Die Abenteurer - Review
Neben ehrwürdigen Hollywood-Klassikern schaffen inzwischen auch
immer mehr Werke der französischen Filmgeschichte den Sprung auf
die Blu-ray Disc. Dabei kommt man an Alain Delon, einem der
populärsten französischen Schauspieler nicht vorbei. Nachdem
StudioCanal mit dem legendären Kriminalfilm Vier im roten Kreis (Le
cercle rouge) den Startschuss zu Delons Klassikern gegeben hat,
legt nun Concorde mit Der Swimmingpool (La Piscine) und Die
Abenteurer (Les Aventuriers) zwei weitere Filme nach, in denen
Delon in einer Hauptrolle zu sehen ist. Bildtechnisch überzeugt
Vier im roten Kreis bereits mit einem soliden HD Transfer. Kann Die
Abenteurer da qualitativ mithalten oder fällt die Restaurierung
eher enttäuschend aus?
Story
Fluglehrer Manu und sein bester Freund Roland teilen die gemeinsame
Leidenschaft für große Motoren. Während Manu neben seinen
Flugschülern auch sein Talent als Kunstflieger auslebt, ist Roland
Mechaniker und konstruiert seinen eigenen Dragster-Rennwagen. Eines
Tages bekommt Roland von Künstlerin Laetitia (J. Shimkus) Besuch,
die auf dem Schrottplatz nach Autoteilen für ihr nächstes
Kunstarrangement sucht. Dem Tatendrang des Trios sind keine Grenzen
gesetzt, bis das Schicksal die drei hart trifft. Beim Versuch den
Arc de Triomphe zu durchfliegen, fällt Manu auf einen bösen Scherz
herein und verliert bei der Aktion seinen Pilotenschein.
Seinem Freund ergeht es auch nicht besser, als dieser mit ansehen
muss wie sein Gefährt bei einer Testfahrt in Flammen aufgeht und
anschließend explodiert. Laetitia ist unterdessen verzweifelt, da
ihre erste Kunstausstellung bei den Kritikern auf ausschließlich
negative Resonanz trifft. Obwohl ihre Träume geplatzt sind, lassen
sich die drei nicht entmutigen, sondern fassen den Entschluss an
die Küste des Kongo zu reisen, da sie über drei Ecken von einem
Schatz gehört haben, der mit stattlichen fünf Millionen Francs ihre
Zukunft sichern würde. Doch sie sind nicht die einzigen, die sich
auf die Jagd nach dem gesunkenen Flugzeugwrack machen…
Geschichten interessant und glaubhaft erzählen zu können ist bei
weitem nicht so trivial wie es sich anhört. Gerade aktuelle
Hollywood-Produktionen haben verstärkt mit diesem Problem zu
kämpfen. Wenn man sich dagegen im Vergleich beispielsweise alte
Kriminalfilme oder Robert Enricos Die Abenteurer anschaut, ist es
verblüffend, wie viel Zeit sich der Regisseur für die Vorstellung
der Protagonisten nimmt. Bevor die Handlung ab der zweiten Hälfte
der Laufzeit richtig Fahrt aufnimmt, kann sich somit der Zuschauer
ohne Probleme in alle Figuren hineinversetzen. Im späteren Verlauf
der Handlung erfährt das Publikum eine bemerkenswerte Wende von
zunächst einer harmonischen Stimmung hin zu einem unerwarteten
Schicksalsschlag, der der Story zu Tiefgang und einem
abwechslungsreichen Fortgang verhilft.
Erfreulicherweise bleiben einem unlogische Wendungen und
Logikfehler erspart, denn dank einer ausgewogenen Balance aus Höhen
und Tiefen bleibt es bis zum Schluss spannend. Die Schauspieler
laufen in ihren Rollen zu Höchstform auf und können Lebensfreude,
abgedrehten Humor als auch Trübsinnigkeit grandios darstellen.
Durch diese emotionale Betonung entsteht ein interessanter
Genremix, der weit über die Grenzen eines Abenteuerfilms
hinausgeht. Freunde des Dramas kommen auch zu einem großen Teil auf
ihre Kosten. Hektische Schnitte sucht man vergeblich, stattdessen
sorgen ruhige Kamerafahrten und Close-ups für
Charakterstudien.
Eine besondere und zugleich unkonventionelle Rolle spielt bei Die
Abenteurer das Ende. Um nicht zu viel vorweg zu nehmen, sei nur so
viel gesagt: Es ist kein erzwungenes Happy End. Bei dieser
anspruchsvollen Aufgabe ist es Regisseur Robert Enrico mit Bravur
gelungen, einen Stimmungswechsel im letzten Drittel des Films
feinfühlig einzuleiten und schließlich den finalen Showdown
authentisch zu besiegeln. Insgesamt eine überaus lebendige Story,
in der Individualisten fest an ihre Visionen glauben und vor
Ungewissheit und Risiko nicht zurückschrecken.
