Review Inception
Christopher Nolan hat in seiner jungen Karriere als Regisseur
bereits für einiges Aufsehen gesorgt, und das hat gute Gründe:
Seinem hervorragenden Regiedebüt
Following ließ er
mit
Memento gleich ein innovatives
Meisterwerk folgen, für das er für den Drehbuch-Oscar nominiert
wurde. Nach dem ebenfalls sehr guten Thriller
Insomina revolutionierte er dann
kurzerhand das
Batman-Franchise mit
Batman Begins, ehe er nach einem
Ausflug in die Welt der Zauberei (
Prestige) mit
The Dark Knight die vielleicht
beste Comic-Verfilmung aller Zeiten schuf. Qualitative Ausrutscher?
Fehlanzeige! Dementsprechend hoch waren dann auch im Vorfeld die
Erwartungen an Nolans neustes Werk
Inception.
Story:
Dom Cobb (L. Di Caprio), gezwungenermaßen von seinen Kindern
getrennt lebend, ist auf Diebstahl der besonderen Art
spezialisiert: Er bricht in die Träume anderer Menschen ein und
versucht, deren Geheimnisse zu „extrahieren“. Nachdem er erfolglos
versucht hat, den mächtigen Firmenchef Saito (K. Wanabe) auf diese
Weise zu beklauen, bietet dieser ihm einen außergewöhnlichen
Auftrag an: Saito will ihm helfen, wieder zu seinen Kindern zu
kommen, wenn Cobb zusammen mit seinem Team eine
Inception durchführt – Saito möchte, dass seinem
Konkurrenten Fisher (C. Murphy) während eines Traumes ein
bestimmter Gedanke eingepflanzt wird. Zusammen mit seinem Team aus
Spezialisten (unter anderem Jospeph Gordon-Levitt und Ellen Page)
macht er sich an die Arbeit. Was niemand aus dem Team weiß: Cobbs
eigentlich tote Frau Mal (M. Cotillard) taucht in seinen Träumen
auf und bringt das ganze Unternehmen in Gefahr…
Die Grundidee von
Inception ist ebenso originell
wie genial: Die Möglichkeit, in fremde Träume einzubrechen und
diese manipulieren zu können, stellt der Film sehr eindringlich
dar. Dabei achtet Nolan genau darauf, dass der Zuschauer das
Konzept und die Möglichkeiten dieser „Traumrealität“ von Anfang an
verinnerlicht. In der Tat nimmt sich
Inception
ausgiebig Zeit, genau zu erklären, wie das von Nolan erschaffene
Traum-Universum funktioniert, was in Anbetracht der gewaltigen
Komplexität und des philosophischen Ansatzes der Geschichte
angemessen und auch nötig ist. Das fordert eine gewisse
Aufmerksamkeit vom Zuschauer, dennoch wird der Film nie auch nur
eine Sekunde langweilig – viel zu faszinierend sind die
außergewöhnlichen Bilder und Ereignisse, geschickt streut Nolan
außerdem von Anfang an kleinere Action-Sequenzen ein, die wunderbar
gefilmt sind und für sich genommen bereits überzeugen.
Die schauspielerischen Leistungen sind dabei durch die Bank
erstklassig, was besonders aufgrund der erstaunlichen
zwischenmenschlichen Tiefe des Films, (besonders die Beziehung
zwischen Cobb und Mal wird intensiv beleuchtet und stellt
gewissermaßen das emotionale Zentrum des Films dar) nicht zu
unterschätzen ist. Leonardo Di Caprio zeigt erneut, dass aus dem
„Titanic“-Sunnyboy mittlerweile einer der besten Darsteller
Hollywoods geworden ist, für den der Hauptdarsteller-Oscar
eigentlich längst überfällig ist. Der ausgesprochen sorgfältig
ausgewählte Cast steht Di Caprio indes in kaum etwas nach.
