Soylent Green Blu-ray
ReviewDer Untergang der Menschheit wird vom modernen Kino immer wieder
gerne zelebriert. In fast jedem Kinojahr lassen die großen
Filmstudios einen hoch budgetierten Blockbuster auf das Publikum
los, in der die Apokalypse in zumeist monumentalen
Materialschlachten über die Zivilisation hereinbricht. Das gelingt
mal durchaus anspruchsvoll, wie im Will Smith Vehikel
I am Legend (2007) oder in
Children of Men (2006).
Oder liefert lediglich den Anlass für zügellose Zerstörungsorgien,
wie in Roland Emmerichs
Independence Day (1996) oder im
aktuellsten Beitrag
World Invasion: Battle Los
Angeles.
Je nachdem, wie es der Drehbuchautor will, sind entweder aggressive
Außerirdische für die Katastrophe verantwortlich oder aber die
Menschheit schaufelt sich ihr eigenes Grab. Meistens liefern
letztere Beiträge die intellektuell anspruchsvolleren
Zukunftsvisionen, die im besten Fall unserer Gegenwart einen
düsteren Spiegel vorhalten. So auch in dem
Science-Fiction-Klassiker
Soylent Green aus dem
Jahr 1973, hierzulande besser bekannt unter dem deutschen Titel
„Jahr 2022…die überleben wollen“ mit Hollywoodlegende Charlton
Heston in der Hauptrolle.
Story:
Im Jahr 2022 steht die Menschheit am Abgrund. Überbevölkerung,
Umweltverschmutzung, Nahrungsmittelknappheit und Arbeitslosigkeit
bestimmen den Alltag. Die Einwohnerzahl New York Citys beläuft sich
mittlerweile auf unvorstellbare 40 Millionen Menschen, über der
Stadt hängt permanent eine giftgrüne Dunstwolke. Eine eigene
Wohnung ist purer Luxus, die Obdachlosen stapeln sich auf den
Straßen und den Treppenhäusern der verfallenen Gebäude. Unter
diesen katastrophalen Bedingungen ermittelt der Polizist Robert
Thorne (Heston) in einem Mordfall an einem Industriellen. Der
Tatort ist eines der wenigen verbliebenen Luxusappartements, in
denen die Oberen Zehntausend abgeschottet vom Rest der Welt in
Wohlstand leben. Bei seinen Ermittlungen stößt Thorne bald auf
Widerstände innerhalb der eigenen Behörde. Der Fall soll möglichst
schnell als einfacher Raubmord zu den Akten gelegt werden. Doch der
Detective vermutet ein weiter reichendes Motiv für den Mord. Er
ermittelt auf eigene Faust, was sich schnell als lebensgefährliches
Unterfangen entpuppt.
Soylent Green gilt als einer der ersten
Öko-Science-Fiction Filme überhaupt. Nicht Außerirdische, Mutanten
oder Krankheitserreger setzen der Menschheit zu. In nahezu
visionärer Hellsichtigkeit werden die Folgen unserer westlichen
Überflussgesellschaft bis zum bitteren Ende gedacht. Der Film
entwirft dabei eine erschreckend realistische Zukunftsvision, deren
Vorboten wir schon heute wahrnehmen. Dadurch hat der Film auch 40
Jahre nach seiner Entstehung nichts von seiner Relevanz verloren
und liefert das, was von anspruchsvoller Science-Fiction zu
erwarten ist: sie reflektiert die Gegenwart und hält dieser den
Spiegel vor.
Dabei profitiert der Film ohne Zweifel von Charlton Hestons
beeindruckender Leinwandpräsenz. Hauptsächlich bekannt durch die
Monumentalepen der 1950er Jahre, wie
Die Zehn Gebote (1956) oder
Ben Hur (1959), trägt Heston auch
Soylent
Green im Alleingang. Schauspieler, die eine derartig
überlebensgroße Aura auf der Leinwand versprühen, sind mit dem fast
vollständigen Aussterben der letzten Actionhelden in unserer
heutigen Zeit schlicht und einfach nicht mehr zu finden. Mit
welcher Selbstverständlichkeit sich Thorne im Film zu dem
„Inventarmädchen“ Shirl (L. Taylor-Young) ins Bett legt, das er nur
wenige Stunden vorher kennengelernt hat, zeigt auch, wie sehr sich
das Kino im Allgemeinen in den letzten Jahrzehnten verändert hat.
Machotypen sind einfach nicht mehr in Mode.
Obwohl die Handlung 50 Jahre in der Zukunft spielt, verzichtet der
Film auf eine übermäßig futuristische Ausstattung. Ganz im
Gegenteil. Scheinbar hat sich die Menschheit in fünf Jahrzehnten
kaum weiter entwickelt, sondern lebt komplett auf Abnutzung.
