Die Pixar-Studios produzieren seit Jahren Animationsfilme in
Referenzqualität.
Cars,
Wall-E oder
Toy
Story sind nur einige Spitzentitel aus dem
Repertoire und lockten in der Vergangenheit Millionen Zuschauer in
die Kinos. Zwar schläft die Konkurrenz von Dreamworks
(
Shrek
Quadrilogie,
Madagascar,
Kung Fu
Panda) und den Blue Sky Studios
(
Ice Age
Trilogie) nicht und konnte Pixar vor allem
einnahmenseitig die Stirn bieten, animationstechnisch und vor allem
inhaltlich ist man allerdings noch nicht auf dem hohen Niveau des
Klassenprimus angelangt. Mit dem neuesten Werk
Megamind aus dem Hause Dreamworks erfolgt nun der
nächste Frontalangriff. Im November 2010 erschien der Film in den
US-amerikanischen Kinos und wurde im ersten Quartal 2011 in Europa
auf Blu-ray veröffentlicht. Regie führte Tom McGrath, welcher sich
seinerseits schon für
Madagascar 1 und
2 verantwortlich zeichnete.
Story
Acht Tage nach seiner Geburt wird Megamind von seinen Eltern auf
die Erde geschickt, da sein Heimatplanet kurz vor der totalen
Vernichtung durch ein schwarzes Loch steht. Auch dem
Nachbarplaneten droht das gleiche Schicksal, weshalb auch von dort
ein Baby, Metro Man, auf die Erde gesandt wird. Letzterer wächst
gut behütet in einer Oberschicht-Familie auf und wird bald zum
Helden, Retter und Beschützer der Stadt, Megamind hingegen landet
mit seinem Raumschiff in einem Gefängnis und wird von den dort
inhaftierten Häftlingen zum Bösewicht aufgezogen. Fortan bekämpfen
sich die beiden auf jede erdenkliche Weise.
Filme aus der Sicht des Bösewichts sind in diesem Genre zwar nicht
neu, aber doch rar gesät. Mit dem erst vor kurzem erschienenen
Ich – Einfach
unverbesserlich, welcher ebenfalls aus der
Sicht des Schurken erzählt wird, hat Megamind trotz identischer
Erzählperspektive nichts gemein und unterscheidet sich doch
grundlegend in der Geschichte. Das große Vorbild der
Megamind-Macher war ganz klar
Superman – also der ständige
Kampf zwischen Gut (
Superman) gegen Böse
(
Lex Luther). Vor allem zu Beginn jagt eine
Anspielung auf den Mann mit dem blauen Anzug die Nächste und
zaubert des Öfteren ein Lächeln auf das Gesicht des versierten
Zusehers. Aufgrund eben dieser Verknüpfungen eröffnen sich viele
Witze im Grunde nur dem älteren Publikum, wodurch der Film
besonders während der ersten Hälfte für Kinder nur bedingt geeignet
ist, beziehungsweise diese nicht völlig auf ihre Kosten kommen
werden.
Dies wandelt sich jedoch spätestens ab der Hälfte des Films,
wodurch allerdings viel Potential verschenkt wurde und die Story
sehr vorhersehbar wird. Da die Macher selbstverständlich eine
besonders breite Masse ansprechen wollten, ist diese „Wende“ auch
nachvollziehbar, wenn auch etwas ärgerlich. Im Vergleich zu Pixars
Superhelden-Animationsspektakel
Die
Unglaublichen wirkt
Megamind
deutlich künstlicher und mit weniger Liebe zum Detail erschaffen,
sprich die Pointen fliesen einfach nicht so locker und natürlich,
oftmals muss der Vorschlaghammer ausgepackt werden, damit gewissen
Anspielungen zumindest teilweise zünden.
Ein weiteres Manko ist schlicht der blaue Hauptdarsteller mit dem
Wasserkopf selbst. Im Vergleich zu Gru (
Ich-Einfach
unverbesserlich) oder Syndrome
(
Die
Unglaublichen) ist Megamind einfach nicht
bösartig genug, sein treuherziger Blick und die Suche nach
Anerkennung und Liebe einer Frau passen einfach nicht in das Bild
eines Oberschurken. Trotz aller Kritik sind einige wirklich
hervorragende Szenen vorhanden, wie zum Beispiel die Dialoge
zwischen Space Daddy und Tighten, welche eindeutig zu den
Highlights des 95minütigen Filmes zählen. Die Anspielungen auf
Marlon Brando und dessen Rolle als Supermans Vater aus dem Jahr
1978 wurden selbstverständlich nicht ganz zufällig gesät und lassen
die Herzen der kundigen Zuschauer höher schlagen. Insgesamt sehr
solide Kost.
