Zum Film.
Die Einleitung ist perfekt. Timing, Bildsprache in den ersten
Minuten, der generell fantastische Soundtrack sowie die Dialoge
sind große klasse. Natürlich geht auf Deutsch einiges am Charme
verloren, insbesondere in den Szenen, in denen Schultz mit Hildi
spricht. Der Film zieht sofort in den Bann, ist sehr hart und
blutig aber auch ungemein charmant und lustig. Der Kinosaal feierte
jedes Wort von Dr. King Schultz. Hier ist Christoph Waltz ein Mann
zum gern haben und zum mitfiebern. Djangos Wandlung über den Film
hinweg ist ebenfalls souverän und glaubwürdig gespielt. Gerade das
er im Grunde eine Actionleitfigur ist, dies aber nicht ständig
herauskehrt, macht den Film so gut. Da sitzt ein Django am Feuer
und fordert Schultz mit Blicken auf, ihm eine Geschichte zu
erzählen. Wie ein Kind, wie einer der eine Geschichte braucht. Da
ist aber auch ein Django, der die Kontrolle verliert und wild mit
einer Peitsche um sich drischt. Kein aalglatter Killer. Kein echter
Poser. Im Gegenteil: ein Poser aus Notwendigkeit. Schultz hingegen
ist gebildet, fair, aufgeklärt und mit Integrität ausgestattet. Und
er ist menschlich. Ein Deutscher als amerikanischer Heldentyp. Das
ist sicherlich genau so von Tarantino gewollt. Django legt er das
im umgekehrten Sinn auch in den Mund, denn er will den Zuschauer
fordern: "er ist nicht so viele Amerikaner gewohnt". Wie wahr. Was
für ein Kommentar zum Zeitgeschehen. Zur Waffendiskussion. Zur
Eskalationsbereitschaft eines ganzen Volkes. Höher, weiter,
schneller, mehr - für mich. Er ist Mentor, Freund, Partner - aber
auch Erlöser. Waltz ist so gut, dass er in Candieland ein bißchen
fehlt. Hier gibt es auf dem Weg dorthin als auch dort die eine oder
andere empfundene Redundanz der Szenen. 3-4 Minuten weniger (durch
Straffung, nicht Auslassung) würden das ganze noch runder machen.
Und auch DiCaprio könnte noch mehr Abartigkeit ausstrahlen. Doch
liegt diese Rolle auf 4 Schultern verteilt und wird von Samuel L.
Jackson quasi aufgesogen, zelebriert in Verdrehtheit und Verrohung.
Berechnende Schändung des Geistes und Opfer der eigenen
Verderbtheit.
Ungewöhnlich für Tarantino ist die stark zurück gefahrene
Bildsprache. Er zeigt Dinge klar, deutlich und in aller Härte.
Lässt aber auch die Vorstellung der Zuschauer nie aus. Dennoch
lässt er den Film für sich "sprechen". Die vielen close ups, die
Totalen, oft starr oder schärfer werdend, geben dem Film eine
realistische Eindruckspalette in schönen Farben und natürlichen
Tönen. Das ist ein Western. Keine Schnittgewitter, keine Sprünge
oder hastig eingeworfenen Dialoge. Da ist nichts deplaziert,
oberflächlich oder nur um des Filmes willen.
Ein großer Film. Und ich meine Film. Für Heimkino und Video
eigentlich zu schade. Und ein größeres Kompliment kann man einem
Filmemacher eigentlich nicht machen.
10/10
agentsands
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