Verdreckte Straßen, heruntergekommene Behausungen und Autowracks,
die ebenfalls als Unterschlupf dienen, legen davon ein
beeindruckendes Zeugnis ab. Dadurch behält der Film auch optisch
jederzeit seinen Bezug zur Gegenwart.
Bildqualität:
Technik: Videocodec MPEG-4 AVC, Ansichtsverhältnis 2,40:1,
Auflösung 1080p
Warners Anstrengung, hier einen HD-würdigen Transfer anzubieten,
wird durchgängig deutlich. Die Farben sind kräftig, bleiben
allerdings zu jeder Zeit natürlich. Besonders in Nahaufnahmen zeigt
sich in vielen Szenen eine hervorragende Durchzeichnung.
Schweißperlen und Gesichtsfalten sind differenziert wahrnehmbar.
Auch einige Totalen bieten eine gute Tiefenschärfe.
Durchgängig zeigen sich allerdings auch einige unscharfe Aufnahmen,
was unter Berücksichtigung des Alters des Filmmaterials nicht
verwundert und auch teilweise auf Fokussierungsprobleme beim Dreh
zurück zu führen ist. Der Schwarzwert bewegt sich allgemein auf
gutem Niveau, in einigen dunklen Szenen gehen trotzdem teilweise
Details verloren. Übermäßiges Filmkorn oder gar Rauschen ist nicht
wahrnehmbar. Insgesamt liegt hier ein überzeugender Transfer
vor.
Tonqualität:
Technik: Deutsch Dolby Digital 1.0, Englisch DTS-HD Master Audio
1.0
Auf technischer Seite ist der Ton ohne Zweifel der große
Schwachpunkt dieser Veröffentlichung. Warner mutet dem zahlenden
Kunden hier tatsächlich eine Mono Spur zu, die das Alter des Films
zu keiner Zeit verbirgt. Zwar ist eine gute Sprachverständlichkeit
stets gegeben, die Akustik präsentiert sich jedoch altbacken und
dumpf. Hier sollte sich Warner ein Beispiel an anderen Studios, wie
zum Beispiel Disney nehmen, die aus einer noch wesentlich älteren
Mono Tonspur einen mehr als ansprechenden 7.1 HD-Ton zaubern. So
muss man Warner hier leider reine Profitmaximierung attestieren,
was für echte Filmfans einmal mehr einen Schlag ins Gesicht
bedeutet.
Ausstattung:
Der Audiokommentar mit Regisseur Richard Fleischer und
Nebendarstellerin Leigh Taylor-Young bildet das Kernstück der
Sonderausstattung. Darüber hinaus wird eine äußerst oberflächliche,
10minütige Making-Of Featurette aus der Entstehungszeit des Films
geboten. Ein etwa 5minütiges Feature liefert Impressionen von der
Ehrung Edward G. Robinsons seitens des Filmstudios MGM, der mit der
Rolle des Sol Roth hier in seinem 101. Film mitspielt. Es sollte
sein letzter sein. Der Schauspieler verstarb zwei Wochen nach
Beendigung der Dreharbeiten an Krebs. Abgerundet wird das
Bonusmaterial durch den US-Kinotrailer. Alle Extras liegen in
Standard Definition vor.
Fazit:
Die Bildqualität hält zwar nicht mit aktuellen Kinoproduktionen
mit, für einen 40 Jahre alten Film überzeugt der Transfer jedoch
fast durchgängig. Die Tonspur stellt dagegen eine herbe
Enttäuschung dar. Mit etwas mehr Willen seitens Warner wäre hier
wesentlich mehr möglich gewesen. Bis auf den Audiokommentar sind
die Extras kaum der Rede wert.
Soylent Green liefert eine der ersten und
eindrucksvollsten Dystopien der Filmgeschichte, die auch 40 Jahre
nach ihrer Entstehung nichts von ihrer Relevanz verloren hat.
Eindringlich und schockierend wird vor dem Hintergrund eines
rätselhaften Kriminalfalls unserer heutigen Überflussgesellschaft
der Spiegel vorgehalten. Charlton Heston wirft einmal mehr seine
ganze Leinwandpräsenz in die Waagschale und führt den Zuschauer
durch diese trost- und hoffnungslose Zukunft, die noch ein letztes,
schockierendes Geheimnis bereithält. Wer also von einem
Science-Fiction-Film mehr erwartet, als oberflächliches Radaukino,
dem sei dieser zeitlose Klassiker wärmstens empfohlen.
Kurzbewertungen:
Story: 9/10
Bild: 7/10
Ton: 3/10
Extras: 3/10
Gesamt*: 4/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 7/10
Die Kaufempfehlung der Soylent Green
Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter
Berücksichtigung der Story berechnet.Testequipment:
TV: Pioneer PDP-LX5090 (50“) (kalibriert)
BDP: Pioneer BDP-LX71
AVR: Pioneer SC-LX81
Lautsprecher: B&W (Main), Teufel (Surround)