Der Exorzist - William Friedkin 1973
Im Jahre 1949 sorgte ein Exorzismus in einer amerikanischen
Kleinstadt für großes Aufsehen. Inspiriert durch diesen Fall
veröffentlichte der Autor William Peter Blatty 1971 seinen Roman
Der Exorzist. Das umstrittene Werk landete schnell
auf den Bestsellerlisten. Auch die Verfilmung des Stoffes ließ
nicht lange auf sich warten. Der junge Filmemacher William Friedkin
übernahm die Regie. 1973 feierte „der erschreckendste Film aller
Zeiten“ seine Premiere. 2001 erschien der Director's Cut des
Exorzisten. Paranormale Phänomene erzeugen oft eine Mischung aus
Furcht, Faszination und Neugier. Aber nur wenigen Filmen gelingt es
ein ganzes Land in Angst und Panik zu versetzen. Selten wurde ein
Stoff so intensiv diskutiert. Kann dieses schockierende Werk auch
heute auf Blu-ray noch Angst und Schrecken verbreiten?
Story
Pater Merrin (M. von Sydow) kehrt nach einem mysteriösen Fund von
seinen archäologischen Ausgrabungen im Irak zurück Inzwischen kommt
es im Hause der Schauspielerin Chris MacNeil (E. Burstyn) zu
beunruhigenden Ereignissen. Seltsame Geräusche auf dem Dachboden
kündigen das kommende Unheil an. Pater Karras (J.A. Miller) plagen
derweil ganz andere Sorgen. Er steckt in einer tiefen Glaubenskrise
und muss sich um seine kranke Mutter kümmern. Auch Chris kommt
nicht zur Ruhe. Sie stellt seltsame Veränderungen bei ihrer Tochter
Regan (L. Blair) fest. Ein Heer von Ärzten und Psychologen versucht
das Rätsel zu lösen. Doch die Schulmedizin scheitert und Regans
Zustand wird immer bedrohlicher. Chris sieht nur noch einen Ausweg.
Sie wendet sich mit einer ungewöhnlichen Bitte an Karras.
William Friedkin sorgte mit
French Connection für reichlich
Diskussionsstoff. Die Hatz auf die Beute rechtfertigte alle Mittel.
1973 widmete er sich mit
Der Exorzist einem nicht
weniger kontroversen Projekt. Die Gefahr, nur einen klischeehafter
"Gut-versus-Böse" Streifen zu produzieren, war auch Blatty bewusst.
In dem von ihm verfassten Script seines Romans, sollten die
Protagonisten nicht zu blassen Statisten in einem epischen Kampf
werden. Seine Wahl für die Inszenierung fiel dann auch nicht von
ungefähr auf den erfahrenen Dokumentarfilmer.
Friedkins analytische Herangehensweise gibt den Figuren und der
Geschichte Tiefe. Er skizziert nicht pauschal den Grenzgang über
den schmalen Grat zwischen Gut und Böse. Fides et ratio - Glaube
und Vernunft. Sind es zwei konträre Welten oder bilden sie eine
Einheit? Wenn das absolut Böse existiert, dann muss auch das
absolut Gute existieren, schlussfolgern die Protagonisten. Die
unschuldige Regan ist nicht das alleinige Ziel des Dämons. Sie ist
auch Mittel zum Zweck. Die Gesellschaft und ihre spirituellen
„Diener“ als vermeintlich unerschütterliche Bastion, galt es ebenso
zu erschüttern, wie das Publikum selbst. Karras, der langsam seinen
Glauben verliert, quält sich nach dem Tod seiner Mutter mit
Schuldgefühlen. Auch der herzkranke Merrin scheint zu ahnen, dass
er sich zum letzten Mal dem Dämon seiner Vergangenheit stellen
muss.
Friedkin transportiert mit steigendem Tempo das Grauen durch die
verschiedenen Handlungsstränge in das Bewusstsein der Zuschauer.
Die Inszenierung steuert vorbei an einer anfangs scheinbar normalen
Alltagswelt. Der Thriller bedient sich gekonnt bei den Stilmitteln
des Horrorfilms und der Dokumentation, ohne diese zum Selbstzweck
zu degradieren. Die Darsteller vermitteln überzeugend ihren
physischen und psychischen Zerfall. Die junge Newcomerin Linda
Blair agiert erschreckend realistisch. Auch der Bergman-Mime von
Sydow überzeugt in seiner Rolle. Der Exorzist zieht durch seine
dichte und bedrohliche Inszenierung auch heutzutage das Publikum in
seinen Bann. Man kann ihm nur einen augenzwinkernden Vorwurf
machen. Er ermutigte alternativ begabte Filmemacher zu billigen
Plagiaten, die letztlich in den hinteren Ecken der örtlichen
Videotheken ihr einsames Dasein fristen.
Bildqualität
Beide Versionen des
Exorzisten wurden mit dem VC
-1 Videocodec umgesetzt und erscheinen auf jeweils einer 50 GB
Blu-Ray in der vollen 1080p Auflösung mit einem Ansichtsverhältnis
von 16:9, 1.85:1. Sowohl die Kinofassung, als auch der Director's
Cut überzeugen fast über die gesamte Spieldauer mit einem scharfen
und teilweise plastischen Bild. Dazu trägt auch das feine Filmkorn
bei. Die kräftige Farbgestaltung vermittelt ein sehr schönes 70er
Jahre Gefühl. Eine gute Detailzeichnung offenbart vorher noch nie
gesehene Feinheiten. Man erkennt zum Beispiel jede sorgfältig
arrangierte Furche im Gesicht des künstlich gealterten von Sydow.
