilmitteln hätte diese Diskrepanz zumindest teilweise vermieden
werden können.Abgesehen vom künstlerischen Aspekt, erreicht die
Blu-ray Umsetzung in puncto Schärfe Referenzwerte und liefert das
technisch bestmögliche Ergebnis.
Ton
Der englische Originalton liegt in DTS-HD MA 5.1 vor, währenddessen
es bei der deutschen Tonspur leider nur bei DTS 5.1 bleibt. Trotz
dieser technischen Einschränkung schlägt sich diese ordentlich und
liefert klaren Sound, vor allem in den Mitten und Höhen. Dialoge
verteilen sich zu 90% auf die vorderen Lautsprecher, währenddessen
der Soundtrack sowie einige Soundeffekte auch von hinten zu hören
sind. Die Abmischung ist zu Gunsten einer guten
Sprachverständlichkeit ausgefallen, denn Soundtrack und Effekte
sind nicht zu laut ausgesteuert. Nur die zahlreichen Explosionen
könnten deutlich mehr Bass und Druck vertragen. Der Subwoofer kommt
daher verhältnismäßig wenig zum Einsatz, was etwas schade
ist.
Ausstattung
• Hinter den Kulissen Interviews (8 min, SD)
• Unveröffentlichte Szenen (4 min, SD)
Bei der Ausstattung hat Universal leider etwas gespart. Innerhalb
der übersichtlichen acht Minuten bekommt man kurze Erläuterungen
von Ray Stevenson, Christopher Walken und Vincent D'Onofrio zu
ihren jeweiligen Rollen. Doch kaum hat Stevenson ein paar Worte
verloren, kommt schon Walken an die Reihe. Nach den Darstellern,
gewähren die Produzenten noch einen Blick hinter die Kulissen, wie
den Drehorten und die Entstehung der Special Effects. Alles in
allem hätten die Bonus Features deutlich umfangreicher ausfallen
können und zusätzliches Hintergrundwissen zum geschichtlichen
Hintergrund fehlt bedauerlicherweise gänzlich.
Fazit
Technisch liefert Universal einen ausgezeichneten Blu-ray Transfer
ab, der auch hohen Ansprüchen bei Detailreichtum, Zeichnung und
Schwarzwert gerecht wird. Einzig die kaum vorhandene Tiefenschärfe
sowie eine zu saubere Optik passen nicht zu den harten
Straßenkämpfen Clevelands der 70er Jahre. Bulletproof Gangster
findet seinen Platz unter all den legendären Mobster Klassikern,
wird aber nie selbst zu einem aufsteigen. Dazu wird die Handlung zu
hastig vorangetrieben und geht bei der Darstellung der
Protagonisten zu wenig in die Tiefe. Nichtsdestotrotz ist der Film
durch seine wahre Geschichte sehr interessant und glänzt mit großen
Schauspielkünsten. Sehr sehenswert!
Story: 7/10
Bildqualität: 8/10
Tonqualität: 8/10
Ausstattung: 6/10
Gesamt: 7/10
Testgeräte
Projektor: Mitsubishi HC-6000
BD-Player: PlayStation 3
AV: Denon AVR-4308
LS: B&W 704
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