Bildqualität
Concorde stattet den Blu-ray Transfer mit einem VC-1 kodierten Bild
bei einer Auflösung von 1080p/24p und einem Seitenverhältnis von
2.35:1 aus. Der Gesamteindruck der Bildqualität fällt leider nur
mittelmäßig aus. Zwar liegen immerhin schon 43 Jahre zurück, seit
dem der Streifen in den Kinos lief, doch wie schon zahlreiche
Blu-rays von Werken ähnlichen Alters zeigen, kann das Bild mit
hochwertiger Restaurierung aktuellen Produktionen ebenbürtig sein.
Offensichtlich wurde dieser hohe Aufwand bei Die Abenteurer nicht
getrieben, denn Schärfe und Detailreichtum vermitteln nur bedingtes
HD Feeling. Deutlich wahrnehmbares Rauschen, welchem bei einigen
Szenen mit starken Rauschfiltern zu Leibe gerückt wird, mindern den
Filmgenuss. Hinzu kommt die ständige Präsenz von chromatischer
Aberration, einem Abbildungsfehler optischer Linsen, der sich in
Form von cyan/magenta/grünen Farbsäumen bemerkbar macht. In der
digitalen Nachbearbeitung hätte diese unschöne Erscheinung
nachträglich gemindert werden können.
Positiv fallen dafür die natürlichen und nicht übersättigten Farben
auf. Auch die Kontraste erscheinen ausgewogen, so dass keine
Bereiche im Dauerschwarz absaufen. Licht und besonders helle
Flächen sind dagegen leider häufig überstrahlt. Schlussendlich kann
man davon ausgehen, dass ursprüngliche Negative nicht neu gescannt
wurden, denn dafür hätte insbesondere die Schärfe deutlich besser
ausfallen müssen.
Tonqualität
Altersbedingt liegt die deutsche Synchronisation, als auch die
original französische Tonspur nur in Mono vor. Umso erfreulicher,
dass diese wenigstens in beiden Fällen unkomprimiert in DTS-HD
codiert sind. Die Audioqualität der Synchronisation bewegt sich
fast durchgehend auf hohem Niveau. Verzerrungen, Zischlaute oder
Störgeräusche halten sich in Grenzen, während ein klares, nicht zu
höhenlastig ausgesteuertes Klangbild für gutes Sprachverständnis
sorgt. Wer der französischen Sprache mächtig ist, wird mit dem
Originalton noch mehr Freude haben, da dieser noch realistischer
klingt. Optional lassen sich zudem deutsche Untertitel
einschalten.
Ausstattung
Neben dem Hauptfilm erwarten den Zuschauer einige Extras (alle in
SD Auflösung). Besonders das 18-minütige Making-of bietet
wissenswerte Hintergrundinformationen zur Entstehung des Films. So
erfährt man wie die Schauspieler zum Film gefunden haben, welchen
Einfluss Regisseur Robert Enrico auf die Besetzung hatte und welche
Besonderheiten es bei den Drehs gab.
Darüber hinaus wird dem inzwischen verstorbenen François de Roubaix
(Komponist des Soundtracks), ein 25-minütiges Porträt gewidmet. Ein
Interview mit Joanna Shimkus (Rolle der Laetitia) sowie der
französische Trailer runden das Gesamtbild gut ab und ermöglichen
einen Blick über den Tellerrand.
Fazit
Technisch bleiben leider bei der Bildqualität noch zu viele Wünsche
offen. Zum einen fehlt es an Schärfe und Detailreichtum und zum
anderen beeinträchtigen Abbildungsfehler, wie chromatische
Aberration und teilweise ausgefressene Lichter das Blu-ray
Erlebnis. Nichtsdestotrotz ist es eine Verbesserung zur DVD, wenn
auch nicht so deutlich wie bei Vier im roten Kreis. Beim Ton hat
auch die deutsche Spur DTS-HD spendiert bekommen und liefert das
wohl bestmögliche Ergebnis in Mono.
Die Abenteurer ist ein Klassiker des französischen Kinos, der bis
heute nicht an Wirkung verloren hat. Statt Oberflächlichkeit,
bietet das genreübergreifende Werk von Robert Enrico eine
bemerkenswerte Story, die Wünsche, Träume, aber auch Enttäuschungen
und Schicksale gelungen miteinander vereint. Wer den Film noch
nicht kennt oder seine DVD ersetzen möchte, kann ohne Bedenken bei
einem guten Angebot zuschlagen.
Story: 8/10
Bildqualität: 6/10
Tonqualität: 7/10
Ausstattung: 7/10
Gesamt: 7/10
Testgeräte
Projektor: Mitsubishi HC-6000
BD-Player: PlayStation 3
AV: Denon AVR-4308
LS: B&W 704
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