Nachdem aus dem nichts heraus DIE TRIBUTE VON PANEM immer höher
bejubelt wird und ich noch keine Negativ-Review gelesen habe und
der Film Rekorde gebrochen hat und ein gewisser Hype um den Film
entstanden ist wollte ich mir ein eigenes Bild machen und bin
gestern Abend ins Kino gegangen. Eigentlich gehe ich nicht in einen
Film der mir nichts sagt und dessen Trailer ebenso wenig preis
gibt, jedoch war die Neugier dann doch zu groß.
Ich kenne die Buchvorlage nicht und habe auch nicht vor sie zu
lesen. Wie Buchgetreu der Film ist kann ich nicht beurteilen, aber
wie schon bei anderen Literatur-Verfilungen schreibe ich auch hier:
Ein Film funktioniert anders als ein Buch. Wenn ein Buch nicht
etwas verändert wird, funktioniert die Story nicht als Film.
Meine Erwartung bei einer Buchverfilmung ist somit auch die, dass
ich die Story ohne Vorkenntnisse verstehe. Da geht meine Kritik
leider auch schon los, denn der Film erklärt einfach zu wenig. Bis
auf ein paar wenige Zeilen zur Einführung, die ebenso wenig
Information hergeben wird man im Film oft einfach in der Situation
allein gelassen. Ich bin zwar kein Fan von "Erklärt mir alles, denn
ich bin zu dumm zum Denken", aber man sollte dem Zuschauer Zugang
zu der Welt auf der Leinwand schaffen. Das wurde hier leider
unterlassen.
SPOILER! Inhalt
einblenden
Wieso gibt es die Hunger-Spiele? Wegen der
Aufstände? Was soll das bringen? Wie kam es zu dieser Regierung?
Was hat es mit dem "Gruß" (die drei Finger nach Oben) auf sich? Ein
Zeichen des Respekts? Oder hat sie damit zum Aufstand aufgerufen?
Wieso hat sich Peeta dem "Killer-Trup" aus District 1
angeschlossen? Und dann gehört er wieder nicht dazu?
Dazu gesellen sich kleinere Probleme, die man hätte berücksichtigen
sollen. Alexander Ludwig und Josh Hutcherson sind nicht nur beide
Baujahr '92, sie sehen sich sehr ähnlich. Dann hat man beide noch
blond gemacht und hoppla - man hat manchmal Schwierigkeiten die
Jungs auseinander zu halten.
Trotzdem wurden alle Darsteller passend gecastet und alle zeigen
eine sehr gute Leistung. Besonders hervorzuheben wären hier
Hauptdarstellerin Jennifer Lawrence, die auf ganzer Linie
überzeugt, Wes Bentley den man seit American Beauty leider kaum
mehr zu sehen bekam und Alexander Ludwig, der seine Rolle sehr
stark und weit eindrucksvoller spielt als Josh Hutcherson.
Auch der Score des Film hält sich oft sehr zurück, besonders in der
ersten Hälfte des Films, der deutlich zuviele Längen aufweist. DIE
TRIBUTE VON PANEM ist mit einer Laufzeit von über 140 Minuten nicht
sehr kurz ausgefallen. Man könnte den Film aber gut um 20-30
Minuten straffen um nicht Langeweile aufkommen zu lassen. Hätte man
die Zeit genutzt mehr zu erklären, okay. So wartet man aber leider
zu oft, dass endlich mal was passiert.
In der zweiten Hälfte des Films geht es dann allerdings spannend,
unterhaltsam und überraschend brutal weiter. Dass der Film trotzdem
die FSK 12 Freigabe erhielt liegt wohl daran, dass die gezeigte
Gewalt einen immer schockt, zurück schrecken läßt und in keiner
Minute unterhaltsam daher kommt. Das ist dem Film wirklich gut
gelungen und somit ein wichtiger Bestandteil der Geschichte
geglückt.
Alles in Allem ist der Film ganz nett, der Hype aber wohl eher dem
Buch geschuldet, denn die Verfilmung ist weit entfernt von
perfekt.
Bei all den offenen Fragen im Film hoffe ich trotzdem nicht auf
eine Extended Version, eher einen Recut, denn die zweite Hälfte
macht fast alles richtig. Hätte man sich die ersten 70 Minuten mehr
Mühe gemacht den Zuschauer in die Welt von Panem mitzunehmen, wäre
der Film gelungen.
Zum Schluß bleibt nur zu sagen, den Film alleine würde ich nie in
meine Sammlung aufnehmen. Sollte die mit Sicherheit kommende
Fortsetzung aber überzeugen und weniger Fehler machen käme auch
Teil 1 in meine Sammlung.
Zu mehr als 6 von 10 Punkten kann ich mich aber nicht hinreisen
lassen.