Ein sehr ordentlicher Schwarzwert verschluckt bis auf wenige Szenen
kaum ein Detail.
Ein guter Kontrast rundet den positiven Eindruck ab. Allerdings
gibt es auch wenige Szenen, die dieses Niveau unterschreiten. Hier
kommt es zu einem Rauschen und der Bildung von Artefakten. Ein
leicht unruhiger Bildstand und nicht optimale Farbübergänge sind
außerdem in der ersten Sequenz im Irak während des Sonnenaufganges
zu beobachten. Insgesamt hat man den
Exorzisten
aber nie besser gesehen. Die Blu-ray ist allen
DVD-Veröffentlichungen klar überlegen. Sie spendiert dem Zuschauer
ein HD-würdiges Bild, das die bedrohliche Atmosphäre noch
intensiver in die Heimkinos transportiert.
Tonqualität
Der geneigte Gruselfan bekommt auch mit dieser
Veröffentlichung wieder keinen deutschen Lossless-Sound geboten.
Die Kinofassung mit der Originalsynchronisation verfügt über eine
DD 1.0 Tonspur während der Director's Cut mit der neuen
Synchronisation in DD 5.1 vorliegt.
Dennoch überzeugt der DD 5.1 Ton mit vielen räumlichen Effekten.
Allerdings kommt er nicht besonders dynamisch daher. Zwar verfügt
er über einen ordentlichen Druck in den Actionsequenzen, die
Präzision der Geräuschkulisse könnte aber besser sein. Der Score
und die vielen Begleitgeräusche werden aber durchaus noch
akzeptabel bis teilweise sogar gut transportiert.
Hier erhält man ein insgesamt durchschnittliches HD-Erlebnis.
Anders sieht es bei der DD 1.0 Tonspur aus. Hier bekommt man zwar
einen durchaus druckvollen Sound geboten. Die Präzision ist aber
nicht der Rede wert. Auch auf Räumlichkeit muss man bei der
Monospur verzichten. Die Dialoge sind bei beiden Fassungen fast
immer klar zu verstehen. Nur ab und zu drohen sie in den Effekten
zu versinken. In der Addition reicht es für beide deutsche
Tonspuren aber nur zu einer durchschnittlichen Bewertung.
Ausstattung
Das umfangreiche Bonusmaterial liegt teilweise in HD und SD vor.
Neben dem sehr schönen und informativen 32-seitigen Booklet, das
u.a. alle wichtigen Fakten zur Produktion und den Darstellern
enthält, sind vor allem, die extra für diese Edition neu
produzierten Beiträge zu erwähnen. Dabei handelt es sich um Raising
Hell (30 Min, HD), Exorzist Drehorte (9 Min, HD) und Gesichter des
Bösen (10 Min, HD). Hier erhält der Fan viele Fakten zur Produktion
und der Rezeptionsgeschichte des Exorzisten.
Übrigens erfährt man auch, dass die Nachbearbeitung des Filmes,
u.a. der Schnitt, in einem Gebäude mit der Hausnummer 666
stattfand. Wenn das kein „Omen“ ist. Besonders empfehlenswert ist
auch der neue Audiokommentar von Friedkin, der sehr unterhaltsam
auf die beiden Versionen des Filmes eingeht. Außerdem ist ein
bunter Mix bekannter Features der DVD Veröffentlichungen vorhanden.
Die Angst vor Gott (77 Min, SD) ist für Fans besonders interessant.
Die üblichen Trailer, TV-Spots und Storyboards runden das Paket
ab.
Fazit
Der Exorzist erstrahlt in völlig neuem Glanz und beeindruckt durch
seine fast durchgehend gute Bildqualität. Anders sieht es bei den
Tonspuren aus. Hier reicht die Bandbreite von Mittelmaß bis recht
ordentlich. Die informativen und ausgewogenen Extras komplettieren
die liebevolle Edition dieses Klassikers.
Der Exorzist hat nichts von seiner verstörenden Anziehungskraft
verloren. Er ist immer noch ein Garant für einen schaurigen
Filmabend. Die Angstschwelle liegt inzwischen aber deutlich höher.
Die Wahrscheinlichkeit ist daher auch eher gering, dass auch heute
noch ganze Zuschauergruppen in Panik die angrenzenden
Sanitäreinrichtungen aufsuchen, um ihre Mägen zu entleeren. Dennoch
handelt es sich hier um ein Stück Filmgeschichte, das in keiner
guten Sammlung fehlen sollte.
Story: 10/10
Bildqualität: 8/10
Tonqualität: 7/10
Ausstattung: 8/10
Gesamt: 8/10
In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt
Kaufempfehlung: 9/10
Die Kaufempfehlung wird
anhand der technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der
Story berechnet.
Testgeräte
Panasonic TH-42PX80E
Philips BDP-7500
Onkyo TX-SR508
Jamo 5.1
"Here I am, brain the size of a planet, and they ask me to take you
to the bridge. Call that job satisfaction, 'cause I don't."
(Marvin, The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy)