23 Jahre sind inzwischen vergangen, seitdem der damals 27-jährige
George Clooney 1988 seine erste größere Rolle als Booker Brooks in
der US-Sitcom
Roseanne bekam. Der endgültige
Durchbruch gelang ihm sechs Jahre später in der weltbekannten
Krankenhausserie
E.R. – Emergency Room. Seitdem
zeigt der Karrierepfeil des charmanten Publikumslieblings steil
nach oben. Neben aktuellen Filmen abseits des Mainstreams wie
Männer, die auf
Ziegen starren und
Up in the
Air besitzt Clooney aufgrund diverser
Werbespots für einen bekannten Schweizer Kaffeekapselhersteller
(….what else?) stetige Präsenz im Fernsehen. Den letzten
Leinwandauftritt feierte er im vorigen Jahr mit
The
American. Die Regie hatte der weltbekannte niederländische
Starphotograph und Musikvideoproduzent Anton Corbijn inne.
Story
Nach einem erledigten Auftrag entspannt der Auftragskiller Jack
zusammen mit seiner Freundin in einer Holzhütte inmitten der
endlosen schwedischen Landschaft. Während eines Spazierganges
werden sie von zwei Unbekannten attackiert, Jack jedoch kann beide
ausschalten. Um seine eigene Identität zu schützen, erschießt er
auch seine Geliebte. Sein Auftraggeber Pavel schickt ihn daraufhin
nach Mittelitalien in die Region der Abruzzen, bis Gras über die
Sache gewachsen ist. Dort angekommen erhält er schnell einen neuen
Auftrag: Für eine Kollegin soll Jack ein Präzisionsgewehr bauen –
davon abgesehen soll er keine Freundschaften, beziehungsweise
Bekanntschaften oder gar Beziehungen eingehen. Besonders der letzte
Punkt wird alsbald zum Problem, aber auch die Schweden haben Jacks
Versteck ausfindig gemacht und sind auf Rache aus.
Nach dem großen Erfolg von
Control erreicht nun das
zweite Werk von Anton Corbijn die heimischen Landesgrenzen. Die
Idee dahinter ist nicht ganz neu und entspringt dem Roman
A
Very Private Gentleman des Autors Martin Booth. Im Gegensatz
zu vielen aktuellen Thriller-Produktionen wie der
Bourne-Trilogie ist
The American ein durch und durch ruhiger Vertreter
seines Genres.
Schnelle Schnitte, Wackelkamera sowie blutige Schusswechsel sucht
man vergebens, stattdessen setzt Corbijn auf eine vertiefende,
ruhige und eindringliche Charakterdarstellung. Der Plot selbst
weist viele Ähnlichkeiten zu alten Westernfilmen auf, vor allem an
Clint Eastwood in Sergio Leones Dollar-Trilogie (diese Parallelen
sind nicht ganz zufällig, denn Regisseur Corbijn ist ein großer
Leone-Fan, wie er auch im Making-Of verrät) : Jack gibt so gut wie
keine Details aus seinem Leben bekannt, spricht wenig und wirkt
fast emotionslos.
Das Gelände wird ständig nach Feinden, beziehungsweise Bedrohungen
abgesucht. Sein Schlaf ist alles andere als tief, um stets auf
eventuelle Gefahren reagieren zu können. Er hat schon lange nicht
mehr richtig geschlafen, gefühlt, gelebt oder entspannt. Zu sehr
ist sein Beruf zu seinem Lebensinhalt geworden. Freunde,
Liebesbeziehungen oder Familie, all diese Dinge sind ihm inzwischen
fremd geworden und könnten ihn in seiner Arbeit sogar gefährden.
Und doch zehrt innerlich der Wunsch nach Gesellschaft und Liebe an
seiner nie zur Ruhe kommenden Seele.
Das Dorf, mitten in der kargen Landschaft gelegen – einsam und
verlassen, wirkt fast wie ein Sinnbild Jacks innerster Gefühle.
Doch selbst als Profikiller kann er seine Emotionen nicht komplett
abblocken. George Clooney gilt als einer der beliebtesten und
besten Hollywood-Schauspieler. Diesem Ruf wird er auch in
The American voll gerecht. Allein die grimmigen
Blicke und die stets kühle Mimik wirken völlig authentisch und
lassen keinen Zweifel aufkommen, dass wir es hier mit einem Killer
zu tun haben. Doch er präsentiert auch die andere, gefühlvolle
Seite und zeigt die innere Zerrissenheit und die Sehnsucht nach
Kontinuität in Jacks Leben. An Clooneys Seite spielen mit Thekla
Reuten (
Brügge sehen…und
sterben) und Violante Placido (
Krieg
und Frieden) zwei eher unbekannte Schauspielerinnen, die
sich allerdings von Clooney wunderbar mitreißen lassen und
gemeinsam eine sehr gute Performance abliefern.
Bildqualität
Technik: VC-1 Codec, Auflösung 1080p – 23,976fps,
Ansichtsverhältnis 2,35 : 1 – 16:9
Der Transfer ist fantastisch und weist nur ganz geringe Mängel auf.
Erstklassige Close-Ups, aber auch die Panoramaaufnahmen sind
einwandfrei und bestechen mit einer wirklich beeindruckenden
Durchzeichnung. Die Farbgebung ist teilweise absichtlich kühl
gehalten, an anderer Stelle überwiegen warme Gelbtöne. Trotz allem
bleiben Hauttöne immer natürlich.
Die Schärfe ist in so gut wie jeder Einstellung perfekt und
referenzwürdig; feinste Härchen, Blätter von Sträuchern oder
einzelne Grashalme sind zu jeder Zeit hervorragend erkennbar. Der
Schwarzwert ist ebenfalls sehr gut, ab und an kommt es allerdings
zu geringeren Schwankungen in der Sättigung. Filmkorn ist nur in
einigen wenigen Szenen ganz leicht vorhanden.
Ein durch und durch mustergültiger Transfer, an dem es kaum etwas
auszusetzen gibt. Viele Einstellungen zeigen eindeutig Corbijns
wahre Herkunft – die Fotobranche. Die meisten Shots wirken wie
Bilder, Fokussierungswechsel und absichtliche Hintergrundunschärfen
wurden sehr gut eingebaut und geben dem Transfer einen wunderbaren
künstlerischen Touch.
Tonqualität
Technik: Deutsch und Englisch DTS-HD MA 5.1 Der Track besticht vor
allem durch seine gute Räumlichkeit in Verbindung mit der extrem
guten Präzision. So sind jede Menge Nebengeräusche zu vernehmen,
zum Beispiel ein Zeitungsumblättern im Kaffeehaus oder der
pfeifende Wind in der Unendlichkeit Schwedens. Gewaltige
Explosionen und markerschütternde Subwoofereinsätze darf man
allerdings nicht erwarten, denn
The American ist
ein ruhiger Film mit nur ganz sanften Actioneinlagen.
Die wenigen Schusswechsel erzeugen direktionale Geräusche und jeder
abgegebene Schuss lässt sich exakt den einzelnen Kanälen zuordnen.
Außerdem wird jeder Feuerstoß von kurzen Stößen des Tieftoners
begleitet. Dialoge sind zu jeder Zeit hervorragend verständlich und
glasklar, ganz besonders gelungen ist die komponierte Filmmusik von
Herbert Grönemeyer. Diese passt nicht nur herrlich ins Geschehen,
sie wird derart präzise wiedergegeben, so dass man sich in einen
Konzertsaal versetzt fühlt.
Ausstattung
Bei den Extras sind besonders das Making-Of und die Deleted Scenes
hervorzuheben. Es gibt neben dem englischen Making-Of auch ein
deutsches Pendant, dieses ist allerdings mehr ein kurzer Werbefilm
– also besser das Original ansehen. Dieses ist auch in HD gehalten
(inklusive deutschen Untertiteln). Die Deleted Scenes (ebenfalls
HD) sind ebenfalls interessant, da einige Szenen nachträglich
entfernt wurden, die jedoch durchaus den Blick auf Jack ein klein
wenig verändern. Neben Interviews gibt es auch einen Audiokommentar
des Regisseurs sowie weitere Trailer.
Fazit
Technisch eine absolut saubere Leistung. Das Bild weist nur
geringfügige Mängel auf, der Ton ist ebenfalls sehr gut gelungen.
Die Extras reißen nicht gerade Bäume aus, trotz allem sollten vor
allem die Deleted Scenes begutachtet werden.
The American lebt im Gegensatz zu vielen
Genrekollegen nicht von der Action, sondern von der
Charakterdarstellung. Mit George Clooney haben die Verantwortlichen
auch den richtigen Schauspieler gefunden. Allerdings muss auch klar
gesagt werden, dass diese Sorte von Film sicherlich nicht
jedermanns Geschmack treffen wird. Daher sollten genrefremde
Personen zuerst die Leihversion inspizieren, Clooney-Fans dürfen in
jedem Fall zugreifen.
Story 9/10
Bild 9/10
Ton 9/10
Extras 5/10
Overall 8/10
Testgeräte
Epson TW 4400 LPE / 110“ Leinwand
Pioneer VSX 920-K
Teufel System 5 THX 5.2
HTPC