Bildqualität
Technik: MPEG4/AVC-Codec, 1080p – 23,976fps, Ansichtsverhältnis
2,35:1 – 16:9 Die Erwartungen an den Transfer des
Animationsfilm-Genres sind generell bei jeder Veröffentlichung
extrem hoch, die Referenz namens Pixar gilt es wie immer zu
schlagen. Leider erreicht Dreamworks wie bei der Story auch beim
Bild nicht das gewünschte hohe Niveau des Rivalen. Positiv
hervorzuheben sind der sehr gute Schwarzwert sowie der tolle
Kontrast. Die Farben sind stets kräftig, gut gesättigt und strahlen
einem richtig entgegen. Der Schärfegrad ist gut, könnte aber an
mancher Stelle etwas besser sein.
Außerordentlich gut gelungenen sind die plastischen Wolken-
beziehungsweise Raucheffekte, welche allerdings vereinzelt Banding
aufweisen. Das größte Manko des Transfers ist allerdings die
Kantendarstellung. Besonders bei den vielen Wolkenkratzern der
Skyline, aber auch in Gesichtern und der Bekleidung der
Protagonisten ist stets eine mehr oder weniger starke
Treppenbildung zu bemerken. Diese ist nicht nur störend und
unterbricht den harmonischen Bildfluss, sie sieht auch hässlich aus
und ist im Grunde ein absolutes No-Go im Animationsbereich. Je
größer die Diagonale, desto deutlicher werden diese Fehler
erkennbar und lenken spürbar vom Geschehen ab.
Tonqualität
Technik: Deutsch Dolby Digital 5.1, Englisch True-HD 7.1 Dass auch
die „alten“ Tonspuren hervorragend klingen können, ist in der
Vergangenheit schon oftmals bewiesen wurden (
Master &
Commander,
Inception, etc…). Der deutsche
Track hinkt dieses Mal allerdings deutlich hinter seinem englischen
Kollegen her, welcher ohne Übertreibung als Referenztonspur
betitelt werden darf. Es fehlt an Dynamik und vor allem Bassdruck.
Zwar gibt es besonders zum Ende hin ein paar tieftonale Einlagen,
verglichen mit dem O-Ton ist dies allerdings ein
Kindergeburtstag.
Obwohl ständig geschossen, gelasert und gekämpft wird, bekommt man
davon im heimischen Kino eher wenig mit. Ebenso verhält es sich mit
der Räumlichkeit. Diese ist zwar vorhanden, derart exzessiv genutzt
wie beim englischen Pendant werden die hinteren Kanäle allerdings
nicht. Auch in Sachen Präzision gibt es nur bedingt gute
Nachrichten. Zwar wird einem kein völliger Matsch präsentiert,
gegen die verlustfreie Spur und die exakte Abbildung jedes
Geräusches sieht der hiesige Track allerdings kein Land.
Ausstattung
Paramount hat zumindest am Bonusmaterial nicht gespart und
präsentiert alle Extras in HD. Sowohl ein Mal- und Suchspiel ist
enthalten, aber auch ein Audiokommentar der Verantwortlichen sowie
Deleted Scenes und der Kurzfilm „Der Knopf des Verbrechens“.
Abgerundet wird das positive Bild von einem Musikvideo sowie
mehrere Dokumentationen. Letztere erörtern unter anderem die im
O-Ton vorhandenen Synchronsprecher (zum Beispiel Brad Pitt) und die
Technik hinter dem Animationsfilm.
Fazit
So recht will es bei Dreamworks mit dem Ausstechen des ärgsten
Rivalen nicht klappen. Die englische Tonspur verwöhnt einen mit
referenzwürdigen Basseinlagen und toller Dynamik, der deutsche
Track hingegen wurde, so könnte man meinen, mit wenig Liebe auf die
Schnelle abgemischt und erreicht in keinem Bereich die True-HD
Spur. Bildtechnisch sieht es kaum besser aus. Die ständige
Treppenbildung ist extrem nervig, mit fortschreitender Spieldauer
beginnt man förmlich nach dieser Art von Fehlern zu suchen. Wie ein
derartiger Fehler in einem topaktuellen Animationsfilm passieren
kann, ist schlicht und ergreifend unverständlich. Die Extras sind
in Ordnung und bieten sowohl für den Nachwuchs wie für die Eltern
ausreichende Kost.
Der Film an sich bietet mit seiner Perspektive einen gewissen Reiz,
der letzte Biss fehlt allerdings.
Megamind ist
einfach nicht böse genug und wirkt von Beginn an nicht wie der
ultimative Schurke, der unerbittlich und ohne Rücksicht auf
Verluste seine Rivalen jagt. In der zweiten Hälfte driftet man dann
komplett ab und bietet am Ende zwar gute, aber dennoch „nur“ gute
Durchschnittskost. Trotz aller Kritik sollten Fans des Genres in
jedem Fall einen Blick riskieren.
Story 7/10
Bild 7/10
Ton 7/10
Extras 5/10
Overall 7/10
Testgeräte
Epson TW 4400 LPE (kalibriert) / 110“ Gammalux
Pioneer VSX 920-K
Teufel System 5 THX 5.2
HTPC