Was
Inception allerdings zu einem unvergesslich
intensiven Filmerlebnis macht, ist ohne Frage die zweite Hälfte des
Films, die praktisch komplett in der Traumwelt spielt. Bei sowieso
schon wahnsinnig hohem Tempo, zieht Nolan die Spannungsschraube
kontinuierlich immer weiter an - ohne dabei jedoch die ruhigeren,
emotional aufgeladenen Momente zu vernachlässigen. Dass der
Zuschauer dabei trotz zeitweise insgesamt vier parallel geschnitten
Handlungssträngen die Übersicht behält, zeigt die ganze Genialität
des Films. Es versteht sich von selbst, dass die technischen
Qualitäten von
Inception (Kamera, Ausstattung,
Schnitt) ebenfalls auf ganzer Linie zu überzeugen. Besonders
beeindruckend und in dieser Form einmalig sind außerdem die
teilweise surrealen Action-Sequenzen in der Traumwelt, die von dem
brillanten Soundtrack des Films (für den Hans Zimmer endlich seinen
wohl verdienten zweiten Oscar bekommen könnte) perfekt begleitet
werden.
Nach dem nervenaufreibenden Showdown folgt – so viel sei verraten –
auch noch eines der besten Filmenden der Kinogeschichte, so dass
man nur noch den Hut vor Regisseur Christopher Nolan und seinem
bisher besten Film zieht:
Inception ist
intellektuell forderndes, emotional berührendes und visuell
atemberaubendes Bombast-Kino der Superlative.
Bild:
Das Bild von
Inception kommt auf Blu-ray in einem
Ansichtsverhältnis von 2,40:1 daher und wurde mit dem VC1-Codec
erstellt. Die Bildqualität bewegt sich auf insgesamt sehr hohem
Niveau und überzeugt mit einem absolut filmgerechten Look.
Wunderschön ist vor allem die Farbgebung des Films: Inception
wartet bei optimalen Kontrast mit warmen, gesättigten und
gleichzeitig (meistens) natürlichen Farben auf, der Schwarzwert ist
hervorragend. Ebenfalls toll ist die Detailzeichnung des Bildes:
besonders in den weitreichenden, sehr scharfen Panoramaaufnahmen
der Städte und in der sonstigen Umgebung, sind unglaublich viele
Einzelheiten zu erkennen, wobei auch die Nahaufnahmen eine
ordentliche Schärfe und viele Details aufweisen.
Insgesamt ist das Bild sehr plastisch und erreicht eine gute
Tiefenwirkung. Über einige wenige, vermutlich vom Regisseur bewusst
eher weich gehaltene Aufnahmen kann man in Angesicht des
überzeugenden Gesamtergebnisses locker hinwegsehen, zumal es
technisch gesehen nichts zu kritisieren gibt: Weder
Kompressionsartefakte noch Doppelkonturen oder sonstige Bildfehler
trüben den Genuss des Films. Auch wenn das Bild von
Inception am Ende unterm Strich nicht ganz
Referenzniveau erreicht, wird dieser Transfer jeden Filmfan
zweifellos voll zufrieden stellen.
Ton:
Deutsche Kunden dürfen sich bei der
Blu-ray von
Inception einmal mehr darüber ärgern,
dass Warner auch beim erfolgreichsten Film des Jahres keinen
deutschen HD-Ton anbietet. Neben der englischen 5.1 DTS-HD MA
Tonspur wirkt die deutsche Dolby-Digital-Version auf dem Papier
etwas mager, wenngleich das eigentliche Hörerlebnis diesen
negativen Ersteindruck recht schnell relativiert: auch die deutsche
Tonspur ist eine Wucht!
Der Einsatz der Surround-Boxen ist regelrecht aggressiv, die
Dynamik ist ebenso wie die Präzision der Effekte absolut
überragend. Darüber hinaus ist die Tonspur ausgesprochen räumlich,
der Zuschauer fühlt sich mitten im Geschehen. Dazu trägt auch der
qualitativ brillante Soundtrack bei, der sich gleichmäßig im Zimmer
verteilt und Konzert-Atmosphäre generiert. Wer empfindliche
Nachbarn hat, sollte allerdings den Subwoofer etwas herunter
drehen: der Bass ist extrem druckvoll und deckt auch die tiefsten
Frequenzbereiche ab. Hier hat die englische Tonspur ganz kleine
Vorteile, der Basseinsatz ist noch minimal präziser. Ansonsten gilt
auch für die Dolby Digital-Version: Genau so muss
Inception im Heimkino klingen! Die Tatsache, dass
auch die Dialogwiedergabe restlos überzeugt, ist schlussendlich ein
weiteres Indiz dafür, dass wir es bei dieser Blu-ray mit einer der
aktuell besten (verlustbehafteten) Tonspuren zu tun haben, der
lediglich Warners Sparpolitik die Höchstnote verhagelt.
Ausstattung:
Warner veröffentlicht
Inception auf insgesamt zwei
Blu-rays, wobei die erste Scheibe den eigentlichen Film und den
„Extraction Mode“ enthält. Dabei handelt es sich um mehrere kurze
Making-Of-Filme, die direkt in den Film integriert wurden. An
passenden Stellen hält der Film also an und zeigt das entsprechende
Feature mit den Hintergrundinformationen zu dieser Szene. Leider
sind diese Momente recht rar gesät. Die insgesamt 45 Minuten recht
interessantes Material lassen sich allerdings auch einzeln und
unabhängig vom Hauptfilm ansehen. Einen Audiokommentar oder gar ein
„Maximum Movie Mode“ (wie bei
Sherlock Holmes) gibt es aber
leider nicht.
Dafür hält Disk 2 ein außergewöhnliches Extra bereit: Teile des
phänomenalen Soundtracks liegen in DTS-HD Master Audio in einer
qualitativ überzeugenden 5.1-Abmischung vor (ca. 40 Minuten).
Darüber hinaus befindet sich noch eine interessante Dokumentation
über Schlaf und Träume (44 Minuten) sowie ein animierter Kurzfilm
(15 Minuten) auf der Blu-ray, welcher gewissermaßen die
Vorgeschichte zu
Inception erzählt und für Fans
durchaus sehenswert ist. Natürlich fehlen auch die Kinotrailer,
mehrere TV-Spots sowie die beiden Kunstgalerien nicht auf der
Scheibe. Insgesamt geht die (ausschließlich in HD vorliegende)
Ausstattung von
Inception durchaus in Ordnung,
wobei noch etwas detaillierte Informationen über den
Entstehungsprozess des Films wünschenswert gewesen wären.
Fazit:Technisch gesehen gibt es, abgesehen vom verlustbehafteten
Dolby-Digital Tonformat der deutschen Tonspur, wenig zu
kritisieren: Das ausgesprochen plastische und detaillierte Bild
überzeugt auf ganzer Linie und ist vom Referenzstatus nicht allzu
weit entfernt. Die Tonspur braucht sich auch im Vergleich mit der
englischen HD-Variante nicht zu verstecken und begeistert mit
glasklarem, druckvollen und extrem räumlichen Sound. Die Extras
sind etwas knapp, aber qualitativ gut und liegen in HD vor.
Mit
Inception ist Christopher Nolan ein weiteres
Meisterwerk gelungen: Ein Film, der den Verstand herausfordert und
gleichzeitig das Herz berührt; eine wilde Achterbahnfahrt durch
eine unfassbare Traumwelt, schauspielerisch und technisch auf
höchstem Niveau und bis zum brillanten Ende durchgehend fesselnd.
Inception ist der mit Abstand beste Film des
Jahres und darüber hinaus einer der besten Filme, die jemals
gedreht wurden. (jos)
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Bewertung:
Story:
10/10
Bild:
9/10
Ton:
9/10
Ausstattung: 7/10
Gesamt:
8/10
Kaufempfehlung9 von 10
Die Kaufempfehlung der Inception Blu-ray wird anhand der
technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story
berechnet.
TestgeräteBeamer: Epson EMP-TW 2000
Blu-ray Player: Sony Playstation 3
AV-Receiver: Onkyo 608
Boxensystem: Teufel System 5 THX Select